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Montag, 13. Februar 2023

Out of Focus - alle Jahre wieder

Opium in Afghanistan, um 2006 

Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Zeit, da war Afghanistan so überall in den Nachrichten. Vor allem aber war es aber ungefähr ab 2005, wo das Land sehr oft in den Nachrichten war, und das 4 Jahre nach der US-Invasion Afghanistans im Jahre 2001, dass die Taliban stürzte. 

Ein Grund weshalb viele von uns es irgendwie "naheging" war die Tatsache, dass da zu der Zeit auch viele deutsche, dänische und norwegische Soldaten dort im Einsatz waren, und viele welche kannten die deswegen da unten waren. 

Um 2009 fürchtete eine Freundin von mir, dass ihr Bruder nach Afghanistan geschickt werden könnte - und er wollte sogar nach Afghanistan. Aber letztendlich wurde er nicht dorthin geschickt, sehr zum Glück meiner Freundin. 

Aber dann nach 2010 verlosch Afghanistan aus den Nachrichten, mehr und mehr, obwohl dort zu dem Zeitpunkt noch immer ein Einsatz war. 

Es kam halt Out of Focus. 

Das erste Mal habe ich 2019 darüber nachgedacht, zum Beginn des Frühlingssemesters, wo wir als Teil unseres Kurses in Filmproduktion einen alten Nachrichtenbeitrag über Afghanistan vom Winter 2005 ansahen - mir kamen dann wieder alle die Bilder hoch, die damals immer wieder in den Nachrichten gezeigt wurden. Und dann fiel mir auf, dass Afghanistan zu dem Zeitpunkt, 2019, so gut wie komplett aus den Nachrichten verschwunden war. 

Zwei Jahre später machte Afghanistan dann wieder ein Comeback in den Nachrichten, als die US-Truppen sich aus Afghanistan zurückgezogen haben und die Taliban Kabul eingenommen haben. Das ganze war eine richtige Tragödie, und es störte mich, dass es damals tatsächlich viele in den Medien gab, die die Lügen der Taliban ernstnahmen, als diese behaupteten, dass jetzt "alles anders" sein werde und dass die Frauen "nichts zu befürchten" haben, mit anderen Worten, "diese Generation der Taliban ist anders und moderater". Natürlich stimmte nichts dergleichen, Frauen wurde die Bildung verwehrt, und jetzt ist Afghanistan wieder am Rande einer humanitären Katastrophe. 

Afghanistan ist aber nicht das einzige Beispiel vom Out of Focus Effekt. 

Nehmen wir mal die Ukraine. 

Die Proteste des Euromaidan in Kiew, Dezember 2013 

Ende 2013 kam es zu grossen Protesten in der Ukraine, in der das Volk die Absetzung des prorussischen Staatschefs Janukowitsch verlangte, und eine Annäherung an die EU. Die Proteste gingen dann auch ins Jahr 2014 hinüber, und es gab kein Ende in Sicht, und die meisten Medien gingen letztendlich davon aus, dass die Proteste nicht gelingen würden und von der Staatsmacht niedergeschlagen werden. In dem Frühjahr las ich dann auch ein Interview (das war wohl im Stern) mit der weißrussischen Journalistin und Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, in der sie ebenfalls davon ausging, dass die Proteste nicht gelingen werden und Janukowitsch bleiben wird. 

Letztendlich aber eskalierte die Situation im Februar 2014, und Janukowitsch flüchtete nach Russland, in Putins sicheren Schoss. 

Aber damit war es ja nicht vorbei. Kurz darauf, nach der Winterolympiade im russischen Sotschi, annektierte Putin die Krim, und nach einem "Referendum" stimmte die Mehrheit dafür, in die Russische Föderation eingegliedert zu werden, und es brach ein "kleiner Krieg" im Osten der Ukraine aus, und es kam zu Kämpfen zwischen der ukrainischen Armee und prorussischer Separatisten. 

Somit war Ukraine sehr präsent in den Nachrichten und Medien, nicht nur für den Rest des Jahres 2014, sondern auch noch 2015 und 2016. Ab 2017 begann die Ukraine allerdings aus den Nachrichten zu verschwinden - und es wurde dann nach und nach vergessen. 

Erst im Winter 2021 kam die Ukraine dann wieder zurück in die Nachrichten, und das war noch vor den Einmarsch der Russen in die Ukraine im Februar 2022. 

Und wie gesagt, es gibt noch mehrere Beispiele, aber als letztes Beispiel möchte ich noch den syrischen Bürgerkrieg nennen, der 2011 anfing und dann für die Hälfte des Jahrzehntes in den Medien präsent war - im Frühling 2014 nahm es dann ganz größere Ausmaße an, als der IS dann an Macht gewann, und dann kam die Flüchtlingskrise Ende 2015 und dann....war das auch wieder vorbei mit dem Bürgerkrieg in Syrien. Zwar nicht im echten Leben, aber es verschwand aus den Medien - zwar wurde über die Flüchtlinge berichtet, die den Weg über das Mittelmeer nach Europa wagten (und leider sehr oft deswegen ihr Leben verloren), aber sonnst war es mit dem syrischen Bürgerkrieg an sich vorbei. 

Und jetzt?

Der Out of Focus Effekt kommt immer und immer wieder. 

Derzeit fürchte ich, dass sowohl der Krieg in der Ukraine und die Proteste im Iran gegen das Mullah Regime mehr und mehr aus den Medien verschwinden. 

Derzeit wird viel über das Erdbeben in der Türkei und Syrien berichtet, und die Ukraine wird meistens nur als eine Fußnote erwähnt - und nun ist es auch schon eine Weile her, dass die Proteste im Iran erwähnt wurden, obwohl diese noch immer stattfinden. 

Und wenn das gesagt ist, erinnert sich noch jemand an FEMEN, die 2012-2014 sehr oft in den Medien waren? Das letzte Mal, wo ich von ihnen hörte, war als deren Gründerin Inna Shevchenko Zeugin vom Terroranschlag in Kopenhagen im Februar 2015 war. 

Der Out of Focus Effekt stinkt. 

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