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Freitag, 17. Mai 2024

Velma - die wohl schlechteste, meist gehasste Serie der neuen Zwanziger

 

SHE HAS NO BRAIN 

Oy vey, das war schon sehr bizarr, als Ende 2022 bekannt wurde, dass Mindy Kaling eine Animationsserie für Erwachsene produzieren würde, die gleichzeitig auch ein Scooby Doo Spin-Off sein würde - ohne Scooby Doo selbst. Die Serie sollte dann eine Origin-Show über den Charakter Velma sein, die hier von Mindy Kaling gespielt wird, und....man sah da schon, dass es eine Art Self Insert Fanfiction sein würde, in der Mindy Kaling Velma zu ihrer eigenen Mary Sue machen würde. In Interviews sagte Mindy Kaling dann, wie sehr sie sich als Kind mit Velma identifizierte, und deswegen machte sie Velma dann hier auch zur Inderin. 

Tja. 

Dann kam der Januar 2023, und die ersten zwei Folgen kamen auf HBO Max, und....es war wirklich schlecht. Damals kamen die Folgen immer zwei Folgen pro Woche, es lief also wöchentlich. Trotz der schlechten Kritiken war schon eine zweite Staffel angekündigt, die dann letzten Monat rauskam. Allerdings so gut wie ohne Promotion, und dann - so wie man es von Netflix oder Amazon Prime kennt - mit allen Folgen auf einmal. Und das erstaunlichste? Die zweite Staffel ist sogar schlimmer als die erste! 

Hier muss allerdings gesagt werden, dass sehr oft, wenn eine Serie grünes Licht bekommt, gleichzeitig auch eine zweite Staffel genehmigt wird - die muss dann laut Vertrag produziert werden, egal welche Rezeption die erste Staffel bekommt. 

Nun denn, reden wir nun aber darüber, was die Serie so schlecht macht. Und nein, es ist nicht das "Racebending", das ist nicht das Hauptproblem. 

Und ja, es wird gespoilert. 

Das Hauptproblem ist das Script. Und die Tatsache, dass die Charaktere, allen voran Velma Kaling (so nenne ich sie jedenfalls), sehr unerträglich sind. 

In der ersten Staffel geht es hauptsächlich um das Rätsel der verschwundenen Mutter von Velma, Diya. Der Hauptkonflikt fängt jedenfalls damit an, dass eines Tages eine Leiche in Velmas Spinnt in der Damendusche der Schule gefunden wird - ohne Gehirn, was auch den einzig richtigen Lacher der Serie verursacht, "She has no brain!" 


Jedenfalls muss Velma beweisen, dass sie nicht die Täterin ist, aber das wird schnell vergessen, da dann sehr schnell klar wird, dass der Hauptteil jeder Folge sehr, sehr viel Meta Humor ist, statt eigentliches Storytelling. 

Es tauchen dann zwei weitere tote Schülerinnen auf, deren Gehirn entfernt wurden, und irgendwann lernt Velma über ein Geheimes Projekt der Regierung namens Project SCOOBI, was dazu führt, dass sie "Wait, what did SCOOBI do?" sagt-

Ja. 

Ach ja, und ein zweiter Teil der ganzen Staffel ist das ewige hin und her mit ihrer Beziehung die Daphne, die mit Rivalität anfängt und dann im laufe der Staffel zu einer sehr toxischen Liebesbeziehung wird, in der Velma eine sehr grauenhafte feste Freundin ist. 

Ach ja, und nach einigen wackligen Episoden, Meta Humor und Relationship Angst taucht Velmas Mutter wieder auf, und sie wurde hypnotisiert. Und dann kam heraus, dass Freds Mutter dahinterstand, und die Morde begangen hat (und ach ja, dank der Technologie des SCOOBI-Projekts sind die Gehirne der Mädchen noch am Leben in Wassergläsern), und nach einen finalen Kampf stirbt sie weil sie von einen Stalaktit getroffen wird, was dazu führt, dass Velma neben ihrer frischen Leiche twerkt. 

Ja, und die Staffel war nicht einmal zu Ende, und Velma wurde zur am schlechten bewerteten Serie aller Zeiten auf IMDB gekürt. 

Und das mit guten Grund. Die Charaktere sind kaum zu ertragen, die Witze landen nicht, und der Humor ist zu einfach und zu sicher. 

Die zweite Staffel ist aber noch schlimmer, wie ich schon erwähnte. 

