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Mittwoch, 9. Oktober 2024

Der 7. Oktober - ein Jahr danach

 

Bei der Gedenkzeremonie in der Großen Synagoge 

Tatsächlich ist nun wirklich ein Jahr vergangen seit dem Tag, der die Jüdische Welt vom einen auf den anderen Tag für immer verändert hat. 

Es war Schemini Azeret, und vor dem G-ttesdienst kam einer unserer Wachleute in die kleine Synagoge und lief über den Hof zum Chabadhaus um mit unserem Rabbiner zu reden. Wir wurden natürlich alle darüber aufgeklärt was geschehen war - soll heißen, was man zu dem Zeitpunkt wusste - und während des G-ttesdienstes wurde mehrfach Tehilim rezitiert. 

Als ich am Abend nachhause kam, musste ich einfach den Chag brechen um bei meinen Freunden in Israel nachzusehen. Denen ging es gut, den Umständen nach - keiner von denen war in der Nähe vom Gazastreifen, wo so viele von den unmenschlichen Schergen der Hamas ermordet wurden. Und dann schaute ich nach, was einige von den Leuten, die ich von der Uni kenne, zu sagen haben. Und die haben es entweder wirklich gefeiert, oder teilten schon Propaganda die die Palästinenser im Gazastreifen als die eigentlichen Opfer des ganzen darstellten. Ich konnte das weis G-tt nicht ernst nehmen, auch weil man jetzt weis dass sehr viele Zivilisten aus dem Gazastreifen bei dem ganzen teilgenommen haben. 

Und an dem Tag fuhren etliche Autos mit Palästinenserflaggen durch Kopenhagen und haben es wirklich abgefeiert. Und es gab im Stadtteil Nørrebro schon Demos die gegen Israel gehetzt haben. 

Nach all den schrecklichen, unbeschreiblichen Dinge, die die Hamas an den Tag getan haben, frage ich mich seit dem Tag immer und immer wieder:

WIE KÖNNEN DIE ES WAGEN, DIESES MAL DAS OPFER ZU SPIELEN? 

Unter den Schicksalen an dem Tag kann ich vor allem nicht aufhören, über das der deutsch-israelischen Shani Nicole Louk zu denken. Das Video, wo sie anscheinend verwundet durch Gaza Stadt gezeigt wurde, ging um die Welt. Ich bezweifelte allerdings schon da, dass sie noch am Leben war, wegen der Wunde am Kopf. Ende Oktober wurde dann schon klar, dass sie schon am selben Tag ermordet war. Und die Familie Louk wurde wirklich im Stich gelassen. Erst vor einigen Monaten wurde Shani Louks Leiche in einen Tunnel gefunden, und sie konnte endlich in Würde beerdigt werden. 

Letzten Sommer wurden auch einige Geiseln, darunter auch Noa Argamani, befreit - und dabei war es in einer Villa eines Chefarztes und eines al-Jazeera Journalisten, wo sie festgehalten wurde, und dass, was der Welt anscheinend so nervte war wie sie befreit wurde, nicht dass sie von "Zivilisten" festgehalten wurde. 

Ich hoffe dass die letzten noch am Lebenden Geiseln bald befreit sind und dass die Hamas und die Hisbollah endgültig besiegt werden, und dass dieser Krieg dann endlich vorbei ist.

Aber selbst wenn dieser Krieg vorbei ist und die Hamas weg ist, werde ich das Vertrauen zu einigen Leuten nie wieder zurückbekommen. 

Sonntag, 16. Juni 2024

Die Reaktion auf die befreiung der vier Geiseln

Am Schabbat vor dem Schawuot Fest wurden im "Flüchtlingslager" Nuseirat im Gazastreifen in einer Villa (Ja - eine Villa in einem seit 1948 bestehenden "Flüchtlingslager") eine von der israelischen Armee gehaltene Rettungsaktion gemacht, die dort vier israelischen befreite. Bei den Geiseln handelte es sich um Noa Argamani, Almog Meir Jan, Andrey Kozlov und Shlomi Ziv. 

