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Sonntag, 16. Juli 2023

Torah-Verbrennung in Stockholm

 

Die Große Synagoge in Stockholm, April 2023

Freitagabend war es geplant, dass vor der israelischen Botschaft in Stockholm die Torah verbrennt werden sollte. Dies war gemeint als Antwort darauf, dass vor einigen Wochen in Schweden ein Koran verbrannt wurde, und aus irgendeinen Grund dachten die Planer hinter dieser Aktion hier, die geeignete Antwort darauf wäre es, die Torah vor der israelischen Botschaft zu verbrennen, und das kurz nach dem Einbruch des Schabbats. 

Die Aktion wurde nun G-tt sei dank abgeblasen, und die Person dahinter hat sich distanziert. 

Ich frage mich aber das hier:

Warum musste als Antwort auf die Verbrennung des Korans denn gerade die Torah dafür büßen, wenn man bedenkt, dass die Person hinter der Aktion ein assyrischer Christ ist? Wie ist dass den die Schuld der Juden?

Ich glaube die Antwort kennen wir alle - egal was es ist, es sind immer die Juden dran schuld. 

Interessant ist, dass die Aktion nicht vor einer der Synagogen in Stockholm geplant war, sondern vor der israelischen Botschaft. 

Soviel dazu, dass Antizionismus nicht Antisemitismus ist. 

Sonntag, 16. Januar 2022

Die Geiselnahme in der Synagoge in Colleyville, Texas

Gestern fand eine Geiselnahme statt, in der Beth Israel Synagoge in Colleuville, Texas, während einer Bar Mizwa. Der Geiselnehmer sagte, er sei der Bruder der seit 2008 inhaftierten pakistanischen Terroristin Aafia Siddiqui, und eines der Gründe für die Geiselnahme war, sie freizulassen. Es kam zwar später heraus, dass der Geiselnehmer nicht der Bruder Siddiquis war, allerdings nennen viele Muslime sich untereinander Geschwister. 

Da es eine Reformsynagoge ist, wurde der G-ttesdienst per Livestream übertragen, und während des Livestreams konnte man hören wie der Geiselnehmer die Synagoge betrat und sein Vorhaben bekannt gab, und kurz darauf war der Livestream vorbei. 

Ich hörte erst gestern Abend von der Geiselnahme, und heute Morgen wachte ich auf mit der Nachricht dass der Geiselnehmer erschossen wurde und die Geiseln allesamt am Leben sind, G-tt sei dank. 

Die Polizei während der Geiselnahme 
Nun denn. 

Es ist natürlich gut, dass ausser dem Geiselnehmer niemand zu schaden kam, und dass die Geiseln befreit wurden. 

Mir ist allerdings schon gestern Abend aufgefallen, dass einige Medien und viele Leute denken, dass es ach so zufällig sei, dass der Geiselnehmer ausgerechnet eine Synagoge dazu nahm, um die Freiheit für die Terroristin und Antisemitin Aafia Siddiqui zu verlangen. 

Ich finde, es sagt schon vieles aus. 

Aber Antisemitismus darf nicht sein, vor allem nicht wenn es nicht von stereotypen Neonazis oder Rechtextremisten kommt, so wie im Fall vom Terroranschlag auf die Tree of Life Synagoge in Pittsburgh 2018 oder den zu Jom Kippur 2019 in Halle an der Saale. 

Selbst nach Charlie Hebdo wollte niemand wirklich über die gleichzeitig stattfindende Geiselnahme im koscheren Supermarkt Hypercacher reden, und auch am Terroranschlag in Kopenhagen einen Monat später versuchten viele, den antisemitischen Aspekt zu vertuschen, was denen in dem Fall allerdings nicht gelang. Allerdings muss ich nun sagen, 7 Jahre danach, haben selbst viele Dänen vergessen, dass er überhaupt passierte. 

Letztendlich will generell niemand über Antisemitismus reden, selbst im Falle von Rechtsextremisten - da wird Antisemitismus hauptsächlich erwähnt, um gegen Rassismus zu reden, ohne wirklich darauf einzugehen, was Antisemitismus so besonders macht. (und wenn das gesagt ist, kommt mir vieles "anti-rassistisches" einfach sehr halbherzig und performativ vor, da ich denke dass es diesen Leuten generell egal ist)

Es passt eben nicht ins Narrativ. 

Das Problem ist, Antisemitismus existiert. Sei es von rechts, von links, von Islamisten, fundamentalistischen Christen....er existiert. 

