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Sonntag, 29. Dezember 2013

Bücher, die mich dieses Jahr bewegt haben


Da ich ja ein Bücherwurm aus Leidenschaft bin, habe ich dieses Jahr natürlich sehr viel gelesen;

Hier sind die Bücher, die mich dieses Jahr besonders bewegt haben:

(die Titel hier sind zwar nummeriert, aber nicht in einer bestimmten Reihenfolge)

1. Das Erbe, Sahar Khalifa
"Das Erbe" (al-Mirath) ist ein Roman der palästinensischen Schriftstellerin Sahar Khalifa. Der Roman hat zwei Handlungen: zum einen die Vorgeschichte der Hauptperson, Sainab "Sena" Hamdan, die ihre Kindheit und Jugend in Brooklyn beschreibt - wie sie zwischen zwei Welten lebte, zum einen in einer arabischen (durch ihren palästinensischen Vater) und zum einen in einer westlichen, amerikanischen (durch ihrer amerikanischen Mutter). Als Sena noch jung ist, haut ihre Mutter von zuhause ab - und als Teenager wird sie schwanger, und flüchtet zu ihrer Grossmutter. Jahrelang hat sie keinen Kontakt zu ihrem Vater, und sie wird eine erfolgreiche Anthropologin. Nach dem Tod ihrer Mutter erbt sie noch eine große Summe; als sie erfährt, dass ihr Vater im sterben liegt, nimmt sie den nächsten Flieger nach Israel und nimmt sich danach ein Taxi ins Westjordanland, wo ihr Vater mittlerweile zu seinem Geburtsort zurückgekehrt war. Dort wird sie von ihrer Sippe aufgenommen, teils herzlich, teils misstrauisch, da sich viele ums Erbe ihres Vaters reißen. Währenddessen kämpft ihre Tante Nahla, eine ehemalige Lehrerin aus Kuwait, um Anerkennung in ihrer eigenen Familie.

So, nun möchte ich auch nicht mehr verraten. "Das Erbe" hat mich wirklich beeindruckt. Irgendwie konnte ich nachvollziehen, wie Sena sich fühlt, zwischen zwei Welten, da ich selbst auch gemischter Abstammung bin. Sahar Khalifa beschreibt das ganze sehr gut. Der Roman ist wie gesagt geteilt in zwei Teilen: im ersten Teil geht es um Sena, um ihre Kindheit, ihre Jugend, und ihr modernes, emanzipierte Leben in New York. Das Idyll wird dann gestört durch der Nachricht, Senas Vater sei im sterben. Wir erfahren dann auch wie fremd ihr die palästinensische Kultur vorkommt, und wie sie noch einige Schwierigkeiten hat, arabisch zu sprechen, da sie seit dem sie bei ihrer Großmutter wohnte nur englisch sprach.

Im zweiten Teil geht es dann mehr um ihre Tante Nahla, und ein genaueres Porträt der Familie Hamdan. Anfangs sehen wir das Geschehen noch mit Senas Augen, aber nach einen Gespräch mit der Tante Nahla, wo sie offenbart, wie undankbar sie von der eigenen Familie behandelt wird, sehen wir das Geschehen mit Nahlas Augen. Erst am Ende wird es noch mit Senas Augen gesehen. Und jetzt verrate ich nicht mehr.

2. Hotel Shanghai, Vicki Baum

Vicki Baum war eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Geboren in einer jüdischen Familie in Wien, wurde sie später eine sehr bedeutende Schriftstellerin der Weimarer Republik. Anfang der 30´er Jahre migriert sie in die USA, wo sie auch bis zu ihren Tod 1960 bleibt.

