Freitag, 19. Februar 2016

Diverses

 Diverses, über meinem Instagram:

Der schönste Ort in ganz Kopenhagen - die grosse Synagoge! 
Erinnerungsfackel für Dan Uzan und Fin Nørgaard
Blumen und eine Kerze an der Synagoge
Eine der Frauengalerien der kopenhagener Synagoge 
Eines der vielen Abteilungen der Universität Kopenhagen 
Ryparken im Winter - es ist Arschkalt 
Von dem Anblick da bekomme ich fernweh 
Ja. Echt fernweh. 
Es ist der Anblick der Wolken, das mir das Gefühl von fernweh gibt. 
Popcorn mal anders - typisch Morbærhaven....
Am Hafen
Die Wand in der grossen Synagoge
Hafen am Stadtzentrum 
Ein weiterer Winkel der Synagoge
Wasser. 
Torahrolle aus Odense, im Dänisch-Jüdischen Museum
Menorah aus Fredericia, ebenfalls im Dänisch-Jüdischen Museum
Aron Hakodesch in der Synagoge
Schnee am Bahngleis 
Die Universität...
Fernweh....
Hipstershit am Campus
Habe ich schon Fernweh erwähnt? 
Das Fernweh-Feeling ist gross hier - eines der Hauptgebäude in der humanistischen Fakultät der Universität Kopenhagens, Amager 
Das Fernweh-Feeling hier gibt mir Lust auf eine Reise nach Berlin oder Israel
Ja...
Kuchen <3 
Die Farben der Dämmerung neigen schon dem Frühling zu
Von meinem Fenster 
Morbærhaven, Albertslund, Kopenhagen

Erinnern in Kopenhagen, ein Jahr danach

Letzten Sonntag ist ein Jahr vergangen, seitdem am 14. Februar 2015 in Krudttønnen Schüsse gefallen sind und den Dokumentar-Filmemacher Finn Nørgaard ermordeten, und am selben Abend bei einer Bat-Mitzva Feier den jüdischen Wachmann Dan Uzan ermordet wurde.

Am Morgen war deswegen schon bei der Synagoge eine kleine Kamera-Crew da, um Dan Rosenberg Asmussen, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, zu interviewen. Ich war da, da ich später im Gemeindezentrum Unterricht hatte.


 Als wir später raus kamen, lag da am Eingang ein Kranz von der Regierung:



Ich ging dann in die Stadt - dann entschloss ich mich, ins Dänisch-Jüdische Museum am Hafen zu gehen. Ist zwar ein recht kleines (von Daniel Libeskind designt) Museum, hat aber alles wichtige um die jüdische Geschichte Dänemarks.

Die Torah-Rollen hier stammen aus Odense und Faaborg
Die Menorah stammt aus Fredericia, eine der frühesten Gemeinden des Landes - wie in Nakskov erinnert heute nur noch der Friedhof an das alte Gemeindeleben
Verschiedene Utensilien 
Torah-Rolle aus Odense - das alte Synagogengebäude dient heute als Freimaurerloge 
Schabbat-Leuchter, Mezuzot ua. 
Danach ging ich dann zurück in die Innenstadt, und half mit dem anzünden einiger der Fackeln, die der Erinnerung an Dan und Fin dienen sollen. Die Fackeln wurden auf langer Strecke zwischen Krudttønnen und der Synagoge gestellt. 

Die erste Fackel, die ich anmachte 
Sie leuchteten.
Danach ging ich nachhause - ich hatte noch einige Hausaufgaben. 

Den restlichen Abend gab es sonst noch auch keine Reden zum Jahrestag, da die Fackeln ja eigentlich schon für sich sprechen. 

Muss aber dennoch sagen dass das Mitleid dass die Medien damals mit der Gemeinde hatten schon lange weg ist. Es verschwand eigentlich schon nach recht kurzer Zeit. 

Mittwoch, 17. Februar 2016

Lolland später

Ich fahre heute spontan nach Lolland - eigentlich wollte ich erst morgen nach dem Konvertitenunterricht abreisen, aber heute habe ich gar nichts zu tun und zudem habe ich morgen früh keine Lust auf Stress.

Wir feiern den Geburtstag meiner Mutter, und werden morgen auch zu unserem Stammchinesen nach Næstved fahren. Für den Geburtstag meiner Mutter aber mache ich einige gefüllte Paprikaschoten.