An dem Augenblick war ich im Chabadhaus, und plötzlich kam eine herein und rief "Vier Geiseln sind befreit! Unter ihnen auch die mit der krebskranken Mutter!", und alle im Raum waren überglücklich. 

Noa Argamani, dessen Mutter Liora an Krebs im vierten Stadium leidet, wurde zum Gesicht des Nova Festival Massakers, als das Video wo Noa schreiend auf einem Motorrad zum Gazastreifen gefahren wurde, um die Welt ging. Kurze Zeit danach meldete sich ihre Mutter und sagte, ihr letzter Wunsch sei es, ihre Tochter lebend wieder zu sehen. 

Noa wurde so zu einer der bekanntesten Gesichter unter den Geiseln. Und deswegen bekam sie dann auch eine Art Sonderbehandlung von der Hamas, die sie als sehr wertvolles Druckmittel sahen. 

So gab es im Januar ein Video von ihr, wo sie um ihr Leben flehte, und vor einigen Wochen - und das war kurz nachdem im Netz Fake News vom Tod ihrer Mutter kursierten - gab es dann sogar eine Audioaufnahme wo sie um ihr Leben flehte. 

Nun denn. 

Ich bin ja sehr froh, dass sie alle befreit wurden, und hoffe dass die restlichen Geiseln auch bald befreit werden. 

Aber nun kommen wir zu dem Punkt, den ich eigentlich besprechen möchte:

Die Reaktion der üblichen Verdächtigen. 

Am Tag wo es passierte, bemerkte ich nach der Havdala nichts - weder wirklich auf Twitter, noch auf Instagram. 

Sonntagabends kam dann die folgende Narrative:

"War es wirklich Wert, über 200 unschuldige Palästinenser zu befreien, um vier Israelis zu befreien?" 

Mal abgesehen davon, dass alle sogenannten "Ministerien" in Gaza von der Hamas kontrolliert werden, finde ich es unglaublich gruselig, wie diese Leute den israelischen Geiseln ihre Menschlichkeit absprechen. 

Und nun kommen wir zum "Flüchtlingslager" Nuseirat. Es ist eigentlich kein Flüchtlingslager - es ist es jedenfalls spätestens seit den 50´er Jahren nicht mehr. Es ist ein Wohnungsviertel, wo die Nachkommen der Flüchtlinge von 1948 leben, auf immer und ewig von der Arabischen Liga als ewige Flüchtlinge gebrandmarkt. 

Dann kam die Lüge, "mehr israelische Geiseln wurden von der israelischen Armee getötet als von den Palästinensern". Hingewiesen wird auf eine Tragödie vom letzten Winter, wo zwei entflohene Geiseln von der israelischen Armee durch ein Missverständnis getötet wurden. 

Dann kam die Lüge, die israelische Armee "verkleidete sich als humanitäre Helfer als sie ins Flüchtlingslager kamen". Seltsam, auf den Videos der Befreiungsaktion tragen sie alle ihre Uniformen. Hmm. 

Letztendlich sah ich mehrere Posts auf Social Media wo diese hasserfüllten Antisemiten darüber weinten, dass die Geiseln befreit wurden. 

Da haben sie doch einfach wieder einmal ihre wahren Gesichter gezeigt. 

Und nun kommen wir wieder zu Noa. Noa wurde von der Hamas während ihrer Gefangenschaft in vier verschiedenen Orte - allesamt Wohnungen, nicht in Tunneln! - versteckt, und sie wurde hier und da erlaubt, gekleidet im Vollschleier der Abaya in Begleitung einer Person raus zu gehen. 

Und nun kommen wir zu der Villa, wo sie und die anderen zuletzt waren. Oder um es besser zu sagen, wem diese Villa gehörte - sie gehörte nämlich dem Arzt Ahmed al-Jamal, dessen Sohn der al-Jazeera Journalist Abdullah al-Jamal ist, der ebenfalls dort wohnte. Beides waren Hamas-Mitglieder, und der "Journalist" hatte also keine Ahnung von den in der Villa versteckten Geiseln. Anscheinend starben sie während der Kämpfe um die Villa. 

