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Donnerstag, 19. Dezember 2024

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood 

Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha

Drehbuch: P.G. du Plessis

Musik: Bles Bridges

Darsteller: Victoria Bawcombe, Bles Bridges, Janet du Plessis, Patrick Ndlovu, Michael Brunner, Gert van Niekerk, Ken Marshall, Anne Curteis, Miems de Bruyn, Kobus Botha, Peter Tunstall, Arthur Williamson, Phillip Wolfaardt, Christopher Dingle, George Korelin, Alwyn Swart, Tammy Bonell, Lynda Marshall, Ian Stern, Karin Wolff, Hein Eksteen, Henrietta Gryffenberg, Dan Hill 

Hadlung:

Die Reporterin Deborah Martin (Victoria Bawcombe) bekommt den Auftrag, einen grossen Artikel über den Schlagersänger Bles Bridges zu schreiben, sehr zu ihrer Last. Mit ihrem Assistenten Sam (Gert van Niekerk) verbringt sie dann einen Abend bei Bles Bridges (Bles Bridges), und riecht dann eine Story, als sein Bediensteter Alfred (Patrick Ndlovu) auf einmal den "irischen Teufel" benennt, aber von niemanden eine Antwort bekommt, und Bles´ Frau Leonie (Janet du Plessis) scheint davon auch keine Ahnung zu haben. Deborah geht tiefer in ihre Recherchen, und lernt, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. 

Review:

Ja, welchen Film reviewt man, nachdem man einen sehr guten und viel geschätzten koreanischen Film wie Sympathy for Mr. Vengeance besprochen hat? Einen der größten Flops der südafrikanischen Filmgeschichte, natürlich! Es ist aber nicht nur ein recht schlechter Film, sondern auch ein Relikt einer längst vergangenen Ära, und damit meine ich nicht nur die Apartheid, die später im selben Jahr 1989 sich auch dem Ende zuneigte. Nein, der Film wurde im Zuge der grossen Mania um Bles Bridges (1946-2000) gemacht, der damals erfolgreichste Schlagersänger Südafrikas war - und zudem auch ein sehr prominenter Unterstützer des Apartheid-Systems war. Der Film ist sozusagen eine sehr dünn verschleierte Biografie des Sängers, die in Flashbacks erzählt wird neben den Szenen um das ach so große Mysterium das Deborah versucht zu lösen. 

Oh, und ich werde hier alles spoilern. 

Der Film wurde einer der größten Flops der südafrikanischen Filmgeschichte, und war anscheinend einer der Gründe, weswegen einer der Produzenten, Albie Venter, ein Jahr später an Herzproblemen verstarb. 

Der Film war anscheinend ein wirklich so großer Flop, dass die meisten, die am Film mitbeteiligt waren, ihn vergessen wollen - denn ich konnte nirgends in der Endlosigkeit des Internets ein einziges Filmposter finden, lediglich nur die Platten-und Kassettencover für den Soundtrack. Ich las - in den Kommentaren auf YouTube, wo der ganze Film hochgeladen wurde und zugänglich ist - dass der Film trotz den Bemühungen von Bles Bridges´ Fans, den sogenannten Brigadiers, an den Kassen so dermaßen floppte und die Produktionsfirma deswegen schließen musste. Dies war anscheinend einer der Gründe, wie oben genannt, dass Albie Venter deswegen starb. 

Und ich kann sehr gut verstehen, warum der Film floppte. Mal abgesehen davon, dass der Film der sich angeblich an ein wahres Ereignis im Leben von Bles Bridges basiert, ein riesiger Egotrip von Ihm ist, ist der Film einfach nicht besonders gut. 

Der Film ist ein wirklich klischeehaftes Vanity Project, zu dem Punkt wo man fast denken könnte, es handele sich um eine Parodie - ist es aber nicht. Das Ego von Bles Bridges, der sich hier selbst spielt, ist auch riesig gross - so wird er hier als liebender Ehemann, Vater, Schwiegersohn und Chef seiner Firma dargestellt, der sich immer um die Probleme anderer sorgt. Und das, trotz seines "Teufels". Was ist der Teufel denn, der die ganze Zeit im Film erwähnt wird?

Nunn kommen wir zu den Spoilern! 

Anscheinend hatte Bles Bridges ein Wutproblem, den er seinen "Irish Devil", oder irischen Teufel, nannte - denn es stellt sich heraus, dass dieses Geheimnis dass er sowohl seiner Frau als auch Deborah verschweigt diese ist: ein junger Portugiese (wohl ursprünglich aus Mosambik) hat ihn und seine Arbeiter beleidigt, weswegen Bles wütend wurde und ihn ins Koma geschlagen hat. Die Mutter des Portugiesen reagiert jedoch nicht ablehnend gegenüber Bridges da sie "ihren Sohn kennt", und er hat sich dann die ganze Zeit um sie gekümmert. Bles Bridges sagt dann zu Deborah, dass sowohl er als auch sie "denselben Teufel" haben - Deborahs Teufel ist lediglich der, dass sie Leute mit ihren Worten in der Presse schadet und fertigmacht. Sowohl sie als auch der (logisch denkende) Zuschauer sind nicht damit einig. Und echt jetzt, ist jemanden ins Koma schlagen wirklich dasselbe wie über jemanden in der Presse herzuziehen? Anscheinend will uns der Film diese Botschaft verkaufen. 

