Sonntag, 12. April 2020

Die schönsten Städte die ich besucht habe

Da wir wohl alle jetzt zuhause festsitzen und nirgendwo hin können - naja, es sei denn zum Supermarkt oder zur Apotheke - träumen so einige von uns von fernen Orten.

Ich träume seit Wochen abwechselnd von Flensburg (wo ich normalerweise immer vor Pesach hinreise), Berlin, Stockholm, Wien oder sogar von Städten wo ich noch nie war, wie New York, Kapstadt oder London.

Ich erzähle hier mal von einigen von den schönsten Städten in denen ich war, in keiner bestimmten Reihenfolge.

Fangen wir also an.

Berlin


Ich war mit 11 Jahren zum ersten Mal in Berlin, aber verliebte mich erst nach und nach in diese Stadt. Mein jetziges Verhältnis zur Stadt bekam ich allerdings erst als ich 2012 zum ersten Mal alleine in die Stadt reiste - da bekam ich das Bedürfnis, dorthin zu ziehen. Das hat sich allerdings nach meinen ersten Aufenthalt in Israel geändert. 

Wenn ich nach Berlin reise, bevorzuge ich es im Stadtteil Prenzlauer Berg zu wohnen, da ich dann dicht an der Synagoge Rykestraße bin, wo ich dann normalerweise am Schabbat zum G-ttesdienst gehe. Der Prenzlauer Berg ist auch an sich ein sehr schöner Stadtteil, der in den letzten Jahren auch sehr schon saniert wurde. Es ist ein sehr farbenfroher Stadtteil, und die Farben strahlen besonders im Sommer. Ein anderer Ort dort denn ich sehr gerne besuche ist der alte Jüdische Friedhof Schönhauser Allee, und die Kulturbrauerei ist auch ein sehr berauschender Ort im Sommer. 

Eines der Sachen die ich am meisten liebe ist das reisen mit der S-Bahn, und ich liebe vor allem die Aussicht wenn diese an das Pergamonmuseum und der Kuppel der Neuen Synagoge vorbeifährt. 

Der Kurfürstendamm ist auch ein sehr berauschender Ort, und bei Nacht ist da auch sehr schön beleuchtet. 

Andere Orte in Berlin die ich sehr liebe ist das Sony Center am Potsdamer Platz, wo auch die deutsche Kinemathek liegt. Im selben Gebäude ist auch eine Filmschule, in der ich mal studieren wollte. Und dann ist da noch die Gegend um die Neue Synagoge an der Oranienburgerstrasse in Berlin-Mitte, wo neben dem Museum im Centrum Judaicum der Neuen Synagoge auch der Monbijou-Park liegt, das Pergamonmuseum und der Dorotheenstätische Friedhof. 

Ich hoffe bald wieder da zu sein.

Tel Aviv 


Ich verliebte mich in Tel Aviv als ich die Stadt zum ersten Mal besuchte. Es ist eine Stadt, in der ich sehr gerne Zuflucht vor dem Balagan hier in Kopenhagen suche, und wo ich mich immer sehr zuhause fühle - vielleicht eines der Orte überhaupt, wo ich mich komplett zuhause fühle. Ich fühle dort ein ganz anderes Lebensgefühl, das ich nirgendwo anders finden kann.

Ich finde es sehr passend, wenn einige Tel Aviv als "Berlin am Meer" bezeichnen - denn es hat so einige von den Dingen, die man auch in Berlin findet, wie die vielen Cafés, besonders an der Dizengoff Strasse kann ich Parallelen zum Kurfürstendamm oder Unter den Linden finden.

Ich finde es auch so, dass selbst die einfachsten Straßenecken eine besondere Schönheit ausstrahlen.

Orte, die ich in Tel Aviv sehr gerne bin, sind der Strand, die Dizengoff Strasse, der Trumpeldor Friedhof, die Internationale Synagoge an der Frishman Strasse, Die Dizengoff Square, das alte jemenitische Viertel Kerem haTeimanim und der Carmel Markt.