Jedenfalls sind sie nun endlich frei. 

Noa konnte ihre Mutter wiedersehen, obwohl ihre Mutter nun in einen so schlimmen Zustand ist, dass sie nicht mehr kommunizieren kann. 

Am Morgen des Tages der Rettungsaktion verstarb leider der Vater von Almog Meir Jan. 

PS - es ist eine Frechheit, dass mehrere Medien sagten, die Geiseln wurden "freigelassen" - nein, sie wurden befreit und gerettet! 

Sonntag, 5. Mai 2024

Der 1. Mai letzte Woche....

Letzte Woche fing der Mai an, und der Tradition treu, ging ich natürlich wieder zum Fælledparken. Und wie vor 10 Jahren besuchte ich auf dem Weg dahin auch den alten Jüdischen Friedhof. 

Ich hatte angesichts der Welt nach dem 7. Oktober viel mehr Antisemitismus erwartet, allerdings war alles viel zahmer, als ich erwartet habe. 

Nun denn, ich bin jedenfalls zuerst durch Nørrebro gegangen, wo ich am Roten Platz natürlich eine riesige Demo mit Pali-Flaggen sah. 




Da hat es wohl jemand nicht so mit der englischen Sprache...

Nachdem ich davon Zeuge wurde, ging ich dann direkt zum alten Jüdischen Friedhof in Møllegade. Während ich da war, hörte ich die ganze Zeit die Schlagrufe der Palästina-Märsche, und es wirkte alles so unglaublich bizarr. 

Ich ging jedenfalls meine Runde dort, und hielt natürlich am Grabstein von Frederik und Eva Salomonsen an.

Eva Salomonsen wurde im Oktober 1943 nach Theresienstadt deportiert und starb da noch im selben Monat. 

Generell aber ist dieser alte Jüdische Friedhof ein sehr schöner Ort, der mich sehr schnell beruhigen kann. 

Mir ist an dem Tag hier jedoch auch aufgefallen, dass es eigentlich ein purer Zufall ist, dass ich ihn damals vor 10 Jahren entdeckte. Denn eigentlich machte ich mich damals nach meiner Ankunft in Kopenhagen auf dem Weg nach Nørrebro zum äthiopischen Restaurant in Griffenfeldsgade, weil ich einen so grossen Hunger auf Doro Wott hatte. An dem Tag hatte ich zum ersten Mal nach meiner Rückkehr aus Israel im vorherigen Herbst wieder Doro Wott gegessen, und es schmeckte himmlisch. Danach machte ich mich auf dem Weg nach Fælledparken, und da musste ich halt durch Møllegade - und da entdeckte ich dann den alten Jüdischen Friedhof. Es bedeutete mir schon sehr viel, auch weil ich später an dem Tag zum ersten Mal in die Synagoge sollte. Und wie gesagt, als ich dann den Grabstein der Salomonsens sah, bekam ich Gänsehaut. 

Die Allee auf dem Friedhof 




Grabsteine im ägyptisierenden Stil 






Das älteste Grab eines Juden in Dänemark - das Grab von David Israel, gestorben 1693. 

Sephardische Grabsteine 

Nach meinem Spaziergang auf dem Jüdischen Friedhof machte ich mich auf dem Weg nach Fælledparken, und kam auch auf einem Marsch mit vielen Pali-Flaggen vorbei. Was das wohl mit dem International Tag der Arbeit zu tun hat?

In Fælledparken angekommen, machte ich mich sofort auf dem Weg zum Kommunisten-Stand, und was ich sah, war recht...zahm. Da habe ich vor Jahren dort noch viel schlimmeres gesehen, unter anderen damals vor 10 Jahren, wo die Terroristin Leila Khaled glorifiziert wurde. 