Die Charaktere sind noch schlimmer geworden, und die Witze sind noch flacher. Und es war so schlecht, dass es drei Wochen dauerte, bis ich damit fertig wurde. 

Nun denn, in der zweiten Staffel geht es darum, dass ein Serienmörder mittelaltrige Männer tötet, und dessen Genitalien abhackt. Ja. Gleichzeitig wird Norville/Not!Shaggy mit Visionen von Freds Mutter geplagt, da er ein schlechtes Gewissen hat, und Fred ist noch dümmer geworden weil er einer Last Minute Lüge seiner Mutter glaubte, dass sie vom Geist der Wissenschaftlerin hinter Project SCOOBI, Edna Perdue, besessen war. Irgendwann kommt zudem raus, dass Edna Perdue nicht damals in der Psychiatrie starb, sondern am Leben ist und in der Psychiatrie eine Art Spa Erlebnis für Gehirne macht, oder sowas ähnliches. Und ach ja, dank einer neuen Schülerin belegt Daphne Velma unter einen Fluch, und dann kommt heraus, dass der eigentliche Mörder Scrappy ist, aus Gründen. Und ach ja, Velmas Stiefmutter Sophie hatte auch etwas mit dem ganzen zu tun, dann tötet Scrappy Velma, Edna tut die Gehirne der Mädchen zurück in ihre Körper, und Velma tötet Scrappy indem sie für einen Moment in seinen Körper geht und seine Seele rausschubst. Und dann ist da ein Cliffhanger der dann zu Halloween aufgelöst wird, den Velma hat keine Lust ins Jenseits zu gehen. 

Ja, und das war der beste Versuch, das ganze Geschehen der Staffel zusammenzufassen. 

Wie ihr sehen könnt, ist alles wirklich auseinander, nichts ergibt wirklich Sinn, und es ist gleichzeitig alles was los ist mit Serien aus den USA seit den späten 2010´ern. 

Velma Kaling ist auch eine der schlimmsten Mary Sues aller Zeiten, und das sagt wirklich was. 

Die Serie hat den Titel meistgehasste Serie unserer Zeit wirklich verdient. 

Freitag, 7. Oktober 2022

Erinnert sich noch jemand an Lotta in Love? Eine Retrospektive

 

"Die Prosieben Telenovela" - den Satz hörte man sehr oft im Frühling 2006

So. Es ist der März 2006. Schon ein oder zwei Monate vorher zeigte Prosieben hier und da eine Werbung für eine Sendung namens "Lotta in Love", und an eines der Werbespots erinnere ich mich hauptsächlich weil es Janin Reinhardt (Ullmann) zeigte wie sie das Logo der Sendung als Acryl malte. 

Nun denn. Zurück zum März 2006 an sich. Die Woche vorher hatte ich meinen zwölften Geburtstag gefeiert, und ich lag sehr krank im Bett. Ich hatte nicht viel zu tun, also entweder schaute ich nur Fernsehen oder las ein Buch. Dann um 17 Uhr kam dann Taff, so wie immer - und es wurde da sehr viel über "DIE Prosieben Telenovela" geredet, "Lotta in Love". Ich hatte wie gesagt schon vorher den Namen in der Werbung gehört, dachte aber nicht so viel darüber nach. 

Aber dann kam was unglaubliches:

Normalerweise kam sofort nach Taff dann um 18 Uhr eine Doppelfolge von Die Simpsons, und das war jeden Abend das Highlight für mich. Aber statt Die Simpsons kam dann die Pilotfolge von "Lotta in Love". Und Mann, was war das langweilig! 

In der Folge geht es um Lotta, dessen Eltern eine Wäscherei betreiben, und sie lebt ein ach so langweiliges Leben. Später nimmt ihre Freundin sie dann mit auf ein Konzert der Sängerin Alex Weidenstein (und ja, ich musste bei Wikipedia nachlesen, wie die Charaktere heißen xD), die ihr ähnelt. Irgendwann schleichen sich Lotta und ihre Freundin Backstage, wo Lotta dann Alex´ Kostüm anzieht, und dann danach auf die Bühne gezerrt wird, weil die echte Alex einen Schwächeanfall hatte, und von nun an ihr Double ist. 

Nach einer halben Stunde war es dann vorbei, und Die Simpsons fingen an. 

Prosieben hypte die Serie jedenfalls nach der Ausstrahlung der ersten Folge sehr hoch, und immerhin war es ja DIE Prosieben Telenovela! 

