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Freitag, 3. Januar 2025

Dizengoff Square, oder wie man einen Ort vermissen kann

Das Dizengoff Square in Tel Aviv, mit seinem ikonischen Springbrunnen, hat sich seit seiner Entstehung in den 1930er Jahren immer und immer wieder verändert. Das ist mir allerdings aus irgendeinen Grund ist mir das aber erst vor einigen Jahren klargeworden, aus irgendwelchen Grund auch immer. 

Der Springbrunnen im Sommer 2016 - in der Form, in der ich ihn drei Jahre zuvor kennenlernte

Als ich ihn 2013 zum ersten Mal besuchte, war der Springbrunnen recht Farbenfroh, und war auf einer Plattform die über eine Straße ging. 

Und jeden Freitag war da bis kurz vor dem Schabbat ein Flohmarkt, wo man oft kleine Schätze finden konnte, wenn man die Augen aufhielt. 

Das Dizengoff Square wurde 1938 nach vierjähriger Bauzeit eröffnet, und nach Zina Dizengoff, der Frau des ersten Bürgermeister der Stadt, Meir Dizengoff. 

Erst in den 70ern wurde der Platz so umgebaut, dass da eine Straße unter dem Springbrunnen war, und der Springbrunnen an sich kam dann so weit ich weis dann erst wieder 2012, wo er dann auch bunt gemalt wurde. 

So lernte ich ihn dann im Jahre darauf kennen. 

2014 bemerkte ich, bei meinem zweiten Israel-Aufenthalt, den Flohmarkt an der Seite, wo man runter zur Straße gucken konnte. 

Der Flohmarkt im Januar 2016. 



War schon etwas überrascht, Kunst aus Grönland da zu sehen 


Hier sieht man die Plattform am besten 


Persische Kunst, gesehen im Sommer 2015

Im Sommer 2015

Ich fand es immer berauschend, Freitags da zu gehen und die verschiedenen Sachen dort anzuschauen. Ich habe aber nie was gekauft - auch als ich im Januar dort mein Lieblingsalbum der israelischen Rocksängerin Yehudit Ravitz, Derech haMeshi aus dem Jahre 1984 fand, tat ich es nicht, auch weil ich nicht wusste ob es dem Flug zurück nach Kopenhagen überleben würde. 

Es war eines meiner Lieblingsorte in Tel Aviv, und eines der Höhepunkte während eines Spaziergangs an der Dizengoff Straße. 

Aber dann im Januar 2017 war alles vorbei. 

Der geräumte Platz nach dem Abriss, Januar 2017

Es wurden Partikel vom Abriss verkauft - wie bei der Berliner Mauer. 

Die Leute standen Schlange, um einen Teil vom Abriss zu kaufen. 

Naja. Ich war halt auf dem Weg dahin am Freitag, nachdem ich am Abend zuvor angekommen war. Ich hatte wirklich dringend das Bedürfnis, zum Flohmarkt zu gehen, aber wurde dann mit einer riesigen Schlange konfrontiert. Ich bemerkte dann, dass das Ende der Straße gesperrt war - und erst da fiel mir auf, dass da weder Busse noch anderer Verkehr auf der Straße war. 

So musste ich feststellen, dass das Dizengoff Square abgerissen worden war, um es in seinem ursprünglichen Zustand wieder aufzubauen. 

Das war ziemlich enttäuschend. 

Im November 2018 waren die Arbeiten fertig, allerdings wurde der neue Springbrunnen ohne Farben wiederaufgebaut. Und ohne Farben ist er noch heute. 

Dizengoff Square im Frühsommer 2023 - das letzte Mal, wo ich in Israel war 

Und ich muss so dann sagen, dass ich das Design vor dem Abriss 2017 besser mochte - da war einfach etwas berauschendes an dem Platz, auch mit dem Flohmarkt am Freitag. 

Der Flohmarkt kehrte nämlich nicht wieder zurück, nachdem die Bauarbeiten Ende 2018 fertig waren. 

Aber naja, man kann halt nichts dagegen machen. 

Mittwoch, 21. August 2024

Ein Tag in Ramla, im Mai 2023

Ich muss leider, wie viele andere Juden in diesen Zeiten, sagen, dass ich nicht mehr die gleiche Person war, die ich vor dem 7. Oktober war. Ich hatte letztes Jahr das Glück, im Mai für zwei Wochen nach Israel zu fahren, und ich hatte einen wirklich wunderbaren Urlaub. 

Am Tag nach meiner Ankunft nahm ich eine Tagesreise nach Ramla, eine Stadt, in der ich seit 2017 nicht mehr war. Ich habe schon vorher über meine zwei vorherigen Reisen dorthin geschrieben. 

Außerhalb meiner Wohnung in Tel Aviv 
Eine Seitenstraße am Ben-Gurion Boulevard 

Ich nahm einfach, wie die vorherigen Male, den Zug dorthin. Ich hatte den Savidor Bahnhof in Tel Aviv wirklich sehr vermisst. 

In Ramla angekommen, machte ich mich zu aller erst auf dem Weg zum Schuk, dem Basar. 