Karl Marx Merchandise - ach, die Wunder des Kapitalismus...


Was ich jedoch sah, was anders war, war dieser Flyer, der zu einer Demo vor der "zionistischen Botschaft" rief:
Anscheinend macht es ihnen Angst, "israelisch" zu sagen. 

Später wurde ich jedenfalls Zeuge, wie ein sozialdemokratischer Redner auf der Hauptbühne von mehreren Jugendlichen (meist ethnische Dänen) ausgebuht und versucht unterbrochen wurde mit klatschen und "Palestine" rufen. Auslöser war, weil er zu beginn seiner Rede sagte, dass so schlimm die Lage im Nahen Osten ist, so darf es nicht auf die Juden Dänemarks ausgelassen werden. Auch, als er über die Wirtschaft und anderes redete, hörten diese ganzen Poser nicht auf. Ich fand das ganze so primitiv und respektlos. 

Kurz darauf machte ich mich auf dem Weg zur kleinen Insel der Antifas und Anarchisten. 

Beim Eingang zur Anarchisteninsel...


Ein Schlagruf für ein Völkermord. Wie reizend. 

Keine Grenzen, keine Nationen, aber Palästina?


Keine Ahnung was die damit meinen

Das tragen der Hipster-Swastika

Dort, auf dieser kleinen Insel, wurde ich Zeuge wie eine Araberin in einer Keffiye (die heute nichts anderes als eine Hipster-Swastika ist) eine sehr lange Rede über die Bösartigkeit des Zionismus hielt. Ich filmte wohl 6 Minuten davon. 

Nach 6 Minuten verlies ich die Insel und verbrachte den Rest des Nachmittags damit, die Atmosphäre des ganzen zu geniessen. 

Die eigentliche, reale Flagge des Iran 



"Planwirtschaft ist der Weg in eine produktive Gesellschaft" - ich frage mich in welcher Welt diese Gestalten leben 






Mein großes Fazit des Tages war jedenfalls dieses:

Den linken Antisemiten gehen so langsam die Ideen aus. 

Aber schon seltsam zu sehen wie klein die gesamte Veranstaltung dieses Jahr war, verglichen selbst mit den letzten zwei Jahren.

Gleichzeitig war es für mich auch ein schöner Tag um an den 1. Mai vor 10 Jahren zu denken. Hoffentlich wird der Sommer dieses Jahr auch so gut wie vor 10 Jahren. 

Sonntag, 16. Juli 2023

Torah-Verbrennung in Stockholm

 

Die Große Synagoge in Stockholm, April 2023

Freitagabend war es geplant, dass vor der israelischen Botschaft in Stockholm die Torah verbrennt werden sollte. Dies war gemeint als Antwort darauf, dass vor einigen Wochen in Schweden ein Koran verbrannt wurde, und aus irgendeinen Grund dachten die Planer hinter dieser Aktion hier, die geeignete Antwort darauf wäre es, die Torah vor der israelischen Botschaft zu verbrennen, und das kurz nach dem Einbruch des Schabbats. 

Die Aktion wurde nun G-tt sei dank abgeblasen, und die Person dahinter hat sich distanziert. 

Ich frage mich aber das hier:

Warum musste als Antwort auf die Verbrennung des Korans denn gerade die Torah dafür büßen, wenn man bedenkt, dass die Person hinter der Aktion ein assyrischer Christ ist? Wie ist dass den die Schuld der Juden?

Ich glaube die Antwort kennen wir alle - egal was es ist, es sind immer die Juden dran schuld. 

Interessant ist, dass die Aktion nicht vor einer der Synagogen in Stockholm geplant war, sondern vor der israelischen Botschaft. 

Soviel dazu, dass Antizionismus nicht Antisemitismus ist. 