"Hotel Shanghai" ist in zwei Teilen geteilt. Der erste Teil beschreibt die Leben der Hauptpersonen - unter anderen ein chinesischer Triadenboss, sein Sohn, ein jüdischer Arzt, eine russische Adlige, ein japanischer Geschäftsmann, und eine amerikanische Flugbegleiterin. Am Anfang wird jedenfalls schon klar gemacht, dass jeder der im ersten Teil erwähnten Personen sterben wird. Im zweiten Teil geht es um das im Titel erwähnte Hotel, wo sich alle im ersten Teil genannten Personen begegnen werden. Hier realisiert zum Beispiel die russische Adlige Jelena (aka Helen Russel), dass ihre Ehe die Hölle ist, der jüdische Arzt Doktor Hain bekommt einen Brief von seiner nicht-jüdischen Frau in Deutschland, dass sie sich scheiden möchte, und dass "der Führer recht hat", und der Sohn des Triadenboss bekommt eine junge Konkubine verehrt, Meilan, da er mit seiner amerikanischen Frau bis jetzt noch keinen Nachkommen kriegen konnte.

Das Jahr 1937 wird durch das Lesen hier richtig lebendig. Nicht nur das glamouröse Leben im Hotel wird hier lebendig, sondern auch die damaligen Probleme werden auf einmal sehr lebendig: so beschreibt Vicki Baum im ersten Teil den Aufstieg der Nazis in den Augen des jüdischen Arztes und der eines Studenten. In Shanghai gehen sie alle ins Exil, andere flüchten von ihren eigenen Problemen zuhause (wie zum beispiel Jelena und Ruth Anderson), und sind im Hotel Shanghai dann in einer ganz anderen Welt. Der Roman wurde 1997 verfilmt, mit Agnieszka Wagner als Jelena und Hu Xin als Meilan. Als ich das Buch fertig gelesen hatte, war ich sehr berührt.

3. Frauen ohne Männer, Shahrnush Parsipur
Kommt euch der Titel hier nicht bekannt vor? Ja, denn der Roman (im Original: Zanān bedun-e mardān) wurde 2009 von Shirin Neshat verfilmt. Der Roman ist jedoch viel gewalttätiger als die Verfilmung, und der Roman ist auch voller magischen Realismus. Eine vierte Schlüsselfigur tritt auch hier auf, die am Anfang erscheint, und am Ende in einen Baum verwandelt wird.

Shirin Neshat hat vieles davon im Film weggelassen, um die Parallelen von damals mit dem Iran von heute zu zeigen. Im Roman hier stirbt Munes zwei Mal, bevor sie wiedergeboren wird. Hier wird auch genauer Beschrieben, wie sich die Frauen von der Aussenwelt verabschieden und sich dann im Garten in der Einöde eine eigene kleine Utopie aufbauen.   Es wird hier auch genauer beschrieben, wie schlimm und leer das Leben als Prostituierte ist.

Der Roman wurde kurz nach seiner Veröffentlichung 1989 verboten, und die Autorin Shahrnush Parsipur erlebte mehrmals ein Gefängnis von innen - sowohl unter dem Schah als auch unter Khomeini. Ich habe den Roman damals auf meinen Flug von Wien nach Tel Aviv gelesen - und das letzte Kapitel und das Nachwort der Autorin las ich dann am Abend einige Stunden nach meiner Ankunft in Jerusalem. Deswegen verbinde ich den Roman nämlich jetzt immer mit den Tag, als ich nach Israel kam.

4. Schalom, Avram Kantor  
Diesen Roman (im Original: El haChardonim) verschlang ich auf einem Tag. In dem Roman geht es um Nechama, eine Überlebende des Holocausts. Sie ist verwitwet, und hat mehrere Kinder und Enkelkinder. Ihr Ehemann Menachem hatte den Deutschen nie verziehen, deswegen hat er dann seinen Sohn  Jaki verstoßen, als der eine Deutsche heiratete und mit der eine Familie in Deutschland gründete.  Jaki schreibt einmal im Monat einen Brief, und Nechama träumt immer noch davon,  dass Jaki zurückkehren würde. Obwohl Menachem Jahre vorher verstarb, ist er immer noch im Haus präsent. Eines Tages ruft Jaki an. Sein Sohn Gil kommt zum Zivildienst nach Israel, und sie möge ihn eine Unterkunft gewähren. Nechama ist geschockt.