Jerusalem 


Oh Jerusalem....die Hauptstadt Israels, die Hauptstadt des jüdischen Volkes. Auch ein Ort wo ich mich unglaublich zuhause fühle, und ein Ort, wo ich von Anfang an eine große Verbundenheit gespürt habe. 

Ich werde nie den Moment vergessen, wo ich zum ersten Mal die Kotel, die Klagemauer, besucht habe. Ich würde sogar sagen, dass das der wohl schönste Ort der Welt ist. Beim beten spüre ich da eine ganz besondere Energie, die sehr schwer ist, wo anders zu finden. Der einzige Ort, wo ich eine ähnliche Energie verspüre, ist in der Machpela in Hebron. 

Und generell finde ich die Altstadt sehr schön, und ich gehe da sehr gerne spazieren und fotografiere selbst die wohl so banalsten Dinge. 

Ein anderer Ort, den ich gerne besuche ist das alte bucharische Viertel (Schchunat haBucharim), dass Ende des 19. Jahrhunderts von bucharischen Juden aus Zentralasien erbaut wurde, und später von iranischen Kryptojuden (Nachkommen von Juden, die 1839 nach einem Pogrom in Maschhad allesamt gezwungen wurden, zum Islam zu konvertieren und danach im Untergrund das Judentum praktizierten) bewohnt wurde. 

Mea Schearim, das wohl berühmteste Viertel das meist von Haredim bewohnt wird, ist auch ein sehr berauschendes Viertel. Ich gehe da nur zum einkaufen hin, da es dort billiger ist Dinge einzukaufen als in Orten wo viele Touristen sind. 

Andere Orte die ich gerne besuche, sind der Ölberg, Jad Vaschem, das Israel Museum, Jemin Mosche, die Jaffa Strasse, und der Basar Machane Jehuda.

Wien


Wien besuchte ich zum ersten Mal 2013, auf dem Weg zurück aus Israel. Es war wohl auch da, wo ich realisierte, dass ich mich nur am Leben fühle, wenn ich reise, und dass ich ohne das reisen nicht leben kann. Ich war damals nur 8 Stunden in Wien, aber hatte da genug Zeit mich da in die Stadt zu verlieben. Ich war da im Volksgarten, und besuchte ein indisches Restaurant - Zum Moghulhof - und ging spazieren in der Nähe vom Parlamentsgebäude. 

Erst 2017 besuchte ich die Stadt wieder, und es war eine sehr, sehr schöne Woche, und ich hoffe bald wieder zurück zu sein. 

Ich besuchte da zum Schabbat den Stadttempel. Das war wohl die schönste Synagoge, die ich je besucht habe. Ich besuchte auch das Jüdische Museum, und war auch in der Leopoldstadt, wo ich mehrere koschere Restaurants besuchte. Ich besuchte auch die jüdische Abteilung vom Wiener Zentralfriedhof, und war auch am Stephansplatz. Ich besuchte auch das Schloss Schönbrunn, aber war nicht im Schloss, da sämtliche Führungen an dem Tag schon ausgebucht waren. 

Am Tag vor meiner Abreise besuchte ich noch das Leopoldmuseum, und als ich am nächsten Tag abreiste, kam es mir so vor als hätte ich die Reise gerade eben angetreten.

Stockholm 


Ich besuchte Stockholm zum ersten Mal letzten Sommer mit meinen Eltern - das waren wirklich unvergessliche Tage. Stockholm ist nicht nur die Hauptstadt Schwedens, sondern auch die grösste Stadt Skandinaviens. Wir wohnten in ein Hotel in der Vorstadt Nacka, und es waren ungefähr 50 Minuten zu Fuß zur Adass Jisroel Synagoge, die ich zum Schabbat besuchte. 

Stockholm ist kaum zu vergleichen mit Kopenhagen, da es nicht nur viel grösser ist, sondern einfach nur eine ganz andere Welt ist. In vielen Dingen ist Stockholm auch viel mehr pompöser als Kopenhagen, da die schwedischen Könige es liebten ein wenig zu übertreiben. 

Das sieht man vor allem im Palast, der in der Altstadt liegt. Ein sehr schöner Palast. Ein Besuch in dem Palast macht die Geschichten, die dort passiert sind, fast lebendig wenn man durch die Räume und Hallen geht. 

