Mittwoch, 29. Dezember 2021

Wie war den nun 2021? Ein kleiner Quasi-Rückblick

Auf dem Jüdischen Friedhof Kopenhagens, Januar 2021

Ja, dieses Jahr war auch in vielen Hinsichten ein Turbulentes Jahr, aber G-tt sei dank nicht so schlimm wie 2020 es war, und ich kann es ehrlich gesagt auch wieder kaum erwarten, dass dieses Jahr vorbei ist. Zwar habe ich schon letztes Jahr gesagt, aber mir geht es inzwischen wieder so wie Ende Dezember 2013, ich habe mich seit da nicht mehr so sehr nach dem Ende eines Jahres gesehnt. 

Aber ich bin optimistisch - so optimistisch war ich letztes Jahr um diese Zeit nicht. 

Wie meine Mama sagt, es ist wichtig, immer optimistisch zu bleiben in harten Zeiten. Und da hat sie auch recht. 

Im Januar entschied ich mich für eine längere Zeit auf Lolland zu verbringen, da ich es das Kopenhagen des Teil-Lockdowns nicht aushalten konnte. Das war eine gute Entscheidung, und es war auch Corona-mäßig wohl auch der härteste Teil des Jahres in Dänemark. 

In dem Monat begannen meine Eltern und ich dann die Tradition, jeden Sonntag eine Fahrt zu unternehmen - wir fingen mit einem Trip nach Kalundborg an. 



Die Marienkirche 


Im Februar kehrte ich dann für eine Woche wegen des Purimfestes zurück nach Kopenhagen - es war trotz der Einschränkungen ein sehr schönes Purim, und trotz dessen schöner als letztes Jahr, da ich dieses mit dem Anfang des Lockdowns verbinde. 

Kurz davor hatte ich einen kleinen Nostalgietrip - nach einem Einkauf im koscheren Laden musste ich zu dem Ort gehen, wo bis 2017 die alte Jüdische Schule lag. Und Mann, was war es dennoch schockieren zu sehen dass da jetzt Bürogebäude stehen. 

Ryparken Station. Dieser Anblick wurde der Hauptgrund für den Nostalgietrip. 

Ryparken. 
Kurz davor habe ich über mein erstes Purim, und mein bisher bestes Purim geschrieben. Ich habe dieses Jahr - weil es halt nicht so viel zu tun hab - sehr oft in Erinnerungen geschwelgt, und es dann hier niedergeschrieben. 

Einen Monat später feierte ich mit meinen Eltern schön ruhig meinen 27. Geburtstag, und am nächsten Tag ging es dann zurück nach Kopenhagen um mich für Pessach vorzubereiten. Es war ein sehr schönes Pessach, und um weiten viel besser als letztes Jahr. Ja, es war sehr spannend und faszinierend die zwei Sederabende allein zu verbringen, aber zusammen mit anderen ist es doch am schönsten. Pessach fing dieses Jahr Samstagabend an, wo der Schabbat endete. Auf dem Weg hin zu der Familie, wo ich für den ersten Abend eingeladen war, ging ich durch den Assistenz Friedhof auf Nørrebro. Der Friedhof war an dem Abend mit den Farben der Dämmerung am Himmel so unglaublich schön. Das werde ich nie vergessen. Nach Pessach ging ich wieder für ein und ein halb Wochen zurück nach Lolland, und dann ging es wieder für längere Zeit nach Kopenhagen. 

In der Zeit musste ich wieder reflektieren - und ich realisierte, dass der Juni 2016 der seltsamste Monat meines Lebens war. Kurz darauf feierte ich ein bestimmtes Jubiläum - denn am 1. Mai sind es 7 Jahre her, dass ich zum ersten Mal die Synagoge besuchte, und die Zahl 7 hat im Judentum mehrere Bedeutungen, und dieses Jahr fiel er am Schabbat. Und deswegen wurde ich auch zur Torah gerufen, nachdem ich es gesagt hatte - und ich konnte es nicht fassen, als ich da auf der Bima stand, dass ich es tatsächlich alles geschafft hatte. 

Ende Mai fing ich ein Praktikum im Gemeindehaus an, für zwei Monate - es war eine sehr schöne Zeit, und ich bin nach langer Zeit endlich wieder aufgeblüht. 

Ende Juli hat uns dann leider unser alter Oberrabbiner Bent Melchior ז"ל verlassen, und es kamen sehr viele zu seinem sehr würdigen Begräbnis. 

Die Beerdigung erinnerte mich sehr an die von Dan Uzan


Im August bekam ich dann auch die zweite Dosis der Impfung, und ich fühlte mich dann befreit. Einige Wochen später kam ich dann endlich, nach zwei Jahren, wieder nach Hamburg. Es war mein erster richtiger Urlaub seit Beginn der Pandemie, und eine sehr schöne Reise, um das jüdische Jahr 5781 zu beenden. Am Tag vor der eigentlichen Ankunft in Hamburg waren meine Eltern und ich in Friedrichstadt, wo wir unter anderen auch die zwei Jüdischen Friedhöfe besuchten. 

