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Sonntag, 29. Dezember 2013

Bücher, die mich dieses Jahr bewegt haben


Da ich ja ein Bücherwurm aus Leidenschaft bin, habe ich dieses Jahr natürlich sehr viel gelesen;

Hier sind die Bücher, die mich dieses Jahr besonders bewegt haben:

(die Titel hier sind zwar nummeriert, aber nicht in einer bestimmten Reihenfolge)

1. Das Erbe, Sahar Khalifa
"Das Erbe" (al-Mirath) ist ein Roman der palästinensischen Schriftstellerin Sahar Khalifa. Der Roman hat zwei Handlungen: zum einen die Vorgeschichte der Hauptperson, Sainab "Sena" Hamdan, die ihre Kindheit und Jugend in Brooklyn beschreibt - wie sie zwischen zwei Welten lebte, zum einen in einer arabischen (durch ihren palästinensischen Vater) und zum einen in einer westlichen, amerikanischen (durch ihrer amerikanischen Mutter). Als Sena noch jung ist, haut ihre Mutter von zuhause ab - und als Teenager wird sie schwanger, und flüchtet zu ihrer Grossmutter. Jahrelang hat sie keinen Kontakt zu ihrem Vater, und sie wird eine erfolgreiche Anthropologin. Nach dem Tod ihrer Mutter erbt sie noch eine große Summe; als sie erfährt, dass ihr Vater im sterben liegt, nimmt sie den nächsten Flieger nach Israel und nimmt sich danach ein Taxi ins Westjordanland, wo ihr Vater mittlerweile zu seinem Geburtsort zurückgekehrt war. Dort wird sie von ihrer Sippe aufgenommen, teils herzlich, teils misstrauisch, da sich viele ums Erbe ihres Vaters reißen. Währenddessen kämpft ihre Tante Nahla, eine ehemalige Lehrerin aus Kuwait, um Anerkennung in ihrer eigenen Familie.

So, nun möchte ich auch nicht mehr verraten. "Das Erbe" hat mich wirklich beeindruckt. Irgendwie konnte ich nachvollziehen, wie Sena sich fühlt, zwischen zwei Welten, da ich selbst auch gemischter Abstammung bin. Sahar Khalifa beschreibt das ganze sehr gut. Der Roman ist wie gesagt geteilt in zwei Teilen: im ersten Teil geht es um Sena, um ihre Kindheit, ihre Jugend, und ihr modernes, emanzipierte Leben in New York. Das Idyll wird dann gestört durch der Nachricht, Senas Vater sei im sterben. Wir erfahren dann auch wie fremd ihr die palästinensische Kultur vorkommt, und wie sie noch einige Schwierigkeiten hat, arabisch zu sprechen, da sie seit dem sie bei ihrer Großmutter wohnte nur englisch sprach.

Im zweiten Teil geht es dann mehr um ihre Tante Nahla, und ein genaueres Porträt der Familie Hamdan. Anfangs sehen wir das Geschehen noch mit Senas Augen, aber nach einen Gespräch mit der Tante Nahla, wo sie offenbart, wie undankbar sie von der eigenen Familie behandelt wird, sehen wir das Geschehen mit Nahlas Augen. Erst am Ende wird es noch mit Senas Augen gesehen. Und jetzt verrate ich nicht mehr.

2. Hotel Shanghai, Vicki Baum

Vicki Baum war eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Geboren in einer jüdischen Familie in Wien, wurde sie später eine sehr bedeutende Schriftstellerin der Weimarer Republik. Anfang der 30´er Jahre migriert sie in die USA, wo sie auch bis zu ihren Tod 1960 bleibt.

"Hotel Shanghai" ist in zwei Teilen geteilt. Der erste Teil beschreibt die Leben der Hauptpersonen - unter anderen ein chinesischer Triadenboss, sein Sohn, ein jüdischer Arzt, eine russische Adlige, ein japanischer Geschäftsmann, und eine amerikanische Flugbegleiterin. Am Anfang wird jedenfalls schon klar gemacht, dass jeder der im ersten Teil erwähnten Personen sterben wird. Im zweiten Teil geht es um das im Titel erwähnte Hotel, wo sich alle im ersten Teil genannten Personen begegnen werden. Hier realisiert zum Beispiel die russische Adlige Jelena (aka Helen Russel), dass ihre Ehe die Hölle ist, der jüdische Arzt Doktor Hain bekommt einen Brief von seiner nicht-jüdischen Frau in Deutschland, dass sie sich scheiden möchte, und dass "der Führer recht hat", und der Sohn des Triadenboss bekommt eine junge Konkubine verehrt, Meilan, da er mit seiner amerikanischen Frau bis jetzt noch keinen Nachkommen kriegen konnte.