Die Altstadt an sich ist auch ein sehr schöner Ort. Doch überkam mir immer ein sehr komisches Gefühl, wenn ich an die Deutsche Kirche vorbei ging. Im 17 Jahrhundert kamen zwei wohlhabende jüdischen Familien aus Deutschland in Stockholm an, um sich da niederzulassen. Am Tag nach ihrer Ankunft wurde in der deutschen Kirche ein riesiges Fest angerichtet, zu dem Anlass dass diese jüdischen Familien sich an dem Tag taufen ließen, mit der schwedischen Königsfamilie als Taufpaten. 

Ich besuchte auch das jüdische Museum, und ich besuchte mit meinen Eltern auch den riesigen Schlosspark, der direkt vor der Stadt liegt. 

Stockholm will ich bald wieder besuchen.

Göteborg


Göteborg wird immer einen ganz besonderen Platz in meinen Herzen haben. Als ich damals im Frühling 2016 erfuhr, dass ich im darauffolgenden Sommer nach zwei Jahren meinen Gijur fertigmachen würde, sagte unser Gemeinderabbiner mir, dass ich vorher in Göteborg meine Brit Mila haben würde. Das bekam ich also, aber in dem Wochenende verliebte ich mich auch in die Stadt. 

Meinen Eltern hat es in Göteborg auch sehr gefallen, und im darauffolgenden Jahr fuhren wir also wieder nach Göteborg. Es ist eine sehr schöne, entspannte Stadt am Meer, und es ist sehr berauschend wenn man da durch die Strassen geht. 

In der alten Stadtmitte liegt die große Synagoge, umgeben von Hotels, und in der Nähe, an den Kanälen liegend, liegt das Stadtmuseum, dass ich mit meinem Vater besuchte. 

Einen Ort, den ich sehr gerne empfehlen würde währe der Vergnügungspark Liseberg, wo ich mit meinem Vater im Riesenrad sassen, und er fast Panik bekam. 

Auf dem Weg raus aus der Stadt besuchte ich mit meinen Eltern auch den alten Jüdischen Friedhof. 

Göteborg will ich auch sehr gerne wieder besuchen.

Istanbul


So, in Istanbul war ich zwar auch nur für einige Stunden auf dem Weg zurück aus Israel 2014, und ich sah auch nur den Taksim Platz, aber trotzdem will ich die Stadt hier miteinbeziehen.

Das war ein sehr schöner Aufenthalt, und ich habe wohl auch nur die Hälfte des Taksim Platzes gesehen, da der sehr riesig ist. Aber was ich gesehen habe war schon genug um mich in diese riesge Metropole zu verlieben.

Ich bin aber dann zurück zum Flughafen gefahren, als ich wirklich erschöpft war, da ich in der Nacht vorher nicht viel Schlaf hatte. Als ich dann am Flughafen Internet hatte, erfuhr ich, dass im zum Hebräisch-Studium an der Universität Kopenhagen zugelassen wurde. Da begann ein neues Kapitel in meinem Leben - ein Kapitel, dass letzten Februar nach 6 Jahren endete.

Brüssel 


Zu Beginn der Sommerferien 2017 hatte ich einen sehr schönen ein-Tages Ausflug nach Brüssel. Das war ein wirklich unvergesslicher Tag, und ich hoffe auch da eines Tages wieder zu sein. Ich war da auch an einen Bus, der durch die ganze Stadt fuhr, und es war ein sehr schöner, sonniger Tag. 

Als ich dann am Abend wieder zurück am Flughafen war, war ich sehr zufrieden mit dem Tag.

Hamburg


Oh Hamburg....diese Stadt mag zwar nicht so schön sein wie Berlin, aber dennoch ist es immer so schön da zu sein. Die Jüdische Gemeinde in Hamburg ist auch die Gemeinde, die ich am allerliebsten besuche, und ich habe die Stadt an sich regelmäßig seit 2017 besucht. Davor waren es meistens nur ein-Tages Besuche wenn ich für eine Woche in Flensburg war. 