Sonntag, 16. Januar 2022

Die Geiselnahme in der Synagoge in Colleyville, Texas

Gestern fand eine Geiselnahme statt, in der Beth Israel Synagoge in Colleuville, Texas, während einer Bar Mizwa. Der Geiselnehmer sagte, er sei der Bruder der seit 2008 inhaftierten pakistanischen Terroristin Aafia Siddiqui, und eines der Gründe für die Geiselnahme war, sie freizulassen. Es kam zwar später heraus, dass der Geiselnehmer nicht der Bruder Siddiquis war, allerdings nennen viele Muslime sich untereinander Geschwister. 

Da es eine Reformsynagoge ist, wurde der G-ttesdienst per Livestream übertragen, und während des Livestreams konnte man hören wie der Geiselnehmer die Synagoge betrat und sein Vorhaben bekannt gab, und kurz darauf war der Livestream vorbei. 

Ich hörte erst gestern Abend von der Geiselnahme, und heute Morgen wachte ich auf mit der Nachricht dass der Geiselnehmer erschossen wurde und die Geiseln allesamt am Leben sind, G-tt sei dank. 

Die Polizei während der Geiselnahme 
Nun denn. 

Es ist natürlich gut, dass ausser dem Geiselnehmer niemand zu schaden kam, und dass die Geiseln befreit wurden. 

Mir ist allerdings schon gestern Abend aufgefallen, dass einige Medien und viele Leute denken, dass es ach so zufällig sei, dass der Geiselnehmer ausgerechnet eine Synagoge dazu nahm, um die Freiheit für die Terroristin und Antisemitin Aafia Siddiqui zu verlangen. 

Ich finde, es sagt schon vieles aus. 

Aber Antisemitismus darf nicht sein, vor allem nicht wenn es nicht von stereotypen Neonazis oder Rechtextremisten kommt, so wie im Fall vom Terroranschlag auf die Tree of Life Synagoge in Pittsburgh 2018 oder den zu Jom Kippur 2019 in Halle an der Saale. 

Selbst nach Charlie Hebdo wollte niemand wirklich über die gleichzeitig stattfindende Geiselnahme im koscheren Supermarkt Hypercacher reden, und auch am Terroranschlag in Kopenhagen einen Monat später versuchten viele, den antisemitischen Aspekt zu vertuschen, was denen in dem Fall allerdings nicht gelang. Allerdings muss ich nun sagen, 7 Jahre danach, haben selbst viele Dänen vergessen, dass er überhaupt passierte. 

Letztendlich will generell niemand über Antisemitismus reden, selbst im Falle von Rechtsextremisten - da wird Antisemitismus hauptsächlich erwähnt, um gegen Rassismus zu reden, ohne wirklich darauf einzugehen, was Antisemitismus so besonders macht. (und wenn das gesagt ist, kommt mir vieles "anti-rassistisches" einfach sehr halbherzig und performativ vor, da ich denke dass es diesen Leuten generell egal ist)

Es passt eben nicht ins Narrativ. 

Das Problem ist, Antisemitismus existiert. Sei es von rechts, von links, von Islamisten, fundamentalistischen Christen....er existiert. 

Und so zu tun, als existiere er nicht, ist Teil des größeren Problems. 

Freitag, 24. Dezember 2021

Xavier Naidoo - was ist geschehen? Und wie?!

Quelle: Leipziger Zeitung, 2015 

Tja, seit dieser Woche darf man Xavier Naidoo offiziell einen Antisemiten nennen, wie das Gericht entschieden hat. 

Xavier Naidoo hat es schon gegeben seit ich denken kann. Seine Musik war im Fernsehen sehr präsent, und wurde auch oft in Werbespots benutzt - vor allem dieses "...hör nicht auf zu träumen, von einer besseren Welt...." (oder irgendwas in der Art), und im Deutschunterricht im Gymnasium haben wir seine Lieder ins dänische übersetzt. 

So gross war sein Ruhm. 

Ich war, seitdem um 2014 es bekannt wurde, dass er sich zur "Reichsbürgerszene" bekennt, sehr skeptisch um ihn. Zur selben Zeit hörte ich dann auch zum ersten Mal, dass es auch in früheren Songtexten von ihn Hinweise auf Antisemitismus gebe - in einem Lied war vom "Baron Totschild" die Rede. 