Aber was kann man sagen - die Serie war einfach nicht sehr gut. 

Wir befanden uns in der Zeit von Verliebt in Berlin, die wohl erfolgreichste deutsche Telenovela aller Zeiten ist, und wohl etwas ist, das sich nie wieder wiederholen kann. (Dabei war diese auch nur ein Remake einer erfolgreichen kolumbianischen Telenovela) Da Verliebt in Berlin auf Sat1 sehr erfolgreich war, wollte Prosieben auch auf dem Telenovela Bandwagon aufsteigen, und versuchten es mit Lotta in Love. 

Aber naja, es ging halt nicht gut. 

Fans von den Simpsons konnten es absolut nicht ab, dass diese Kultsendung von einer mediokeren deutschen Telenovela verdrängt wurde, und letztendlich gingen die Einschaltquoten runter. Dann kam heraus, dass die meisten, die um die Zeit einschalteten, nur da waren, weil sofort danach Die Simpsons kommen würden. Allerdings bekamen dadurch Die Simpsons auch sehr schlechte Einschaltquoten

Prosieben versuchte in der Zwischenzeit sehr desperat, die Serie zu retten - und das mit Cameoauftritten von Bruce Darnell (an das Cameo erinnere ich mich sogar, es war sehr random und recht cringe) und Patrick Nuo, aber es half nichts. Es half auch nichts, als dann versucht wurde, mit einer Femme Fatale etwas...Schärfe einzubringen - Nadine Arents als Jessica sollte somit die männlichen Zuschauer anzusprechen. Aber naja, es funktionierte nicht. 

Am Sonntag gab es dann die Wiederholungen - da die Einschaltquoten da aber genau so schlecht waren, wurden diese dann von 10 auf 7 Uhr verlegt. 

Im Sommer 2006 wurde die Sendung schließlich aus dem Abendprogramm verbannt, und ich als Fan von den Simpsons war sehr froh darüber. 

Danach wurde Lotta in Love meistens sehr früh morgens gezeigt, wo sie so gut wie keiner schaute - und was viele nicht wissen, aber es lief noch so für ein ganzes Jahr - am 12. August 2007 lief die letzte Folge um 5:50 Uhr. 

Tja, und dann war sie halt vergessen. 

Das, woran ich mich am meisten erinnere, ist wie langweilig die Sendung war, und das Schauspiel war auch nicht das beste - was etwas seltsam ist, weil Janin Reinhardt, wie ich später lernte, eigentlich eine gute Schauspielerin ist. 

Und dann war da noch eine Szene, an der ich mich noch sehr gut erinnere - es war eine Szene, wo Lotta und Alex eine Konfrontation mit einander haben, und es war so schlecht inszeniert dass es komisch war. 

Und dann erinnere ich mich an das Lied "Everything must change", das Janin damals für die Serie sang - sehr 0815 mid-2000s Junk, meiner Meinung nach, was wol auch der Grund, weswegen man das Lied heute nicht finden kann. 

Drei Jahre nach dem Fiasko auf Prosieben wurde die Serie 2009 für eine kurze Zeit dann auf VIVA wiederholt - aber selbst dort waren die Einschaltquoten nicht gut, denn nach einer Weile wurde die Sendezeit von 20:15 auf 16 Uhr verlegt, und dann nach der 99. Folge hörte VIVA auf mit der Ausstrahlung. Ich erinnere ich an diese Wiederholungen - und das war dann das letzte Mal dass diese Serie im Fernsehen lief. 

Wie ich jetzt, 16 Jahre später feststellen kann, versucht Prosieben diese Serie zu vergessen. Es war wohl so peinlich, so viel Energie und Werbung in eine 0815 Telenovela zu stecken, nur um dann festzustellen, dass sich kein Schwein dafür interessierte. 

Auch wenn man auf Youtube sucht, findet man nicht vieles - nur eine schlecht englisch-synchronisierte Version des Trailers von Rat Pack Entertanment (anscheinend versuchten die mal, die Serie international zu verkaufen) und eine zusammengestückelte Version des Liedes "Everything must change", da das Lied nie offiziell veröffentlicht wurde. 

Das sagt wirklich viel aus über die Qualität der Serie. 