Und so zu tun, als existiere er nicht, ist Teil des größeren Problems. 

Freitag, 24. Dezember 2021

Xavier Naidoo - was ist geschehen? Und wie?!

Quelle: Leipziger Zeitung, 2015 

Tja, seit dieser Woche darf man Xavier Naidoo offiziell einen Antisemiten nennen, wie das Gericht entschieden hat. 

Xavier Naidoo hat es schon gegeben seit ich denken kann. Seine Musik war im Fernsehen sehr präsent, und wurde auch oft in Werbespots benutzt - vor allem dieses "...hör nicht auf zu träumen, von einer besseren Welt...." (oder irgendwas in der Art), und im Deutschunterricht im Gymnasium haben wir seine Lieder ins dänische übersetzt. 

So gross war sein Ruhm. 

Ich war, seitdem um 2014 es bekannt wurde, dass er sich zur "Reichsbürgerszene" bekennt, sehr skeptisch um ihn. Zur selben Zeit hörte ich dann auch zum ersten Mal, dass es auch in früheren Songtexten von ihn Hinweise auf Antisemitismus gebe - in einem Lied war vom "Baron Totschild" die Rede. 

Für diejenigen, die nicht wissen, was Reichsbürger sind, Reichsbürger sind Neonazis, die die Bundesrepublik Deutschland als solche nicht anerkennen und sie als eine Art "amerikanisch besetzte Kolonie" sehen, und deswegen oft von "Deutschland GmbH" reden, und sind Verbreiter von den dümmsten Verschwörungstheorien. 

Um diese Zeit hörte Naidoo auf, Juror bei "The Voice of Germany" zu sein, und sein erster sozialer Abstieg fing an. 

Dann war da 2015 der Vorschlag, dass er Deutschland am ESC 2016 vertreten solle, die dann schnell wieder weg vom Fenster war. 

Dann wurde es eine Zeit lang wieder ruhig um ihn - bis es im Herbst 2018 bekannt wurde, dass er DSDS 2019 mit in der Jury sitzen würde, neben Dieter Bohlen (wie immer), Pietro Lombardi und Oana Nechiti. 

Xavier Naidoo bei DSDS

Ich - und viele andere - waren skeptisch. 

Und wie ich im Januar 2019 auf Twitter sehen konnte, hatten nicht alle vergessen, wie Xavier Naidoo sich bei den Reichsbürgen geäußert hatte. 

Als Juror war er eigentlich gut - aber dennoch hatte ich ein bizarres Gefühl, dass er dabei war. Allerdings muss auch gesagt werden, dass die Tatsache, dass er bei DSDS in der Jury saß, wirklich zeigt dass er längst nicht mehr der A-Promi war, der er vor 2014 war. 

Trotz allem hat RTL sich nichts anmerken lassen, und nannte dies "die beste Jury die es je bei DSDS gegeben hat". 

Für DSDS 2020 war er dann auch wieder dabei. 

Und Ende Januar 2020 lief dann nach einer Sendung DSDS dann ein ach so sympathisches Portrait von ihm, wo auch mehrfach seine Mutter interviewt wurde, und wie diese dann erzählte wie sie und ihr Mann aus Südafrika nach Deutschland kamen wegen der Apartheid, und sich dann trafen und heirateten. Ich liebe die Tatsache, dass sein Abstieg nach 2014 nie zu Wort kam und nur hier und da angedeutet wurde, wie "kontrovers" er doch sei, und mit großen Fokus auf seinem starken christlichen Glauben. 

Zwei Monate später war all das vorbei. 

Es kamen Videos mit Konzertausschnitten von 2018 hervor, in der er sich rassistisch äußerte und Verschwörungstheorien verbreitete. Als das bekannt wurde, beendete RTL die Zusammenarbeit, und er war anschließend bei den Liveshows nicht mehr zu sehen. Ab da wurde er auch nicht mehr in Archivaufnahmen gezeigt, und in Ausschnitten wurde er aus dem Bild geschubst. 

(und dann macht RTL kurz darauf den selben Fehler mit Wendler) 

Zur selben Zeit wurde die Pandemie ausgerufen, und seine Verschwörungstheorien wurden noch schlimmer. Neben der üblichen Covid-Leugnung wurde sein Antisemitismus nun auch offener als je zuvor. 

