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Sonntag, 2. Juni 2024

Die Dämonisierung des Reisens, oder "Tourismus ist Kolonialismus"

 

In den Bahai Gärten von Haifa, Juli 2014

Ich glaube, das erste richtige Mal wo ich das Reisen an sich so richtig, wirklich genossen habe, war als ich mit 12 mit meiner Familie im Frühling 2006 eine Woche in Paris verbrachte. Wir wohnten in einem kleinen Schloss außerhalb der Stadt, umgeben von einer schönen ländlichen Natur. Die Eindrücke der Reise habe ich nie vergessen, und zwei Jahre später ging die Reise dann nach Bali. 

Ein Schrein im Wasser 

Blick über ein Tal 

Eine der vielen Reisfelder 

Und ein Jahr später dann nach Thailand, im Jahr darauf Miami. 

Aber als ich dann im Sommer 2012 zum ersten Mal alleine nach Berlin reiste, spürte ich etwas besonderes. Aber es war erst nachdem ich von meiner ersten Reise nach Israel zurückkehrte, dass mir auffiel, dass ich mich nur lebendig fühle, wenn ich reise. Vor allem realisierte ich das, als ich auf dem Weg zurück nach Dänemark einen 8-Stündigen Aufenthalt in Wien hatte, eine der schönsten Städte die ich je gesehen habe. 


Das machte mich nachdenklich. 

Das Volkstheater 

Im Volksgarten

Im Sommer 2014, einen Monat vor dem Umzug nach Kopenhagen, verbrachte ich einen Monat in Israel. Darüber habe ich schon oft geschrieben hier, aber eines der Gründe, weshalb ich den Monat immer wieder erwähne, liegt daran, weil es für mich eine absolute Selbstfindungsreise war. Es war fühlte sich toll an, im Bus Richtung norden nach Zfat zu fahren, und einige Wochen später dann nach Eilat im Süden. Es war sowas von notwendig für mich. Die Reise wollte ich diesen Sommer wegen dem 10. Jubiläum wiederholen, aber der Krieg und ein wichtiges Praktikum - das ich genieße - haben dafür gesorgt, dass diese Reise erst nächstes Jahr stattfinden wird. 

Kopenhagen am Tag der Abreise - wir warteten auf dem Bahnhof auf dem Bus zum Flughafen, da der Zug gestrichen wurde wegen technischer Probleme

Der Strand von Tel Aviv

In Jaffa, mit Tel Aviv am Horizont 

Zfat 

In der Altstadt von Jerusalem 

In der Wüste Negev, auf dem Weg nach Eilat 

Jerusalem vom Ölberg aus gesehen 

Auf der Rückreise hatte ich dann einen schönen 8-Stunden Aufenthalt in Istanbul, wo ich in der Gegend vom Taksim Platz spazieren ging. Auch da wurde mir wirklich klar, wie wichtig für mich das reisen ist. Auch eine Woche nach dem Umzug nach Kopenhagen war ich mit meinen Eltern in Hamburg für ein verlängertes Wochenende (wegen einer Hochzeit). Auch das war so ein Genuss. 

Fahnen auf dem Taksim Platz 

Monument am Taksim Platz 


Eine Gasse in Istanbul 

Bei einer Kirche an der Straße 

Erfrischung



Nahe beim Hauptbahnhof in Hamburg 

Wie gesagt, ich liebe das Reisen, und die ganzen Eindrücke die dadurch entstehen. 

In den USA, ist jedoch seit dem Schicksalhaften Jahr 2016 eine neue Anklage gekommen, von den üblichen Verdächtigen aus der Woke-Bewegung:

Reisen ist schlecht, und es ist eine Form von Kolonialismus. 

Echt jetzt? 

Und Artikel die diese Sichtweise verbreiten gibt es viele - sowie hier, hier, und hier

Diese Artikel haben alles eines gemeinsam, und das ist die sehr linke amerikanisierte oder Amerika-zentrische Weltanschauung, und die Autoren benutzen ebenfalls oft Wörter wie "Post-Kolonialismus" oder gar "Intersektionalität". 

Am meisten habe ich aber solche Kommentare auf Facebook oder Twitter (jetzt X) gesehen, und das immer nur von linken Amerikanern. 

Einer sagte "Ich hasse es, wenn Leute einen sagen, Reisen sei was inspirierendes oder gar gutes, das ist für mich nichts anderes als alternativer Kolonialismus!" 