Anscheinend ist die Zeit der Telenovelas im deutschen Fernsehen nun vorbei - ich erinnere wie bei Sat1 dann 2008 "Anna und die Liebe" ausgestrahlt wurde, was wohl dann vielleicht auch der Todesstoss für die Karriere von Jeanette Biedermann war, die da die Hauptrolle spielte, denn danach hörte man nicht viel von ihr, weder musikalisch noch schauspielerisch. Die Sendung war aber viel erfolgreicher als Lotta in Love - die Serie hielt sich noch bis 2012, allerdings ist der Name der Serie recht irreführend, da es nach der ersten Staffel gar nicht mehr um die Anna ging. 

Der Grund, weshalb ich hier auch Anna und die Liebe erwähne? Das, was ich von der Serie gesehen habe - meist als Hintergrundgeräusche - empfand ich als genau so langweilig und 0815 wie Lotta in Love, und dennoch hat diese Serie überlebt und hatte Erfolg. Wie kann das sein?

Ich glaube dass hat auch was damit zu tun, weil Prosieben für Telenovelas und Seifenopern einfach nicht taugt - da ist Sat1 ein wohl viel passender Sender. 

Hier frage ich mich dann, wie es wohl mit Lotta in Love weitergegangen währe, hätte die Serie ihr Debut bei Sat1 gehabt. Und ich glaube der Grund weswegen die Wiederholungen bei VIVA drei Jahre später nicht funktionierten der ist, weil Leute sich noch daran erinnerten wie schlecht die Serie bei Prosieben lief. 

Tja. 

Ich finde es schon faszinierend, wie schnell etwas wie Lotta in Love, dass damals für Monate bei Prosieben promoted wurde, so schlecht gehen konnte und nun von allen vergessen wurde. 

Aber nun denn - lateinamerikanische Telenovelas sind halt viel besser. 

Mittwoch, 10. Juni 2020

13 Reasons Why - eine Retrospektive

Bevor ich anfange, will ich nur sagen, dass hier in diesen Beitrag Spoiler für alle vier Staffeln der Serie besprochen werden. Also seit ihr gewarnt.

Ich erinnere mich noch sehr gut an meiner ersten Begegnung mit 13 Reasons Why, oder wie sie auf deutsch heisst, "Tote Mädchen lügen nicht" - ein recht fragwürdiger Titel, meiner Meinung nach. Jedenfalls war es Anfang April 2017, und ich war in Flensburg kurz vor Pesach. Eine Freundin von mir schreibt auf Facebook, wie sehr sie von der neuen Netflix Serie 13 Reasons Why angetan ist, wie gut gespielt es ist, und welche heftige Themen da besprochen werden. Es war Abend, und da war nichts wirkliches im Fernsehen, also schaute ich rein auf mein iPad. Und ich wurde sehr schnell rein gezogen.

Es war eine sehr gut gespielte Serie, basierend auf einen Roman von Jay Asher - besagten Roman habe ich nicht gelesen, und ich habe auch derzeit auch wirklich keine richtigen Pläne dazu, Gründe, zu denen ich später zurückkommen werde.

Was wirklich sehr ungewöhnlich war, war wie erfolgreich die Serie wurde, ohne bekannte oder nennenswerte Schauspieler zu dem Zeitpunkt (Dylan Minette hatte zwar zwei Jahre vorher in "Goosebumps" mitgespielt, aber das war´s auch), aber nun sind die meisten der jungen Darsteller im Rampenlicht. Alle von denen spielen hier sehr überzeugend, aber allen voran die junge Australierin Katherine Langford, die wohl der Durchbruchsstar der Serie ist.

Sie spielte auf eine sehr natürliche Art, und es ist sehr deutlich, dass die Kamera sie liebt.

Aber nun denn, hier ist die Handlung der Serie - was dann allerdings zur ersten Staffel wurde:

Der Selbstmord der jungen Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford) nimmt ihre ganze Schule mit, aber vor allem Clay Jensen (Dylan Minnette), der in sie verliebt war, es jedoch nie übers Herz brachte, es ihr zu sagen. Plötzlich erhält er ein Paket mit 13 Kassetten, in denen Hannah ihre Gründe beschreibt, ihr Leben zu beenden. Jede Kassette hat einen Namen, und Clay ist auf eine von denen. Je näher Clay an die Wahrheit kommt, je mehr Ärger bekommt er mit den anderen, die auf den Kassetten besprochen werden....