Der Roman beschreibt drei Generationen, und wie diese aufeinander treffen. Die Inneren Monologe von Nechama sind sehr gut geschrieben, und man fühlt mit den Betroffenen mit. Und man stellt sich beim lesen natürlich die Frage: Ist ein vergeben eigentlich möglich?
Die Frage ist voller Ja/Neins, aber der Roman ist ein erster Schritt zur Antwort.

5. Die Sonnenblume, Sahar Khalifa
Ich glaube, von allen Romanen die ich bisher von Sahar Khalifa gelesen habe, ist "Die Sonnenblume"(im Original: Abbad al-Schams) wohl das überzeugendste Werk von ihr. Der Roman eine Fortsetzung ihres Debutromans "Der Feigenkaktus" von 1976, und ist gleichzeitig ein eigenständiges Werk. Der Roman handelt von drei Frauen, die alle Aussenseiter in der arabischen Gesellschaft sind. Zum einen die Hauptdarstellerin Sadija, die eine Witwe ist, zum zweiten Rafif, die Journalistin ist und somit auch eine emanzipierte Frau ist, und zum dritten Chadra, eine Prostituierte die sich von niemanden was sagen lässt.

Sadija arbeitet als Näherin zuhause, um ihre Kinder und sich ernähren zu können. Sie wird um ihren Erfolg als Näherin von den Nachbarinnen in ihrem Stadtteil von Nablus beneidet und verachtet. Eine Schlüsselszene kommt bei Sadijas unfreiwilligen Ausflug nach Tel Aviv. Dort trifft sie in einem Restaurant auf die Prostituierte Chadra, die Sadija mit ihrem Mundwerk schockiert. Chadra lockt Sadija dann auf einen Egged-Bus, und dort flirtet sie dann die ganze Zeit mit dem Busfahrer, bis sie ihn dann überredet, zum Strand zu fahren. Kurz nachdem der Bus dann vom Kurz abwich, werden sie schon von der Polizei verfolgt. Chadra und Sadija landen im Gefängnis. Beide erhalten dort Prügel. Und Chadra hat dazu nichts anderes zu sagen als:

"Ha, sie haben mir eine Tracht Prügel verpasst, die sich sehen lassen kann. Aber was soll´s? So was habe ich schon oft erlebt, wie ich Haare auf den Kopf hab. Der Vater verprügelt einen. Der Ehemann verprügelt einen. Die Juden verprügeln einen. Prügel hier Prügel da. Aber weiss Gott, die Prügel von den Juden sind besser. Da fühlt man sich wenigstens geachtet. Morgen geh ich raus und erzähl aller Welt: Ihr könnt mir´s glauben, ha genau! Das Gefängnis ist auch was für Frauen, ihr Männer, ha!"          
Die beiden Frauen kommen sich näher, und nach der Rückkehr ins Westjordanland trennen sich ihre Wege. Bis sie sich dann eines Tages im Badehaus begegnen. (....)

Währenddessen versucht die Journalistin Rafif, von ihren Mänlichen Kollegen anerkannt zu werden.

6. Was mir zusteht, Parinoush Saniee
Im Roman (im Original: Saham-e Man) geht es um Masumeh, die während der Ära des Schahs mit einem Mann verheiratet wird, den sie vorher nie gesehen hatte. Zu ihrem Glück ist er westlich orientiert, und ist im kommunistischen Untergrund aktiv. Als die islamische Revolution 1979 anbricht, verändert sich alles.