Das Jahr 1937 wird durch das Lesen hier richtig lebendig. Nicht nur das glamouröse Leben im Hotel wird hier lebendig, sondern auch die damaligen Probleme werden auf einmal sehr lebendig: so beschreibt Vicki Baum im ersten Teil den Aufstieg der Nazis in den Augen des jüdischen Arztes und der eines Studenten. In Shanghai gehen sie alle ins Exil, andere flüchten von ihren eigenen Problemen zuhause (wie zum beispiel Jelena und Ruth Anderson), und sind im Hotel Shanghai dann in einer ganz anderen Welt. Der Roman wurde 1997 verfilmt, mit Agnieszka Wagner als Jelena und Hu Xin als Meilan. Als ich das Buch fertig gelesen hatte, war ich sehr berührt.

3. Frauen ohne Männer, Shahrnush Parsipur
Kommt euch der Titel hier nicht bekannt vor? Ja, denn der Roman (im Original: Zanān bedun-e mardān) wurde 2009 von Shirin Neshat verfilmt. Der Roman ist jedoch viel gewalttätiger als die Verfilmung, und der Roman ist auch voller magischen Realismus. Eine vierte Schlüsselfigur tritt auch hier auf, die am Anfang erscheint, und am Ende in einen Baum verwandelt wird.

Shirin Neshat hat vieles davon im Film weggelassen, um die Parallelen von damals mit dem Iran von heute zu zeigen. Im Roman hier stirbt Munes zwei Mal, bevor sie wiedergeboren wird. Hier wird auch genauer Beschrieben, wie sich die Frauen von der Aussenwelt verabschieden und sich dann im Garten in der Einöde eine eigene kleine Utopie aufbauen.   Es wird hier auch genauer beschrieben, wie schlimm und leer das Leben als Prostituierte ist.

Der Roman wurde kurz nach seiner Veröffentlichung 1989 verboten, und die Autorin Shahrnush Parsipur erlebte mehrmals ein Gefängnis von innen - sowohl unter dem Schah als auch unter Khomeini. Ich habe den Roman damals auf meinen Flug von Wien nach Tel Aviv gelesen - und das letzte Kapitel und das Nachwort der Autorin las ich dann am Abend einige Stunden nach meiner Ankunft in Jerusalem. Deswegen verbinde ich den Roman nämlich jetzt immer mit den Tag, als ich nach Israel kam.

4. Schalom, Avram Kantor  
Diesen Roman (im Original: El haChardonim) verschlang ich auf einem Tag. In dem Roman geht es um Nechama, eine Überlebende des Holocausts. Sie ist verwitwet, und hat mehrere Kinder und Enkelkinder. Ihr Ehemann Menachem hatte den Deutschen nie verziehen, deswegen hat er dann seinen Sohn  Jaki verstoßen, als der eine Deutsche heiratete und mit der eine Familie in Deutschland gründete.  Jaki schreibt einmal im Monat einen Brief, und Nechama träumt immer noch davon,  dass Jaki zurückkehren würde. Obwohl Menachem Jahre vorher verstarb, ist er immer noch im Haus präsent. Eines Tages ruft Jaki an. Sein Sohn Gil kommt zum Zivildienst nach Israel, und sie möge ihn eine Unterkunft gewähren. Nechama ist geschockt.

Der Roman beschreibt drei Generationen, und wie diese aufeinander treffen. Die Inneren Monologe von Nechama sind sehr gut geschrieben, und man fühlt mit den Betroffenen mit. Und man stellt sich beim lesen natürlich die Frage: Ist ein vergeben eigentlich möglich?
Die Frage ist voller Ja/Neins, aber der Roman ist ein erster Schritt zur Antwort.