Sehr harte Kost - und die Serie wurde sehr kontrovers diskutiert wegen den Themen, die dort besprochen werden. Von Mobbing, Selbstmord, Sexismus, bis Vergewaltigung. Gleich zwei Szenen einer Vergewaltigung gibt es in der Serie, und die Szene, in der Hannah ihre Pulsadern in der Badewanne aufschlitzt, wurde vor kurzen von Netflix ganz entfernt. Besagte Szene wurde in den Gedanken gedreht, den Selbstmord nicht zu romantisieren, und um zu zeigen, dass Selbstmord überhaupt nichts schönes ist. Kurz darauf wird Hannah von ihrer Mutter gefunden - und in dem Augenblick musste ich weinen. Aber so traurig die Szene ist, so hat sie leider mehrere Suizidgefährdeten Inspiration gegeben, und es gab kurz darauf mehrere Selbstmorde. Es gab sogar Selbstmorde, in denen die Personen tatsächlich Kassetten aufnahmen und an die Leute schickten, die sie dafür verantwortlich machten. 

Insgesamt war die Serie sehr gewagter als andere amerikanische Jugenddramen, und hatte auch viel bessere Schauspieler als die meisten anderen aus dem Genre.

Trotz dessen gibt es auch hier einige Minuspunkte - unter anderen kam Clay mir oft sehr unsympathisch und vorlaut vor, und manchmal schien Hannah selbst auch unsympathisch, in einer Weise die die Macher wohl nicht bedachten. Aber dennoch war es eine sehr gute Serie.

War, ist das Wort. Denn einige Wochen danach wurde dann angekündigt, dass eine zweite Staffel geplant ist, und dass die Dreharbeiten sehr bald anfangen würde. Es hilft nicht, dass die letzte Episode auf ein Cliffhanger endete, und dass es schon einen riesigen Fan Kult um die Serie gab. Aber letztendlich gab es nichts dagegen zu sagen, obwohl Jay Asher keine Fortsetzung zum Roman geschrieben hatte.

In den darauffolgenden Monaten wurde die Serie nur wegen den kontroversen Inhalten diskutiert als anderes, und irgendwann war die Serie wieder vergessen.

Bis zum Mai 2018 - denn da kam dann die von vielen langersehnte, zweite Staffel.

Der Ausgangspunkt der Staffel ist der Prozess den Hannahs Eltern gegen die Schule führen, in denen diese der Schule die Mitschuld an Hannahs Selbstmord gibt. Ein zweiter wichtiger Handlungsstrang ist Jessicas (Alisha Boe) Realisierung, dass sie von Bryce Walker (Justin Prentice) vergewaltigt wurde, und wie sie nun dagegen vorgehen möchte und weiter leben möchte. Gleichzeitig wird Clay von Visionen von Hannah Baker geplagt.

Tja, was kann ich sagen. Es war so gut gespielt wie die vorherige - aber viel, viel schwächer. Die Staffel wusste nicht, was sie sein wollte - Gerichtsdrama, Psychodrama, ein Run of the Mill Jugenddrama? Unter anderen gab es mehrere Handlungsstränge die ins nichts führen - zum einen ist da der von der Kabine, in denen das Football Team wilde Partys feierte und Fotos von betrunkenen oder unter Drogen gelegten Mädchen gemacht wurden, die dann vergewaltigt wurden. In der letzten Folge sieht man wie eines der Mädchen diese Fotos verbrennt, damit diese nicht vor Gericht benutzt werden können - und dieses Mädchen taucht in der folgenden Staffel nicht auf, und es wird nie wieder erwähnt. Dann ist da noch der Handlungsstrang über die Beziehung die Hannah zu Zach Dempsey (Ross Butler) hatte, die allerdings keinen Sinn ergibt, da diese Beziehung nur für die Staffel geschrieben wurde und es in der ersten überhaupt keine Andeutungen darauf gab, dass die beiden eine Sommerromanze hatten.

Dann ist da noch das Problem, dass manche Folgen sehr lang ausgestreckt waren, und es irgendwie viel aufgebaut wurde für das Staffel-finale, allerdings nirgendwo hin ging. Allerdings wurde dann die Basis für die dritte Staffel gelegt...Oh, und es gab eine sehr schlimme Szene in der der Aussenseiter Tyler Down (Devin Druid) auf der Toilette mit einem Mopp von Bryces Freund Monty (Timothy Granaderos) vergewaltigt wird, und kurz darauf versucht Tyler auf einer Schulfeier eine Schießerei zu begehen, wird aber in der letzten Sekunde von Clay davon abgehalten.

Viele die ich kenne, gaben bei der Mitte der zweiten Staffel auf, und die meisten Kritiken zu der Staffel fielen auch sehr vernichtend aus.

