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Sonntag, 20. Dezember 2015

Musikkritik: Hand Around the Heart, Jennifer Ferguson (1985) (9/10)

Heute bespreche ich nach langer Zeit wieder ein Album - ein sehr unterschätztes sogar. Ich bespreche Jennifer Ferguson Opus Magnum, ihr Debut "Hand Around the Heart". In ihrem Heimatland Südafrika hatte sie damals Probleme mit der Zensur des Apartheidregimes, und ihre Lieder durften im Südafrikanischen Rundfunk nicht gespielt werden. Auch ihr Nachfolgealbum Untimely aus dem Jahre 1989 wurde vom Südafrikanischen Rundfunk ebenfalls boykottiert. Nach dem Ende der Apartheid Era war sie einige Jahre im Parlament Südafrikas, und wohnt seit dem zwischen Schweden und Südafrika. Das Album zeigt, was für eine fantastische Künstlerin sie ist - nicht nur als Sängerin, sondern auch als Poetin. Stilistisch ist es eine Mischung aus Artrock, Jazz und Folkrock.

Titelliste:
1. Angel Fish
2. Snake Song
3. Letters to Dickie
4. Cake Song
5. In Judith Road
6. Bay of Bombay (Live)
7. Ashley´s Song (Live)
8. The Best Things In Life Come Free
9. Suburban Hum
10. The Garden Of Iris & Co
11. Bay of Bombay (Studio Version)
12. Angel Fish (Radio edit)

Das Album fängt schon gut an - der Starter "Angel Fish" entführt einen in eine Welt die man sonnst nur in Werken von Kate Bush betritt. Das ist wohl auch der einzige Song der ein Musikvideo bekam, das ebenfalls boykottiert wurde, da sie in einer Sequenz mit einem Schwarzen am Strand tanzt. "Snake Song" ist auch genial - der Stil hier erinnert mich etwas an die Atmosphäre von Kate Bush´s The Kick Inside. Der Song beschreibt wie man die Schlangen aus dem Früchte tragenden Baum mit Wasserwerfern vertreibt - Anspielung auf den Wasserwerfern in den Townships? "Letters to Dickie" ist wohl eines der bekanntesten des Albums - es erschien erstmals in einer Zusammenstellung mit anderen Künstlern auf Kosten der "End Conscription"-Kampagne. In dem unglaublich traurigen Lied beschreibt eine junge Frau ihre Gefühle in Briefen an ihrem Liebsten, der im Angola-Krieg kämpft. "In Judith Road" ist auch ein sehr eingängiges, gutes Lied - in dem Lied wird erstmals das Thema der gelangweilten Hausfrau aufgegriffen. Am Ende wird gerufen "You´re breaking out!" - eine Anspielung auf Gefängnisausbrüche?

"The Best Things In Life Come Free" ist für mich das wohl beste Lied des Albums - ich erinnere mich noch daran wie ich das Lied zum ersten Mal hörte. Ich hatte unglaubliche Gänsehaut. Sie greift hier wieder auf das Thema der gelangweilten Hausfrau - und ihrer Tochter. Wie sie sich in der Vorstadt langweilen, Trost in Jesus finden wollen während der Vater an der Grenze Kinder erschießt ("my father shooting babies on the border"), eine weitere Anspielung auf dem Krieg in Angola. Sie beschreibt dann wie eine schwarze Haushälterin für den Lebensunterhalt kämpft, während eine Demonstration in einem Township von der Polizei niedergemetzelt wird. Am Ende wird auch noch auf die Tätigkeiten des Bruders angespielt - "my brother shooting babies in the townships". Das Lied war wohl doch noch viel zu gut für den staatlichen Rundfunk....

Nachgefolgt wird es von "Suburban Hum", ein weiteres der Highlights des Albums. Das Lied existierte auch vorher auf der schon vorher genannten Zusammenstellung. Es beschreibt wie das vergangene Lied eine trostlose Gesellschaft die am Zusammenbruch ist - wie die konservative Elite des Landes überall Kommunisten sieht und junge Söhne des Landes zu einem Sinnlosen Krieg in der Ferne schickt. Sie fragt sich dann, was dann noch moralisch richtig und was falsch ist. Ein sehr starkes Lied.

Ich habe gelesen, dass viele Südafrikaner denken dass vieles dass in dem Lied aufgegriffen wird selbst noch heute aktuell ist.

Und da der Text der LP-Version schon so gewagt ist, dann hört euch mal die Live-Version von der Zsammenstellung der "End Conscription"-Kampagne an:

Und hier das Video zu "Angel Fish":

Mein Fazit für das Album ist folgendes: in diesen Tagen, wo man Israel der Apartheid beschuldigt im Schatten der Siedlungen im Westjordanland, muss ich sagen, dass wir alle wohl total vergessen haben, was Apartheid eigentlich ist. Es war nicht nur ein unmenschliches System der Rassentrennung, es war auch ein System, dass die Werte des einzelnen unterdrückte und jegliche Individualität ein Verbrechen machte. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...