 
.....hier zeigt er erstmals, wie er wie die "Black Hebrew" Ideologie denkt 

Hier teilt er einen Beitrag von Attila Hildmann 

Hier zeigt er wieder sein BHI-denken, mit all dem pseudo-hebräisch etc 




Um einige der Kommentare hier zu kontextualisieren, Xavier Naidoo teilt hier ganz deutlich das Gedankengut mehrere Black Supremacy-Gruppen der USA, wie Black Hebrew Israelites (oder "Schwarze Hebräer" - und nicht zu verwechseln mit den Schwarzen Hebräern in Dimona, Israel, da diese friedliebende Veganer sind) und der Nation of Islam (eine Gruppe, die in den letzten Jahren von linken Gruppen in den USA mehr und mehr weißgewaschen wird, vor allem wegen deren Anführer Louis Farrakhan, dem wohl mächtigsten Antisemiten der USA). Beide Gruppen behaupten, dass die Juden von heute - vor allem die Aschkenasim, die Juden Europas - nicht "die wahren Juden" seien, sondern "falsche Juden" sind, die die Nachkommen von den Chasaren seien, einem Turkvolk dessen Adel im frühen Mittelalter (angeblich)  zum Judentum konvertierte. Diese "Theorie" ist natürlich Unfug, da es Juden im heutigen Deutschland und Frankreich gab, lange bevor die Chasaren ihr Reich gründeten. Die behaupten, dass alle Schwarzen die wahren Kinder Israels seien und dass die Aschkenasim ihnen "den Platz geraubt" hätten und dass diese sie auch in die Sklaverei verkauft hätten. Gleichzeitig behaupten sie ebenfalls Nachkommen der alten Ägypter zu sein. Wie ihr sieht, macht das alles keinen Sinn. 

Auf jeden Fall zeigt dass hier doch wirklich, dass Xavier Naidoo wirklich einen an der Klatsche hat und sich somit selbst seine Karriere zerstört hat. 

Gestern schaute ich, nachdem ich den obengenannten Artikel zum Urteil gelesen hatte, mal auf Wikipedia nach, um zu sehen was es sonnst noch für Verrücktheiten in der Vita Naidoo gibt (ich weis, Wikipedia ändert sich ständig, aber trotzdem). Da gab es so einiges, was mir ins Auge gefallen ist:

Demnach gab es schon lange vor 2014 diverse Kontroversen um ihn, die allerdings dann oft in Vergessenheit kamen - schon zu Beginn seiner Karriere sagte Naidoo, er bezweifle die Legitimität der Bundestagswahl, und 1999 bekannte er sich dazu, "Rassist" zu sein, jedoch "ohne Ansehen der Hautfarbe" - was auch immer das bedeutet. 2012 machte er ein Album zusammen mit dem Rapper Kool Savas, daran erinnere ich mich sogar noch - auf dem Album gab es dann allerdings ein Lied, dass den Anschein ergab, alle Schwulen seien Kinderschänder. Mit dem Vorwürfen konfrontiert, behauptete Naidoo, das Lied würde auf "Ritualmorde an Kindern" aufmerksam machen, die "überall in Europa passieren". Die Macher von The Voice of Germany, bei der er damals Juror war, verteidigten ihn deswegen. 

Und dann kam schließlich 2014, wo er erstmals vor den Reichsbürgern auftrat, und sein erster sozialer Abstieg begann - und damals hatte er noch viele Prominente Unterstützer, von Till Schweiger bis Mario Adorf. 

Aber diese Zeiten sind nun vorbei. Es ist aber schon recht faszinierend, in Echtzeit mit anzusehen, wie jemand so Prominent wie Xavier Naidoo sich selbst zerstört. Wenn man bedenkt, dass er vor 10-12 Jahren noch ein sehr geliebter Sänger und A-Promi war, der fast überall war und künstlerisch gelobt wurde, ist es schon seltsam daran zu denken wo er jetzt ist, und wie schnell es eigentlich ab 2014 Abseits ging. 

Schon lange vorher sagte Naidoo, wir befinden uns in der "Endzeit", und er identifiziere seine Heimatstadt Mannheim mit dem "Neuen Jerusalem", wie sie im Neuen Testament erwähnt wird. Solche frühen Erwähnungen könnten als eine Art "Foreshadowing" auf das, was kommen wird, gesehen werden. 

Aber das ist eigentlich schon längst unwichtig. 

Wie gesagt, Xavier Naidoo hat seine Karriere selbst zerstört, und es ist nichts mehr zu retten

Und er ist ein Antisemit - jetzt darf´s endlich gesagt werden. 