5. Die Sonnenblume, Sahar Khalifa
Ich glaube, von allen Romanen die ich bisher von Sahar Khalifa gelesen habe, ist "Die Sonnenblume"(im Original: Abbad al-Schams) wohl das überzeugendste Werk von ihr. Der Roman eine Fortsetzung ihres Debutromans "Der Feigenkaktus" von 1976, und ist gleichzeitig ein eigenständiges Werk. Der Roman handelt von drei Frauen, die alle Aussenseiter in der arabischen Gesellschaft sind. Zum einen die Hauptdarstellerin Sadija, die eine Witwe ist, zum zweiten Rafif, die Journalistin ist und somit auch eine emanzipierte Frau ist, und zum dritten Chadra, eine Prostituierte die sich von niemanden was sagen lässt.

Sadija arbeitet als Näherin zuhause, um ihre Kinder und sich ernähren zu können. Sie wird um ihren Erfolg als Näherin von den Nachbarinnen in ihrem Stadtteil von Nablus beneidet und verachtet. Eine Schlüsselszene kommt bei Sadijas unfreiwilligen Ausflug nach Tel Aviv. Dort trifft sie in einem Restaurant auf die Prostituierte Chadra, die Sadija mit ihrem Mundwerk schockiert. Chadra lockt Sadija dann auf einen Egged-Bus, und dort flirtet sie dann die ganze Zeit mit dem Busfahrer, bis sie ihn dann überredet, zum Strand zu fahren. Kurz nachdem der Bus dann vom Kurz abwich, werden sie schon von der Polizei verfolgt. Chadra und Sadija landen im Gefängnis. Beide erhalten dort Prügel. Und Chadra hat dazu nichts anderes zu sagen als:

"Ha, sie haben mir eine Tracht Prügel verpasst, die sich sehen lassen kann. Aber was soll´s? So was habe ich schon oft erlebt, wie ich Haare auf den Kopf hab. Der Vater verprügelt einen. Der Ehemann verprügelt einen. Die Juden verprügeln einen. Prügel hier Prügel da. Aber weiss Gott, die Prügel von den Juden sind besser. Da fühlt man sich wenigstens geachtet. Morgen geh ich raus und erzähl aller Welt: Ihr könnt mir´s glauben, ha genau! Das Gefängnis ist auch was für Frauen, ihr Männer, ha!"          
Die beiden Frauen kommen sich näher, und nach der Rückkehr ins Westjordanland trennen sich ihre Wege. Bis sie sich dann eines Tages im Badehaus begegnen. (....)

Währenddessen versucht die Journalistin Rafif, von ihren Mänlichen Kollegen anerkannt zu werden.

6. Was mir zusteht, Parinoush Saniee
Im Roman (im Original: Saham-e Man) geht es um Masumeh, die während der Ära des Schahs mit einem Mann verheiratet wird, den sie vorher nie gesehen hatte. Zu ihrem Glück ist er westlich orientiert, und ist im kommunistischen Untergrund aktiv. Als die islamische Revolution 1979 anbricht, verändert sich alles.

Parinoush Saniee beschreibt hier sehr gut ein Porträt einer jungen Frau, die in ihrer Jugend ein Martyrium durchleben muss. Vom Vater und von den Brüdern misshandelt, wird sie nach einer angeblichen Affäre aller Freiheiten beraubt und dann anschließend verheiratet wird. Obwohl sie in der Ehe alle Freiheiten geniest, ist ihr Leben nicht leichter geworden. Ihr Mann lebt gefährlich, wegen seiner politischen Aktivitäten, und eines Tages werden mehrere seiner Freunde aus dem Untergrund hingerichtet. Als einer ihrer Söhne später zum Anhänger Khomeinis wird, scheint alles verloren.  

Der Roman erinnert einen auch an die Freiheiten der Frauen während der Ära des Schahs. Es war zwar nicht alles perfekt, aber man konnte leben, und die ganzen Freiheiten, die wir  hier in der westlichen Welt  geniessen, wurde den Menschen nach der Revolution 1979 geraubt.