Die Orte, die ich da am liebsten besuche, ist der Jungfernstieg, das Stadtzentrum, die Reeperbahn, Altona, der Jüdische Friedhof Altona, der Jüdische Friedhof Ohlsdorf, und die Synagoge Hohe Weide in Eimsbüttel. 

Sonntag, 22. März 2020

Corona-Chaos in Kopenhagen

Es war vor ungefähr zwei Wochen, gerade kurz nach Purim. Ich wollte ins Kino, um "Krudttønden" zu sehen, einen dänischen Film über die Anschläge im Februar 2015. Es war der einzige Tag in gerade der Woche, in der ich wirklich Zeit hatte, ins Kino zu gehen. Ich wusste zwar, dass man nun einige Sicherheitsmaßnahmen wegen dem Coronavirus nehmen würde, ich hatte allerdings keine Ahnung, dass es wirklich zum Lockdown kommen würde.

In der Stadt angekommen sehe ich, dass das Kino geschlossen ist - und die meisten anderen auch. Ich gehe dann sicherheitshalber zum Kino im Grand Teatret, da dass ein eher freieres Kino ist. Ich ging also rein, und fragte, ob die nun auch geschlossen seien. Die zwei Arbeiterinnen bejahten es, und sagten dass es wohl nun für einige Wochen so wäre. Ich ging dann zurück zum Bahnhof. Es war gruselig zu sehen, wie wenige draußen waren. Aber das, was das ganze noch gruseliger machte war die Tatsache dass da ein riesiger apokalyptisch wirkender Sturm war, der einen fast weg fegte.

Am Hauptbahnhof angekommen wurde dann per Lautsprecher gesagt, dass keine Züge rein oder raus aus Schweden fahren dürften, und die Restaurants und Imbisse am Hauptbahnhof durften nur ausser Haus führen. Ich fuhr dann nachhause.

Und seitdem bin ich meistens nur drinnen - ich gehe nur aus wenn ich einkaufen muss. Und dass dann auch nur wenn es mehr oder weniger nichts im Kühlschrank gibt.

Das Land ist nun mehr oder weniger stillgelegt.

Ich musste letzte Woche eigentlich zu zwei wichtigen Treffen im Jobcenter und meiner A-Kasse, aber beide wurden abgesagt.

Es deprimiert mich, das ganze mit anzusehen.

Was mich aber auch wütend macht ist wenn ich lese wie sich sehr viele Menschen sich nicht an die Regeln halten und sich in grossen Mengen treffen, was den Coronavirus verstärkt.

Ich glaube, wir werden hier noch eine Ausgangssperre bekommen.

Ich fürchte mich sehr vor dem Coronavirus, will aber nicht in Panik geraten. Aber trotzdem gehe ich so wenig es nur geht aus dem Haus, und hallte mich in meiner Wohnung für den Großteil der Zeit auf.

Und leider muss ich sagen, dass es mir deswegen schlecht geht, psychisch gesehen.

In meiner Gemeinde sind nun auch vorläufig alle G-ttesdienste und Ereignisse in der Synagoge und Gemeindehaus abgesagt worden.

Es ist auch gut so, so lange die Gefahr besteht, angesteckt zu werden.

Ich hoffe, dass wir trotz allem ein schönes Pessach erleben werden, und dass dieses ganze Chaos bald endlich vorüber ist. 

Mittwoch, 8. Januar 2020

Das Beste des Jahrzehntes

Note: Ich fing diesen Post an am 24/12 2019, da dass der einzige Tag war, wo ich Zeit zum bloggen hatte, bekam ihn jedoch nicht fertig. Also wurde er nun heute gepostet.

Ich habe keine richtige Zeit für einen richtigen Jahresrückblick, wie ich es gerne hätte, da ich wegen meiner Masterarbeit keine richtige Zeit dafür habe. Und so war es leider seit 2017, da ich da immer eine schriftliche Prüfung hatte.

Aber heute habe ich ein wenig Zeit, um das hier zu schreiben, und ich möchte hier nun (mehr oder weniger) das beste aus diesem Jahrzehnt auf diesem Blog sammeln.

Fangen wir an.