Parinoush Saniee beschreibt hier sehr gut ein Porträt einer jungen Frau, die in ihrer Jugend ein Martyrium durchleben muss. Vom Vater und von den Brüdern misshandelt, wird sie nach einer angeblichen Affäre aller Freiheiten beraubt und dann anschließend verheiratet wird. Obwohl sie in der Ehe alle Freiheiten geniest, ist ihr Leben nicht leichter geworden. Ihr Mann lebt gefährlich, wegen seiner politischen Aktivitäten, und eines Tages werden mehrere seiner Freunde aus dem Untergrund hingerichtet. Als einer ihrer Söhne später zum Anhänger Khomeinis wird, scheint alles verloren.  

Der Roman erinnert einen auch an die Freiheiten der Frauen während der Ära des Schahs. Es war zwar nicht alles perfekt, aber man konnte leben, und die ganzen Freiheiten, die wir  hier in der westlichen Welt  geniessen, wurde den Menschen nach der Revolution 1979 geraubt.

7. Ich will leben, Nina Lugowskaja
Das Tagebuch (im Original: Chotschu shit) eines jungen Mädchens, dass die Perspektivlosigkeit des stalinistischen Russlands nicht mehr ertragen konnte. Nina Lugowskaja war ihr Name, und sie hatte ein unglaubliches Talent zum schreiben. Sie fing 1932 mit den Tagebuchführen an, im Alter im 13 Jahren. 1937 hört sie auf - denn eines Tages im Frühjahr 1937 wurde das Haus der Familie durchsucht - und die Tagebücher wurden entdeckt. In den Tagebüchern wurden Sätze entdeckt, die Stalin und dem Kommunismus gegenüber extrem kritisch wahren - und nicht nur die Sätze und Passagen wurden verurteilt: auch die Stellen, wo sie sich über ihr eigenes Leben und psychologischen Problemen schreibt, galten als "Konterrevolutionär".

Nina und ihre ganze Familie wurden nach Sibirien geschickt, wo sie bis zum Ende der 40´er Jahre bleiben. Im Exil in Sibirien heiratet sie einen Juden, Viktor Templin. Das "witzige" an der Sache ist, dass sie besonders in ihren frühen Tagebüchern mehrere antisemitische Passagen ist - bis heute existiert in Russland ein extremer Antisemitismus in vielen teilen der Bevölkerung. Viele Jahre nach Stalins Tod gaben viele an, von dem Terror Stalins nichts mitbekommen zu haben - Nina Lugowskajas Tagebuch beweist das Gegenteil. Sie beschrieb unter anderen, wie hungrige Menschen vom Lande in die Stadt kamen, auf der Suche nach Essen - und dann zurückgeschickt wurden. Sie beschreibt auch, wie diverse Personen plötzlich "verschwinden".

Nina Lugowskaja kann man irgendwie auch die "Anne Frank des Stalinismus" nennen. Allerdings hatte Anne Frank nicht das Glück, lebendig aus dem Lager zu kommen. Nach ihrer Entlassung aus dem Lager hat Nina nie mehr geschrieben, stattdessen hat sie gemalt. Erst nach ihrem Tod wurden ihre Tagebücher (nachdem sie in alten KGB-Archiven gefunden wurden) veröffentlicht. Ich kann jeden dieses Buch ans Herz legen.

8. Im roten Eis - Schicksalswege meiner Familie 1933-1958, Sonja Friedman-Wolf
"Im roten Eis" ist ein besonderes Buch. Es wurde 1962 geschrieben, aber erst dieses Jahr (2013) veröffentlicht. Die Autorin, Sonja Friedman-Wolf, beschreibt hier ihr Leben. Geboren wird sie in eine Familie deutsch-jüdischer Kommunisten in Berlin 1923. Nachdem die Nazis 1933 an die Macht kamen, zieht die Familie Wolf erst für eine Weile in die Schweiz, wo Sonja dort Lion Feuchtwanger trifft. Im selben Jahr beschließen ihre Eltern jedoch, ins kommunistische Paradies, der Sowjetunion, zu ziehen. Sonja und ihrem Bruder kommt das Leben in Moskau allerdings nicht geheuer vor; die Eltern sind noch sehr von ihrer kommunistischen Überzeugung geblendet.  