Allerdings mache ich es ohne Käse, damit ich nicht unnötig Fleisch und Milchiges vermische. 

Mittwoch, 3. Februar 2016

Urlaub in Israel, Semesteranfang etc.

Habe also nun einen ganzen Monat lang nicht gebloggt, wow. Anfang Januar hatte ich ja zwei Prüfungen, und habe G-tt sei dank beide bestanden. Kurz nach der zweiten Prüfung bin ich dann für 14 Tage nach Israel über Moskau abgehauen. Das war schön.

Und habe nun auch meinen Eltern gesagt dass ich lieber wieder Transit über Moskau mit Aeroflot fliegen möchte als mit Pegasus über Istanbul fliegen möchte. Der Service ist besser, das Personal höflicher, und es ist ein viel besserer Flughafen.

Nun mal einige Bilder meiner Reise:

Ich frage mich, was das für ein Ding in der Luft ist
Moschee in Jaffa
Moschee in Jaffa
Bauhaus Architektur an der Dizengoff Strasse
Brunnen in Jaffa 
Dizengoff Springbrunnen
Am London Park 
Dämmerung in Zfat 
Blumen an der Ben-Yehuda Strasse in Jerusalem
Weitere Bilder folgen. 

Das Semester ist nun auch gut angefangen, und ich habe nun etwas erfahren, worüber ich aber jetzt noch nicht reden möchte. 

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Jahresrückblick....

Dieses Jahr passierte sehr viel, deswegen war ich nicht so oft hier....

Januar:
Ein neues Jahr 

Februar:
Die Tragödie von Kopenhagen 

März:
Grünes Licht zu meiner Konvertierung
Ankunft des Frühlings
Nachruf für Fred Düren
Vorfreude zum Studienausflug  

April:
Zurück 
Bilder von der Studienreise

Mai:
Die kommenden Leseferien  
Vorfreude auf Berlin 
YoungAdult und Mary Sues 
FILMKRITIK: Lady Snowblood

Juni:
Fertig mit der Prüfung
Musikkritik: Mont Klamott
Erster Sommerurlaub 2015 
Musikkritik: Liebeswalzer / Zwischen unbefahrenen Gleisen
Ferien
Nach Berlin

Juli:
Bilder von Berlin, Teil 1 und Teil 2
Was ist "Hogwarts Exposed"?
Neuigkeiten
Bilder vom Jüdischen Friedhof Nakskov
Bilder vom alten Leben der Neuen Synagoge
Erfüllung von Fernweh

September:
Bilder von Israel Sommer 2015 

Oktober:
Mord im Westjordanland 
Endlich Ferien!

November:
Oy vey...
Von den Herbstferien in Flensburg
Mehr von Flensburg und Hamburg

Dezember:
Eindrücke der Synagoge Rykestrasse
Was nun 
Wintergedanken
Musikkritik: Hand Around the Heart
Ende des Jahres
Buchempfehlungen 2015
Hoffnungen für 2016


Dienstag, 29. Dezember 2015

Was ich für 2016 hoffe

Ich hoffe für 2016, dass alles gut geht. Das mir keine Strapazen in den Weg kommen und mir das Leben schwer machen - zudem hoffe ich dass ich meine Prüfungen ohne Probleme bestehe.

Bald. 

Bücher, die mich dieses Jahr bewegt haben - 2015 Version

Endlich kommen wir zu dem Rückblick, auf dem ich mich immer am meisten freue! Der Bücherrückblick. Hier schreibe ich immer über Bücher die mich im Jahr besonders bewegt haben. 2013 fing ich damit an, und folgte dem auch 2014.  Fangen wir an:

1. Das grüne Zelt, Ljudmila Ulitzkaja
"Das grüne Zelt" (Зеленый шатер) ist das Opus Magnum von Ljudmila Ulitzkaja. Der Roman erzählt von den Leben von drei Freunden und drei Freundinnen und deren Umgangs-kreis und Familien. Die drei Freunde sind Ilja Brjanski, Sanja Steklow und Micha Melamid. Ilja wird Photograf und bespitzelt für den KGB, während Sanja später eine Amerikanerin heiratet und auswandert. Micha ist Jude, und leidet unter antisemitischen Anfeindungen des KGB. Die Freundinnen sind Olga Brjanskaja, Galja Poluchina und Tamara Brin. Olga ist Übersetzerin und zweite Ehefrau von Ilja - nachdem sie von seiner Tätigkeit beim KGB erfährt, fällt sie in eine Krise, da sie trotz linientreuer Erziehung immer wieder Samisdat-Literatur im Umlauf brachte. Galja ist Olgas beste Freundin, und toleriert nur die Jüdin Tamara. Tamara ist wie gesagt Jüdin, und erlebt als Kind die Reaktion auf den Tod Stalins und hat als Erwachsene Biologin eine Affäre mit dem bereits verheirateten orthodoxen Juden Marlen Kogan, Michas Cousin. Als sie später Marlen und seiner Familie hilft, nach Israel auszureisen, verfällt sie in eine tiefe Krise, da sie Marlen vermisst - daraufhin fängt sie eine Affäre mit dem Christentum an, und geht Sonntags zur Messe. Alles während der moderneren Geschichte der Sowjetunion, die mit dem Tod Stalins im Jahre 1953 anfängt und mit der Perestrojka endet.

Der Roman der russisch-jüdischen Autorin hat wohl den besten Prolog der je geschrieben wird. Er fängt zu Purim 1953 an, der Tag, wo Stalin starb. Alles gesehen mit den Augen von Tamara Brin, die von der "alten Sprache" der Mutter und Grossmutter redet, und wie die hebräischen Buchstaben Samech und Lamed gebraucht werden wenn diese über Stalin und Lenin sprechen. Die Grossmutter sagt, ihre Tochter solle Süßigkeiten kaufen, da es Purim ist und sie spürt, "Samech sei krepiert":

"Rajetschka, kauf im Jelissejewski etwas Süsses. Heute ist nämlich Purim. Ich denke doch, Samech ist krepiert."
Nachdem dann im Radio bestätigt wird, dass Stalin gestorben ist, fängt Tamaras Mutter an zu weinen - Tamara selbst versteht nicht warum.

Die Figur der Tamara Brin ist ein Ebenbild der Autorin selbst, da Ulitzkaja selbst mal als Biologin arbeitete und eine Zeit lang mit dem Christentum flirtete - und als Kind nicht verstand, weshalb die Menschen um sie herum Stalin betrauerten. Ein sehr guter Roman, bei dem ich ein ganzes Jahr gebraucht habe, um ihn fertig zu lesen.

2. Sophia - oder der Anfang aller Geschichten, Rafik Schami
Dieser ist wohl eines der besten Romane die ich dieses Jahr gelesen habe. Rafik Schami ist ja bekanntlich ein sehr guter Autor, der die syrische Erzähltradition mit der westlichen vermischt, und oft Magischen Realismus benutzt. In diesen Roman verzichtet er auf den Magischen Realismus, und benutzt stattdessen wahren Realismus in form einer Chronik. Eine Chronik, die im Damascus der 40´er Jahre anfängt und am Vorabend des syrischen Bürgerkrieges endet.

Im Damascus der 40´er Jahre verliebt sich der Moslem Karim in die katholische Sophia, die ihn abweist und stattdessen eine arrangierte Ehe eingeht. Als Karim später Opfer einer Intrige wird, rettet Sophia ihm das Leben. Als Sophias Sohn Salman in den 60´er Jahren Widerstand gegen das Regime leistet, flüchtet dieser über Libanon nach Deutschland, bis dieser eine Familie in Rom gründet. In der Zwischenzeit ist Salmans Cousin Elias ein Karrierist beim syrischen Geheimdienst geworden, nachdem dieser in den 60´ern Salman und andere im Widerstand bespitzelt hatte. Im Winter 2010 reist Salman wieder nach Syrien, nachdem seine Mutter bei Elias sichergestellt hatte, dass Salman keine Probleme bekommen würde bei der Einreise. Aber Elias hatte gelogen, und setzt eine Fahndung gegen Salman ein.

Der Roman gibt einen guten Einblick in die Psyche der orientalischen Christen, die damals am Anfang des 20. Jahrhunderts den arabischen Nationalismus begründeten, allerdings von der muslimischen Mehrheit verdrängt wurden. Der Roman erinnert einen dann auch, was für ein Monster Hafez al-Assad war - und sein Sohn Baschar immer noch ist.

