Dienstag, 7. Januar 2025

10 Jahre Charlie Hebdo und Hypercacher

 

"Je suis Charlie" ging um die Welt. 

Heute ist es schon zehn Jahre her, dass der Terroranschlag bei der Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo passierte, und die Geiselnahme am koscheren Supermarkt Hypercacher zwei Tage später. 

Die Satirezeitschrift Charlie Hebdo war eine der Publikationen, die im Februar 2006 die Muhammed-Karikaturen von Kurt Westergaard veröffentlichten. 

Im Redaktionsgebäude der Charlie Hebdo waren die Opfer Stéphane Charbonnier, Jean Cabut, Bernard Velhac, Philippe Honoré und Georges Wolinski. 

Im Hypercacher waren die Opfer Yohan Cohen, Yoav Hattab, Philippe Braham und Francois-Michel Saada. 

Ich fasse noch immer nicht, dass das ganze schon zehn Jahre her ist. 

Die Zeit vergeht wirklich schnell, selbst wenn man es nicht merkt. 

Ich erinnere mich noch ganz genau, als das ganze passierte - ich war zuhause und schrieb an einer Arbeit über die Vertreibung der Juden aus dem Irak. Ich konnte es nicht fassen. Und dennoch, überraschte es mich nicht so ganz. 

Im Sommer des Jahres zuvor, 2014, als der Krieg zwischen Israel und der Hamas tobte, spürte man es auch sehr deutlich in Europa. Es kam zu Übergriffen auf Juden und jüdischen Einrichtungen wie Synagogen, Schulen und Museen, und die Übergriffe wurden auch immer schlimmer. Das schlimmste was zu der Zeit in Dänemark passierte, war die Auflösung einer pro-israelischen Demonstration weil die Polizei die Gegendemonstranten als viel zu gefährlich einstufte, und Graffiti auf dem Grundstück der Carolineskolen, der jüdischen Schule. 

Leider muss ich sagen - und das habe ich hier schon recht oft erwähnt - hatte ich dann eine Angst oder Vorahnung, dass etwas schlimmes hier in Kopenhagen passieren würde. Und leider hat sich diese Angst bestätigt - und die Zeit zwischen dem 7. Januar und dem 14. Februar fühlte sich für mich wie eine Ouvertüre an, bis etwas schlimmes in Kopenhagen passieren würde. Ich hatte in diesen Wochen oft Alpträume von solchen Szenarien - oder das plötzlich vermummte Dschihadisten durch Morbærhaven gehen würden. 

Dann kam die Tragödie von Kopenhagen, und nichts mehr war mal so, wie es war. 

Das Cover der Charlie Hebdo am 14. Januar 2015, die Woche nach dem Anschlag 

Die Anschläge wurden im Namen des Islamischen Staats (IS) begangen, der seit dem Sommer 2014 in seiner Hochphase war. 

Damals wurde viel vom IS geredet, auch weil selbst zu dem Zeitpunkt noch viele muslimische Jugendliche aus dem Westen dorthin zogen, entweder um dort zu kämpfen, oder eine Braut eines Dschihadisten zu werden. In der Zeit kannte ich auch mehrere an der Uni, die - obwohl sie es selbst verleugneten - mehr Mitleid mit den Jugendlichen hatten, die vom Westen aus in den Dschihad zogen, als mit den eigentlichen  Opfern des IS. Eines der Begründungen war "sie haben soviel Rassismus hier in Dänemark erfahren, dass sie keinen anderen Ausweg fanden, als in den Dschihad zu ziehen!" 

So ein Schwachsinn! 

Erstens, zu dem Zeitpunkt, wo ein großer Teil von ihnen nach Syrien ging um für den IS zu kämpfen, wusste die Welt schon, was für schreckliche Verbrechen gegen die Menschheit der IS begangen hat. Zweitens, ich bezweifle dass die vielen Konvertiten - viele, die sogar ihre Konversion vor ihrem Umfeld geheim hielten! - ebenfalls ach so viel Rassismus erfahren haben, dass die dann in den Dschihad ziehen. 

Ausserdem, was ist das für eine Logik? "Ich wurde schon so oft rassistisch beleidigt, deswegen gehe ich jetzt nach Syrien, um Ungläubige zu erschießen und eine Jesidin als Sklavin zu kaufen!" 

Seht ihr wie bescheuert diese Argumentation ist?

Und deswegen kann ich das nicht Ernst nehmen. Ich habe damals schon vorhergesehen, dass die Schrecken des IS und die eigentlichen Opfer des IS in Vergessenheit geraten werden, und das in nur wenigen Jahren. Und ich hatte leider recht. 

Die Wenigsten wollen heute noch über diese Zeit reden. Damals fühlte ich mich ziemlich unwohl in Kopenhagen, und dasselbe Gefühl hatte ich dann wieder direkt nach dem 7. Oktober. 

Was soll man dazu sagen?

Ich weis es ehrlich gesagt nicht. 

Nur, das mich jetzt, nach zehn Jahren, nichts wirklich verwundert. 

