Freitag, 30. April 2021

7 Jahre in der Gemeinde oder mein erster Besuch in der Synagoge revisited

Morgen, am 1. Mai 2021, ist es 7 Jahre her dass ich zum ersten Mal die Große Synagoge Kopenhagens  betreten habe. Da es dieses Jahr an einem Samstag fällt - also am Schabbat - markiere ich es eben indem ich da in die Synagoge gehe. 

Purim 2015
Ich kann es nicht fassen, dass es schon 7 Jahre her ist - auf der einen Seite fühlt es sich irgendwie so an, als sei es erst gestern gewesen, andererseits ist aber schon so viel in der Zwischenzeit passiert. Aber 7 Jahre...das ist schon irgendwie ein Ding. 

Vom Gitter her aufgenommen, im Januar oder Februar 2014

Mir ging es in der Zeit nach dem gescheiterten Kibbutzaufenthalt sehr dreckig, es war eine der schlimmsten Depressionen meines Lebens. So um Silvester 2013/2014 ging es mir langsam besser, aber es war noch nicht überstanden. Mein Lichtblick war später nach Kopenhagen zu ziehen, um zu studieren, und um endlich meinen Gijur anzufangen. Ich hatte allerdings zu dem Zeitpunkt noch keine Idee davon, wo ich angesichts des Gijurs anfangen sollte. Zu der Zeit hatte ich jedenfalls schon ein Jahr lang mehrere Kontakte in der Gemeinde Kopenhagens, die ich aus einer pro-israelischen Gruppe auf Facebook kannte. 

Ich hatte in der Zeit auch eine Tradition, zum 1. Mai immer nach Kopenhagen zu reisen, um dort im Fælledparken die Atmosphäre zu geniessen und um Bilder am kommunistischen Stand zu machen, da es dort so an stalinistischer und antisemitischer Propaganda sprießt. 

Ich erzählte jedenfalls einen Freund in der Gemeinde dass ich nach Kopenhagen reisen würde, und er hat mich dann in die Synagoge eingeladen. Ich habe sofort ja gesagt. 

Das wurde somit zum besten 1. Mai aller Zeiten. 

Ich nahm den Zug, und laut meinem damaligen Post war da eine Isländerin und einige Jugendliche, die Palaver machten. An der Zugfahrt erinnere ich mich jedoch meistens daran, dass ich Isabel Allendes "Die Insel unter dem Meer" las, und ich sehr aufgeregt war. Ich konnte wirklich spüren, dass sich an diesen Tag mein Leben verändern würde. 

In Kopenhagen angekommen, ging ich schön spazieren, und kaufte einige Bücher und Schallplatten. Und dann ging in Richtung Fælledparken, über Nørrebro. An dem Tag findet man immer den Weg, denn immerhin sind da immer mehrere Leute die dahin gehen. 

In Nørrebro habe ich dann äthiopisch gegessen - hauptsächlich weil ich es so sehr aus Israel vermisste. Das war sehr schön. 

Danach ging ich dann auf dem Weg Richtung Fælledparken - und das war zufällig gefunden - zum alten Jüdischen Friedhof in Møllegade

Danach ging ich dann nach Fælledparken, wo ich natürlich den kommunistischen Stand besuchte und dann einige Freunde traf und dann einige Stunden mit ihnen verbrachte. Das war sehr schön. 

Dann, nach einigen Stunden, verabschiedete ich mich und nahm dann ein Taxi hin zur Synagoge. Ich erinnere mich noch wie aufgeregt ich war, obwohl, aufgeregt ist irgendwie eine Untertreibung. Ich stieg dann bei der Synagoge aus und wartete ungefähr 20 Minuten, bis mein Freund ankam und mich einließ. Er erzählte mir dann die Geschichte der Synagoge, und nach einer halben Stunde fing dann der Nachmittags, bzw. Abendg-ttesdienst an. So habe ich dann meinen ersten jüdischen G-ttesdienst erlebt. 

Mir kamen die Tränen. 

Nach dem G-ttesdienst ging ich zurück zum Hauptbahnhof, und fuhr zurück nach Lolland. Ich bekam einen guten Sitzplatz, bevor die restlichen - meist Jugendliche - Leute reinkamen, die wegen dem 1. Mai nach Kopenhagen gekommen waren. Vor mir sass ein Mädchen, die über Telefon erzählte, wie sie jemand belästigte und sie "Yahoud" nannte. Nachdem sie auflegte, klärte ich sie auf, was "Yahoud" bedeutet - sie war sehr überrascht und verwundert, dass er sie das nannte. 

Unter der Brücke bei Enghave/Carlsberg überhörte ich das Gespräch 

Zuhause angekommen, fiel mir auf, dass ich zum ersten Mal nach sehr langer Zeit so richtig glücklich war. 

Ich wusste also nun, worauf ich mich freuen konnte, und später im selben Monat fing ich an, Unterricht im Gemeindehaus zu nehmen. 

Hier so einige Fotos der Synagoge aus dem Laufe der Jahre:

Jom Haschoa 2015





Mai 2015
Februar 2015, kurz nach dem Terroranschlag


Gedenkzeremonie nach dem Terroranschlag






Das war das erste Mal - mal abgesehen von Jom Kippur - wo ich so viele Menschen in der Synagoge sah




Blumen vor der Synagoge, März 2015 - für eine lange Zeit wurden da jeden Tag Blumen hingelegt 

August 2016 - das war am Abend vor dem Tag meiner Konvertierung 


September 2016 - Am Tag der Hochzeit von Freunden

November 2016

Februar 2017

März 2017

April 2017

Jom Haatzmaut 2017

Jom Haatzmaut 2017


Mai 2017

Mai 2017


Vom November 2017 bis zum Oktober 2018 war die Synagoge geschlossen, damit es renoviert werden konnte. Im Oktober 2018 wurde sie dann wiedereröffnet, und es wurde mit einer grossen Feier markiert, wo man gleichzeitig das 75 jährige Jubiläum der Rettung der dänischen Juden 1943 markierte. In dieser Reihe hier Kronprinz Frederik. 

Wiedereröffnungsfeier 2018 







Chanukka 2018

Februar 2019


Bücherregal auf der Frauenempore

Aussicht von der Frauenempore


Im Dunkeln, Früh am Morgen, März 2019

Purim 2019

Purim 2019

Januar 2020

Purim 2020 - zwei Tage später wurde wegen Corona alles dicht gemacht. 

Purim 2021

Jom Haatzmaut 2021

Das waren nur einige von sehr, sehr vielen Fotos die ich in den letzten 7 Jahren gemacht habe. Aber das wurde Jahre dauern, sie alle hier zu posten. 

Der Punkt ist, ich liebe meine Gemeinde und ich bin Stolz ein Teil von ihr zu sein, und ich habe so viele schöne Erinnerungen in der Synagoge gesammelt, und es werden auch mehrere kommen. 

Nun denn. Schabbat Schalom. 

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