7. Ich will leben, Nina Lugowskaja
Das Tagebuch (im Original: Chotschu shit) eines jungen Mädchens, dass die Perspektivlosigkeit des stalinistischen Russlands nicht mehr ertragen konnte. Nina Lugowskaja war ihr Name, und sie hatte ein unglaubliches Talent zum schreiben. Sie fing 1932 mit den Tagebuchführen an, im Alter im 13 Jahren. 1937 hört sie auf - denn eines Tages im Frühjahr 1937 wurde das Haus der Familie durchsucht - und die Tagebücher wurden entdeckt. In den Tagebüchern wurden Sätze entdeckt, die Stalin und dem Kommunismus gegenüber extrem kritisch wahren - und nicht nur die Sätze und Passagen wurden verurteilt: auch die Stellen, wo sie sich über ihr eigenes Leben und psychologischen Problemen schreibt, galten als "Konterrevolutionär".

Nina und ihre ganze Familie wurden nach Sibirien geschickt, wo sie bis zum Ende der 40´er Jahre bleiben. Im Exil in Sibirien heiratet sie einen Juden, Viktor Templin. Das "witzige" an der Sache ist, dass sie besonders in ihren frühen Tagebüchern mehrere antisemitische Passagen ist - bis heute existiert in Russland ein extremer Antisemitismus in vielen teilen der Bevölkerung. Viele Jahre nach Stalins Tod gaben viele an, von dem Terror Stalins nichts mitbekommen zu haben - Nina Lugowskajas Tagebuch beweist das Gegenteil. Sie beschrieb unter anderen, wie hungrige Menschen vom Lande in die Stadt kamen, auf der Suche nach Essen - und dann zurückgeschickt wurden. Sie beschreibt auch, wie diverse Personen plötzlich "verschwinden".

Nina Lugowskaja kann man irgendwie auch die "Anne Frank des Stalinismus" nennen. Allerdings hatte Anne Frank nicht das Glück, lebendig aus dem Lager zu kommen. Nach ihrer Entlassung aus dem Lager hat Nina nie mehr geschrieben, stattdessen hat sie gemalt. Erst nach ihrem Tod wurden ihre Tagebücher (nachdem sie in alten KGB-Archiven gefunden wurden) veröffentlicht. Ich kann jeden dieses Buch ans Herz legen.

8. Im roten Eis - Schicksalswege meiner Familie 1933-1958, Sonja Friedman-Wolf
"Im roten Eis" ist ein besonderes Buch. Es wurde 1962 geschrieben, aber erst dieses Jahr (2013) veröffentlicht. Die Autorin, Sonja Friedman-Wolf, beschreibt hier ihr Leben. Geboren wird sie in eine Familie deutsch-jüdischer Kommunisten in Berlin 1923. Nachdem die Nazis 1933 an die Macht kamen, zieht die Familie Wolf erst für eine Weile in die Schweiz, wo Sonja dort Lion Feuchtwanger trifft. Im selben Jahr beschließen ihre Eltern jedoch, ins kommunistische Paradies, der Sowjetunion, zu ziehen. Sonja und ihrem Bruder kommt das Leben in Moskau allerdings nicht geheuer vor; die Eltern sind noch sehr von ihrer kommunistischen Überzeugung geblendet.  

Nach einer Weile beginnen die stalinistischen Säuberungen, und Leute verschwinden. Der Vater verschwindet auch - und dennoch hält die Mutter am Kommunismus fest - bis sie kurz nach Kriegsbeginn Selbstmord begeht. Sonja beginnt eine kurze Karriere als Informantin des sowjetischen Staatsapparats - bis sie und ihr Bruder nach Sibirien deportiert werden. Ihr Bruder stirbt an der Front. Sonja trifft in Sibirien auf den litauischen Juden Israel Friedman, den sie dort auch heiratet. 1944 kommt dann Tochter Esther Asnat zur Welt. Israel und Esther können das Lager schon 1945 verlassen, Sonja selbst muss noch bis 1948 warten, um raus zu kommen. In Litauen beginnt sie dann ein neues Leben - dennoch muss sie mit ansehen, wie Stalins antisemitische Kampagnen das Land auf den Kopf stellen. Nach Stalins Tod ändern die Dinge sich ein Wenig. 1958 wandern sie in die DDR aus - wo sie unterschreiben, niemanden von den Erlebnissen in der UdSSR zu erzählen. In der DDR trifft Sonja auch auf andere, die als Kinder mit den Eltern nach Moskau auswandern - allerdings will niemand darüber sprechen, um bei der SED mit zu marschieren.