An dem Tag war nicht so viel los auf dem Basar

Eines der Gründe, weswegen ich mich so sehr auf den Trip nach Ramla gefreut hatte, war, weil ich während der Pandemie über die Zisterne von Ramla und über den Weißen Turm gelesen hatte, und ich ein Besuch in Ramla im vorherigen Jahr einfach versäumt hatte, aus diversen Gründen. 

Bevor ich mich aber auf dem Weg zur Zisterne machte, brauchte ich ein wenig spätes Frühstuck am Schawarma Stand. 


Minarett beim Schuk 

Denkmal in Erinnerung an den Unabhängigkeitskrieg 


Eingang zum alten Hospiz 

Da ich kein Internet hatte, hatte ich am Morgen Screenshots von Google Maps gemacht, um die richtigen Straßen auszumachen. Es war zwar etwas tricky, aber ich habe nach einer kleinen Weile die Zisterne gefunden. 

Die Zisterne von oben 
Es war sehr heiss, als ich unten in die Zisterne kam - und ich war zu dem Zeitpunkt auch der einzige Besucher. Aber ich war wirklich beeindruckt von der einfachen Schönheit der Zisterne. Sie stammt aus der frühen islamischen Epoche, und hat am Eingang auch eine Inschrift aus dem Jahre 789 in klassischer arabischer Schrift. 

Ich setzte mich also in ein Boot, und ruderte dann los durch die Zisterne. 







Es wird vermutet, dass diese Art der Architektur wegen dieser Zisterne, die die Kreuzritter besuchten, nach Europa kam 



Die Boote 




Nachdem ich dann mehrfach durch die Zisterne gerudert hatte, machte ich mich dann auf dem Weg zum Weißen Turm. 

Das war dann etwas leichter, weil ich den Turm, ein altes Minarett, schon vom weiten aus gesehen hatte, und somit wusste, in welche Richtung ich gehen sollte. 

Der Weiße Turm von Ramla 

Der Weiße Turm ist das Minarett, und auch das einzige vollständig erhaltene, von der alten weißen Moschee, das in der frühen islamischen Periode erbaut wurde. 

Oben angekommen, sah ich dann dieses Nest:

Ein kleines Taubennest 

Die Landschaft vom Turm aus gesehen war aber auch nicht schlecht:





Was vom Rest der Moschee geblieben ist. 


Als ich dann vom Turm runterkam, ging ich zuerst zum naheliegenden Friedhof. 


Danach hatte ich jedenfalls einfach nur Durst. Und ja, mein Wasser war zu diesen Zeitpunkt bereits ausgetrunken worden. So schnell geht das. 

Ich machte mich danach wieder auf dem Weg zum Bahnhof, und hatte dann Abendessen bei meinem Lieblingsitaliener in Tel Aviv. 


Nach dem Essen machte ich mich dann wieder zurück zur Wohnung und entspannte mich für den Rest des Abends. 

Am nächsten Morgen kam jedenfalls dann die schreckliche Feststellung:

Ich hatte einen Sonnenbrand! 

Montag, 15. Juli 2024

Meine erste Reise nach Zfat

 

Der blaue Himmel über Zfat, Juli 2014 

Ich schreibe derzeit zwar ziemlich oft über den Sommer 2014, aber was soll´s. Das war ein unglaublich schöner Tag den ich nie vergessen werde. (wenn das gesagt ist, mache ich wohl bald einen separaten Post über die fünf schönsten Tage 2014, da es schon 10 Jahre her ist) 

Nunn denn. 

Am Tag zuvor war es Schabbat. An dem Tag ging ich einen sehr langen Spaziergang mit meinen Eltern von unserer Wohnung am Ben-Gurion Boulevard nach Jaffa, wo wir einen schönen Tag in der Altstadt verbrachten. 

Blick nach Tel Aviv von Jaffa

Es war jedenfalls ein schöner Tag in Jaffa, aber als wir zurück nach Tel Aviv an sich wollten, nahmen wir ein Taxi - zurück war der Weg halt viel zu weit. Abends aßen wir dann beim Mexikaner an der Bugrashov Straße. Und es war eigentlich geplant, dass wir am nächsten Tag nach Haifa sollten. Denn obwohl der Kibbuz wo ich im Jahr zuvor war in der Nähe von Haifa war, war ich in den zwei Monaten nicht ein einziges Mal dort. Und ich freute mich auf die Reise - aber halbwegs beim essen sagten meine Eltern, dass die am nächsten Tag lieber einen weiteren Strandtag haben wollten. Ich sagte, dass ich dann einen Reisetag für mich allein mache - aber nicht nach Haifa, denn das sollten wir zusammen machen. Ich entschied mich also, nach Zfat zu fahren, und das nachdem ich mir selbst die Entscheidung zwischen Zfat und Akko gegeben hatte. 

Am nächsten Tag, nachdem meine Eltern zum Strand gegangen waren, packte ich mein Rucksack, und nahm ein Taxi zum Busbahnhof. Der Taxifahrer war Ukrainer - das sah ich an der Fahne am Fenster. Da dies nur wenige Monate nach dem Euromaidan war, war die ukrainische Flagge an mehreren Orten in Tel Aviv zu sehen. 

