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Donnerstag, 16. Februar 2023

Purimgedanken

Purim steht wieder vor der Tür, und ich freue mich schon wieder darauf. Gestern schrieb ich ja über meine Gedanken und Eindrücke zum 8. Jahrestag der Terroranschläge in Kopenhagen, und beim schreiben wurde ich dann auch darüber erinnert, wie ich am Tag nach Dan Uzans Beerdigung dann im Chabadhaus zum ersten Mal einen Kochkurs besuchte - und dort ging es um Hamantaschen, da Purim vor der Tür stand. 

Es war eine schöne Abwechslung nach all den Eindrücken der Tage zuvor. Und ich erlebte dann auch zum ersten Mal, wie die Polizei nun 24/7 am Chabadhaus war, und in der Zeit waren sie dann meist im Keller, wo die Garderobe vorher war (und nun wieder ist, da die Polizei nun andere Quartiere bekommen haben). 

Ich hatte vorher noch nie einen koscheren Kochkurs besucht, und freute mich - hier muss ich auch sagen, dass obwohl ich das kochen an sich liebe, hatte ich nicht mehr wirklich gekocht, seit ich im vorherigen Spätsommer nach Kopenhagen gezogen war, da meine Küche sehr klein war und es nicht viele Möglichkeiten zum kreativen Kochen gab. Also freute ich mich schon sehr darauf. 

Es war auch ein recht schöner Spätwinterabend: 

Østerport in der Dämmerung 



Damals lag die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in dem Gebäude - jetzt liegt sie in einem hässlichen Hochhaus in Nordhavn 

Østerbro ist generell ein sehr schöner Stadtteil am Abend 

Im Chabadhaus angekommen ging es sofort los mit dem Kochkurs. Es fing an mit der Erklärung darüber, was Kaschrut eigentlich ist, und dann einen Hintergrund über den Ursprung der Hamantaschen. Und dann ging es mit dem backen los. 



Bevor es in den Ofen kam...

Fertiggebacken....

Es war ein wirklich gemütlicher Abend - dennoch hatte ich an dem Abend keinen al zu grossen Hunger, und deswegen gab ich die Hamantaschen die ich gebacken habe dem Polizisten im Keller. 

In der darauffolgenden Woche hatte ich dann mein erstes Purim, und es war so wunderbar. 

Im Nationalmuseum beim fasten - dieses Gesicht vergisst man nicht 

Und nun, springen wir sieben Jahre in die Zukunft, ins Jahr 2022. 

Denn da gab es in Kopenhagen zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie ein richtiges Purimfest, so wie es sich gehört. 

Ich bin dann wieder, so wie 2015 und 2019, ins Nationalmuseum gegangen, um die Zeit während des Fastens totzuschlagen. 

Die Säulen an der Seite des Nationalmuseums in den Farben der ukrainischen Farbe 

Am Eingang zum Nationalmuseum 

Ein Kronleuchter aus dem 18. Jahrhundert 

Indische Wasserpfeife 

Nachdem ich im Nationalmuseum war, ging ich dann langsam in Richtung Synagoge, und vertrieb die Zeit da um beim Antiqvariat bei Strøget vorbeizuschauen, bis ich dann kurz vor Beginn des G-ttesdienstes bei der Synagoge war. 

Für Spenden 

Ah, die Große Synagoge Kopenhagens...

Aus dem Buch Esther 

Es wurde zum ersten Mal seit 2019 zu Purim aus der Torah gelesen - in den Jahren 2020 und 2021 waren da nicht genug Männer anwesend, die gefastet haben 

In der Synagoge dauerte es dann eine kleine Weile, bis alle Leute auf ihren Plätze waren, und dann konnte der G-ttesdienst an sich anfangen. Daraufhin wirkte folgendes wie ein Wunder - zum ersten Mal seit 2019 waren da genug Männer anwesend, die gefastet haben, damit die Torah aus dem Schrank genommen und daraus vorgelesen wurde. Ich habe den Torahschrank aufgemacht. Es fühlte sich großartig an. 

Und natürlich wurde viel Krach gemacht, sobald beim Lesen des Buch Esther der Name Haman erwähnt wurde. 