Gracht in Friedrichstadt 

Denkmal an den Gräbern der gefallenen des 1. Weltkriegs am Jüdischen Friedhof Ohlsdorf 

Kapelle des Jüdischen Friedhofs Ohlsdorf 

Eine Tür an der Reeperbahn 

Am Diebsteich

Am Tag nach der Rückkehr war es kurz vor Rosch Haschana, und ich konnte mich nun ganz den Feiertagen hingeben. 

Im Herbst konnte ich dann endlich ein im Januar angefangenes Essay über den Niedergang Bollywoods im deutschsprachigen Raum beenden und veröffentlichen. 

Und im Dezember war ich dann mit meinen Eltern zum ersten Mal nach zwei Jahren in Berlin - und obwohl wir unter sehr strengen Restriktionen waren, war es dennoch ein schöner Trip. 

Die Synagoge Joachimsthaler Straße, die ich da besuchte 

Letztendlich war es ein Jahr mit Höhen und Tiefen für uns alle. 

Ich selbst habe mehr schöne Erinnerungen von 2021 als 2020. 

Schönes Neues Jahr. 

Der Tag in Ringsted

Letzten Sommer musste ich mehrmals an einem Tag im Frühling 2012 denken, wo ich mit meinen Eltern in Ringsted war. Mein Vater sollte da zum Arzt, und das wurde einige Stunden dauern. Also machten meine Mutter und ich uns einen schönen Abend. Wir gingen ein wenig an der Domkirche spazieren, und dann hatten wir ein schönes mexikanisches Abendessen im Einkaufszentrum am Rande der Stadt. 

Es war ein wirklich gemütlicher Abend, und aus irgendeinen Grund musste ich letzten Sommer so oft an den Tag denken. Meine Freundin und ich waren da noch beim Praktikum bei der Jüdischen Gemeinde, und da wir Freitags eh meistens Zuhause arbeiteten, hielt ich mir den einen Freitag Mitte Juli frei, und ich fuhr nach Ringsted. Das witzige ist, dass die Wettervorhersage einen regnerischen Tag vorhersagte - und deswegen kaufte ich mir am Tag davor einen neuen Regenschirm. War überflüssig, da es an dem Tag dann sehr heiß war und ich ihn dann zuhause lies. Ich nahm allerdings meinen nordkoreanischen Fächer mit, den ich einige Jahre zuvor am nordkoreanischen Stand am 1. Mai gekauft hatte. War eine sehr gute Entscheidung. 

Der Zug war sehr gefüllt - und es fühlte sich dann so befreiend an, in Ringsted auszusteigen. Ich war an dem Bahnhof schon mehrere Jahre nicht gewesen - ich musste da immer umsteigen auf dem Weg nach Flensburg. Da kamen mehrere Erinnerungen hoch. Und dann waren meine Eltern und ich kurz durch Ringsted gefahren, als wir auf dem Weg nach Kalundborg waren, letzten Januar

Neben der Hitze, begrüßte mich auch ein ganz anderes Bild: 

Das Bild von "Udkantsdanmark", dem Dänemark der Provinz. Zwar liegt Kopenhagen mit dem Zug wohl nur eine Stunde oder gar weniger entfernt, aber dennoch konnte ich sehen, wie gross die Kluft war. Sowas ähnliches kannte ich ja eh schon von Städten wie Næstved, Vordingborg, Nykøbing Falster oder gar Maribo, aber dennoch wurde ich von dem Bild überwältigt - es erinnerte mich wieder an 2014, an dem letzten halben Jahr vor meinem Umzug. 


Ich weis nicht, warum, aber das hier musste ich fotografieren 




Nach einigen Minuten kam ich an ein Geschäft vom Roten Kreuz an, wo ich mich dann etwas umschaute. Und Mann, was konnte ich da spüren, wie ich in der Provinz war! Ich kaufte da ein Buch mit alten Gedichten. 

Ich ging dann weiter, und daneben war ein Denkmal für die im Widerstand gegen die Deutschen gefallenen:



Ich ging weiter, und kam ins Stadtzentrum an, wo ich dann auch die Domkirche und das alte Kloster sehen konnte, und den Park daneben. Vor der Domkirche waren arbeiten, anscheinen ein Zelt für irgendeine Veranstaltung. 

Ich ging dann mal darunter in den Park, und habe unter einen Baum dann das Minchagebet gebetet. 

Dann habe ich mich auf eine Bank vor den alten Klostergarten gesetzt, und habe etwas gelesen. Es war schön kühl im Schatten, und ich fühlte mich dann zum ersten Mal nach einer sehr langen Zeit wieder frei. Ein Gefühl des inneren Friedens, wenn man es so nennen kann. 