Am Busbahnhof angekommen, fragte ich nach einen Bus nach Zfat - mir wurde dann gesagt, dass es keine direkten Busse gibt, ich aber den Bus nach Kirjat Schmona nehmen sollte, und dann bei einer Kurve in Rosch Pina aussteigen sollte, und dann von da den Bus nehmen. Ich stieg also hinein in den Bus nach Kirjat Schmona, und von dem Moment wo er von der Plattform - mit dem wunderschönen Panorama von Tel Aviv - runterfuhr, fühlte ich mich zum ersten Mal seit einer sehr, sehr langen Zeit wieder frei. Es war ein so tolles Gefühl, wieder im Egged-Bus zu sitzen, und eine Tagesreise zu machen. 

Ich genoss die Aussicht vom Fenster, und zum ersten Mal sah ich auf einer Mofa einen Fahrer, der sein Handy auf der Mofa als Navigation benutzte und gleichzeitig auflud. Das war ein sehr, sehr seltsamer Anblick damals, aber heute sieht man es überall. 

Der Bus fuhr dann raus aus Tel Aviv und kreuzte dann natürlich die Städte Herzliya und Netanya auf der Autobahn, und dann irgendwann ging es dann in die Berge. Dann, als der Bus bei der Stadt Jokneam war, gab es dann einen riesigen Stau. Es fühlte sich seltsam an, denn der Stau war ziemlich Steil - und nach einer gefühlten Ewigkeit ging es dann endlich weiter. 

Ich kam dann bei der Kurve in Rosch Pina an, und dann, während ich auf den Bus wartete, kam ein Taxi vorbei - die Beifahrerin, eine britische Einwanderin, fragte, wo ich hin sollte. Ich sagte dann, ich sollte nach Zfat, und mir wurde die Mitfahrt angeboten. So kam ich dann also nach Zfat. 






Ich machte mich also von der Bushaltestelle dann auf dem Weg zum Stadtzentrum - und wurde überwältigt von der Aussicht über die Berge. Es war wunderschön. Aber ich hatte auch wirklich Hunger - und so fand ich eine kleine Pizzeria in einer kleinen Straßenecke, und hatte eine kleine Pizza mit Champignons. 

Danach ging ich dann weiter durch das Stadtzentrum, und durch einige der steilen Gassen und Treppen nach unten. Die Stadt hängt immerhin am Berg. 

Irgendwann aber sah ich, wie spät es geworden war, und ich ging zurück zur Bushaltestelle - dort entschied ich mich jedoch, ein Taxi runter zur Kurve zu nehmen, und dann wieder von dort auf den Bus nach Tel Aviv zu warten. Der arabische Taxifahrer sagte dann, dass sich hinter den Bergen am Horizont Syrien befinden, wo ein schrecklicher Bürgerkrieg ist. Das war ein ziemlich mulmiges Gefühl, zu den Bergen hinzuschauen. Er setzte mich dann also an der Kurve ab, und nach 5 Minuten war schon der Bus da, und ich war so glücklich, als ich sah, wie wenige in dem Bus waren. 

Ich setzte mich wieder am Fenster, und ich genoss, wie es draußen dämmerte. Die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen war ein so schöner Anblick. Und ich genoss die Aussicht so sehr. 

Irgendwann hielt der Bus an einer Tankstelle, für ungefähr 20 Minuten - so konnte man noch aufs Klo, oder Snacks holen. Diese Tankstelle hatte zudem noch McDonalds, und so holte ich mir dann ein paar große Fritten, die ich dann im Bus aß. 

Ja, an solche trivialen Dinge erinnere ich mich auch. 

Die Fahrt zurück nach Tel Aviv war wirklich ein Genuss - so genoss ich auch all die Lichter der Autobahn, als der Bus die Bergregion des Nordens wieder verlies. 

Zurück in der Wohnung in Tel Aviv war ich dann alleine, meine Eltern kamen dann eine Stunde oder so später zurück. Sie waren in einem Restaurant und hatten dann einen schönen Spaziergang an der Promenade. 

Dieser Tag war wie gesagt einer der schönsten des Jahres 2014 und ein Tag, an dem ich so gerne zurückdenke. 

Im folgenden Jahr ging ich auf eine weitere Reise nach Zfat nach dem selben Schema, aber - obwohl der Tag an sich schön war - konnte aber nicht mit dem vom Jahr zuvor mithalten. 

Ich wollte diesen Tag dieses Jahr gerne wiederholen, aber dass muss bis nächstes Jahr warten. 

Nun spüre ich wirklich, dass ich einen Urlaub brauche - ich hoffe wirklich, entweder im August oder September (jedenfalls vor Rosch Haschana im Oktober) einen kleinen Urlaub zu machen. Es passiert derzeit recht viel...

10 Jahre Charlie Hebdo und Hypercacher

  "Je suis Charlie" ging um die Welt.  Heute ist es schon zehn Jahre her, dass der Terroranschlag bei der Redaktion der französisc...