Und letztendlich wollte Katherine Langford sich von der Rolle der Hannah trennen, und verlies dann die Serie. Was auch sehr verständlich ist.

Dann, letzten Sommer, kam der Trailer zur dritten Staffel:

Es schien sehr, sehr bizarr - einige der Kommentare fanden, dass die Serie sich dem Trailer nach nun in der Richtung von Riverdale bewegte, einer weiteren Jugendserie die ebenfalls auf Netflix ist - die allerdings dafür bekannt ist, sehr übertriebene Handlungen zu haben, Sexualisierung von Teenagern die von Leuten in ihren 20´ern gespielt werden, und sehr schlechtes Schauspiel und Dialoge.

Es schien mir seltsam, wie eine Serie, die sich so ernst nimmt, dass die Serie mit einer Einführung durch die Schauspieler anfängt, nun zu einer Art Mystery Krimi wurde.

Aber nun erst zur Handlung.

Nach der Fast-Schießerei versuchen Clay und seine Freunde alles, damit es Tyler wieder gut geht, und bekommt dadurch Unterstützung von der neuen britischen Mitschülerin Ani Achola (Grace Saif), die sich innerhalb kürzester Zeit sich so sehr eingelebt hat das sie weis, wie alle um sie herum ticken. Doch dann verschwindet Bryce, der nach dem Gerichtsprozess auf eine andere Schule wechselte, spurlos - und wird dann nach einigen Tagen tot im Wasser gefunden. Wer war der Mörder? Es stellt sich heraus, das fast jeder ein Motiv hätte, ihn umzubringen.

Naja, kommen wir erst zum Elefanten im Raum:

Ani Achola.

Wir sehen sie in der allerersten Szene der Staffel. Ganz in Schwarz-Weiß, sitzt sie da, und erzählt von den Ereignissen die wir dann für die nächsten 13 Folgen in Rückblende sehen. Es ist ganz offensichtlich, dass sie als eine Art Ersatz für Hannah gedacht war, aber es funktioniert nicht wirklich. Mal abgesehen von ihrer sehr dramatischen Ausdrucksweise ihrer Dialoge, auch die Art wie sie innerhalb von kurzer Zeit die Beste Freundin von Jessica wurde, und auf einmal so gut wie jedes Geheimnis von Clays Freundeskreis kennt, das funktionierte einfach nicht. Ani fühlte sich für mich an wie eine Art Self Insert Mary Sue, die sich einfach so in die Geschichte reinsetzt und alles auf den Kopf stellt.

Mit dem gesagt, so war die Performance von Grace Saif trotzdem gut, und sie verdiente es wirklich nicht wegen der Rolle von den sozialen Medien weg gemobbt zu werden.

Aber nun denn. Das Hauptproblem mit dieser Staffel ist die Tatsache, dass es sich so anfühlt, als versuchten die Macher der Serie dass wir Mitleid mit Bryce, den Serienvergewaltiger haben sollten. Das kann ich um Himmels Willen nicht verstehen, und es macht einfach keinen Sinn. Zwar wäre die Frage, wie Bryce zu dem geworden ist, was er ist, interessant, aber die Art wie das ganze dargestellt wird fühlt es sich einfach nur unglaublich faul an - und das obwohl Justin Prentice´s Darbietung in der Rolle wirklich gut ist. Eine weitere Perle in der Staffel ist Brenda Strong als Bryces Mutter, und ich konnte Mitleid mit der Rolle der trauernden Mutter sehr mitfühlen.

Aber trotzdem finde ich es abartig, wie hier mehr oder weniger versucht wurde, Mitleid für einen Vergewaltiger zu entfachen.

Und nun zu einem weiteren, riesigen Problem in gerade der Staffel:

Monty. Es gibt eine sehr bestimmte Szene, in der Monty auf die prestige Schule von Bryce auf eine Feier geht, und dann mit dem zurückhaltenden Winston (Deaken Bluman) auf ein Zimmer geht und dann mit ihn Sex hat - das wird also dann so porträtiert, dass Monty Tyler nur mit dem Mopp vergewaltigte weil er selbst Schwul ist und es durch Homophobie kompensierte. Das ist auf sehr verschiedenen Ebenen problematisch - es wirkt so, als sei die Botschaft dadurch "Weist du, du wirst wohl nur von der Person gemobbt oder verprügelt weil die Person wohl selbst Homosexuell ist". Das klingt wie eine Art Trivialisierung von homophoben Gewalttaten.