Das ganze erinnert Sonja dann aber zu sehr an den Nationalsozialismus als auch den Stalinismus, und im selben Jahr flüchtet die Familie dann nach Westberlin, und dann anschließend nach Israel.  1962 schreibt sie ihre Memoiren, allerdings will kein deutscher Verlag sie veröffentlichen. 1986 begeht Sonja Friedman-Wolf in ihrer Wohnung in Tel Aviv Selbstmord.

Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, besonders jetzt in diesen Tagen, wo die Taten Stalins (oft auch der Antisemitismus in der UdSSR generell) oft verharmlost werden.            

Jeden der hier genannten Bücher kann ich vollen Herzens empfehlen! Ich bin jetzt voll gespannt wie viele Bücher ich bald im neuen Jahr 2014 verschlingen werde. Auf jeden Fall etwas von Esther David und Sahar Khalifa.                                  

Montag, 4. November 2013

Bin wieder da / Bericht meines 2 monatigen Aufenthalt im Heiligen Land



So, bin viel früher zurückgekehrt als geplant. Wieso? Das werdet ihr schon sehen.

Ich kann nur sagen dass ich es kaum erwarten kann wieder nach Israel zu kommen- dort fühlte ich mich mehr zuhause als hier in Dänemark.

Ich hatte dort drüben nicht Zeit zu bloggen - und wenn ich es wollte, wollte es das Netzwerk nicht.

So, nun fange ich dann mal an:

Mein Wecker Klingelt. 1:30 Uhr Nachts. Ich stehe auf. Ich gehe dann schnell duschen, packe die Kulturtasche in den Koffer, und ziehe mich dann an. Ich packe dann mein Handy, mein iPod, und mein Geldbeutel in die Tasche. Das Lied "Every time we touch" von Maggie Reilly spielt im Radio (jetzt eines der Gründe warum ich dieses Lied immer mit Israel verbinden werde), und ich gehe raus, sperre Chang in die Garage ein (er war voll deprimiert dass ich ihn verließ). Daraufhin setzte ich mich ins Auto, und warte dass meine Eltern reinkommen und wir endlich losfahren. Ich höre dann sofort Musik, und döse dann. Unter anderen höre ich Whitney Huoston, Bryan Adams, Marianne Faithfull Aviv Geffen und Enya in der Nacht auf den Weg nach Kopenhagen. Als wir dann am Flughafen in Kopenhagen angekommen sind, sind man in der Ferne wie schon die ersten Sonnenstrahlen hervorkommen.

Dann haben wir kleinen Stress, weil wir herausfinden mussten wie man richtig eincheckt und so, allerdings war dann alles gut als wir den grossen Koffer los wurden. Ich verabschiede mich dann von meinen Eltern. Seltsam dass ich die dann für die nächsten paar Monate nicht sehe. Ich setze mich dann auf den Gang zum Flug nach Wien. Als der Flieger abhebt, schlafe ich sofort ein. Der Schlaf an sich fühlte sich wie 10 Minuten an, aber als ich aufwachte, war der Flieger schon am Landen in Wien. Angekommen, setzte ich mich dann im Flur für den Flieger nach Tel Aviv. Verspätung. Recht nervig; um mich herum sassen viele "Birthright"-Teilnehmer; Als wir alle endlich einsteigen können, bin ich erleichtert.

Als ich dann auf dem Weg in den Flieger bin, spüre ich, dass diese Reise mein Leben gründlich verändern wird. Ich wusste nicht richtig, was noch auf mich zukommen würde. Im Flieger hatte ich dann ein Gespräch mit einem israelischen Ehepaar; der Mann war Sabra und Sohn von deutschen Einwanderern und sprach deutsch, die Frau war in Brasilien geboren.

Im Flug lese ich auch den Roman "Frauen ohne Männer" von Shahrnush Parsipur (Kritik zur Verfilmung hier). Beeindruckend. In Israel angekommen, ist das erste, was ich tue, meine Eltern anzurufen. Danach nehme ich einen Sherut-Taxi nach Jerusalem.