3. Unterwerfung, Michel Houellebecq
"Unterwerfung" (Soumission) habe ich hier auf die Liste getan, nicht weil er mich besonders berührt hat, sondern weil er mich irgendwie sehr zum nachdenken gebracht hat. Schon Wochen vor der Herausgabe der deutschen Übersetzung gab es eine regelrechte Hetze in den Medien gegen den Autor - neben der angeblichen rassistischen, Islamfeindlichen Natur des Romans wurden auch immer wieder Michel Houellebecqs Vergangenheit mit der komischen Rael-Bewegung (immerhin haben die Medien so gut wie gar nichts über Günther Grass´ SS-Vergangenheit gesagt).

Der Roman spielt im Frankreich des Jahres 2022, die Hauptperson ist der Akademiker Francois - er wird Zeuge wie der muslimische Politiker Ben-Abbés mehr und mehr Wähler bekommt. Letztendlich wird Ben-Abbés Staatspräsident und ändert die säkulare Verfassung in eine theokratische Sharia-Verfassung. Francois jüdische Studentim Myriam wandert währenddessen mit ihrer Familie nach Israel aus.  Die Gesellschaft verwandelt sich nun in eine Dystopie, wenn auch sehr langsam. Das war´s dann nun von der Handlung - und ich muss sagen, dass ich während des Lesens kein Rassismus feststellen konnte noch eine Verallgemeinerung dass alle Muslime Terroristen oder einfach wegen ihres Glaubens schlechte Menschen sind.

Mir ist, als haben die Linken die so lange gegen Houellebecq gehetzt haben, den Roman wohl gar nicht gelesen haben - und wie ich die kenne, haben die das in Zukunft wohl auch gar nicht vor.

4. Der Schmuggel über die Zeitgrenze, Chaim Noll
 Die Erinnerungen von Chaim Noll - es dauerte eine Weile, bis dieser veröffentlicht wurden. Ich hatte das Buch schon vorbestellt, und erwartete dass es Anfang März veröffentlicht wird. Nun den, Monika Maron war nicht erfreut über das kurze, was über sie erwähnt wurde. Also wurde es geschwärzt und erst im Mai geliefert. Hat mich aber nicht daran gehindert, das geschwärzte vorsichtig zu entfernen. Tja. 
Im Buch erzählt Chaim Noll über seine priviligierte Kindheit und Jugend in geteilten Berlin. Über die Wohnung in Prenzlauer Berg, und die Grundschule, wo er mit Nina Hagen befreundet war. Später ging er auch in einer Klasse mit Tamara Danz. Aber nicht nur über das geht es im Buch - auch über die jüdische Herkunft seiner Familie geht es. So wissen nur sehr wenige, dass Dieter Noll eine jüdische Mutter hatte die den KZ Theresienstadt überlebte. Und nach den antisemitischen Kampagnen der frühen 50´er Jahre hat Dieter Noll diesen Teil seiner eigenen Familiengeschichte verschwiegen - stattdessen wollte er als ehemaliger Flakhelfer gesehen werden, der nun hilft, den Sozialismus aufzubauen.

Hans, Chaims Geburtsname, fühlte sich schon sehr früh zum Judentum hingezogen. Der Bruch mit dem Staat kommt offiziell aber erst, als er Anfang der 80´er Jahre den Wehrdienst verweigert. Danach reist er mit seiner Frau, Sabine Kahane, und deren Kinder in den Westen aus. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages verschlungen.

5. Daniel Stein, Ljudmila Ulitzkaja
Das zweite Buch von Ljudmila Ulitzkaja auf dieser Liste, Daniel Stein (Даниэль Штайн, переводчик) Das war ein richtiges Abenteuer....ich bestellte das Buch Ende Mai, und sagte mir dann, ich würde es erst lesen bei meiner spontanen Reise nach Flensburg. Ich war von der ersten Seite gefesselt. Der Roman ist eine literarische Kollage, basierend auf dem Leben von Oswald Schmuel Rufeisen, ein Jude der während des Krieges mehrere Menschen rettete, dann in den Untergrund ging, sich in einem Kloster versteckte und dort katholisch wurde, und Mönch wurde. Nach dem Krieg zog er nach Haifa, in der Nähe seines Bruders und dessen Familie.

