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Donnerstag, 20. Juli 2023

Mein Campus - ein kleiner Rückblick

 

Mein Campus auf Amager, aufgenommen im März 2016

So, ich wusste im Herbst 2013, dass ich auf die Universität in Kopenhagen gehen wollte, und dort hebräisch studieren würde. Allerdings hatte ich überhaupt keinerlei Ahnung, welcher Campus es war und wo er lag, oder wie es aussehen würde. 

Dann verging ein ganzes Jahr, und eine Israel-Reise später war es nun so weit. Es war zwei Tage nach meiner Rückkehr, da fuhren meine Eltern und ich zuerst nach Albertslund, um dort meine neue Wohnung zu sehen, und nach der Wohnungsbesichtigung fuhren wir nach Amager, zu meinem Campus, Københavns Universitet Amager, oder KUA (jetzt "Søndre Campus"). 

Sowohl meine Eltern und ich waren recht beeindruckt von der quasi-brutalistischen Architektur, und ich freute mich schon auf die Intro-Woche, die in der letzten Woche des Monats August stattfinden würde. Es war ein recht seltsames Gefühl - kurz danach fuhren wir zurück nach Albertslund um dort Pizza zu essen. 

Nun denn - kurze Zeit danach hatte ich meine letzten Wochen auf Lolland, wo vieles geschah, und in einem der Tage kam ich alleine nach Kopenhagen, weil ich in Albertslund meinen Wohnungsschlüssel holen musste (und mich da verlief), und danach zu einer Veranstaltung auf dem Campus für neue Studierende. Es war ein recht gemütlicher Abend, und ich traf im Zug zurück nach Lolland auf einem Freund aus dem Gymnasium, mit dem ich dann ein gemütliches Gespräch hatte - und sah ihn danach nie wieder. 

Dann kam der Umzug, und eine Woche nach dem Umzug musste ich dann für eine Nacht zurück nach Lolland, da wir am nächsten Morgen für ein verlängertes Wochenende nach Hamburg reisten, zur Hochzeit meines Cousins. 

Hamburg 2014

Am Tag vor der Abreise meiner Eltern musste ich dann selbst abreisen, da am nächsten Tag die Intro-Woche auf dem Campus begann. Es war schon ein Erlebnis, zum ersten Mal mit diesen Zug zu fahren, und da nicht in Nykøbing auszusteigen. 

Am nächsten Tag kam ich dann zum ersten Mal mit der S-Bahn und der Metro zum Campus, bei der Station Islands Brygge. Das war schon ein Erlebnis. 

Wir von den Nahost-Studien kamen dann zusammen und hatten dann mehrere Aktivitäten, wo wir uns kennenlernen sollten - seltsamerweise erinnere ich mich nur an eine der Aktivitäten, und was in den sonstigen Tagen bis zum Freitag passierte erinnere ich mich nicht. Nur, dass wir von der Hebräischklasse unseren Lehrer entweder am Dienstag oder Mittwoch zum ersten Mal trafen, und sonnst nichts. Wahrscheinlich gab es mehrere Vorträge, die allesamt so gleich waren dass die sofort wieder vergessen wurden. 

An eines, erinnere ich mich aber noch sehr gut, vom ersten Tag der Intro-Woche:

Wir wurden von der Kantine zum obersten Stock geführt, und da war eine Terrasse, mit einer sehr guten Aussicht über Amager. Da wurde uns gesagt, hier gehen die, die ihren Abschluss machen, und kamen dann in einen Raum neben der Terrasse. 

Ich wusste an dem Tag dass ich da stehen würde wenn ich meinen Abschluss machen würde. 





Im laufe des ersten Semesters musste ich leider feststellen dass die meisten Unterrichtsstunden nicht im Hauptgebäude, sondern in einem der Nebengebäude auf der anderen Seite des kleinen Flusses stattfinden würden, und das war schon eher enttäuschend. Erst später kamen wieder mehr Unterricht im Hauptgebäude, wo die Klassenräume viel freundlicher und weniger deprimierend waren. 

Allerdings wurde ab 2015 ein Großteil des Komplexes außerhalb der Gebäude zu einer Baustelle, die erst Ende 2018 fertig wurde. 

Baustelle, Frühling 2017 

Ich fand dass die Baustelle irgendwie aussah wie ein dystopisches Einöde. 