 Im Sherut konnte ich dann auch schon die Landschaft vor dem Flughafen bewundern. Es sah recht kahl aus, aber war dennoch schöner als Lolland. Und je näher der Sherut sich Jerusalem näherte, je schöner wurde die Landschaft. Ich sah von weiten aus auch die Mauer, die die Linken so hassen. Das war schon ein recht seltsames Gefühl. Allerdings verstehe ich wieso die Mauer notwendig ist. Ich sah dann auch die Vielfältigkeit Jerusalems, als der Sherut durch die verschiedenen Stadtteilen fuhr. Ich sollte zum Stadtteil Talpiot, wo sich das Joffi-Haus befindet. Das Haus ist eine Art Hostel dass von einer kirchlichen Organisation in Dänemark gesponsert wird, und wo Dänen (oder Skandinavier generell) übernachten können (mal nebenbei: ich bin auf meinen deutschen Pass nach Israel gereist). Angekommen, bemerke ich erst eines: niemand ist zuhause! Ich bin beinahe panisch und rufe sogar meine Eltern an. In den Moment tauchen dann auch die zwei dänischen Betreuer von einer Wanderung zurück. Mein Abend ist gerettet. Die machen dann Essen für mich, und ich bringe meine Koffer ins Schlafzimmer. Ich bin an dem Abend der einzige der dort schläft. Ich gehe dann duschen, und gehe wieder hoch. Bevor ich schlafen gehe, lese ich dann die letzten zwei Kapitel von "Frauen ohne Männer", und bin begeistert und baff. Da die Betreuer zu den Zeitpunkt schon schlafen gegangen sind, schaue ich mir die vielen Bücher in den Regal an. Viele Bücher, die ich schon kannte, zum Beispiel die Autobiografie von Ida Nudel (dänisch übersetzt) und einige andere, und Bibeln. Allerdings fand ich dort auch etwas...fragwürdige Literatur.

Ich lege mich dann im Bett hin, höre Musik und schlafe dann. Am nächsten Morgen gehe fahre ich dann mit einen der Betreuer zum Busbahnhof (an der Fahrt dort wusste ich sofort dass ich später in Jerusalem wohnen möchte) und von dort dann nach Tel Aviv. Ich höre Musik, und schlafe dann ein. In Tel Aviv komme ich dann mit einem Taxi zum Kibbutz Büro, und von dort aus dann zum Hayarkon 48 Hostel. In der Hostel lege ich mich dann hin. Später schallte ich dann einen russisch-sprachigen Kanal an, und schaue dort russisches Assi TV. Später gehe ich dann etwas spazieren, und esse äthiopisches Essen. Nach dem Essen ging ich am Strand spazieren, bis hin nach Jaffa.

Ich fühlte mich so klein als ich Gebäude wie dieses gesehen habe...


Ich verliebte mich sofort in der Stadt. Als ich am Abend dann zurück in mein Zimmer war, schaute ich dann irgendeine britische Fernsehserie, und danach lief ein Film an den ich mich seltsamerweise nicht mehr erinnere. Am nächsten Morgen bin ich dann früh aufgestanden um zum Kibbutz-Büro zu gehen. Dort erfuhr ich dann auch, in welchen Kibbutz ich musste: Ein Hashofet im Norden. Dann musste ich für die Versicherung 900 Shekel bezahlen (obwohl ins in DK erzählt wurde, es sei nicht nötig!). Ich bekam dann auch die Reisebeschreibung in die Hand gedrückt. Abends ging ich dann chinesisch essen, ging bis hin nach Jaffa spazieren, und bin dann zurück in mein Zimmer. Dort schaute ich dann "The Tempest", und "Carbaret". In der Nacht schlief ich gut. Es war dann recht stressig die beiden Koffer nach unten zu bekommen; dann nahm ich ein Taxi zum Busbahnhof, und von dort dann ein Bus nach Yokneam. In Yokneam angekommen, wartete ich fast 3 Studen (!) auf den Bus der mich nach Ein Hashofet fuhr.