Ljudmila änderte die Namen der Personen und hat hier und da ihre künstlerische Freiheit benutzt. Neben den verschiedenen Lebensstadien Bruder Daniels handelt der Roman auch von Ewa Manukjan, eine polnische Jüdin die dank Daniel den Krieg überlebte, und ihrer frustrierenden Beziehung mit ihrer kommunistischen Mutter Rita Kowacz (Dwoire Brin), die seit sie aus Polen nach dem Krieg 1967 nach Israel verbannt wurde in einem Altersheim in Haifa wohnt. Ihre Mutter war während des Krieges Partisanin - nachdem sie Ewa und ihrem Bruder Witek in einer katholischen Waisenhaus lies, setzte sie sich in Stalins Sowjetunion ab - wo sie dann mehrere Jahre im Gulag verbrachte.  Ewa selbst heiratete später einen deutschen Studenten aus der DDR - und wanderte dann mit ihm nach Amerika, wo sie sich dann scheiden ließen. Später macht Ewa sich auf die Suche nach Daniel - und nach seinem Tod macht sie dann selbst Recherchen...

Der Roman erinnerte mich wieder daran, warum ich das Land Israel so liebe. Eines dieser Gründe wird hier gebraucht - die Tatsache, dass jeder seine eigene Geschichte hat. So kommen hier verschiedene Geschichten vor - eine von ihnen ist über eine Nonne aus Vilna, die einen Priester jüdischer Abstammung heiratet und daraufhin mit ihn nach Israel auswandert - und kurz nach der Geburt ihres Sohnes lassen sie ihn beschneiden. Eine andere handelt von einem Refusenik, der nach seiner Ausreise aus der Sowjetunion nach  Hebron zieht und dort eine Familie gründet - und später Helfer von Baruch Goldstein wird...

Alles in allem ein Plädoyer an die Toleranz und dem Frieden aller Glaubensrichtungen, und ein großartiges literarisches Denkmal für Oswald Rufeisen.

6. Die Unamerikanischen, Molly Antopol
Das literarische Debut der amerikanisch-israelischen Schriftstellerin Molly Antopol ist mir in den Osterferien ganz zufällig in Flensburg aufgefallen - ein sehr schöner Zufall!

Wie ich in der Besprechung oben schon erwähnte, liebe ich es, dass jeder in Israel so seine eigene Geschichte hat - aber hier ist es nicht nur in Israel, sondern auch das Amerika der 50´er, der Untergrund gegen die Nazis in Weißrussland, die Tschechoslowakei der 60´er, und andere Orte.

Die Sammlung fängt gut an - ein amerikanischer Jude ist genervt von seiner neureligiösen Tochter und ihrem israelischen Ehemann, und heiratet daraufhin eine ukrainische Jüdin. Auf deren Hochzeitsreise nach Kiew vergessen die auf einmal, dass sie sich lieben.

Der Ton in den einzelnen Erzählungen variiert - manchmal hat sie einen sehr humoristischen Ton, und manchmal ist der Ton ziemlich tragisch - so sollte eine Anthologie auch sein! Das letzte Mal wo ich so sehr eine Anthologie genossen habe war 2010 im Flug nach Miami mit Stephen Kings Just after sunset. Ich freue mich schon auf die kommenden Werke von ihr!

7. Die Kehrseite des Himmels, Ljudmila Ulitzkaja
Die Kehrseite des Himmels (Священный мусор) ist eine Sammlung von Erinnerungen, Gedanken und Essays die Ulitzkaja im Laufe der Jahre seit dem Ende der Sowjetunion geschrieben hat. Der Teil mit dem Hintergrund ihrer Familie ist sehr interessant - wie sie ihren Großvater erst kennen lernte, nachdem dieser aus dem Gulag zurückkehrte und dann einige Jahre danach starb.

Da ist auch ein Essay aus der Zeit, wo Putin gerade an die Macht kam - wo sie schon ihr misstrauen ausdrückt, gerade weil er beim KGB war. Sie hatte recht. Damals konnte niemand vorhersehen, dass er eine Diktatur kreieren würde, die allerdings die Kirche die selbe Rolle gibt wie zur Zeit der Zaren.

Wer Russland wirklich verstehen möchte (ohne die Propaganda der Putinistin Gabriele Krone-Schmalz) muss dieses Buch lesen. Ich finde es ehrlich gesagt gruselig, dass "Progressive" wie die Linkspartei (eine Partei, die ich generell nicht traue) alles was die Diktatur Putins anstellt unterstütz- seltsamerweise sind diese immer sehr still wenn Homosexuelle verfolgt werden und Leute schikaniert werden, wenn diese sich kritisch äußern.