Es endet jedenfalls damit dass der junge Portugiese wieder aufwacht, und Bles Bridges ach so wichtiges Konzert irgendwo in Johannesburg ist ein großer Erfolg. Und anscheinend will Deborah dann nicht mehr den Artikel veröffentlichen, denn sobald sie den Satz "This is the story I didn´t write" geschrieben hat, wird der Schirm des (altmodischen 80er Jahre) Computers dunkel, und dann kommen die Credits. 

In den Credits wird dann folgendes erwähnt:

"The producers wish to thank Lance James and Irving Schlosberg without whom this story would not have been told."

Lance James war ein weiterer Country-und Schlagersänger, der wie Bles Bridges ein Unterstützer des Apartheidsystems war. 

Wie wahr die Story die im Film gezeigt ist, weis ich nicht. 

Hier muss ich auch sagen, dass Bles Bridges Zeitlebens sehr kritisch gegenüber Journalisten war - was auch im Film vorkommt. Auf der einen Seite war es, weil die englischsprachige Presse nicht gerade ein Fan seiner schmalzigen Schlager war, und zweitens, weil er die aus seinem Privatleben raushielt, und es bevorzugte, als liebender Ehemann und Vater angesehen zu werden. Nun denn. Im Laufe der 90er Jahre kam dann heraus, dass Bles mehrere Affären hatte, woran sein Image letztendlich auch litt. Das macht die ganze Sache um sein Verhältnis zur Presse und den Frauen die ihn hinterherliefen wirklich sehr peinlich, wenn man von diesen Dingen weis. 

Nun kommen wir zu den wirklich peinlichen Momenten im Film - so gibt es eine Musiksequenz, die in einem Flashback spielt, kurz nachdem er im Krankenhaus die Magenkrebsdiagnose bekam. So bald er rausging, fängt das Lied "I want to live" an, und die Straße wird ganz dunkel und es kommt viel bizarre Beleuchtung und Symbolik, die irgendwie keinen Sinn ergibt. Das mach die ganze Szene wirklich unfreiwillig komisch. Das ist so eine der Szenen die mich dann irgendwie an den viele Jahre später entstandenen Film "Daniel der Zauberer" denken lies, der genau so schlecht und prätentiös ist, aber dabei viel mehr bizarr. 

Und wenn wir von Musik die nicht in eine Szene passt reden, die Szene in der wir die Operation im Krankenhaus sehen spielt im Hintergrund das Uptempo Lied "Fight for Love" (ein Cover des Liedes "Sperr mich nicht ein" von Udo Jürgens, nur mit einem sehr oberflächlichen Text). Das ist wirklich sehr kognitive Dissonanz wie sie im Buche steht. 

Und dann sind da noch einige weitere Flashback-Szenen, in der er im Badezimmer singt - MIT MUSIK - und die gesamte Nachbarschaft hört mit, oder er singt in einem Nachtklub und die Hintergrund spielt mit. 

Kommen wir zu den Darstellern. 

Victoria Bawcombe ist die beste Darstellerin im Cast, und spielt die Rolle in einer Weise a la Took the bad film serious. Zudem ist die Rolle die sie spielt wohl auch die sympathischste. Bles Bridges, trotz des oft sehr offensichtlichen Egos, gibt mehr oder weniger sein bestes - wirkt aber auch nicht authentisch, und das trotz der Tatsache, dass er sich selbst spielt. Janet du Plessis ist okay, genau wie Patrick Ndlovu. 

Und nun kommen wir zu dem Elefanten im Raum - wie oben erwähnt entstand der Film in der späten Apartheidzeit, und zum ende desselben Jahres 1989 neigte sich diese Zeit dem Ende zu. 

Der von Patrick Ndlovu gespielte Alfred ist die einzige schwarze Rolle mit Dialogen im ganzen Film, und wenn man genau hinsieht, berühren sich er und die weißen Charaktere nie. Zum Ende des Films sieht man ihn zudem beim Konzert, allerdings nur so indem man ein großes Closeup seines Gesichts macht, und man sieht ihn nicht beim restlich weißen Publikum, nicht einmal bei den Bridges, denen er ja angeblich so nah steht. In den Credits wird zudem eine Schauspielerin genannt, die seine Frau spielt - sie kommt allerdings in keiner Szene vor, wahrscheinlich saß sie neben ihm beim Konzert, wurde aber nicht gezeigt oder hervorgehoben wie er. 

Und hier muss man dann daran denken, dass Bles Bridges ein Unterstützer des Systems war, die Politik von PW Botha befürwortete und auch ein Benefizkonzert für die rechtsradikale Afrikaner Weerstandsbeweging gab. Dies ist eine Organisation, die selbst noch in den 90er Jahren Angriffe auf Schwarze, Coloured und liberale Politiker machte, und zudem den Wunsch äußerte, die Juden Südafrikas auszurotten. 

Das macht die ganzen Szenen, in der Alfred auftaucht, sehr bizarr. 

Und dann ist da auch noch die Tatsache, dass Bles Bridges ein Jahr später versuchte das Houstock Festival zu verhindern, da dort mehrere Künstler (wie Jennifer Ferguson und Johannes Kerkorrel) auftraten, die sehr prominente Gegner der Apartheid waren. 

Wenn das alles gesagt ist, macht das den Film sehr faszinierend - ein Relikt der späten Apartheid, aus den Augen der Leute, die dieses System unterstützten. 

Das seltsamste ist jedoch die Tatsache, dass der Film auf Englisch gedreht wurde, nicht auf Afrikaans. Naja, ich liebe das südafrikanische Englisch - ist wie Afrikaans eine sehr schöne Sprache. 

PS - die Tatsache dass mehrere der im Film vorkommende Lieder Cover von deutschen Schlagern sind, ist wirklich nervig. 

Screenshots:

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...