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Donnerstag, 30. Mai 2013

FILMKRITIK: Ten (Iran 2002) (10/10)

Alternative Titel: 10, Dah, ده

Regie, Drehbuch & Produktion: Abbas Kiarostami
Darsteller: Mania Akbari, Roya Arabshahi, Amin Maher, Kamran Adl, Amene Moradi, Mandana Sharbaf, Katayoun Taleizadeh

Handlung:
Eine Moderne Taxifahrerin (Mania Akbari) begegnet in ihrem Job so einige Gestalten. Ihr eigener Sohn Amin (Amin Maher), der die Scheidung seiner Eltern noch nicht verkraftet hat, ihre eigene Schwester, die um ihren Ehemann besorgt ist, eine alte religiöse Frau und eine Prostituierte. Dies sind ihre Geschichten.

Review:
"Ten" ist ein sehr beeindruckender Film. Eine der Gründe weshalb mich dieser Film so beeindruckt hat liegt daran, dass der Realismus, der hier gezeigt wird, mir sehr an den Realismus und Stil von The Circle erinnert. Eines der Dinge, die der Film mit The Circle gemein hat ist die Tatsache dass im ganzen Film keine Hintergrundmusik ist, und die Frauenporträts die wir hier begegnen. Nicht zu vergessen die Kameraführung, die den Film auch einen gewissen Touch gibt, und die Tatsache, dass die meisten Darsteller im Film eigentlich Laiendarsteller sind ohne richtige schauspielerische Erfahrung. Mania Akbari ist die einzig richtige Schauspielerin im Film, so ähnlich wie in The Circle Fereshteh Sadr Orafaï und Fatemeh Naghavi die einzigen richtigen Schauspieler waren.

Die Frauen, die wir hier begegnen haben alle einen anderen Stand in der Gesellschaft. Man bemerkt das auch bei der Art wie sie sich kleiden. Die einzigen Fahrgäste die wir im Film nicht zu sehen bekommen sind die ältere religiöse Frau und die Prostituierte. Der Konflikt zwischen der Taxifahrerin und ihrem Sohn Amin ist eines der Kerne im Film; der Sohn taucht in drei Kapiteln des Films auf. Der Sohn wird vom richtigen Sohn der Schauspielerin Mania Akbari gespielt, und der Konflikt basiert sich sogar auf das wahre Leben der beiden. Den Ehemann sieht man eigentlich nicht richtig, man sieht ihn nur so aus der Ferne.

Von den Zehn Kapiteln (und Geschichten), die wir hier begegnen, hat mich die Geschichte der Prostituierte wohl am meisten fasziniert. Prostitution ist im Iran eigentlich verboten; es wird dennoch praktiziert, und die Behörden machen nur selten was dagegen. Deswegen ist dieses Kapitel sehr faszinierend, weil sie uns einen Einblick in ein "verbotenes Leben" gibt. Zuerst wollte Abbas Kiarostami eine richtige Prostituierte für die Rolle hier anheuern, aber da sich keine dazu bereit erklärt hatte (sie hatten wohl Angst vor Repressalien falls die Behörden davon was erfahren), musste er eine Laiendarstellerin für den Job casten. Im gesamten Kapitel sieht man die Prostituierte nicht. Die Kamera zeigt nur auf die Taxifahrerin, während sie durch das geheimnisvolle Rotlichtviertel fährt, und die roten und violetten Lichter in das dunkle Taxi reinschimmern. Das ist für mich wirkliche, realistische Filmkunst. Irgendwie passt dieses rein in die Kategorie der dänischen Dogma-Filme, denke ich mal. Aber der iranische Realismus, wie man ihn in Filmen wie diesen und in der Exilliteratur kennt ist wirklich berauschend.

Fazit:
Eines der besten iranischen Filme aller Zeiten. Ein kleines nicht kommerzielles Meisterwerk, dass einen Einblick in das Leben diverser Frauen gibt, auf ähnlichen Level wie The Circle. Enthält sogar eine sehr kontroverse Szene, in der eine Frau ihr Kopftuch abnimmt.

Screenshots:

Sonntag, 12. Mai 2013

FILMKRITIK: Leila (Iran 1998) (9/10)

Alternative Titel: لیلا

Regie: Dariush Mehrjui
Drehbuch: Dariush Mehrjui, Mahnaz Ansarian
Produktion: Dariush Mehrjui
Musik: Kavyan Jahanshahi
Darsteller: Leila Hatami, Ali Mosaffa, Jamileh Sheikhi, Mohammad Reza Sharifinia, Turan Mehrzad, Amir Pievar und Shaghayegh Farahani

Handlung:
Leila (Leila Hatami) und Reza (Ali Mosaffa) sind ein modernes iranisches Ehepaar, und stehen einige Zeit nach der Hochzeit unter dem Druck von Rezas Mutter (Jamileh Sheikhi): Sie will, dass Leila in kürzester Zeit einen Sohn gebärt. Nach einigen Untersuchungen beim Arzt steht fest: Leila kann keine Kinder bekommen. Ihre Schwiegermutter drängt sie dazu, Reza eine Zweitfrau zu nehmen. Nach einiger Zeit willigt Leila ein, und das schlimme beginnt....