Nach einer Weile beginnen die stalinistischen Säuberungen, und Leute verschwinden. Der Vater verschwindet auch - und dennoch hält die Mutter am Kommunismus fest - bis sie kurz nach Kriegsbeginn Selbstmord begeht. Sonja beginnt eine kurze Karriere als Informantin des sowjetischen Staatsapparats - bis sie und ihr Bruder nach Sibirien deportiert werden. Ihr Bruder stirbt an der Front. Sonja trifft in Sibirien auf den litauischen Juden Israel Friedman, den sie dort auch heiratet. 1944 kommt dann Tochter Esther Asnat zur Welt. Israel und Esther können das Lager schon 1945 verlassen, Sonja selbst muss noch bis 1948 warten, um raus zu kommen. In Litauen beginnt sie dann ein neues Leben - dennoch muss sie mit ansehen, wie Stalins antisemitische Kampagnen das Land auf den Kopf stellen. Nach Stalins Tod ändern die Dinge sich ein Wenig. 1958 wandern sie in die DDR aus - wo sie unterschreiben, niemanden von den Erlebnissen in der UdSSR zu erzählen. In der DDR trifft Sonja auch auf andere, die als Kinder mit den Eltern nach Moskau auswandern - allerdings will niemand darüber sprechen, um bei der SED mit zu marschieren.

Das ganze erinnert Sonja dann aber zu sehr an den Nationalsozialismus als auch den Stalinismus, und im selben Jahr flüchtet die Familie dann nach Westberlin, und dann anschließend nach Israel.  1962 schreibt sie ihre Memoiren, allerdings will kein deutscher Verlag sie veröffentlichen. 1986 begeht Sonja Friedman-Wolf in ihrer Wohnung in Tel Aviv Selbstmord.

Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, besonders jetzt in diesen Tagen, wo die Taten Stalins (oft auch der Antisemitismus in der UdSSR generell) oft verharmlost werden.            

Jeden der hier genannten Bücher kann ich vollen Herzens empfehlen! Ich bin jetzt voll gespannt wie viele Bücher ich bald im neuen Jahr 2014 verschlingen werde. Auf jeden Fall etwas von Esther David und Sahar Khalifa.                                  

Samstag, 13. Juli 2013

Ägypten bestraft die Palästinenser - und die Welt schweigt

Markt in Gaza. Wie man sieht, geht es den Leuten in Gaza wirtschaftlich gut - ein Dorn im Auge der Linken.
Es ist ja jetzt nicht mehr so lange her dass das Morsi-Regime in Ägypten vom Militär und vom Volk gestürzt worden ist - und jetzt, nach einer langen Phase, wo Terroristen die Sinai Halbinsel unsicher gemacht haben, geht das ägyptische Militär in die Offensive. Ein Teil davon besteht auch darin, den Grenzübergang der Stadt Rafah (dass nach Gaza führt) zu blockieren. Seit einiger Zeit sind auf beiden Seiten die Leute dort gestrandet. Hört man etwas davon in den Medien? Nein, überhaupt nichts! Das liegt daran, weil Israel das nicht macht. Hier sieht man wieder, solange die Juden nicht involviert sind, ist es gar nicht wert darüber überhaupt zu berichten. Aber nicht nur die Blockade des Rafah-Grenzübergangs ist Teil der Offensive gegen den Terroristen - die immerhin Verbindungen zum Hamas-Regime in Gaza haben. Nein, sie haben auch die Tunnel zwischen Gaza und Sinai überschwemmt, um das schmuggeln zu verhindern! Stellt euch mal die Reaktion der lokalen Medien hier vor, falls Israel das gemacht hätte.