Sonntag, 3. Februar 2019

Reflektionen über die Zeit nach dem Anschlag im Februar 2015

Am Freitag war es die Jahrzeit von Dan Uzan z"l, dem Wachmann der Jüdischen Gemeinde, der in der Nacht vom 14. auf dem 15. Februar 2015 ermordet wurde.

Ich kannte Dan Uzan nicht sehr gut - ich hatte ihn nur einige Male gesehen, wenn er am Schabbat Wache vor der Synagoge hielt. Was ihn von den anderen Wachen der Gemeinde sehr unterschied, war seine Höhe. Es war sehr seltsam daran zu denken, ihn danach nicht mehr zu sehen - und schlimmer noch, der Gedanke an der Tatsache, dass er ermordet wurde.



Ich berichtete damals hier darüber.

Es sind nun 4 Jahre seitdem vergangen, und ich kann es ehrlich gesagt noch immer nicht ganz fassen, dass es tatsächlich passiert ist. Leider muss ich sagen, dass ich es irgendwie habe kommen sehen, aber dennoch....

In den 4 Jahren seitdem ist sehr viel passiert. Ich denke, jetzt ist die Zeit gekommen, darüber zu reflektieren.

Damals war ich noch inmitten meines Gijur-Prozesses.

Wie ich damals schon erzählte, war ich gerade vom Chabadhaus zurückgekommen, und hatte noch immer die schöne Rede von Hannah Bentow im Kopf, die sie zu ihrer Bat Mizwah hielt. Damals währe noch keiner auf die Idee gekommen, dass ihr Tag mehrere Stunden später ruiniert wird.

Das erste, was ich hörte, als ich zuhause war, war dass da ein Terroranschlag im Stadtteil Østerbro war. Es war im Kulturhaus Krudttønden ("Das Pulverfass"). Es war bei einer Veranstaltung über Meinungsfreiheit, geführt vom schwedischen Künstler Lars Vilks, der in der Vergangenheit Muhammed-Karikaturen gemacht hatte. Die Rednerin gerade wo der Anschlag passierte war die Ukrainische Femen-Aktivistin Inna Shevchenko, und es gab einen Toten - den dänischen Filmemacher Finn Nørgaard.

Ich war entsetzt - und mir überkam die Angst, dass das nächste Ziel wohl die Jüdische Gemeinde war, eine Angst, die mir besonders seit Charlie Hebdo und Hypercacher verfolgte. Ich muss hier auch sagen, dass ich im Nachhinein das Gefühl hatte, dass die Zeit zwischen den Anschlägen in Paris und in Kopenhagen eine Art "Overture" war.

Ich legte mich in der Nacht mehr oder weniger früh ins Bett mit einem sehr ängstlichen Gefühl. Früh, weil ich am Morgen eh früh hoch sollte wegen Konvertierungsunterricht im Gemeindezentrum, und weil mir schlecht war.

Ich wachte dann früh auf, und erfuhr so vom Anschlag. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass der Unterricht definitiv ausgefallen war, aber dennoch bin ich dann in die Stadt gefahren - ich hatte das Bedürfnis, es zu sehen, um zu begreifen.

In der Stadt fiel mir dann diese Rose auf:


Das Bild werde ich wohl für immer mit diesen Tagen in Verbindung setzen.

Ich kam schließlich bei der Synagoge an, und alles war abgesperrt. Den Anblick werde ich nie vergessen. Es hilft auch nicht, dass gerade an dem Morgen ein kalter Nebel über Kopenhagen war. Der Morgeng-ttesdienst fiel in der Grossen Synagoge aus, und wurde stattdessen in der Kleinen Synagoge abgehalten. Einer aus der Gemeinde fuhr mich dahin - nach dem G-ttesdienst wurde uns von der Polizei gesagt, wir müssten in zwei verschiedenen Richtungen gehen. Aus Sicherheitsgründen.

Zu dem Zeitpunkt bemerkte ich auch die vielen Nachrichten auf meinen Handy, die nachfragten, wie es mir ging.

Um auf andere Gedanken zu kommen, ging ich ins Kino, und sah einen schlechten Film - dazu ein später separater Post.

Am nächsten Tag bin ich am Abend mit Freunden zur Gedenkversammlung (von "Feier" kann hier nicht die Rede sein) in der Grossen Synagoge.

Ausser am vergangenen Jom Kippur hatte ich die Synagoge nie so voll gesehen - und es wurden mehr und mehr. 
Nach der Versammlung gingen wir alle raus und gingen in Richtung Østerbro, um dort vor dem Krudttønden Reden und Lieder zu hören. Es war alles schon seltsam - man fühlte sich als Teil von etwas grossen.