Die Domkirche von Ringsted - sie kann auch in der Ferne vom Zug aus gesehen werden 



Der alte Klostergarten 

Andere Ansicht vom Klostergarten 

Nach der recht langen Pause an der Bank ging ich dann weiter zur Innenstand, und ging weiter bis hin zum Rande, wo man das Einkaufzentrum sehen kann. Es ist in den letzten Jahren grösser geworden, und es sind hinter dem Einkaufszentrum und herum viele Neubauten gekommen. 

Irgendwann fand ich an der Straße des Stadtzentrums ein Gebäude, dass wohl eine Art kleines Einkaufszentrum sein soll - es war allerdings vollkommen leer, bis auf einem Flohmarkt am anderen Ende des Gebäudes. 

Verlassen, oder so schien es 

Das krasseste an dem Besuch in dem kleinen Einkaufszentrum war jedoch wie sehr es mich irgendwie an Israel erinnerte. 

Danach machte ich mich dann auf dem Heimweg, und schnappte den nächsten Zug der in Valby hielt. 

Zurück in Kopenhagen 
Das wichtigste, was mir aber gerade dieser Tag lehrte, war folgendes: 

Ich sollte noch ein Jahr mit dem Studium warten. 

Und dafür bin ich gerade diesen Tag sehr dankbar. 

Dienstag, 28. Dezember 2021

Ein kleiner Trip nach Maribo

Den einen Tag fuhren meine Eltern und ich nach Maribo, um die Schneelandschaft zu geniessen und die Enten am See zu füttern. Es war eine sehr schöne Winterlandschaft, wie ich sie seit langen nicht mehr gesehen habe - wohl seit dem Trip nach Kalundborg letzten Januar. 

Schnee vor unserem Haus 

An den Klosterruinen am See


Die Enten, die wir gefüttert haben 

Die Domkirche 







Das Hotel am See
Es war eigentlich ein recht schönes Wetter, aber es war sehr, sehr kalt. Nach einer halben Stunde, wo wir die Enten fütterten und etwas spazieren gingen auf dem sehr glatten Pfad, gingen wir am Hotel vorbei in die Stadt selbst. 

Es war fast Menschenleer, und das Hotel selbst war geschlossen. Keine Ahnung ob es was mit Corona zu tun hat oder nicht. 

Auf dem Weg zum Rathausplatz gingen wir an vielen leeren Geschäftsräumen vorbei, und es erinnerte mich wieder an das, was mir seit 2014 aufgefallen ist. 

Ich erinnere mich noch, wie viel Leben noch in der Stadt war, als ich 2013 mit dem Gymnasium fertig wurde. Dann, ein Jahr später, 2014, war da nicht mehr so viel Leben wie vorher - und einige Läden fingen schon an, zu schließen. Als ich dann aber 2015 zum ersten Mal seit August 2015 wieder in Maribo war, kam es mir gänzlich vor wie eine Geisterstadt - und es war Frühling. 

Im Dezember 2016 war ich auf einem Besuch am Jüdischen Friedhof in Nakskov, und auf dem Weg zurück nach Nykøbing besuchte ich noch kurz Maribo - und es schien so halb dystopisch. Neben meiner alten Stammpizzeria war ein Kleidungsgeschäft, wo am Eingang zwei Lautstärker waren die ganz laut Weihnachtsmusik spielte - und dabei war fast kein Schwein in der Stadt. 

Nun denn. 

Als wir dann auf dem Weg zum Rathausplatz waren, kamen wir vorbei an einem Gebäude, das mal ein Chinarestaurant im ersten Stock hauste und unten eine Pizzeria hatte. Ich habe noch nie dort gegessen, bin aber so viele Male unten im Gang durchgegangen - und jetzt soll dieses Gebäude abgerissen werden. 

Der Gang am Flur ist nun abgesperrt. 


Ich weis nicht warum, aber irgendwie ist es doch traurig zu sehen, dass dieses Gebäude bald nicht mehr sein wird. Zwar habe ich wie gesagt noch nie dort gegessen, aber dennoch verbinde ich mit dem Gebäude viele Erinnerungen. 

Und mit dem Gedanken gingen wir dann weiter. 

Am Rathausplatz 


Wieder an der Domkirche, wo wir parkten 

Der Friedhof an der Domkirche 

Es war seltsam nach so langer Zeit wieder in Maribo im Winter zu sein, und dann mit einer so mondänen Sache wie ein abrissgefälliges Gebäude konfrontiert zu werden. 

Aber naja, als wir am Hotel am See vorbeigingen und ich vom Fenster zum Restaurant des leeren Hotels und die Spiegelkunst an der Wand da reinschaute, musste ich daran denken, wie schön es sein wird, bald in einem Hotel in Eilat einzuchecken.  

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...