2011:
Der glorreiche Anfang: Hallo!!!!!!!
Die erste Filmkritik - Saint Clara (1996)

2012:
Der Tod von Whitney
Alice Walkers Antisemitismus
Claudia Ciesla/Cclaudia  
Wo ist Hu Xin? 
Die Juden von Kaifeng 
Wer - oder WAS - ist Irena Wachendorff
Manifest 2083 
Offener Brief an Irena Wachendorff 

2013:
Was ist PI News?
Der Tod von Chavez 
Das Braune Erbe der DDR 
Mein offener Brief an allen Sozialdemokraten
Abschiedsgefühl 
Berlin 2013 
Gedanken kurz vor der Abreise zum gescheiterten Kibbutz Aufenthalt
Nach der Rückkehr
Missbrauch des Kristallnachtsgedenken
Erkenntnisse  

2014:
Nazi Pilgern in Frankreich
Dinge, die man bei Gerichtsshows lernt (kleiner nachtrag: 2014 war auch das Jahr wo dieses Genre endete)
Filmkritik: Train de vie
35 Jahre Islamische Revolution
Der schönste 1. Mai meines Lebens 
Israel 2014 - eines der schönsten Sommer meines Lebens
Der kleine Aufenthalt in Istanbul
Letzter Schabbat auf Lolland  
Neuanfang 
Kristallnachtsgedenken in Kopenhagen

2015:
Die Tragödie von Kopenhagen
Tod von Fred Düren
Studienreise nach Israel
Young Adult, Mary Sues und anderes 
Was ist "Hogwarts Exposed"?
Bilder vom Jüdischen Friedhof in Nakskov 
Kleiner Einblick in das alte Leben in der Neuen Synagoge 
Eindrücke in der Synagoge Rykestrasse 

2016:
Gedenken ein Jahr nach dem Terroranschlag 
Nach 6 Jahren...
Nachruf für Ronit Elkabetz 
Sommer in Flensburg 
Brit Milah überstanden
Göteborg 2016
Zufälliges aus den Leseferien
Besuch in Sussia 
Nur noch ein Tag bis zum Gijur 
Das Ende meines alten Lebens
Berliner Impressionen 
Erstes Mal in Deutschland als Jude
Gedanken über den Sommer 2016
Jahreswechsel 5776/5777

2017:
Israel, Winter 2017
Jom Haatzmaut in Kopenhagen
Fuglsang nach 7 Jahren
Oreby 
Brüssel und Hamburg 
Besuch in Hebron 

2018:
Mein VIVA Moment

2019:
Das letzte Jahr der 2010er
Reflektieren über die Zeit nach dem Anschlag 2015
5 Jahre nach einem Trip nach Næstved
Noten eines Jahrzehnts
Abstieg und Ende des YA Dystopia Genres
Filmkritik: Ring
Impressionen vom alten Jüdischen Friedhof in Kopenhagen 
Gedanken zum Ende des Jahrzehnts 
Opfer der Shoah als Ausstellungsstück 
Jahresende 







Dienstag, 24. Dezember 2019

Jahresende nährt sich...

.....und nicht nur das Ende des Jahres, sondern auch das Ende des Jahrzehntes.

Ich habe es schon vorher geschrieben, aber mein G-tt fühlt sich das seltsam an.

Als dieses Jahrzehnt vor 9 Jahren anfing, hatte ich wirklich überhaupt keine Ahnung wie sehr dieses Jahrzehnt mein Leben verändern würde.

Und dabei fühlt sich für mich der Jahreswechsel 2009/2010 wirklich so an, als sei es erst gestern gewesen. Was soll man machen?

Verschiedene Bilder von verschiedenen Ereignissen aus meinem Leben. 
Es ist einfach nur merkwürdig. 

Und ich bin mal gespannt, wie die neuen Zwanziger werden. Ich hoffe nur dass es ein friedlicheres Jahrzehnt ist als es dieses gewesen ist, und ich hoffe dass ich meine ersten Novellen veröffentlichen kann. 

Wer weis, was kommen wird. Das kann wohl nur G-tt wissen. 