Eine weitere Lesenswerte Stelle ist da, wo sie Auszüge aus ihrem Tagebuch offen legt - aus der Zeit wo sie wegen ihrer Krebsbehandlung in Israel war. Im Tagebuch spricht sie neben den Details zu ihrer Behandlung auch über die Schönheit Jerusalems, als auch über ihre Arbeit an Das grüne Zelt. Laut dem ukrainischen Schriftsteller Andrej Kurkow verbringt Ljudmila Ulitzkaja selbst dieser Zeit mehr Zeit in Israel als in Moskau - hoffentlich endet sie nicht wie Anna Politkowskaja....

8. Ergebenst, euer Schurik
Nun zum letzten Buch auf der Liste hier - "Ergebenst, euer Schurik" (Искренне Ваш Шурик), wieder ein Roman von Ljudmila Ulitzkaja. Ich habe den Roman innerhalb einer Woche gelesen. Es ist ein Roman über die Liebe in der Sowjetunion, mit einem sehr tragikomischen Helden, eine Art Anti-Don Juan.

Die junge Vera Korn verliebt sich im Moskau der 30´er Jahre in den jüdischen Pianisten Alexander Sigismundowitsch Lewandowski, und beginnt mit ihm eine Affäre. Als der Krieg ausbricht, wird Alexander nach Kasachstan evakuiert, Vera mit ihrer Mutter Jelisaweta Iwanowna nach Taschkent. Nach dem Krieg trifft Vera ihn wieder - und zeugt einen Sohn mit ihm. Lewandowski stirbt kurz darauf, und lernt seinen unehelichen Sohn nie kennen. Der Sohn bekommt den Namen Alexander, genannt Schurik.

Schurik wächst in liebevoll-chaotischen Zuständen bei seiner Mutter und Grossmutter auf, und verliebt sich später in die Jüdin Lilja. Lilja wandert dann in der Tauerperiode der 70´er Jahre mit ihren Eltern nach Israel aus. Kurz darauf beginnt er eine Affäre mit der älteren behinderten Matilda an, und wird von der Kasachin Alja angehimmelt. Als Lena, Tochter eines Linientreuen Funktionärs in Sibirien, ein uneheliches Kind von einem afro-kubanischen Studenten erwartet, reist Schurik zusammen mit ihr nach Sibirien und lässt sich mit ihr trauen - ohne dass seine Mutter und Großmutter etwas davon erfahren.

Ein wundervoller Roman über das Leben und die Liebe, dass zum einen wirklich komisch ist und manchmal zum weinen ist.

Das war´s mit den Buchempfehlungen für dieses Jahr, sehen uns nächstes Jahr wieder!

Nachtrag: ich vergas gestern dieses Buch:

9. Jossel Rakovers Wendung zu G"tt, Zvi Kolitz
Wow. Dies ist eine von denen Büchern, die man nach dem aufklappen nicht mehr aus der Hand legen kann. Ich habe das Buch zweisprachig jiddisch-deutsch ganz während meiner Reise im Zug zurück nach Kopenhagen gelesen. Das war eine wahre Achterbahn der Gefühle, mir war beim lesen oft zum weinen! Während des lesen vergas ich ganz die Welt um mich herum!

Der Text des jiddischen Schriftstellers Zvi Kolitz ist ein längerer Monolog eines Gefangenen des Warschauer Ghettos, der um das Geschehen um ihm herum erzählt, und vom Widerstand.

Er redet zu G"tt, und fragt immer wieder, warum das ganze geschieht - letztendlich verliert er trotz der Tragödie nicht seinen Glauben zu G"tt - eine Tatsache, die den meisten Atheisten wohl ein Dorn im Auge ist. Mir war das Buch nach dem lesen noch sehr lange im Gedächtnis - ich finde es seltsam, dass ich nicht vom Buch gehört hatte, bis ich es letztens in Berlin im jüdischen Buchladen nahe der Zentralen Orthodoxen Synagoge fand. Ich hatte im Laden schon ein Gefühl, dass mich dieses Buch nicht loslassen werden würde. Die Ausgabe von Diogenes hat zudem auch faszinierende Zeichnungen von Tomi Ungerer.