Für diejenigen, die nicht wissen, was Reichsbürger sind, Reichsbürger sind Neonazis, die die Bundesrepublik Deutschland als solche nicht anerkennen und sie als eine Art "amerikanisch besetzte Kolonie" sehen, und deswegen oft von "Deutschland GmbH" reden, und sind Verbreiter von den dümmsten Verschwörungstheorien. 

Um diese Zeit hörte Naidoo auf, Juror bei "The Voice of Germany" zu sein, und sein erster sozialer Abstieg fing an. 

Dann war da 2015 der Vorschlag, dass er Deutschland am ESC 2016 vertreten solle, die dann schnell wieder weg vom Fenster war. 

Dann wurde es eine Zeit lang wieder ruhig um ihn - bis es im Herbst 2018 bekannt wurde, dass er DSDS 2019 mit in der Jury sitzen würde, neben Dieter Bohlen (wie immer), Pietro Lombardi und Oana Nechiti. 

Xavier Naidoo bei DSDS

Ich - und viele andere - waren skeptisch. 

Und wie ich im Januar 2019 auf Twitter sehen konnte, hatten nicht alle vergessen, wie Xavier Naidoo sich bei den Reichsbürgen geäußert hatte. 

Als Juror war er eigentlich gut - aber dennoch hatte ich ein bizarres Gefühl, dass er dabei war. Allerdings muss auch gesagt werden, dass die Tatsache, dass er bei DSDS in der Jury saß, wirklich zeigt dass er längst nicht mehr der A-Promi war, der er vor 2014 war. 

Trotz allem hat RTL sich nichts anmerken lassen, und nannte dies "die beste Jury die es je bei DSDS gegeben hat". 

Für DSDS 2020 war er dann auch wieder dabei. 

Und Ende Januar 2020 lief dann nach einer Sendung DSDS dann ein ach so sympathisches Portrait von ihm, wo auch mehrfach seine Mutter interviewt wurde, und wie diese dann erzählte wie sie und ihr Mann aus Südafrika nach Deutschland kamen wegen der Apartheid, und sich dann trafen und heirateten. Ich liebe die Tatsache, dass sein Abstieg nach 2014 nie zu Wort kam und nur hier und da angedeutet wurde, wie "kontrovers" er doch sei, und mit großen Fokus auf seinem starken christlichen Glauben. 

Zwei Monate später war all das vorbei. 

Es kamen Videos mit Konzertausschnitten von 2018 hervor, in der er sich rassistisch äußerte und Verschwörungstheorien verbreitete. Als das bekannt wurde, beendete RTL die Zusammenarbeit, und er war anschließend bei den Liveshows nicht mehr zu sehen. Ab da wurde er auch nicht mehr in Archivaufnahmen gezeigt, und in Ausschnitten wurde er aus dem Bild geschubst. 

(und dann macht RTL kurz darauf den selben Fehler mit Wendler) 

Zur selben Zeit wurde die Pandemie ausgerufen, und seine Verschwörungstheorien wurden noch schlimmer. Neben der üblichen Covid-Leugnung wurde sein Antisemitismus nun auch offener als je zuvor. 