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Opfer der Shoah als Ausstellungsstück

Das Künstlerkollektiv Zentrum für Politische Schönheit hat vor dem Bundestag eine Installation aufgebaut die gegen Rechtsextremismus warnen soll. Teil der Installation ist eine Säule. Aber es ist nicht irgendeine Säule - die Säule ist nämlich gefüllt.



Womit den?

Nach eigenen Angaben hat das Künstlerkollektiv in mehreren Orten in Deutschland, Polen und in der Ukraine an den Orten, wo die Nazis ihre Morde verübten, nach Asche und anderen Überresten der Opfer gesucht. Das gefundene haben die dann in der Säule gelegt, und andere Asche verkaufen die nun als Halsketten.

Was ich davon halte?

Wie soll ich es sagen....GESCHMACKLOS. Obwohl, das ist sehr milde ausgedrückt. Es ist einfach nur schrecklich, was die da gemacht haben - mal abgesehen wie abartig die Aktion an sich ist, so hat das Kollektiv auch die Totenruhe der Opfer gestört, da nach jüdischen Gesetz die Totenruhe ewig ist. Deswegen dürfen jüdische Grabsteine auch nicht entfernt werden, und deswegen sind die jüdischen Friedhöfe auch (meistens) unter Denkmalschutz.

Geschmacklos finde ich auch die Empörung derer, die sich über die Empörung empören - so schrieb auf Twitter eine Gestalt (umformuliert) "Währe ich ein Opfer der Shoah gewesen, währe es mir eine Ehre, auf diese Weise gegen Rechtsextremismus zu warnen!" Das ist einfach nur krank.

Es zeigt jedoch auch wieder, dass diese selbsternannten "antifaschistischen" "Gedenkgruppen" die Opfer der Shoah doch völlig egal sind - nicht nur wenn man bedenkt, wie egal ihnen lebende Juden (egal ob in Israel, Europa oder sonstwo), sondern die Tatsache dass diese Mordopfer einer der schlimmsten Ideologien der Menschheit für ihre eigenen politischen Zwecke missbrauchen, eigentlich schon alles sagt.

Ich bin wütend.

Meiner Meinung nach sollte man die Überreste der Installation und der Halsketten an die Jüdische Gemeinde übergeben und dafür sorgen, dass die auf einem Jüdischen Friedhof die ehrwürdige, ewige Ruhe bekommen.  

Dienstag, 12. November 2019

Gedanken zum Ende des Jahrzehntes

Es sind nur noch zwei Monate zurück - nicht nur des Jahres 2019, sondern auch des Jahrzehntes der 2010´er. Ich finde es fühlt sich irgendwie seltsam an wie dieses Jahrzehnt nun endet. Es ist so viel passiert - nicht nur in meinem Leben, sondern auch in der Welt. In beiden Fällen jedenfalls viel Chaos.

Ich schreibe es jetzt nieder, da ich nicht weis ob ich die Zeit dazu am Ende Dezembers habe wegen meiner Masterarbeit, die am 31/12 abgegeben werden muss.

Ich bin nicht mehr dieselbe Person die ich war wie zum Anfang des Jahrzehnts, 2010. Ich war allerdings auch nicht mehr dieselbe Person als ich damals im Spätsommer 2011 diesen Blog hier eröffnete. Was ich allerdings an einigen meiner ersten Blogposts sehen kann, ist dass ich die Zeit vor dem Gymnasium vermisste. Das tue ich auch noch heute - allerdings nur zu einem gewissen Punkt. Hier zu muss ich jedoch sagen, dass ich damals schon der Meinung war, dass die schönsten Jahre meiner Grundschulzeit die 8. und 9. Klasse waren. Ich denke ehrlich gesagt nicht all zu gerne an die Jahre davor. Viel zu viel negatives.



Wenn ich jetzt an mich selbst vor 9 Jahren denke, bin ich irgendwie sehr beruhigt, dass ich heute die Person bin, die ich damals sein wollte. Damals realisierte ich, dass ich Jude werden wollte - schon vor meiner Entdeckung der jüdischen Abstammung fühlte ich mich - das seit einer gewissen Herbstnacht 2009 als Auslöser - zum Judentum und Israel hingezogen. Konnte es nicht erklären. Ich hatte mir jedoch schon lange vorher vorgenommen, das Christentum zu verlassen um dann entweder Buddhist oder Bahai zu werden. Allerdings war mir, obwohl mir die Philosophie und das Weltbild der beiden Religionen viel zusagte, als fehlte da dennoch etwas. Da sagte mir das Judentum viel mehr - und selbst als ich erfuhr, dass es möglich ist, durch Übertritt Jude zu werden, so wusste ich noch nicht, ob ich dazu geschaffen war.