Nach dem G-ttesdienst wurden im Gemeindehaus zum Fastenbrechen wieder Hotdogs serviert, und es fühlte sich so gut an - danach ging ich mit einer Freundin ins Chabadhaus, wo eine Purimfeier war. 

Am nächsten Tag ging ich wieder - zum ersten Mal seit 2020 - zur Jüdischen Schule, um dort mit den Vorbereitungen zur Purimfeier dort zu helfen. Es ging alles sehr gut, und es fühlte sich einfach nur wieder gut an, zum ersten Mal seit 2020 wieder so etwas mitzuerleben. 






Es gab dann auch vor dem Essen ein recht witziges Erlebnis - es fehlten noch mehrere Flaschen Wasser, also wurde mir und einem jungen Chabadnik einen kleinen Ziehwagen und etwas Geld gegeben, damit wir beim Supermarkt die Straße hinunter Wasserflaschen zu kaufen. Und kaum waren wir an der Straße, fing es an zu regnen. Es fühlte sich schon etwas seltsam an, Lederhosen zu tragen und offen Kippa zu tragen - aber naja, es war ein Erlebnis. Als wir dann bei der Kasse standen, wurden wir gefragt, ob wir so wegen St. Patricks Day gekleidet waren - wie gesagt, das war ein Erlebnis! 

Nachdem die Feier auf der Jüdischen Schule vorbei war, ging ich wieder zum Chabadhaus, da dort dann auch eine kleinere Feier war. 




Es war einfach wieder so schön, wie ein richtiges Purim zu erleben, ohne jeglichen Corona-Einschränkungen wie in den Jahren zuvor. 

Ich hoffe, das kommende Purim wird wieder so schön. 

Mittwoch, 15. Februar 2023

8 Jahre danach

 

Kerze und Blumen an der Synagoge am ersten Jahrestag des Anschlags, 2016 

Oh ja, ich habe schon mehrfach über den Terroranschlägen vom Valentinstag-Wochenende in Kopenhagen im Februar 2015 geschrieben. 

Aber es lässt mich nicht los, 8 Jahre danach. 

Es hilft auch nicht, dass die Terroranschläge beides Opfer vom Out of Focus Effekt wurden, zu dem Punkt, wo viele Dänen vergessen haben, dass es überhaupt passiert ist. 

Die Opfer waren der Regisseur Finn Nørregaard und der Wachmann Dan Uzan. 

Ich hatte damals ja schon die Angst gehabt, dass bei uns so ein ähnlicher Anschlag wie in Paris um Charlie Hebdo und Hypercacher passieren würde, und leider wurde meine Angst bestätigt. 

Ein sehr schöner Anblick an einem eigentlich sehr tristen Morgen 

Am Morgen nach dem Anschlag an der Synagoge bin ich mit der S-Bahn in die Stadt gefahren. Ich wusste zwar, dass der Unterricht im Gemeindehaus wegen dem Anschlag abgesagt worden war, aber ich musste das geschehene mit eigenen Augen sehen. Und auf der Straße auf dem Weg zur Synagoge lagen (wegen dem Valentinstag) viele Rosen. Da nahm ich das Foto auf, oben abgebildet. 

Es war auch ein sehr, sehr nebliger Morgen. 

Aber danach war nichts mehr so, wie es mal war. 

Vor dem Anschlag hatten wir nur Polizei an den Synagogen zu Feiertagen (wie Jom Kippur) oder zu Veranstaltungen wo viele Anwesend waren - nach dem Anschlag bekamen wir Polizeischutz 24/7 an beiden Synagogen, am Chabadhaus und bei der Jüdischen Schule. 

Ab Jom Kippur 2017 bekamen wir dann die Armee vor den Synagogen - und dann Anfang Februar im letzten Jahr wurde die Armee abgezogen, und nun ist es wieder nur die Polizei. Ich bin zwar froh darüber, dass wir unseren Schutz haben - sowohl unser eigenes Sicherheitspersonal (allesamt Freiwillige) als auch die Polizei - aber dass wir nun nicht mehr die Armee vor unseren Toren haben, gibt mir schon was zu denken. 