Trotz allen hatte ich immer das Gefühl, als betrete ich eine andere Welt, wenn ich den Campus betrat. Eine Welt voller Klassenräume und verschiedenen Postern - und in Zeiten der Wahl eigentlich nur Poster von der linksradikalen Partei Enhedslisten. 

Frühling 2016, am Tag vor meiner Reise nach Flensburg 

Die Brücke die vom einen Ufer zum nächsten führte - im Hintergrund die Bibliothek und Studentenwohnheim 





Ich liebte es auch den Campus zu fotografieren. 

Mein bestes Semester würde ich mein vorletztes Semester nennen, im Frühjahr 2019. Aber dazu später ein separater Post. Eines der Gründe dafür war, weil ich da zum ersten Mal auch die juristische Fakultät besuchte, und vom Ort irgendwie angetan wurde. 

Blick von Fields in Richtung zum Campus am Horizont 

Frühling 2019

Auf der Wand i der juristischen Fakultät 




Am Tag meiner letzten Prüfung des Frühjahrssemesters 2019 - und da begann für mich meine letzten Sommerferien 

In meinem letzten Semester, im Herbst 2019, war ich sehr selten auf dem Campus da ich zuhause an meiner Masterarbeit schrieb oder Leute für die Arbeit interviewte. 

Im Januar 2020 war ich dann zum letzten Mal auf dem Campus, um Bücher die ich für die Masterarbeit geborgt hatte zurückzugeben. 

Dann weit hin zum August 2021 - ich sitze im Zug von Helsingør nach Kopenhagen und bekomme erst dann die Mail zur Einladung zur Abschlusszeremonie für beide Jahrgänge 2020 und 2021, und ich entschied mich dafür, dorthin zu gehen. 

Es war die Woche nach Simchat Torah. 

Ein Freund von mir würde dabei sein, und ich nahm zum ersten Mal seit Januar 2020 die Metro nach Islands Brygge, und es war ein so bizarres Gefühl da wieder nach so langer Zeit da zu sein. Ich begab mich dann zu der Aula, wo die Diplome und Becher vergeben wurden. Man musste sich vorher registrieren, da nicht alle vom Jahrgang teilnehmen wollten. 

Es war ein sehr regnerischer Tag. 

Und war da Platz für die Fahrräder. 


Diese Plattform wurde Ende 2019 fertiggestellt 

Beim Café wo ich damals immer einen Cortado kaufte zum Beginn des Tages 

In der kleinen Aula 

Es war schon recht seltsam, nach so langer Zeit einige Mitstudierende, Lehrer und Professoren nach so langer Zeit wiederzusehen. 

Und es war noch seltsamer, als mein Name aufgerufen wurde und ich mein Diplom und Kaffeebecher erhielt. Das fühlte sich richtig an. 

Und nach der Zeremonie ging es dann hoch zu der Terrasse, wo ich seit dem Spätsommer 2014 nicht mehr war, wo ich wusste, dass ich da zum Abschluss stehen würde. 

Und so fand ich mich wieder da - zwar im Regen und Grauwetter, aber ich war da, so wie ich es sieben Jahre vorhersah. 

Wir gingen dann rein in den Raum nebenan, wo wir auf die anderen warteten. 

So einen kleinen Schrein habe ich nicht erwartet 


Die Pinnwand, mit weniger als sieben Jahre vorher 



Mit Portrait vom jungen Putin 

Passend. 


Die eigentliche Feier 
Danach kamen wir alle in einen kleineren Raum wo es Champagner, Soda und Frucht gab. Ich redete dann mit einigen Mitstudierenden, Lehrern und Professoren, und dann nach 20 Minuten verabschiedete ich mich, und dann war´s dann. 

Somit war das Kapitel für mich abgeschlossen. 

Es klingt vielleicht etwas seltsam, aber ich fühlte in dem Augenblick, dass es das richtige war, und das war mein Schlussstrich. 

So, das waren meine Gedanken zu den sieben Jahren die ich mit dem Campus verbinde. 

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Der Tag in Ringsted

Letzten Sommer musste ich mehrmals an einem Tag im Frühling 2012 denken, wo ich mit meinen Eltern in Ringsted war. Mein Vater sollte da zum Arzt, und das wurde einige Stunden dauern. Also machten meine Mutter und ich uns einen schönen Abend. Wir gingen ein wenig an der Domkirche spazieren, und dann hatten wir ein schönes mexikanisches Abendessen im Einkaufszentrum am Rande der Stadt. 