Das ganze ist auch Teil einer Bestrafung gegen die Palästinenser. Warum? Weil die Ägypter es leid sind, dass die Palästinenser sich in ihrer Politik einmischen. Das Hamas-Regime ist immerhin ein Teil der Muslimbruderschaft (es gibt viele, die das nicht wissen) - und die Hamas war ja dann auch mehr als sauer, als Morsi gestürzt worden ist. Khaled Abu Toameh berichtete. Wie man im Artikel von Khaled lesen kann, ist Ägypten schon lange nicht das einzige arabische Land, dass von den Palästinensern mehr als Müde ist. Libanon sei hier mal genannt. Nachdem die PLO in Libanon mehr oder weniger einen de facto Staat-im-Staat errichtet hatte, kam der libanesische Bürgerkrieg. Und dort haben die Palästinenser unglaublich viele Libanesen massakriert - dass ist etwas, von dem viele Linke und andere Verehrer Arafats nichts wissen wollen. Und deswegen hassen die meisten Libanesen Palästinenser bis aufs Blut. Erwähnt sei auch, dass die Palästinenser im Libanon unter Apartheid-ähnlichen Zuständen leben. Aber davon wollen die ISM und andere "Menschenrechtsorganisationen" nichts wissen - genau so wenig wie das, was Ägypten derzeit macht.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass das ganze damit enden wird, dass Ägypten den Gazastreifen besetzen wird. Wenigstens währen wir alle dann der Hamas los...

Donnerstag, 6. Juni 2013

Ein offener Brief an alle Sozialdemokraten: Warum die al-Fatah?

Ihr wisst ja alle, das ich politisch Link bin. Und gleichzeitig bin ich auch sehr pro-israelisch. Immer, wenn ich sage, dass ich pro-israelisch eingestellt bin, verhöhnen mich andere Linke (egal ob Sozialdemokrat oder andere linke Position) "Konservativer", "Rechter" oder sogar "Republikaner". Ich bin NICHTS von denen. Ich bin Link, da ich jeden Menschen als gleich ansehe, und ich die Gesellschaft, wo soziale Klassen noch wichtig sind, als altmodisch empfinde.

Nun denn, seit geraumer Zeit haben die meisten sozialdemokratischen Parteien auf dieser Welt al-Fatah als eine Schwesterorganisation, inklusive mit Fatah-Youth, der Jugendorganisation. Ich frage mich nur: warum? Ich meine, sowohl die SPD, die Sozialdemokratische Partei Dänemarks und die meisten anderen Parteien der Sozialdemokratie sind zivilisierte, westlich-eingestellte Parteien, die vieles Gute für die Gesellschaft getan haben und immer noch für soziale Gerechtigkeit kämpfen.

Nun den, die al-Fatah ist mehr oder weniger von einer demokratischen Partei weit entfernt. Unter anderen ist Abu Mazen alias Mahmoud Abbas schon seit 2004 Präsident, und er hat seitdem die freien Wahlen weiter und weiter verschoben. Von dieser recht undemokratischen Option ist er mehr oder weniger ein Diktator, der die freie Presse unterdrückt, und immer noch Mörder (ihre sogenannten Shaheeds, "Märtyrer") preist, und im Fernsehen gegen Juden hetzt (auf arabisch, natürlich!). Er bezahlt zudem Terroristen, die in israelischer Gefangenschaft sind, sehr große Gehälter (um die 800 Euro, umgerechnet)! Und mit Terroristen sind auch die gemeint, die ihre Tat schon vollbracht haben: Israelische Zivilisten töten. Ich frage mich, was ist daran demokratisch? Wenn ein europäischer Politiker so etwas machen würde, würde die Welt auch daran so still sein?