Ich denke auch gerne zurück an dem Montagabend nach dem Anschlag, wo da ein kleiner Gedenkabend in der Synagoge gehalten wurde (der eigentliche richtige Gedenkabend wurde erst nach Dan Uzans Beerdigung gehalten, aber da war ich nicht dabei - ich war einfach zu erschöpft nach all den Veranstaltungen...), und danach ging ich mit Freunden mit der Menschenmenge von der Synagoge nach Østerbro, bei Krudttønden, wo so viele Menschen waren und wo sogar Bühnen aufgestellt wurden und Reden gehalten wurden und Lieder gesungen wurden. Inklusive eine Frau, die John Lennons "Imagine" sang - inzwischen ist aber in der Welt soviel passiert, dass ich dieses Lied nicht mehr hören kann und es auch nicht mehr ernst nehmen kann. 

Die Flagge war überall auf Halbmast gehalten - hier auf meinem Campus auf Amager 

Der Gedenkabend in der Synagoge

Die Menschenmenge bei Krudttønden, Østerbro 

Ich weis nicht warum, aber der Anblick der kurdischen Flagge an dem Abend machte mich irgendwie glücklich 

Wie ich schon im letzten Jahr sagte, so bedeutete das alles letztendlich nichts - es war alles performativ, und wie ich schon zu Anfang sagte, so haben sehr viele Dänen bereits vergessen, dass es alles passierte. 

Am nächsten Tag machte ich mich dann auf dem Weg zu Dan Uzans Beerdigung. Das war nicht nur das erste Mal, dass ich auf einer jüdischen Beerdigung war, sondern auch das erste Mal, wo ich zur Beerdigung einer Person ging, die ich nicht sehr gut kannte, und mein erstes Mal, dass ich diesen Friedhof, den die Jüdische Gemeinde noch heute benutzt, besuchte - die Beerdigung von Dan Uzan machte aber einen so grossen Eindruck auf mich, dass ich den Friedhof erst zwei Jahre später wieder besuchte. Und heute ist es eines der Orte, wo ich sehr gerne Spaziergänge gehe. 

Ich nahm jedenfalls dann die S-Bahn zur damaligen S-Bahnstation Kongens Enghave, und das war das einzige Mal, wo ich an der Station ausstieg, den kurze Zeit darauf wurde die Station geschlossen und abgerissen, um dann mit der Station Carlsberg ersetzt zu werden. 

Kongens Enghave Station, in ihren letzten Lebensmonaten 

Das Gebäude hier wurde ebenfalls abgerissen 

Im Treppenhaus

Bei Sønder Boulevard - mein erstes Mal dort 



Ich wartete dort auf einen Freund, der ebenfalls zur Beerdigung wollte. Ich hatte ein wirklich mieses Gefühl in der Form von Kopfschmerzen, weil ich so viele Eindrücke in den letzten Tagen bekommen hatte. 

Als wir dann zum Friedhof gingen, war schon die Polizei da und mehrere Besucher waren schon angekommen, allerdings dauerte es noch eine Weile bis die Beerdigung an sich anfing. Ich glaube sogar, dass sie sich ein wenig verspätete - und dann fanden mein Freund und ich uns wieder in der Trauerhalle. 

In der Trauerhalle 

Es waren sehr viele Menschen da. Und den Tag werde ich nie vergessen - und es dauerte dann noch sechs Jahre, bis ich wieder so viele Menschen zu einer Beerdigung sah, zur Beerdigung unseres alten Oberrabbiners Bent Melchior im Sommer 2021. 

Zudem muss ich sagen, dass es der Tag war, wo ich mich wirklich als Teil dieser Gemeinde fühlte. 

Als ich wieder zuhause war, war ich einfach nur erschöpft. 

Und jetzt, acht Jahre später, denke ich immer noch an die Tage von damals, wie sie mein Leben veränderten, und wie sie unsere Gemeinde veränderte. 

Verändert hat sich auch anderes - so sind seit 2015 mehrere die ich aus der Gemeinde kenne nach Israel gegangen, und haben dort ein neues Leben begonnen. Eine Familie hatte schon vorher Alija-Pläne gehabt, aber der Anschlag hat ihren Prozess nur beschleunigt, und so verließen sie Dänemark in Richtung Israel schon vor dem Jahresende 2015. 