Ich weis nicht warum - aber der Anblick der Kurdischen Flagge machte mich sehr glücklich. 



Ich erinnere mich auch, wie an dem Abend eine Sängerin "Imagine" sang. Es war sehr schön - aber im ganz ehrlich zu sein, wenn ich jetzt daran zurückdenke, wirkt es irgendwie falsch mit gerade dem Lied zu der Veranstaltung zu kommen.

Zwei Tage später kam ich dann zur Beerdigung von Dan Uzan. Es war nicht nur das erste Mal, dass ich auf dem Hauptfriedhof der Jüdischen Gemeinde kam, es war auch das erste Mal für mich auf einer jüdischen Bestattung. Den Friedhof betrat ich erst wieder drei Jahre später.






Es wurden sehr schöne Reden gehalten in der Trauerhalle - und ich musste einige Male weinen, obwohl ich mir selbst vorher sagte, nicht zu weinen. Später habe ich auch Erde in sein Grab geworfen.

Auf dem Weg zurück von der Beerdigung ist mir zudem folgendes aufgefallen - ich fühlte mich nun noch mehr als Teil der Gemeinde als zuvor.

Ich hatte allerdings noch eine andere Vorahnung, die sich nun bald bestätigen würde.

Kurz nach dem Anschlag gab es mehrere Solidaritätsbekundungen von der Regierung, mehreren Outlets der Medien, und von Bürgern. Die Flaggen waren alle auf Halbmast.

Ich wusste dass es nur eine Frage der Zeit war, bis diese Trauerzeit vorübergehen würde.

Und es fing so kurz nach der Beerdigung von Dan Uzan an.

Ich glaube es war eine Woche danach - da kam da ein Leserbrief in - wenn ich mich recht erinnere - Politiken, vom Antisemiten und Terrorsympatisant Niels Stockmarr, in der er sagte, dass "der Anschlag auf die Synagoge zeigt ja nun wirklich dass es Zeit für die Jüdische Gemeinde ist, sich endgültig von Israel zu distanzieren".

Das war mehr als nur widerlich und geschmacklos - und es zeigt auch, dass es den meisten hier egal ist, ob Leute antisemitisch sind oder nicht. Besonders nicht, wenn sie die richtige politische Einstellung haben, wie die Stockmarrs.

Diese Zeit hat mich für immer geprägt - und es hat mich auch für einige Dinge vorbereitet, die in den darauffolgenden Monaten passierten.

So waren wir im März auf dem Studientrip nach Israel - wo ich lernen musste, dass einige Leute einfach nur die Juden hassen, egal ob die in Israel waren oder nicht. Sie hassen uns einfach.

Ich war danach auch recht kritisch mit wem ich mich in der Freizeit traf - eine Skepsis, die ich noch heute habe.

Und ich muss leider sagen, dass sich die Situation hier in Dänemark einfach nicht gebessert hat - so wurde im darauffolgenden Jahr eine 16-Jährige Konvertitin zum Islam verhaftet, die einen Bombenanschlag auf die Jüdische Schule geplant hatte.

Nach dem Terroranschlag gibt es nun auch Rund um die Uhr Polizeischutz bei allen jüdischen Einrichtungen, und seit Jom Kippur 2017 gibt es zusätzlichen Schutz vom Militär.

Zudem werden einige antisemitische Vorfälle, die sich hier in Dänemark ereignen, von Jahr zu Jahr hässlicher, wie der Antisemitismusbericht der Gemeinde zeigt.

Die Situation hier wird nie wieder so werden wie vor dem Anschlag - und ich hoffe, dass es nicht zu schlimmeren Anschlägen auf die Gemeinde kommt. 

Sonntag, 21. Oktober 2018

Noch ein Kostümjude aufgeflogen: Wolfgang Seibert

Mit dem Tallit, der Menorah und vor dem Torahschrank: alles nur ein Spiel
Letzten Sommer lies ich in der Taz eines der wohl schlimmsten Hetzschriften, die je gegen sowohl Chabad als auch dem Ortodoxen Judentum an sich geschrieben wurden: Zum ersten Mal nach dem Krieg ist endlich wieder eine Rabbinerordination in Hamburg. Eigentlich doch ein Grund zum feiern, oder? Nicht wenn es nach Petra Schellen geht, die Chabad als "ultra-orthodoxe Sekte" bezeichnete und von deren Unterstüztung gegen den "Siedlungen" herumängste. Aber nicht nur das, auch das Wort "Gleichschaltung" wurde benutzt, um den Erfolg von Chabad in vielen jüdischen Gemeinden zu beschreiben. Und neben dieser Hetze waren da auch andere Fehler, wie zum Beispiel den falschen Namen des (aschkenasischen) Oberrabbiners, der wegen der Ordination nach Hamburg kam - sie nannte den alten Oberrabbiner, Yona Metzger, statt den aktuellen David Lau.