Bin ich froh dass ich nicht aufgegeben habe.

Es hört sich vielleicht etwas merkwürdig an, aber ich erkannte dann auf einmal den Sinn meines Lebens - und das war, Jude zu werden.

Der Tag, an dem ich letztendlich aus der Mikweh heraustrat, ist bis heute der wohl glücklichste Tag meines Lebens. Was an dem Tag jedoch fehlte waren meine Großeltern und mein Onkel. Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt....

2008 fuhr ich zum ersten Mal alleine nach Flensburg, um eine Woche bei meiner lieben Oma H. zu verbringen. Es war deswegen auch eines der besten Sommer meines Lebens. Danach war ich immer zwei Mal im Jahr bei ihr - und mann wie ich das vermisse. Ich werde vor allem meine zwei Aufenthalte 2010. Ich erinnere mich wie in den Osterferien 2010 zu ihr fuhr, einen Tag nachdem ich 16 wurde. Irgendwie spürte ich, dass dieser Aufenthalt ganz besonders werden würde. Und das wurde er auch. Schon am ersten Abend hatte ich ein interessantes Gespräch mit ihr - ich hatte sie so einfach gefragt ob es denn in Flensburg eine Synagoge gäbe - sie sei sich nicht sicher, erzählte dann aber folgendes: In Deutschland haben viele einen jüdischen Nachnamen, da sich ihre jüdischen Vorfahren haben taufen lassen oder die jüdische Linie verschwand durch Mischehen - das war dann der Auslöser für meine Recherchen, und einige Wochen später nach dem Aufenthalt fand ich dann heraus, dass ich jüdische Vorfahren habe. Somit hatte ich dann den Sinn meines Lebens gefunden.

Von unserem Hotel in Miami Beach
In dem Sommer fuhr ich dann mit meiner Familie nach Miami - das war eine unfassbar schöne Zeit, nur zu schade dass ich damals nicht so viele Fotos machte. Wenn ich jetzt an die Zeit zurückdenke, so glaube ich, dass mir sich da eine ganz neue Welt öffnete. Wir wohnten in einer sehr jüdischen Gegend - ich war dann zum ersten Mal in einem koscheren Laden, und flüchtete nach einer Minute oder so wieder heraus, da es sehr überwältigend für mich war. Ich hatte dann ein plötzliches Bedürfnis, nach Flensburg zu reisen. Tat ich dann auch - und es war eines der besten Aufenthalte meines Lebens, obwohl nichts besonderes da passierte.

Dann fing die Gymnasienzeit an, und die Zeit vermisse ich überhaupt nicht. Nie in meinem Leben sind mir so falsche Menschen über dem Weg gelaufen, und ich war generell da meistens unglücklich. Ja, es gab hier und da auch schöne Momente, an die ich gerne zurückdenke, aber alles im allen wird mir schlecht wenn ich an diese Zeit zurückdenke.

Dann war da ja noch das Jahr 2011 - das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich kann nicht so richtig mit Worte fassen, wie schlimm es war. Mir ging es ja generell schlecht auf dem Gymnasium, aber für mich war das Jahr als schlimm markiert, als meine liebe Oma H. im Sommer starb nach einem schweren Schlaganfall Wochen zuvor. Ich kann nicht beschreiben, wie schlimm es mir ging. Mehrere Monate später, da war die 2. Klasse angefangen, da starb schon mein Opa, ganz überraschend, und am Tag danach mein Taufpate an Krebs. Nein, dieses Jahr will ich nicht wieder durchleben. In den Osterferien 2011 war ich zum letzten Mal bei meiner Oma zu besuch, und es war ein so schöner Aufenthalt - ich hatte, als ich abreiste, noch die Hoffnung, im Sommer zurückzukehren, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass sie Monate später aus dieser Welt gehen würde.