Jedenfalls wird Monty wegen der Vergewaltigung an Tyler eingesperrt, und wird dann in der Zwischenzeit dort zu Tode geprügelt, und Ani, die die ganze Zeit bei der Polizei verhört wurde, gibt dort Monty die Schuld an den Tod von Bryce, um den wahren Täter - Alex Standall (Miles Heizer) zu schützen. Zufällig ist der Polizist der sie verhört sein Vater. Und in der letzten Szene wird Ani mit ihrer Lüge über Monty von Winston konfrontiert, der sie erzählt, Monty wäre zur Tatzeit die ganze Zeit bei ihn gewesen.

Ich fragte mich wirklich was der Sinn dieser Staffel war, mal abgesehen von dem Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel. Ich meine, wieso heisst die Serie denn noch 13 Reasons Why, wenn es nun nicht mehr um den Selbstmord von Hannah Baker geht?

Und jetzt mal zu der vierten und finalen Staffel der Serie, die ich gestern endlich fertig sah. Mein G"tt, und ich dachte dass Staffel drei die schlimmste war! Staffel vier war ein absolutes Chaos, es wusste überhaupt nicht, was es sein wollte, und um was es eigentlich gehen sollte.

Ich versuche es mal so zusammenzufassen:

Clay leidet mehr und mehr unter psychologischen Problemen seit den Umständen um Bryces Tot, und hat auch viele Blackouts, und Jessica leidet noch immer unter den Trauma ihrer Vergewaltigung, die sich da durch zeigt, dass sie immer wieder mit Visionen von Bryce verfolgt wird. Oh, und die Schule wird unter Polizeischutz gestellt und die Eltern und Lehrer spionieren den Kindern nach. Oder so ähnlich.

Ich wurde sehr schnell Müde von den Hauptstrang über Clays psychische Probleme, und konnte schon von fern sehen dass es Clay ist, der die Graffiti in der Schule gesprüht hat und die anderen bei dem Campingausflug terrorisierte.

Dann gab es eine sehr, sehr unnötige Folge über eine vermeintliche Schulschießerei, die sich letztendlich nur als Drill herausstellt. In dieser sehr langen Folge sehen wir wie mehrere Schüler mit ihrer Angst umgehen oder gar Nervenzusammenbrüche bekommen, und am Ende fühlt sich das ganze einfach nur lächerlich an, dramaturgisch gesehen. Und da die Schülerschaft über den Drill alles andere als erfreut sind, gibt es in Folge 8 dann einen regelrechten Aufstand gegen die Schule, mit Polizei und alles was damit folgt, und Clay jagt dann das Auto des Rektors in die Luft.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Und dann erinnert er sich nicht mehr daran, und dann sehen wir Rückblenden von all den anderen Taten an denen er sich nicht mehr erinnern kann. Wie ich schon sagte, ich sah es kommen.

Und dann ist da die letzte Folge.

Die letzte Folge ist fast zwei Stunden lang, und neben der Tatsache dass es ja sehr episch sein soll als Serienfinale, so habe ich auch das Gefühl, dass die Autoren und Produzenten merkten dass die meisten der letzten Folgen vollkommen sinnlos waren und nun die restlichen Handlungsstränge nun aufgelöst werden sollen.

Und dann ist da die Haupthandlung von gerade der Folge...

Die erste Folge der Staffel fängt mit einer Beerdigung an, und die restlichen Episoden fangen auch hier und da an mit Ausschnitten von gerade der Beerdigung, und es wird - natürlich - nie gesagt, wer hier beerdigt wird. Das soll ja die Spannung anhalten.

Nun denn, es ist Clays Mitbewohner Justin Foley (Brandon Flynn), der sich in der Zeit wo er auf der Strasse wohnte und sich prostituierte sich eine HIV-Infektion einfing und nun, da es nicht behandelt wurde, zu AIDS wurde - und nun daran stirbt.

Ich muss zugeben, dass ich diese Szenen bewegend fand, und es auch wirklich gut gespielt wurde.

Allerdings gibt es hier zwei Probleme:

Wäre es denn nicht dramaturgisch besser gewesen, wenn Justins AIDS-Erkrankung und die Reaktion seines Umfeldes darauf das zentrale Thema der Staffel gewesen wäre? Das hätte viel mehr Sinn ergeben als das, was uns letztendlich serviert wurde.