Meine Zeit kommt auch bald, und ich leite schon dieses Jahr die ersten Vorbereitungen ein. 

Freitag, 21. Oktober 2022

Erinnerungen an einen Umzug, 7 Jahre später

 

Der Weg, der viele Erinnerungen bringen würde

Es war der Oktober 2015. Ich war in Flensburg im Urlaub, und besuchte gerade das Kunstmuseum auf dem Museumsberg. Dann bekam ich einen Anruf - es war meine Vermieterin. Sie sagte, es sei nun eine größere Wohnung verfügbar. Ich sagte ja, und ich erzählte dann, wann ich wieder zurück in Albertslund sein würde, und dann würde ich mir die Wohnung ansehen. 

Einige Tage später saß ich dann im Zug zurück, und ich kam dann in der Dunkelheit des Oktobers wieder zurück nach Albertslund. Es war nun ein ganzes Jahr her dass ich Lolland verlassen hatte, und in Kopenhagen ein neues Leben anfing. Ich hatte mich nun an das Leben dort gewöhnt, und ging jeden Tag zur Universität. Ich ging nun auch regelmäßig in die Synagoge zum Schabbat, und so oft es ging zum Unterricht im Gemeindehaus. 

Am nächsten Tag ging ich zur Vermieterin, und ich bekam den Schlüssel für eine Besichtigung. Es war jedenfalls sehr viel Platz. 








Bevor die Dächer 2018 erneuert wurden...

Die Bäume draußen wurden dann zwei Jahre später abgehackt, und ein Charme verschwand.

In einigen Wochen, im November, würde ich dann zum zweiten Mal umziehen. Und das ganze erinnerte mich dann auch schön daran, wie sehr ich es hasse, umzuziehen. Der ganze Stress, und der ganze Wunsch, dass das ganze bald endlich vorbei ist. 

Kurz darauf wurde es dann auch sehr, sehr kalt - es war wohl der kälteste Herbst in einer sehr langen Zeit. 

Ich begann dann auch langsam damit, Kartons zu packen und in die neue Wohnung zu bringen, bis zu dem Wochenende wo ich dann ganz umziehen würde, wo meine Eltern dann auch kommen würden. 

Bei einer Unterrichtsstunde im Jüdischen Gemeindehaus - hier lernten wir Pirkei Avot

Das Packen. 
In der Zeit begann ich auch über das vergangene Jahr nachzudenken, aber das wesentliche würde da erst später kommen. 

Und es war auch etwas stresshaft zwischen dem Umzugschaos auch zur Universität zu gehen und auch noch den Unterricht im Gemeindehaus zu passen. Aber letztendlich hat alles funktioniert wie es sollte. 

Am Tag vor dem Umzug war ich noch im Kino um den letzten Hunger Games Film zu sehen - und somit war es vorbei mit der Filmreihe, die den YA Dystopia Craze 2012 startete und der dann im kommenden Frühling an sich sterben würde. 

Nun denn. 

Es kam dann der Tag, wo ich umzog, und meine Eltern kamen etwas verspätet an - mit meinem Hund, da niemand an dem Wochenende auf in aufpassen konnte. Es war sehr schön, dass er mit dabei war. 

Unser kleiner Helfer 



Letztendlich haben wir den Umzug alle geschafft. Und ich muss sagen, an dem Wochenende fing der Winter an - denn es fing plötzlich an zu schneien. 

Das war der Anblick aus dem Fenster vom ersten Morgen in der neuen Wohnung 

Es war recht kalt - und dann mussten wir noch bei Ikea was holen, und auch noch bei Netto - und dann gingen wir wenigstens Sushi essen in Rødovre. 

Letztes Putzen in der alten Wohnung

Der Schneebedeckte Rasen vor meiner alten Wohnung

Blick in die neue Wohnung


Im Winter sah dieser Teil des Morbærhaven besonders schön aus

In Rødovre - das Restaurant existiert inzwischen nicht mehr


In Tåstrup

Netto in Glostrup


Es war ein recht ereignisreicher Anfang vom Winter 2015 - und es kamen so viele neue Eindrücke für mich in der Zeit. 

Letztendlich war es eine sehr schöne Zeit. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...