In Ein Hashofet angekommen,  führte mich der Aufseher (nachdem meine Koffer im Zimmer gestellt wurden) in den Speisesaal, wo ich dann schon einige der anderen Freiwilligen kennen lernte. Als ich zurück im Zimmer war, lernte ich dann meine Mitbewohner kennen, einen Kolumbianer, und einen Mexikaner. Ich vermisse beide.

Ich hatte in Ein Hashofet eine sehr schöne Zeit. Der Job in der Eltam-Fabrik war nicht gerade der beste, habe mich allerdings nie beklagt. Die Aufseher konnten mich nur nicht leiden, und spürte, dass die einen Grund suchten, mich zu feuern. Letztendlich wurde ich nach 5 Wochen gefeuert. Der Aufseher konnte danach angeblich keinen Job für mich finden, und er hätte mich beinahe am Vorabend von Rosch Haschana rausgeworfen, und dass obwohl ich nirgendwo anders hätte hingehen können. In letzter Sekunde durfte ich noch bis zum Ende der Woche bleiben. Als der Tag kam, wo ich gehen sollte, sagte ich den Aufseher, dass ich das Aspergers Syndrom habe.

Ich bin dann nach Tel Aviv gefahren, wo meine Eltern mir einen Urlaub spendierten, in einem schönen Hotel an der Hayarkonstrasse. Ich hatte nach den stressigen Tagen einfach das Bedürfnis, mich zu entspannen. Nun den, dass erste was ich tat nachdem ich im Hotel eingecheckt bin ist dass ich nach McDonald gegangen bin. Das war besser als das Plastikessen im Kibbutz. An den folgenden Dienstag bin ich dann zum Kibbutzbüro gegangen um mir dort einen neuen Kibbutz vermittelt zu kriegen. Dort hat die Vorsitzende der Organisation mich in ihr Büro rein bestellt. Ich ahnte nichts gutes. Sie sagte mir, der Aufseher hatte angerufen, und gesagt, ich habe das Aspergers Syndrom, und deswegen könne sie mich nicht in einen anderen Kibbutz schicken. Sie sagte zudem ich sei ein schlechter Arbeiter gewesen. Ich versuchte sie dann damit zu konfrontieren dass ich und ein anderer uns gemobbt fühlten auf der Fabrik, eine Tatsache, die sie natürlich verneinte. Je mehr sie redete, je mehr wusste ich, dass sie eigentlich keine Ahnung hat von was sie redet. Sie wiederholte sich ständig, und ich hatte ehrlich gesagt Lust, ihr den Kaffee in ihre Fresse zu spritzen. Ich bin dann gegangen, mit Schock. am selben Abend hatte ich dann ein Treffen mit einem Ehepaar aus dem Süden, die die Wahrheit sagten über die Kibbutz Bewegung: Sie seien allesamt Heuchler, und man könne nichts gutes von ihnen erwarten.

Letztendlich glaube ich allerdings, dass der eigentliche Grund für meine Abfuhr wegen meiner "Krankeit" ein ganz anderer war, ein Grund, den ich ehrlich gesagt nicht wage, hier nieder zu schreiben.

Hier einige Fotos aus Ein Hashofet und Umm el-Fahm:


 In der Woche bevor ich das Land verließ, besuchte ich noch mal Jerusalem:



 Der Besuch an der Kotel hat mich überzeugt, dass es G"tt gibt. Und der Besuch im Jad Vaschem Museum hat mich auch echt berührt. Ich werde meine Eltern später auch dadurchzwingen.

Einige Tage bevor ich das Land verließ, besuchte ich dann nochmal Ein Hashofet, um mich von meinen Freunden dort zu verabschieden. Als ich Ein Hashofet dann am Abend verließ, liefen mir die Tränen.

Jedenfalls kann ich mit grosser Sicherheit sagen, dass ich jetzt noch mehr überzeugt bin dass ich konvertieren möchte und später Alijah machen. Ich fühlte mich dort mehr zuhause als hier in Dänemark.

Und die zwei Monate haben mein Leben sehr verändert. Es war gut für mich eine Auszeit von Zuhause zu haben. Ich bin jetzt selbstständiger, und ich weis jetzt dass ich so schnell wie möglich hier weg muss.

Ich kann es kaum erwarten irgendwann im Frühling zurückzukehren! 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...