 
.....hier zeigt er erstmals, wie er wie die "Black Hebrew" Ideologie denkt 

Hier teilt er einen Beitrag von Attila Hildmann 

Hier zeigt er wieder sein BHI-denken, mit all dem pseudo-hebräisch etc 




Um einige der Kommentare hier zu kontextualisieren, Xavier Naidoo teilt hier ganz deutlich das Gedankengut mehrere Black Supremacy-Gruppen der USA, wie Black Hebrew Israelites (oder "Schwarze Hebräer" - und nicht zu verwechseln mit den Schwarzen Hebräern in Dimona, Israel, da diese friedliebende Veganer sind) und der Nation of Islam (eine Gruppe, die in den letzten Jahren von linken Gruppen in den USA mehr und mehr weißgewaschen wird, vor allem wegen deren Anführer Louis Farrakhan, dem wohl mächtigsten Antisemiten der USA). Beide Gruppen behaupten, dass die Juden von heute - vor allem die Aschkenasim, die Juden Europas - nicht "die wahren Juden" seien, sondern "falsche Juden" sind, die die Nachkommen von den Chasaren seien, einem Turkvolk dessen Adel im frühen Mittelalter (angeblich)  zum Judentum konvertierte. Diese "Theorie" ist natürlich Unfug, da es Juden im heutigen Deutschland und Frankreich gab, lange bevor die Chasaren ihr Reich gründeten. Die behaupten, dass alle Schwarzen die wahren Kinder Israels seien und dass die Aschkenasim ihnen "den Platz geraubt" hätten und dass diese sie auch in die Sklaverei verkauft hätten. Gleichzeitig behaupten sie ebenfalls Nachkommen der alten Ägypter zu sein. Wie ihr sieht, macht das alles keinen Sinn. 

Auf jeden Fall zeigt dass hier doch wirklich, dass Xavier Naidoo wirklich einen an der Klatsche hat und sich somit selbst seine Karriere zerstört hat. 

Gestern schaute ich, nachdem ich den obengenannten Artikel zum Urteil gelesen hatte, mal auf Wikipedia nach, um zu sehen was es sonnst noch für Verrücktheiten in der Vita Naidoo gibt (ich weis, Wikipedia ändert sich ständig, aber trotzdem). Da gab es so einiges, was mir ins Auge gefallen ist:

Demnach gab es schon lange vor 2014 diverse Kontroversen um ihn, die allerdings dann oft in Vergessenheit kamen - schon zu Beginn seiner Karriere sagte Naidoo, er bezweifle die Legitimität der Bundestagswahl, und 1999 bekannte er sich dazu, "Rassist" zu sein, jedoch "ohne Ansehen der Hautfarbe" - was auch immer das bedeutet. 2012 machte er ein Album zusammen mit dem Rapper Kool Savas, daran erinnere ich mich sogar noch - auf dem Album gab es dann allerdings ein Lied, dass den Anschein ergab, alle Schwulen seien Kinderschänder. Mit dem Vorwürfen konfrontiert, behauptete Naidoo, das Lied würde auf "Ritualmorde an Kindern" aufmerksam machen, die "überall in Europa passieren". Die Macher von The Voice of Germany, bei der er damals Juror war, verteidigten ihn deswegen. 

Und dann kam schließlich 2014, wo er erstmals vor den Reichsbürgern auftrat, und sein erster sozialer Abstieg begann - und damals hatte er noch viele Prominente Unterstützer, von Till Schweiger bis Mario Adorf. 

Aber diese Zeiten sind nun vorbei. Es ist aber schon recht faszinierend, in Echtzeit mit anzusehen, wie jemand so Prominent wie Xavier Naidoo sich selbst zerstört. Wenn man bedenkt, dass er vor 10-12 Jahren noch ein sehr geliebter Sänger und A-Promi war, der fast überall war und künstlerisch gelobt wurde, ist es schon seltsam daran zu denken wo er jetzt ist, und wie schnell es eigentlich ab 2014 Abseits ging. 

Schon lange vorher sagte Naidoo, wir befinden uns in der "Endzeit", und er identifiziere seine Heimatstadt Mannheim mit dem "Neuen Jerusalem", wie sie im Neuen Testament erwähnt wird. Solche frühen Erwähnungen könnten als eine Art "Foreshadowing" auf das, was kommen wird, gesehen werden. 

Aber das ist eigentlich schon längst unwichtig. 

Wie gesagt, Xavier Naidoo hat seine Karriere selbst zerstört, und es ist nichts mehr zu retten

Und er ist ein Antisemit - jetzt darf´s endlich gesagt werden. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...