Review:
Im Iran ist Polygamie legal, solange die erste Frau zustimmt. Traditionell gesehen hat die erste Frau in der Hierarchie der 4 im Islam erlaubten Ehefrauen das sagen. Aber hier steht ein modernes Ehepaar im Mittelpunkt, die von dieser alten Tradition nichts am Hut haben. Währe da nicht die Schwiegermutter, die sich so sehr nach einem Enkel sehnt, da sie selbst mehrere Töchter und nur einen Sohn bekommen hat. Dariush Mehrjui hat hier richtig gut den Psychoterror, unter den Leila leiden muss, dargestellt.

Leila Hatami (A Separation) ist hier in ihrer Durchbruchs-rolle  Man kann hier richtig sagen, dass sie hier mehr oder weniger sich selbst spielt. Nicht dass ihr eigenes Leben dass ihrer Rolle gleicht (denn das tut es G"tt sei dank nicht), aber weil sie richtig authentisch spielt, und weil man gleichzeitig daran denken muss, dass sie und ihr Filmpartner einige Jahre nach diesen Film geheiratet haben. Bei ihnen stimmt deswegen auch die Chemie richtig gut. Ali Mosaffa ist in seiner Rolle als stiller, leidender Ehemann richtig gut. Seine Rolle leidet hier auch sehr unter seiner Mutter, und er kann seiner Mutter ja auch nicht nein sagen, obwohl er die Polygamie ablehnt. Als terrorisierende Schwiegermutter glänzt Jamileh Sheikhi richtig gut. Man kriegt richtig lust, ihre Rolle umzubringen. Umso schöner, wenn ihre Rolle am Ende enttäuscht wird. Die Schwester von Golshifteh Farahani, Shaghayegh Farahani,  hat eine kleine Rolle als zweite Ehefrau, die sich allerdings nach der Geburt ihrer Tochter aus der Polygamie befreit. Am Ende ist deswegen ein funken Hoffnung auf ein Happy End.

Einer der besten iranischen Filme aller Zeiten.

Screenshots:

Samstag, 4. Mai 2013

FILMKRITIK: Precious (USA 2009) (9/10)

Alternative Titel: Precious - Das Leben ist kostbar

Regie: Lee Daniels
Produktion: Lee Daniels, Gary Magness, Sarah Siegel-Magness
Drehbuch: Geoffrey Fletcher, Sapphire
Musik: Mario Grigorov
Darsteller: Gabourey Sidibe, Mo´Nique, Paula Patton, Mariah Carey, Sherri Shepherd, Lenny Kravitz, Stephanie Anduja, Chyna Lane, Amina Robinson, Xosha Roquemore, Angelic Zambrana, Aunt Dot, Nealla Gordon, Kimberly Russel, Bill sage

Handlung:
Harlem, 1987:
Claireece "Precious" Jones (Gabourey Sidibe) ist 16 Jahre alt, funktionale Analphabetin, und vom eigenen Vater schwanger. Es ist nicht ihre erste Schwangerschaft, das erste Kind lebt allerdings meistens bei ihrer Großmutter. Ihre eigene Mutter (Mo´Nique) behandelt Precious selbst als Sklavin, und misshandelt sie so oft es nur geht. In der Schule ist sie nicht besonders gut, weswegen sie zum Projekt "Each one teach one" gebracht wird. Die Lehrerin Miss Rain (Paula Patton) ermutigt Precious, zu lesen und an sich selbst zu glauben.

Review:
"Precious" ist ein Film, den man nicht alle Tage sieht. Ich habe zum ersten Mal von ihm gehört, als ich die Oscar-Verleihungen 2010 gesehen habe. Ich habe danach über den Film gelesen, und im Oktober (wo ich eigentlich in einer richtig deprimierenden Fase war) kaufte ich ihn dann in Berlin. Ich war begeistert.

Gabourey Sidibe gab hier ihr Debüt. Sie hatte davor überhaupt keine Erfahrungen mit Schauspiel gehabt, sie ging einfach spontan zum Casting. Ich muss sagen, dass es lange her ist, dass ich eine so starke Schauspielerin in einer Debüt-rolle gesehen habe. Sie gibt hier wirklich alles. Mo´Nique als gewalttätige Mutter ist grossartig! Man sieht hier auch, dass sie für diese Rolle alles gegeben hat. Mariah Carey ist in ihrer kurzen Rolle auch richtig gut; man erkennt sie allerdings erst auf dem zweiten Blick. Paula Patton ist genial, und Lenny Kravitz in seiner kurzen Rolle ebenfalls.

Fazit: Ein Film, den man gesehen haben muss. Ich kann ihn jeden weiterempfehlen, und ich kann gleichzeitig auch sagen, dass der Film nichts für schwache Nerven ist!

Den Roman "Push" von Sapphire, auf den der Film basiert, will ich demnächst lesen.

Screenshots:

Ach, der letzte Tag meiner Zwanziger!

Heute ist Purim, und es ist eines meiner Lieblingsfeiertage. Und heute fällt er zufällig auch auf dem letzten Tag meiner Zwanziger - denn mo...