Das Jahr neigt sich wieder dem Ende zu....

Kleines Detail aus einem fantastischen Sommer
2015. Was für ein Jahr.

Ein Jahr, dass mir für immer und ewig in Erinnerung bleiben wird - so hat 2014 mein Leben verändert, so hat 2015 definitiv einen daraufgesetzt. Das Jahr fing harmlos an - hatte Winterferien, und traf zum ersten Mal meine masurische Oma. Im gleichen Monat dann die Tragödie in Paris - und im darauffolgenden Monat traf es dann auch uns in Kopenhagen. Es war traumatisch.

Tage, die ich nie vergessen werde. 

Im März ist dann leider meine geliebte Grossmutter, Mormor, gegangen - ich fasse noch immer nicht, dass sie weg ist. Kurz darauf hatte ich eine schöne Studienreise nach Israel - die leider viel zu schnell ging.

Der April war dann ein eher langweiliger Monat, im Mai ging es dann mal wieder bergauf - G"tt sei dank.

Im Sommer hatte ich dann sehr schöne Ferien - einmal Flensburg, dann Berlin, und zu guter letzt drei Wochen in Israel.

Im Oktober hatte ich dann wieder schöne Ferien in Flensburg, und im November bin ich in eine grössere Wohnung gezogen.

Nun bin ich von den Weihnachtstagen aus Lolland zurückgekehrt, und nun warte ich auf das Jahresende.

Preussen im Sommer

Eine der schönsten Aussichten der Welt - sehr bald wieder! 

Sonntag, 20. Dezember 2015

Musikkritik: Hand Around the Heart, Jennifer Ferguson (1985) (9/10)

Heute bespreche ich nach langer Zeit wieder ein Album - ein sehr unterschätztes sogar. Ich bespreche Jennifer Ferguson Opus Magnum, ihr Debut "Hand Around the Heart". In ihrem Heimatland Südafrika hatte sie damals Probleme mit der Zensur des Apartheidregimes, und ihre Lieder durften im Südafrikanischen Rundfunk nicht gespielt werden. Auch ihr Nachfolgealbum Untimely aus dem Jahre 1989 wurde vom Südafrikanischen Rundfunk ebenfalls boykottiert. Nach dem Ende der Apartheid Era war sie einige Jahre im Parlament Südafrikas, und wohnt seit dem zwischen Schweden und Südafrika. Das Album zeigt, was für eine fantastische Künstlerin sie ist - nicht nur als Sängerin, sondern auch als Poetin. Stilistisch ist es eine Mischung aus Artrock, Jazz und Folkrock.

Titelliste:
1. Angel Fish
2. Snake Song
3. Letters to Dickie
4. Cake Song
5. In Judith Road
6. Bay of Bombay (Live)
7. Ashley´s Song (Live)
8. The Best Things In Life Come Free
9. Suburban Hum
10. The Garden Of Iris & Co
11. Bay of Bombay (Studio Version)
12. Angel Fish (Radio edit)

Das Album fängt schon gut an - der Starter "Angel Fish" entführt einen in eine Welt die man sonnst nur in Werken von Kate Bush betritt. Das ist wohl auch der einzige Song der ein Musikvideo bekam, das ebenfalls boykottiert wurde, da sie in einer Sequenz mit einem Schwarzen am Strand tanzt. "Snake Song" ist auch genial - der Stil hier erinnert mich etwas an die Atmosphäre von Kate Bush´s The Kick Inside. Der Song beschreibt wie man die Schlangen aus dem Früchte tragenden Baum mit Wasserwerfern vertreibt - Anspielung auf den Wasserwerfern in den Townships? "Letters to Dickie" ist wohl eines der bekanntesten des Albums - es erschien erstmals in einer Zusammenstellung mit anderen Künstlern auf Kosten der "End Conscription"-Kampagne. In dem unglaublich traurigen Lied beschreibt eine junge Frau ihre Gefühle in Briefen an ihrem Liebsten, der im Angola-Krieg kämpft. "In Judith Road" ist auch ein sehr eingängiges, gutes Lied - in dem Lied wird erstmals das Thema der gelangweilten Hausfrau aufgegriffen. Am Ende wird gerufen "You´re breaking out!" - eine Anspielung auf Gefängnisausbrüche?