Freitag, 3. Januar 2025

Dizengoff Square, oder wie man einen Ort vermissen kann

Das Dizengoff Square in Tel Aviv, mit seinem ikonischen Springbrunnen, hat sich seit seiner Entstehung in den 1930er Jahren immer und immer wieder verändert. Das ist mir allerdings aus irgendeinen Grund ist mir das aber erst vor einigen Jahren klargeworden, aus irgendwelchen Grund auch immer. 

Der Springbrunnen im Sommer 2016 - in der Form, in der ich ihn drei Jahre zuvor kennenlernte

Als ich ihn 2013 zum ersten Mal besuchte, war der Springbrunnen recht Farbenfroh, und war auf einer Plattform die über eine Straße ging. 

Und jeden Freitag war da bis kurz vor dem Schabbat ein Flohmarkt, wo man oft kleine Schätze finden konnte, wenn man die Augen aufhielt. 

Das Dizengoff Square wurde 1938 nach vierjähriger Bauzeit eröffnet, und nach Zina Dizengoff, der Frau des ersten Bürgermeister der Stadt, Meir Dizengoff. 

Erst in den 70ern wurde der Platz so umgebaut, dass da eine Straße unter dem Springbrunnen war, und der Springbrunnen an sich kam dann so weit ich weis dann erst wieder 2012, wo er dann auch bunt gemalt wurde. 

So lernte ich ihn dann im Jahre darauf kennen. 

2014 bemerkte ich, bei meinem zweiten Israel-Aufenthalt, den Flohmarkt an der Seite, wo man runter zur Straße gucken konnte. 

Der Flohmarkt im Januar 2016. 



War schon etwas überrascht, Kunst aus Grönland da zu sehen 


Hier sieht man die Plattform am besten 


Persische Kunst, gesehen im Sommer 2015

Im Sommer 2015

Ich fand es immer berauschend, Freitags da zu gehen und die verschiedenen Sachen dort anzuschauen. Ich habe aber nie was gekauft - auch als ich im Januar dort mein Lieblingsalbum der israelischen Rocksängerin Yehudit Ravitz, Derech haMeshi aus dem Jahre 1984 fand, tat ich es nicht, auch weil ich nicht wusste ob es dem Flug zurück nach Kopenhagen überleben würde. 

Es war eines meiner Lieblingsorte in Tel Aviv, und eines der Höhepunkte während eines Spaziergangs an der Dizengoff Straße. 

Aber dann im Januar 2017 war alles vorbei. 

Der geräumte Platz nach dem Abriss, Januar 2017

Es wurden Partikel vom Abriss verkauft - wie bei der Berliner Mauer. 

Die Leute standen Schlange, um einen Teil vom Abriss zu kaufen. 

Naja. Ich war halt auf dem Weg dahin am Freitag, nachdem ich am Abend zuvor angekommen war. Ich hatte wirklich dringend das Bedürfnis, zum Flohmarkt zu gehen, aber wurde dann mit einer riesigen Schlange konfrontiert. Ich bemerkte dann, dass das Ende der Straße gesperrt war - und erst da fiel mir auf, dass da weder Busse noch anderer Verkehr auf der Straße war. 

So musste ich feststellen, dass das Dizengoff Square abgerissen worden war, um es in seinem ursprünglichen Zustand wieder aufzubauen. 

Das war ziemlich enttäuschend. 

Im November 2018 waren die Arbeiten fertig, allerdings wurde der neue Springbrunnen ohne Farben wiederaufgebaut. Und ohne Farben ist er noch heute. 

Dizengoff Square im Frühsommer 2023 - das letzte Mal, wo ich in Israel war 

Und ich muss so dann sagen, dass ich das Design vor dem Abriss 2017 besser mochte - da war einfach etwas berauschendes an dem Platz, auch mit dem Flohmarkt am Freitag. 

Der Flohmarkt kehrte nämlich nicht wieder zurück, nachdem die Bauarbeiten Ende 2018 fertig waren. 

Aber naja, man kann halt nichts dagegen machen. 

Mittwoch, 1. Januar 2025

Oh, hallo 2025!

 

Tja, nun sind wir hier
Was soll ich nun schreiben?

Es ist ein weiteres Jahr vergangen, und ein neues hat angefangen. Es war ein schöner Abend gestern, und wir haben die erste Neujahrsrede unseres Königs gesehen. Bei der Neujahrsrede 2023 hat Königin Margrethe ihre Abdankung angekündigt, und später im Januar letzten Jahres hat Frederik dann den Tron bestiegen - zwar nicht so pompös wie in der UK, aber dennoch war es ein besonderer Tag. Ich hatte das Glück vor dem Parlament zu stehen, und zu sehen, wie unsere Premierministerin ihn als König ausrief. 

Das erlebt man nicht alle Tage. 

Aber er hat die Rede sehr gut gehalten, und das obwohl man wusste, wie nervös er dabei war. 

Wie ich schon vor zwei Tagen sagte, ich stehe 2024 ziemlich ambivalent gegenüber, und bin jetzt ehrlich gesagt froh, dass es vorbei ist. 

Und morgen ist der letzte Tag Chanukka - und ich hoffe, dass 2025, und der Rest von 5785, gut gehen wird. 

Frohes neues Jahr! 

10 Jahre Charlie Hebdo und Hypercacher

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