Zweitens....laut einer Kritik zur Staffel die ich heute gesehen habe, ist die Art wie seine Erkrankung hier dargestellt wurde, ziemlich unrealistisch, und dass es außerdem viele Jahre dauert, bis eine HIV-Infektion zu einer AIDS-Infektion wird.

Hier ist gesagte Kritik:


Und nach Justins Beerdigung kommen wir dann zum Schulabschluss der letzten Protagonisten, voll mit bewegenden Reden von Jessica und Clay, und es tauchen Charaktere auf, die zuletzt in der zweiten Staffel gesehen wurden. Es hätte eigentlich gut sein können, wäre es nicht wegen einem Problem....CGI!Hannah. Ja, plötzlich träumt Clay wieder von ihr, und sieht sie auf der anderen Seite der Halle, beide stehen auf, und plötzlich wird er aus dem Traum gerissen von einer potentiellen Liebhaberin. Kurz darauf gehen sie dann alle auf einen Hügel, von dem man die ganze Stadt sehen kann, und dort begraben die dann alle die Kassetten, die Hannah ihnen vor vier Staffeln gegeben hatte. Das macht eigentlich irgendwie Sinn - es war auch auf dem Hügel wo Clay damals die erste Kassette hörte, und ich muss sagen, dass es eine dramaturgisch sehr gelungene Szene ist (inklusive Jessica die ihrer Vision von Bryce die Meinung sagt), aber dennoch wirkt es alles irgendwie befremdlich, wenn man bedenkt dass die Serie zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel mit dem zu tun hat mit der sie begann.

Kurz darauf verlässt Clay mit einem Freund die Stadt, mit bewegender Musik im Hintergrund, und der Abspann rollt.

Ende.

Diese Staffel war wie gesagt das totale Chaos - und hier ist wieder dasselbe Problem wie bei der zweiten Staffel, in der so viele Nebenstränge eingeführt werden, die allerdings nie aufgelöst werden. So treffen wir zu Anfang der Staffel Estela, Montys jüngere Schwester - die dann später mit Tyler ausgeht, und Winston geht auf einmal auf der selben Schule wie die anderen und fängt an zu schnüffeln. Und es geht nirgendwo hin.

Es gibt da so ein seltsames Phänomen auf Netflix, also bei deren eigens produzierten Serien. Oft fangen die sehr gut an, aber dann ab der zweiten Staffel geht es dann den Bach runter. 13 Reasons Why ist wohl ein sehr gutes Beispiel dafür, und dabei versuchte die Serie alles andere zu sein als die durchschnittliche Netflix oder Jugendserie.

Letztendlich ist ein weiteres Problem die, dass die Serie sich wegen den kontroversen Themen sich ab Staffel zwei viel zu ernst nimmt, so sehr dass die zweite und dritte Staffel mit Einführungen mit den Schauspielern anfängt, wo immer wieder betont wird dass sie "eine Konversation starten" wollen, und oft folgt der letzten Folge oft eine Art Podiumsdiskussion mit den Schauspielern, wo die über die Themen der Staffel etc reden.

Und dabei ist das Problem jetzt dass, dass die Serie ab der dritten Staffel zu das wurde, was sie so sehr versuchte nicht zu sein: eine weitere durchschnittliche Jugendserie a la Riverdale - nur mit deutlich besseren Schauspielern.

Das, was die Serie damals 2017 so reizend machte, war die Art, wie sie mit den Themen Mobbing, Selbstmord und Vergewaltigung umging. Das war zu der Zeit so ungewöhnlich, und das in einer Zeit wo Mobbing über das Internet die Regel geworden war. Ich glaube dass sich sehr viele Leute, sowohl Jugendliche als auch Ältere, sich damals von der Serie angesprochen fühlten. So ging es nämlich mir und anderen die ich kenne.

Dann kam die zweite Staffel, und es verlor den ganzen Reiz von dem, was die Serie so gut machte.

13 Reasons Why wird wohl nun mehr an ihre Kontroversen und schlechten nachfolgenden Staffeln erinnert werden, statt an dem, was die Serie wirklich gut machte.

Jetzt kann man wohl auch sagen, dass es wohl auch die letzte grosse Serie der 2010er war, die im Zeitalter der sozialen Netzwerke berühmt wurde.

Und jetzt ist die Zeit vorbei, das Ende einer Ära.

Ich frage mich nun, welche Serien uns nun in den neuen Zwanzigern erwarten werden. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...