Es war ein wirklich gemütlicher Abend, und aus irgendeinen Grund musste ich letzten Sommer so oft an den Tag denken. Meine Freundin und ich waren da noch beim Praktikum bei der Jüdischen Gemeinde, und da wir Freitags eh meistens Zuhause arbeiteten, hielt ich mir den einen Freitag Mitte Juli frei, und ich fuhr nach Ringsted. Das witzige ist, dass die Wettervorhersage einen regnerischen Tag vorhersagte - und deswegen kaufte ich mir am Tag davor einen neuen Regenschirm. War überflüssig, da es an dem Tag dann sehr heiß war und ich ihn dann zuhause lies. Ich nahm allerdings meinen nordkoreanischen Fächer mit, den ich einige Jahre zuvor am nordkoreanischen Stand am 1. Mai gekauft hatte. War eine sehr gute Entscheidung. 

Der Zug war sehr gefüllt - und es fühlte sich dann so befreiend an, in Ringsted auszusteigen. Ich war an dem Bahnhof schon mehrere Jahre nicht gewesen - ich musste da immer umsteigen auf dem Weg nach Flensburg. Da kamen mehrere Erinnerungen hoch. Und dann waren meine Eltern und ich kurz durch Ringsted gefahren, als wir auf dem Weg nach Kalundborg waren, letzten Januar

Neben der Hitze, begrüßte mich auch ein ganz anderes Bild: 

Das Bild von "Udkantsdanmark", dem Dänemark der Provinz. Zwar liegt Kopenhagen mit dem Zug wohl nur eine Stunde oder gar weniger entfernt, aber dennoch konnte ich sehen, wie gross die Kluft war. Sowas ähnliches kannte ich ja eh schon von Städten wie Næstved, Vordingborg, Nykøbing Falster oder gar Maribo, aber dennoch wurde ich von dem Bild überwältigt - es erinnerte mich wieder an 2014, an dem letzten halben Jahr vor meinem Umzug. 


Ich weis nicht, warum, aber das hier musste ich fotografieren 




Nach einigen Minuten kam ich an ein Geschäft vom Roten Kreuz an, wo ich mich dann etwas umschaute. Und Mann, was konnte ich da spüren, wie ich in der Provinz war! Ich kaufte da ein Buch mit alten Gedichten. 

Ich ging dann weiter, und daneben war ein Denkmal für die im Widerstand gegen die Deutschen gefallenen:



Ich ging weiter, und kam ins Stadtzentrum an, wo ich dann auch die Domkirche und das alte Kloster sehen konnte, und den Park daneben. Vor der Domkirche waren arbeiten, anscheinen ein Zelt für irgendeine Veranstaltung. 

Ich ging dann mal darunter in den Park, und habe unter einen Baum dann das Minchagebet gebetet. 

Dann habe ich mich auf eine Bank vor den alten Klostergarten gesetzt, und habe etwas gelesen. Es war schön kühl im Schatten, und ich fühlte mich dann zum ersten Mal nach einer sehr langen Zeit wieder frei. Ein Gefühl des inneren Friedens, wenn man es so nennen kann. 

Die Domkirche von Ringsted - sie kann auch in der Ferne vom Zug aus gesehen werden 



Der alte Klostergarten 

Andere Ansicht vom Klostergarten 

Nach der recht langen Pause an der Bank ging ich dann weiter zur Innenstand, und ging weiter bis hin zum Rande, wo man das Einkaufzentrum sehen kann. Es ist in den letzten Jahren grösser geworden, und es sind hinter dem Einkaufszentrum und herum viele Neubauten gekommen. 

Irgendwann fand ich an der Straße des Stadtzentrums ein Gebäude, dass wohl eine Art kleines Einkaufszentrum sein soll - es war allerdings vollkommen leer, bis auf einem Flohmarkt am anderen Ende des Gebäudes. 

Verlassen, oder so schien es 

Das krasseste an dem Besuch in dem kleinen Einkaufszentrum war jedoch wie sehr es mich irgendwie an Israel erinnerte. 

Danach machte ich mich dann auf dem Heimweg, und schnappte den nächsten Zug der in Valby hielt. 

Zurück in Kopenhagen 
Das wichtigste, was mir aber gerade dieser Tag lehrte, war folgendes: 

Ich sollte noch ein Jahr mit dem Studium warten. 

Und dafür bin ich gerade diesen Tag sehr dankbar. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...