Nachdem der Artikel raus kam, wurde er ordentlich von der Jüdischen Gemeinde Hamburg verurteilt. Kurz darauf aber kam ein neuer verleumdender Artikel, dieses Mal von Petras jüdischen Freund, Wolfgang Seibert, Vorsitzender der liberalen Jüdischen Gemeinde Pinneberg, der natürlich all diese schrecklichen Dinge über Chabad bestätigte, "als Jude". Hier mehr dazu. 

Nun denn, mehrere Monate später:

Ich selbst hatte den Namen des Autoren des Taz-Hetzartikels vergessen, aber nun kommt heraus, das der Alibijude eigentlich keiner ist: es handelt sich um einen vorbestraften Scharlatan, der gerne in linken Kreisen angesehen werden will, und sich deshalb als Jude verkleidet. 

Hier der Link zum Hörartikel bei Spiegel Plus, mit all den hässlichen Details. Hier zu einem weiteren Artikel darüber. 

Wolfgang Seibert kam in der Vergangenheit immer mit verschiedenen Hintergrundgeschichten seiner Familie wieder, sehr verstörend, aber sehr typisch für Kostümjuden. 

Es hätte schon damals die Frage rauskommen, als er damals auf einmal mit einem gefälschten Dokument die seine Mitgliedschaft in der Gemeinde in Frankfurt bestätigte, und das nachdem er sagte, dass er nicht beweisen könne, dass seine Mutter Jüdin ist. 

Und dann ist da die Tatsache dass er im Taufregister der St. Thomas Gemeinde in Frankfurt steht. Alles leicht zu finden, wenn man richtig recherchiert. 

Nun zur grossen Frage: Warum?

Warum hat er das alles getan? 

Zum einen ist es klar dass er einen sehr grossen Geltungsdrang hat, denn er zuletzt nur in seiner Opferrolle als Jude ausleben konnte, und dabei die große Anerkennung in linken und protestantischen Kreisen zu bekommen. Gleichzeitig würden viele, die ihn aus seiner Zeit als Betrüger kennen, sich nicht trauen, sein Judesein in Frage zu stellen. 

Und gleichzeitig frage ich mich, wieso diese Gestalten immer nur in Deutschland (oder im deutschsprachigen Raum) vorkommen. Eigentlich beantwortet sich die Frage schon von selbst, denn in den USA oder England gibt es nicht so viele Fälle, wie hier (derzeit aber gibt es in den USA eine Kostümjüdin, die Artikel für die linke Zeitschrift The Forward schreibt). 

Ob es nun der Fall Binjamin Wilkomirski ist, Edith Lutz heisst oder der spektakuläre Fall der Irena Wachendorff ist, oder der in der DDR geschehene Fall der Gemeindevorsitzenden Karin Mylius in Halle an der Saale ist, es passiert immer wieder. 

Und letztes Jahr trieb sich auf Facebook - und zu allerletzt in einer Lokalzeitung - eine Gestalt um, die behauptete, seine leibliche Mutter sei Jüdin und er deswegen nun so lebe. Und das, während er mit Tallit (wie ein Fashion Accessoire) ein Interview gibt und gleichzeitig eine Vorgeschichte bei den Salafisten und Hare Krishna hat. Angeblich ist er nun Buddhist. 

Was diese Gestalten jedenfalls fast alle gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass ihre Weltanschauung oft totalitär ist. 

Ein grosses Problem bei dem Phänomen der Kostümjuden ist, dass der Begriff "Jude" nicht geschützt ist - genau so wie der Titel "Rabbiner". 

Zudem möchte ich sagen, dass Gestalten wie Wolfgang Seibert Konvertiten wie mir einen schlechten Namen geben  - ich habe schon oft von anderen deutschen Juden gehört "Und deswegen traue ich Konvertiten nicht". Das tut weh. 

Der Frühling wird wärmer...

  Am Krankenhaus in Næstved, April 2014 - das war eines der letzten kalten Frühlingstage 2014  So, jetzt ist es schon fast mehr als zwei Woc...