Von den Ungerechtigkeiten von Abu Mazen mal abgesehen, ist die gesamte Führung in den PA-Gebieten unglaublich korrupt. 71% der Palästinenser glauben, dass die Führung korrupt ist. Es muss ebenfalls gesagt werden, dass Homosexuelle ihre Liebe dort offen nicht zeigen können. Sie werden verfolgt, und werden meistens von ihren eigenen Familien verstoßen. Aber nicht nur von ihren eigenen Familien fürchten sie, sondern auch von den Behörden der PA (hier, hier und hier). Jedes Jahr flüchten viele palästinensische Schwule und Lesben nach Israel und bitten um Asyl.  Dazu muss gesagt werden, dass die Regierung sich NICHT dafür interessiert, ihre Gesetze über die Schwulen zu ändern. Weswegen soll die Fatah dann eine sozialdemokratische Schwesterorganisation sein, wenn sie so archaische Werte hat? Abgesehen davon, werden Ehrenmorde auch oft toleriert. Aya Baradiya muss es ja wissen, sie wurde schließlich von ihrer eigenen Familie ermordet. Die Nachbarn waren erleichtert: Wenigstens ist sie nicht mit ihrem Liebhaber davon gerannt. Für die Würde der palästinensischen Frauen kämpft wenigstens die geniale palästinensische Schriftstellerin und Feministin Sahar Khalifa, die in Nablus ein Frauenzentrum eröffnet hat, und in ihren Romanen neben der israelischen Besatzung auch die palästinensische Gesellschaft und ihre altmodischen Normen an den Pranger stellt.

Aya, kurz vor ihrem Tod
Ebenfalls muss dies gesagt werden:
Obwohl die Fatah Israel offiziell in ihrer Verfassung anerkannt hat, wird davon nicht wirkliches gezeigt. In ihrem staatlichen TV-Sendern stürmt es nur so vor Antisemitismus. Und hier muss gesagt werden, dass die Fatah ja oft als "moderat" und "gemäßigt" genannt wird, im Gegensatz zu der Hamas im Gaza-Streifen. Die Fatah sagt das eine auf arabisch, und dann wieder etwas anderes auf englisch. Das kann für viele recht unverständlich sein. 

In Israel gibt es unzählige Organisationen, die für den Frieden zwischen den beiden Nationen stehen und für sehr viele Projekte sorgen, die für offenen Dialog stehen. Diese Organisationen werden von der israelischen Regierung nicht verfolgt. Aber wenn man in der PA versucht, für offenen Dialog zu stehen, wird man verfolgt. Schaut euch dieses an. 

Eine weitere Sache währe religiöse Freiheit:
Wenn ein Moslem in der PA zum Christentum oder eine andere Religion übertretet, müssen diese getötet werden. Es ist ein dort ungeschriebenes Gesetz. Die Führung will jedenfalls nichts dagegen unternehmen.  

Ich muss sagen, dass ich selbst für einen Staat Palästina im Westjordanland bin. Aber weder mit der Fatah oder der Hamas. Beide Organisationen predigen gegen Juden, sind undemokratisch aufgebaut, homophob und gegen jeglichen Frieden. Deswegen verstehe ich nicht, warum die meisten sozialdemokratischen Parteien der Welt die al-Fatah als Schwesterorganisation ansieht. 


Freitag, 8. Februar 2013

FILMKRITIK: Rana´s Wedding (Palästina/Niederlande/UAE 2002) (8/10)

Alternative Titel: Jerusalem, Another Day, Al Qods Fee Yom Akher, القدس في يوم أخر

Regie: Hany Abu-Assad
Drehbuch: Liana Badr, Ihab Lamey
Produktion: George Ibrahim, Bero Beyer, Mohammad Rachid
Musik: Bashar Abd Rabbou, Mariecke van der Linden
Darsteller: Clara Khoury, Khalifa Natour, Ismail Dabbag, Walid Abed Elsalam, Zuher Fahoum, Bushra Karaman, Georgina Asfour, Manal Awad, Nasrin Buqa´i, Houda Iman, Sami Metwasi