Ich kann diese Art der Argumentation nicht ernst nehmen, da ich da einfach nur sehe, wie engstirnig diese Gestalten sind. Ich persönlich glaube, dass dieses zeigt, dass diese halt nichts von der Welt lernen wollen und lieber in ihrer wohlhabenden amerikanischen Vorstadt bleiben wollen und über die ach so ungebildete Arbeiterklasse lästern wollen, während die gleichzeitig sich selbst vormachen, was für tolle Menschen die sind, da sie sich für ein Waffenstillstand in Gaza einsetzen und ihre Pronomen in ihren SoMe Profilen hinzufügen. 

Also, wenn ihr die Möglichkeit habt, geht auf eine Reise. Egal wohin. Sieht die Welt. 

Und nein, es ist keine richtige Reise, wenn ihr zum Beispiel nach Mallorca fliegt und die das Hotel verlässt. 

Und natürlich muss ich dann auch hinzufügen, sei kein Arschloch auf der Reise, und behandle die Einheimischen gut. 

Denn das Gegenteil ist sowas von ekelerregend. 

Freitag, 17. Mai 2024

Velma - die wohl schlechteste, meist gehasste Serie der neuen Zwanziger

 

SHE HAS NO BRAIN 

Oy vey, das war schon sehr bizarr, als Ende 2022 bekannt wurde, dass Mindy Kaling eine Animationsserie für Erwachsene produzieren würde, die gleichzeitig auch ein Scooby Doo Spin-Off sein würde - ohne Scooby Doo selbst. Die Serie sollte dann eine Origin-Show über den Charakter Velma sein, die hier von Mindy Kaling gespielt wird, und....man sah da schon, dass es eine Art Self Insert Fanfiction sein würde, in der Mindy Kaling Velma zu ihrer eigenen Mary Sue machen würde. In Interviews sagte Mindy Kaling dann, wie sehr sie sich als Kind mit Velma identifizierte, und deswegen machte sie Velma dann hier auch zur Inderin. 

Tja. 

Dann kam der Januar 2023, und die ersten zwei Folgen kamen auf HBO Max, und....es war wirklich schlecht. Damals kamen die Folgen immer zwei Folgen pro Woche, es lief also wöchentlich. Trotz der schlechten Kritiken war schon eine zweite Staffel angekündigt, die dann letzten Monat rauskam. Allerdings so gut wie ohne Promotion, und dann - so wie man es von Netflix oder Amazon Prime kennt - mit allen Folgen auf einmal. Und das erstaunlichste? Die zweite Staffel ist sogar schlimmer als die erste! 

Hier muss allerdings gesagt werden, dass sehr oft, wenn eine Serie grünes Licht bekommt, gleichzeitig auch eine zweite Staffel genehmigt wird - die muss dann laut Vertrag produziert werden, egal welche Rezeption die erste Staffel bekommt. 

Nun denn, reden wir nun aber darüber, was die Serie so schlecht macht. Und nein, es ist nicht das "Racebending", das ist nicht das Hauptproblem. 

Und ja, es wird gespoilert. 

Das Hauptproblem ist das Script. Und die Tatsache, dass die Charaktere, allen voran Velma Kaling (so nenne ich sie jedenfalls), sehr unerträglich sind. 

In der ersten Staffel geht es hauptsächlich um das Rätsel der verschwundenen Mutter von Velma, Diya. Der Hauptkonflikt fängt jedenfalls damit an, dass eines Tages eine Leiche in Velmas Spinnt in der Damendusche der Schule gefunden wird - ohne Gehirn, was auch den einzig richtigen Lacher der Serie verursacht, "She has no brain!" 


Jedenfalls muss Velma beweisen, dass sie nicht die Täterin ist, aber das wird schnell vergessen, da dann sehr schnell klar wird, dass der Hauptteil jeder Folge sehr, sehr viel Meta Humor ist, statt eigentliches Storytelling. 

Es tauchen dann zwei weitere tote Schülerinnen auf, deren Gehirn entfernt wurden, und irgendwann lernt Velma über ein Geheimes Projekt der Regierung namens Project SCOOBI, was dazu führt, dass sie "Wait, what did SCOOBI do?" sagt-

Ja. 

Ach ja, und ein zweiter Teil der ganzen Staffel ist das ewige hin und her mit ihrer Beziehung die Daphne, die mit Rivalität anfängt und dann im laufe der Staffel zu einer sehr toxischen Liebesbeziehung wird, in der Velma eine sehr grauenhafte feste Freundin ist. 

