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Mittwoch, 15. Februar 2023

8 Jahre danach

 

Kerze und Blumen an der Synagoge am ersten Jahrestag des Anschlags, 2016 

Oh ja, ich habe schon mehrfach über den Terroranschlägen vom Valentinstag-Wochenende in Kopenhagen im Februar 2015 geschrieben. 

Aber es lässt mich nicht los, 8 Jahre danach. 

Es hilft auch nicht, dass die Terroranschläge beides Opfer vom Out of Focus Effekt wurden, zu dem Punkt, wo viele Dänen vergessen haben, dass es überhaupt passiert ist. 

Die Opfer waren der Regisseur Finn Nørregaard und der Wachmann Dan Uzan. 

Ich hatte damals ja schon die Angst gehabt, dass bei uns so ein ähnlicher Anschlag wie in Paris um Charlie Hebdo und Hypercacher passieren würde, und leider wurde meine Angst bestätigt. 

Ein sehr schöner Anblick an einem eigentlich sehr tristen Morgen 

Am Morgen nach dem Anschlag an der Synagoge bin ich mit der S-Bahn in die Stadt gefahren. Ich wusste zwar, dass der Unterricht im Gemeindehaus wegen dem Anschlag abgesagt worden war, aber ich musste das geschehene mit eigenen Augen sehen. Und auf der Straße auf dem Weg zur Synagoge lagen (wegen dem Valentinstag) viele Rosen. Da nahm ich das Foto auf, oben abgebildet. 

Es war auch ein sehr, sehr nebliger Morgen. 

Aber danach war nichts mehr so, wie es mal war. 

Vor dem Anschlag hatten wir nur Polizei an den Synagogen zu Feiertagen (wie Jom Kippur) oder zu Veranstaltungen wo viele Anwesend waren - nach dem Anschlag bekamen wir Polizeischutz 24/7 an beiden Synagogen, am Chabadhaus und bei der Jüdischen Schule. 

Ab Jom Kippur 2017 bekamen wir dann die Armee vor den Synagogen - und dann Anfang Februar im letzten Jahr wurde die Armee abgezogen, und nun ist es wieder nur die Polizei. Ich bin zwar froh darüber, dass wir unseren Schutz haben - sowohl unser eigenes Sicherheitspersonal (allesamt Freiwillige) als auch die Polizei - aber dass wir nun nicht mehr die Armee vor unseren Toren haben, gibt mir schon was zu denken. 

Ich denke auch gerne zurück an dem Montagabend nach dem Anschlag, wo da ein kleiner Gedenkabend in der Synagoge gehalten wurde (der eigentliche richtige Gedenkabend wurde erst nach Dan Uzans Beerdigung gehalten, aber da war ich nicht dabei - ich war einfach zu erschöpft nach all den Veranstaltungen...), und danach ging ich mit Freunden mit der Menschenmenge von der Synagoge nach Østerbro, bei Krudttønden, wo so viele Menschen waren und wo sogar Bühnen aufgestellt wurden und Reden gehalten wurden und Lieder gesungen wurden. Inklusive eine Frau, die John Lennons "Imagine" sang - inzwischen ist aber in der Welt soviel passiert, dass ich dieses Lied nicht mehr hören kann und es auch nicht mehr ernst nehmen kann. 

Die Flagge war überall auf Halbmast gehalten - hier auf meinem Campus auf Amager 

Der Gedenkabend in der Synagoge

Die Menschenmenge bei Krudttønden, Østerbro 

Ich weis nicht warum, aber der Anblick der kurdischen Flagge an dem Abend machte mich irgendwie glücklich 

Wie ich schon im letzten Jahr sagte, so bedeutete das alles letztendlich nichts - es war alles performativ, und wie ich schon zu Anfang sagte, so haben sehr viele Dänen bereits vergessen, dass es alles passierte. 

Am nächsten Tag machte ich mich dann auf dem Weg zu Dan Uzans Beerdigung. Das war nicht nur das erste Mal, dass ich auf einer jüdischen Beerdigung war, sondern auch das erste Mal, wo ich zur Beerdigung einer Person ging, die ich nicht sehr gut kannte, und mein erstes Mal, dass ich diesen Friedhof, den die Jüdische Gemeinde noch heute benutzt, besuchte - die Beerdigung von Dan Uzan machte aber einen so grossen Eindruck auf mich, dass ich den Friedhof erst zwei Jahre später wieder besuchte. Und heute ist es eines der Orte, wo ich sehr gerne Spaziergänge gehe. 