Handlung:
Ostjerusalem:
Die Mutter von Rana (Clara Khoury) starb, als sie noch sehr jung war, und lebt alleine mit ihren Vater Abu Siad (Zuher Fahoum) in seiner Villa in Ostjerusalem. Eines Tages sagt er ihr, dass er sich in Ägypten niederlassen möchte, und stellt Rana vor einer schwierigen Wahl: entweder sie geht mit ihrem Vater nach Ägypten, oder sie bleibt und heiratet - einen von zehn Männern auf einer Liste die ihr Vater erstellt hat. Am frühen Morgen an dem Tag, wo ihr Vater das Land verlässt, schleicht Rana sich aus dem Haus und sucht nach ihren Geliebten Khalil (Khalifa Natour), mit den ihr Vater nichts zu tun haben möchte, da dieser in einem Theater in Ramallah arbeitet. Als sie nach einigen Stunden endlich in Ramallah angekommen ist, hält sie dort um seine Hand an. Nun beginnt für sie aber eine Odyssee, um einen Scheich zu finden, der sie trauen kann, und das unter Zeitdruck, da sie sonst um 16:00 Uhr mit ihren Vater das Land verlassen muss...

Review:
Ich halte nicht viel von Hany Abu-Assad, da dieser, als erster palästinensischer Regisseur, für den Propagandafilm "Paradise Now" den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt. Das an sich hört sich ja nicht schlecht an, das schlimme ist nur, das genau dieser Film Selbstmordanschläge verharmlost und Israel die Schuld für die Tat der Handelnden Terroristen gibt. Nun, kommen wir nun zum eigentlichen Film, über den ich hier schreibe. "Rana´s Wedding" ist in meinen Augen ein sehr schöner Film. Viele werden dies vielleicht verneinen, aber mir gefällt dieser Film. Man muss auch bedenken, dass dieser Film inmitten der zweiten Intifada gedreht wurde, weswegen viele der Szenen in diesen Film sehr realistisch wirken. Es gibt zum Beispiel eine Szene, in der Rana und ihre Gefährten zufällig durch eine Beerdigung gehen.

Clara Khoury (The Syrian Bride) gibt hier die Hauptdarstellerin. Die Kamera ist hier sehr auf sie konzentriert, besonders auf ihren erforschenden Augen. Sie dient hier auch als Identifikationsperson, mit der wir das Ostjerusalem der Intifada betrachten. Sie zeigt auch, wie überfordert Rana ist, da sie in einen so jungen Alter eine so schwierige Entscheidung machen muss. Der Eingang des Films ist ziemlich gut gemacht: Man sieht Bilder aus der Kindheit von Rana, und im Hintergrund hört einige Dialoge mit ihren Eltern. Richtung Ende der Eingangssequenz sieht man ein Familienfoto, Rana ist noch ein Kind. Auf einmal stehen die Personen auf dem Foto mit dem Rücken zur Kamera, und schauen auf die erwachsende, schlafende Rana.  Das soll symbolisieren, wie sehr die Schatten der Vergangenheit auf ihr und ihren Vater lasten, dass ihr traditioneller Vater seit dem Tod der Mutter verbittert ist.

Eine starke Szene ist die, wie Rana, als sie nach Ramallah gekommen ist, eine "Steinschlacht" zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Kindern sieht und dann natürlich ein Stein wirft. So stark die Szene auch scheinen mag, irgendwie fand ich diese Sequenz absurd und unnötig. Dann kommt eine Schlüsselszene: Rana wird von einer Freundin hergerichtet für die Hochzeit, und aus dem Fenster sehen sie wie das Haus der Nachbarn von der israelischen Armee abgerissen wird. Dort sagt sie: "Sie zerstören ein Haus an dem Tag, ich versuche, eins zu bauen". Die Szene trifft einen wirklich. Ich bin froh, dass solche Hauszerstörungen nicht mehr erlaubt sind. Eine weitere Szene in Richtung Ende, die mir sehr gefiel, war der Dialog zwischen Rana und ihrer im Bett liegenden Großmutter.

Am Ende sieht man ein Gedicht von Mahmoud Darwish.

Screenshots:

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...