Ach ja, und nach einigen wackligen Episoden, Meta Humor und Relationship Angst taucht Velmas Mutter wieder auf, und sie wurde hypnotisiert. Und dann kam heraus, dass Freds Mutter dahinterstand, und die Morde begangen hat (und ach ja, dank der Technologie des SCOOBI-Projekts sind die Gehirne der Mädchen noch am Leben in Wassergläsern), und nach einen finalen Kampf stirbt sie weil sie von einen Stalaktit getroffen wird, was dazu führt, dass Velma neben ihrer frischen Leiche twerkt. 

Ja, und die Staffel war nicht einmal zu Ende, und Velma wurde zur am schlechten bewerteten Serie aller Zeiten auf IMDB gekürt. 

Und das mit guten Grund. Die Charaktere sind kaum zu ertragen, die Witze landen nicht, und der Humor ist zu einfach und zu sicher. 

Die zweite Staffel ist aber noch schlimmer, wie ich schon erwähnte. 

Die Charaktere sind noch schlimmer geworden, und die Witze sind noch flacher. Und es war so schlecht, dass es drei Wochen dauerte, bis ich damit fertig wurde. 

Nun denn, in der zweiten Staffel geht es darum, dass ein Serienmörder mittelaltrige Männer tötet, und dessen Genitalien abhackt. Ja. Gleichzeitig wird Norville/Not!Shaggy mit Visionen von Freds Mutter geplagt, da er ein schlechtes Gewissen hat, und Fred ist noch dümmer geworden weil er einer Last Minute Lüge seiner Mutter glaubte, dass sie vom Geist der Wissenschaftlerin hinter Project SCOOBI, Edna Perdue, besessen war. Irgendwann kommt zudem raus, dass Edna Perdue nicht damals in der Psychiatrie starb, sondern am Leben ist und in der Psychiatrie eine Art Spa Erlebnis für Gehirne macht, oder sowas ähnliches. Und ach ja, dank einer neuen Schülerin belegt Daphne Velma unter einen Fluch, und dann kommt heraus, dass der eigentliche Mörder Scrappy ist, aus Gründen. Und ach ja, Velmas Stiefmutter Sophie hatte auch etwas mit dem ganzen zu tun, dann tötet Scrappy Velma, Edna tut die Gehirne der Mädchen zurück in ihre Körper, und Velma tötet Scrappy indem sie für einen Moment in seinen Körper geht und seine Seele rausschubst. Und dann ist da ein Cliffhanger der dann zu Halloween aufgelöst wird, den Velma hat keine Lust ins Jenseits zu gehen. 

Ja, und das war der beste Versuch, das ganze Geschehen der Staffel zusammenzufassen. 

Wie ihr sehen könnt, ist alles wirklich auseinander, nichts ergibt wirklich Sinn, und es ist gleichzeitig alles was los ist mit Serien aus den USA seit den späten 2010´ern. 

Velma Kaling ist auch eine der schlimmsten Mary Sues aller Zeiten, und das sagt wirklich was. 

Die Serie hat den Titel meistgehasste Serie unserer Zeit wirklich verdient. 

Montag, 8. April 2024

Die Faszination der falschen Identität

 


Letztes Jahr kurz vor den letzten Tagen der Pesach-Woche lass ich einen Artikel über einen im Frühling 2020 verstorbenen Schriftsteller, von den ich bis zu dem Tag noch nie etwas gehört hatte. Der Artikel beschreibt wie er kurz vor seinem 60. Geburtstag an Corona starb, und wie sein Mann kurz darauf entdeckte, dass so gut wie alles was sein Mann ihn über sein Leben erzählte eine Lüge war. 

Die Rede ist von Herman Glenn Caroll, oder wie er sich selbst nannte, H. G. Carrillo. Seine offizielle Geschichte war, dass er 1960 in Havanna geboren war, mit sieben Jahren nach Spanien kam, und dann nach einigen Jahren zog die Familie in die USA. Er erzählte zu Lebzeiten auch gerne, wie er als Kind als Klavier Protegé ein Wunderkind war, dass um die Welt zog. Später erzählte er seiner Familie, dass er dabei war, ein Wunderkind zu adoptieren, zu dem Punkt, dass sie Grußkarten für den Jungen machten, bis er ihnen schließlich erzählte, dass aus der Adoption nichts wurde.  Seinen vielen Partnern würde er auch viele Geschichten auftischen, die allesamt ebenfalls erfunden waren. 

Seine wahre Geschichte ist, dass er 1960 als Herman Glenn Caroll in Detroit in eine gut ausgebildete afroamerikanische Familie geboren wurde, und später mit seinem Vater brach, nachdem dieser seine Homosexualität nicht tolerieren wollte. Schon in seiner Jugend fing er an, Geschichten zu erfinden, und es wurde klar, dass er es nicht anders konnte. 