Dieses Bild von diesen Sessel mag zwar trivial wirken, aber dies war eines der letzten Bilder die ich vor meiner Abreise nahm. 
Das letzte Bild von dem Gebäude, wo meine Oma H. wohnte, hinten. 
Das Jahr 2011 traumatisierte mich sehr - und obwohl ich 2012 etwas aufatmen konnte und dort etwas weiter meine Seele bereicherte, so konnte ich erst 2014, nachdem ich nach Kopenhagen gezogen war, mich wirklich mit den Todesfällen 2011 konfrontieren und damit abschließen. Völlig abgeschlossen habe ich aber erst im Sommer 2016, als ich in der Woche meiner Beschneidung in Schweden noch einmal in Flensburg war um die anonymen Gräber zu besuchen. Davor war meine Oma K. gestorben, die dritte Frau meines Opas, und R., meine leibliche Oma mit der ich erst 2015 Kontakt aufnahm. 2015 starb meine Oma mütterlicherseits auch, und es hat mein Leben auch voll auf dem Kopf gestellt.

2012 entdeckte ich was anderes - Berlin! Ich hatte Berlin davor zwar schon mehrfach besucht, aber dieses Mal konnte ich die jüdische Geschichte der Stadt ausforschen. Allerdings fehlte mir damals der Mut, eine Synagoge zu betreten. Das konnte ich erst nachdem ich 2014 mit dem Prozess der Konversion anfing. Das war damals auch das erste Mal, dass ich allein in Berlin war. Also konnte ich tun und lassen was ich wollte.

Berlin im Sommer 2012, am Abend meiner Ankunft 
2013 wurde ich dann mit dem Gymnasium fertig, und nach einem weiteren fantastischen Berlin Aufenthalt reiste ich zum ersten Mal nach Israel, um in einem Kibbutz zu arbeiten. Da ich jedoch Opfer der Korruption dort wurde, musste ich nach zwei Monaten zurück nach Dänemark, wo ich für sehr lange Zeit in eine Depression fiel. Auf der Heimreise war ich zum ersten Mal in Wien - und dort realisierte ich, dass ich mich nur lebendig fühle, wenn ich reise.

Neue Synagoge Berlin, Sommer 2013 

Jerusalem, bei meinem ersten Aufenthalt in Israel 

Volkstheater, Wien 2013
Nun denn.

Im Sommer 2014 war ich dann wieder in Israel, während die Raketen der Hamas auf Israel flogen. Ich erlebte zum ersten Mal in meinem Leben einen Bombenalarm, und nichts desto trotz war es einer der besten Sommer meines Lebens, da ich fühle, dass ich in dem Sommer fürs Leben gelernt habe.

Am Hauptbahnhof von Kopenhagen in jener Sommernacht in der meine Eltern und ich nach Israel reisten. 
Tel Aviv, Sommer 2014 


In der Zwischenzeit war ich mit meinem Gijurprozess angefangen, schon vor meinem Umzug im August 2014.

Mit meinem Umzug begann dann endlich ein neues Leben mit guten und schlechten Tagen. Ein Jahr nach dem Umzug starb dann, wie vorher erwähnt, meine Oma mütterlicherseits. Das war ein tiefer Schlag.

Kurz darauf ging ich auf einem Studienausflug nach Israel, für eine Woche, und danach wieder nach Flensburg. Damit begann meine Tradition mit einer Woche in Flensburg vor Pesach.

Vom Carmelberg gesehen 
Nun ja, dieses Jahrzehnt ist vieles passiert. Ich habe sehr viele, fürs Leben prägende Erlebnisse gehabt, und habe auch sehr viele schöne Orte besucht, von Anfang an.

Ich finde es, wie ich schon am Anfang sagte, sehr seltsam, dass dieses Jahrzehnt genau so schnell endet wie es begonnen hat. Ich habe keine Ahnung wie die kommenden zwanziger Jahre aussehen werden, aber dennoch werde ich sie schön im Empfang nehmen.

Ich bin gespannt, was auf mich in dem Jahrzehnt erwarten wird. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...