"The Best Things In Life Come Free" ist für mich das wohl beste Lied des Albums - ich erinnere mich noch daran wie ich das Lied zum ersten Mal hörte. Ich hatte unglaubliche Gänsehaut. Sie greift hier wieder auf das Thema der gelangweilten Hausfrau - und ihrer Tochter. Wie sie sich in der Vorstadt langweilen, Trost in Jesus finden wollen während der Vater an der Grenze Kinder erschießt ("my father shooting babies on the border"), eine weitere Anspielung auf dem Krieg in Angola. Sie beschreibt dann wie eine schwarze Haushälterin für den Lebensunterhalt kämpft, während eine Demonstration in einem Township von der Polizei niedergemetzelt wird. Am Ende wird auch noch auf die Tätigkeiten des Bruders angespielt - "my brother shooting babies in the townships". Das Lied war wohl doch noch viel zu gut für den staatlichen Rundfunk....

Nachgefolgt wird es von "Suburban Hum", ein weiteres der Highlights des Albums. Das Lied existierte auch vorher auf der schon vorher genannten Zusammenstellung. Es beschreibt wie das vergangene Lied eine trostlose Gesellschaft die am Zusammenbruch ist - wie die konservative Elite des Landes überall Kommunisten sieht und junge Söhne des Landes zu einem Sinnlosen Krieg in der Ferne schickt. Sie fragt sich dann, was dann noch moralisch richtig und was falsch ist. Ein sehr starkes Lied.

Ich habe gelesen, dass viele Südafrikaner denken dass vieles dass in dem Lied aufgegriffen wird selbst noch heute aktuell ist.

Und da der Text der LP-Version schon so gewagt ist, dann hört euch mal die Live-Version von der Zsammenstellung der "End Conscription"-Kampagne an:

Und hier das Video zu "Angel Fish":

Mein Fazit für das Album ist folgendes: in diesen Tagen, wo man Israel der Apartheid beschuldigt im Schatten der Siedlungen im Westjordanland, muss ich sagen, dass wir alle wohl total vergessen haben, was Apartheid eigentlich ist. Es war nicht nur ein unmenschliches System der Rassentrennung, es war auch ein System, dass die Werte des einzelnen unterdrückte und jegliche Individualität ein Verbrechen machte. 

Samstag, 19. Dezember 2015

Gedanken zum Winter

Ach, wie romantisch der Winter doch sein kann....
Es gab mal eine Zeit, wo ich den Winter kaum erwarten konnte. Dann aber kam eine Zeit, in der der Winter für mich mehr und mehr negativ wurde - ich glaube meine heutige Situation stammt von meinem ersten Jahr am Gymnasium. 

Besonders der Winter hier in Skandinavien ist unerträglich - es ist arschkalt, und wenn es regnet oder schneit, dann gnade einen G"tt. Wenn es regnet, wird man innerhalb von Minuten durchnässt, und man kann sich dann kaum noch bewegen. Wenn es schneit, werden einen dann entweder die Schuhe oder Stiefel nass und man fühlt seine Füsse nicht mehr, oder alles ist so glatt oder undurchdringbar dass man kaum noch das Haus verlassen kann. 

Eine andere Sache die ich auch wirklich am Winter hasse ist dass das kalte Wasser vom Hahn noch kälter ist als vor dem Winter. 

Aber neben der Kälte und den Wetterschwankungen ist für mich das aller nervigste, dass die Sonne so früh untergeht und dann sehr spät wieder auf geht - das ist eines der Hauptgründe weshalb mein Schlafrhythmus in den Weihnachtsferien immer total zerstört ist.  

Ich sehne mich schon so sehr nach den Frühling!

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Was nun geht

Derzeit schreibe ich an meiner schriftlichen Prüfung in moderner jüdischer Geschichte - ich schreibe über die Juden der DDR; es geht langsam voran. Muss mich hier und da mal auch hinlegen, da ich krank bin. Aber seit einigen Stunden geht es mir wieder etwas besser. Ich hoffe dass es mir morgen wieder ganz gut geht.

Zu Weihnachten fahre ich dann wieder nach Lolland, und wir haben Familienbesuch. Am 28. fahre ich dann wieder zurück nach Kopenhagen. Silvester verbringe ich dann wie letztes Jahr bei einem Freund.

Ich hoffe im Januar dort zu sein, nach den nervigen Prüfungen 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...