Später legte er sich den Namen H. G. Carrillo zu, behauptete, Kubaner zu sein, und machte damit Karriere in akademischen Kreisen. Er veröffentlichte in Zeitschriften und Anthologien Kurzgeschichten, bis er 2004 seinen einzigen Roman, "Losing my Espanish" veröffentlichte. 

Innerhalb der kubanisch-amerikanischen Gesellschaft, von der er selbst behauptete, Angehöriger zu sein, blieb er weitestgehend unbekannt. So beschrieb vor einigen Jahren eine kubanisch-amerikanische Bloggerin, dass er auf der Universität mehrfach mit anderen Lateinamerikanern (Hispanics auf englisch) und sogenannten "People of Color" verkehrte, aber nicht mit Kubanern. Er schrieb somit über kubanische Exilanten, aber nicht für sie - und hat anscheinend alles getan um nicht auf welche zu stoßen. 

Innerhalb seiner Prosa, die sehr prätentiös geschrieben ist als eine Art Mischung aus englisch und etwas spanisch, findet man viele Wörter oder Slang, die Kubaner nicht gebrauchen, die stattdessen aus dem mexikanischen oder dominikanischen spanisch stammen. 

Ich musste, nachdem ich den Artikel letztes Jahr zum ersten Mal las, sehr oft an den Frühsommer 2015 denken, wo eine gewisse Rachel Doležal international bekannt wurde, nachdem bekannt wurde, dass sie Jahrelang vorgab, schwarz zu sein. 

Und die Story, brachte mich dann zu einem anderen Betrugsfall, aus dem Jahr 2008:

So veröffentlichte eine Gewisse Margaret B. Jones ein Buch mit ihren Memoiren, mit dem Titel "Love and Consequences", in der sie ihre Erinnerungen als Pflegekind weisser und indianischer Herkunft, und wie sie bei einer schwarzen Frau "Big Mom" in einem Ghetto in Los Angeles aufwuchs in der Mitte von rivalisierenden Gangs, und wie sie daraus kam und aufs College kam. 


Das Buch wurde überall gelobt, von Oprah Winfrey bis hin zur New York Times, und die letztere veröffentlichte sogar ein Porträt der Autorin mit Bild. 

Und ein Tag später kam heraus, dass die Geschichte frei erfunden war, denn sie wurde von ihrer eigenen Schwester enttarnt. So lautet ihr eigentlicher Name Margaret Seltzer, und sie wuchs gut behütet in einer weißen Mittelklassefamilie auf. 

Ich fand sogar ein Video von ihr, gemacht vor ihrer Enthüllung - dort spricht sie in einen falschen afroamerikanischen Slang:


Und im Falle von Margaret Seltzer kann ich nicht aufhören, folgendes zu denken:

Dachte sie, sie würde damit durchkommen? Sie gab öffentlich Interviews, und ihr Foto war in der New York Times - dachte sie wirklich, niemand aus ihrem alten Leben würde hervorkommen, und sie enttarnen? 

So wurde sie halt von ihrer Schwester enttarnt. 

Aber die ganz große Frage die ich stelle, ist die hier:

Warum?

Warum eine komplett neue Identität erfinden?

Ist die eigentliche Identität einfach zu langweilig? 

Zu peinlich?

Ähnlich wie beim Fall der Misha Defonseca  habe ich bei Herman Glenn Caroll kein Mitleid. Ja, die Umstände seines Todes waren tragisch, aber im ganzen Bild kann ich wirklich kein Mitleid empfinden. Auch wenn ich lese, wie er behauptete Kubaner zu sein, aber die eigentlichen Exil-Kubaner mied (das erinnert mich irgendwie an Irena Wachendorff, selbst wenn sie behaptete, Vorbeterin in der liberalen jüdischen Gemeinde Gescher laMassoret zu sein), verstehe ich den Schmerz den viele von ihnen Gegenüber der Art, wie er sie in ihrer Prosa zeigte. Mal abgesehen davon hat es seiner Mutter weh getan, dass es ihn peinlich war, einfacher Afroamerikaner zu sein. 

Man muss jedenfalls bei diesen Fällen bedenken dass es nicht die ersten Fälle ihrer Art sind, noch sind es die letzten. Zudem finde ich dass "Special Snowflake Syndrome" den Zustand solcher Personen auch gut erfasst. 

Man schaue sich mal das Phänomen der Kostümjuden im deutschsprachigen Raum, alle Paar Jahre wird ein neuer Kostümjude entlarvt. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...