Ich nahm jedenfalls dann die S-Bahn zur damaligen S-Bahnstation Kongens Enghave, und das war das einzige Mal, wo ich an der Station ausstieg, den kurze Zeit darauf wurde die Station geschlossen und abgerissen, um dann mit der Station Carlsberg ersetzt zu werden. 

Kongens Enghave Station, in ihren letzten Lebensmonaten 

Das Gebäude hier wurde ebenfalls abgerissen 

Im Treppenhaus

Bei Sønder Boulevard - mein erstes Mal dort 



Ich wartete dort auf einen Freund, der ebenfalls zur Beerdigung wollte. Ich hatte ein wirklich mieses Gefühl in der Form von Kopfschmerzen, weil ich so viele Eindrücke in den letzten Tagen bekommen hatte. 

Als wir dann zum Friedhof gingen, war schon die Polizei da und mehrere Besucher waren schon angekommen, allerdings dauerte es noch eine Weile bis die Beerdigung an sich anfing. Ich glaube sogar, dass sie sich ein wenig verspätete - und dann fanden mein Freund und ich uns wieder in der Trauerhalle. 

In der Trauerhalle 

Es waren sehr viele Menschen da. Und den Tag werde ich nie vergessen - und es dauerte dann noch sechs Jahre, bis ich wieder so viele Menschen zu einer Beerdigung sah, zur Beerdigung unseres alten Oberrabbiners Bent Melchior im Sommer 2021. 

Zudem muss ich sagen, dass es der Tag war, wo ich mich wirklich als Teil dieser Gemeinde fühlte. 

Als ich wieder zuhause war, war ich einfach nur erschöpft. 

Und jetzt, acht Jahre später, denke ich immer noch an die Tage von damals, wie sie mein Leben veränderten, und wie sie unsere Gemeinde veränderte. 

Verändert hat sich auch anderes - so sind seit 2015 mehrere die ich aus der Gemeinde kenne nach Israel gegangen, und haben dort ein neues Leben begonnen. Eine Familie hatte schon vorher Alija-Pläne gehabt, aber der Anschlag hat ihren Prozess nur beschleunigt, und so verließen sie Dänemark in Richtung Israel schon vor dem Jahresende 2015. 

Meine Zeit kommt auch bald, und ich leite schon dieses Jahr die ersten Vorbereitungen ein. 

Sonntag, 20. Februar 2022

7 Jahre nach dem Terroranschlag

Letzten Montag und Dienstag sind es 7 Jahre her, dass die Terroranschläge passierten, wo der Regisseur Finn Nørgaard und der Wachmann Dan Uzan ermordet wurden. 

So wurden am Montag von der Finn Nørgaard Vereinigung Preise vergeben, und am Dienstag fand dann eine Gedenkzeremonie vor der Synagoge statt, wo der ehemalige Kirchenminister Bertel Haarder eine Rede hielt - wo er unter anderen ein falsches Jahr für den Tod von Karl Munk nannte. Sonnst war die Rede an sich gut. 

Gedenkzeremonie vor der Synagoge

Nach der Gedenkzeremonie musste ich allerdings nachdenken, an die Zeit damals, und an die Zeit danach. Und zudem ist seit letzter Woche eine weitere Veränderung gekommen - seit Montag steht das Militär nicht mehr vor den Synagogen, jetzt ist es nur noch die Polizei. Ich habe sehr gemischte Gefühle deswegen. 

Eines der Dinge über die ich denken musste ich daran denken, dass während der Gedenkzeremonie nicht viel über den noch immer wachsenden Antisemitismus gesprochen wurde, das wirkte etwas wie eine Art Missed Opportunity. 

Das andere über das ich denken musste, war an dem Tag nach den Anschlägen. Ich erinnere mich, wie ich mit Freunden an den Abend in die Synagoge ging, und kurz darauf gingen wir allesamt mit der Menschenmenge von Krystalgade hin nach Østerbro zu Krudttønden, wo in der Zwischenzeit Bühnen aufgebaut waren und Reden gehalten wurden und Lieder gesungen wurden. 




Mir ist dann aufgefallen, dass alle diese Gesten damals nichts anderes als performativ waren und eigentlich nichts bedeuteten. 

Es hat sich eigentlich nicht viel geändert in der Gesellschaft an sich, und viele Dänen haben inzwischen vergessen dass diese Terroranschläge, die zwei Menschenleben kosteten, überhaupt passiert sind. 

Ich lernte kurz danach auch, dass viele Nichtjuden Antisemitismus einfach nicht verstehen - soll heißen, die können nicht verstehen, was Antisemitismus so anders macht als andere Formen des Rassismus, und außerdem dass die meisten Antisemiten einfach Antisemiten bleiben. Sie ändern sich halt nicht. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...