Alternative Titel: Гойя, или Тяжкий путь познания, Goya - or the hard way to enlightement, Goya l'hérétique
Regie: Konrad Wolf
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, Lenfilm
Drehbuch: Angel Wagenstein nach dem Roman von Lion Feuchtwanger
Musik: Kara Karajew, Faradsh Karajew, Paco Ibáñez
Darsteller: Donatas Banionis, Olivera Katarina, Fred Düren, Tatjana Lolowa, Rolf Hoppe, Mieczysław Voit, Ernst Busch, Gustaw Holoubek, Wolfgang Kieling, Ljudmila Tschurssina, Arijadna Schengelaja, Weriko Andschaparidse, Michail Kosakow, Irén Sütő, Carmela, Martin Flörchinger, Arno Wyzniewski, Günther Schubert, Kurt Radeke, Walter Bechstein, Petar Slabakov und Gerit Kling
Handlung:
Spanien, Ende des 18. Jahrhunderts: Der spanische Hofmaler Don Francisco de Goya ist ein angesehener Maler, beliebt bei sowohl Adel als auch Kirche, und genießt seine Privilegien. Neben den Intrigen am Hofe des Königs Karl (Rolf Hoppe) und des Malen von Portraits der Königin Maria Luisa (Tatjana Lolowa) hat er als verheirateter Mann eine Affäre mit der Herzogin von Alba (Olivera Katarina). So sehr er sie liebt, so hasst er die arrogante Aristokratin in ihr. Sein Freund Esteve (Fred Düren) führt Goya daraufhin des öfteren in das Leben der normalen Menschen, und trifft so auf die Sängerin Maria Rosario (Carmela). Als er später miterlebt, wie sie von der Inquisition zu Tode verurteilt wird, beginnt er an der Macht der Kirche und des Adels zu zweifeln. Er erleidet einen Hörsturz, und wird von Dämonen geplagt. Sein sozialer Absturz ist unvermeidbar.
Review:
Mann, ist das lange her dass ich eine Filmkritik geschrieben habe - ein Jahr her schon! "Goya" ist jedenfalls einer der besten Filme die ich je gesehen habe. Die Kulissen, die Atmosphäre, die Schauspieler, die Musik - alles Top! Unglaublich dass es ein DEFA-Film ist. Wobei die DEFA an sich ja schon viele gute Filme gemacht hat mit genau so guten Schauspielern. Aber "Goya" ist wohl der einzige Monumentalfilm der je von der DEFA produziert wurde. Die Co-Produktion mit dem sowjetischen Lenfilm war zu der Zeit der teuerste Film der DEFA, Gedreht auf 70 mm in zwei Teilen, mit über einem Jahr Vorbereitungszeit und ungefähr 3000 Kostüme.
Da das spanische Franco-Regime keine guten Verhältnisse zur DDR hatte, durfte Konrad Wolf den Film dort nicht drehen. Spanien wurde dann woanders gemacht - in Jugoslawien, Bulgarien, der Krim Halbinsel und im Kaukasus. Ein westdeutsches Filmteam wurde jedoch nach Spanien geschickt, um dort aufnahmen von Stierkämpfen zu machen, die während einer kurzen Sequenz in der Mitte des Films gezeigt werden. Die Schauspieler kamen aus acht Ländern - so kam Hauptdarsteller Donatas Banionis aus Litauen, Olivera Katarina aus Jugoslawien, Tatjana Lolowa aus Bulgarien, Fred Düren und Rolf Hoppe aus der DDR, Wolfgang Kieling aus der Bundesrepublik, Mieczysław Voit und Gustaw Holoubek aus Polen, Irén Sütő aus Ungarn, Weriko Andschaparidse und Arijadna Schengelaja aus Georgien. Die Schauspieler sprachen den Text in ihren Muttersprachen, da Wolf das beste aus ihnen herausholen wollte - der Film wurde später eh ins deutsche und russische synchronisiert.
Der Hintergrund des Films ist auch sehr faszinierend. Der in Los Angeles lebende deutsch-jüdische Autor Lion Feuchtwanger (der zu Lebzeiten auf Stalins Propaganda reingefallen ist) hatte "Goya" ursprünglich als Reaktion auf dem McCarthyismus der 50´er Jahre geschrieben, und die allgemein anti-kommunistische Haltung der amerikanischen Gesellschaft damals. So wurde die Inquisition zur Metapher für den McCarthyismus, genau wie Arthur Miller es zur selben Zeit mit dem Theaterstück "Hexenjagd" (The Crucible) schaffte. Konrad Wolf allerdings, benutzte die Inquisition als Metapher für den Kommunismus, und die Schauprozesse an sich an den Stalinismus. Obwohl Konrad Wolf sehr linientreu war, so fand er viele Seiten der SED-Führung abstoßend. Angel Wagenstein half ihn dabei - Wagenstein sagte später dass die Kritik an das kommunistische System in dem Film sehr offensichtlich war. Die sowjetische Führung wollte die letzte Sequenz für ihre Fassung rauslassen, da die Führung ähnliches über Solshenitzyn gesagt hatte. Konrad Wolf konnte dies jedoch verhindern.
So erinnert der Vorspann, wo eine katholische Prozession in Madrid gezeigt wird, sowohl an den stalinistischen Personenkult als auch an Militärparaden, die im Ostblock so beliebt waren und es noch immer in Nordkorea sind. Zur gleichen Zeit erinnert mich diese Sequenz an das Verbot der Götzenanbetung, wie es im Judentum verboten ist. So fokussiert die Kamera besonders sehr auf die toten Augen der Jungfrau Maria: sie haben Augen, können aber nicht sehen, sie haben Münde, können aber nicht reden....
Donatas Banionis hatte hier einer seiner besten Rollen. Man nimmt ihn jede Mimik ab, und meiner Meinung nach ist dies die beste Darstellung Goyas die ich kenne. Die Serbin Olivera Katarina (oder Olivera Vuco) ist grandios als die verführerische und intrigante Herzogin von Alba. Tatjana Lolowa strahlt total als Königin Maria Luisa, besonders ihre erste Szene ist echter Spaß. Fred Düren hatte ihr auch einer der besten Rollen seines Lebens. Er war wirklich einer der besten Schauspieler der DDR - und es ist seltsam daran zu denken, dass sein Leben auch eine ähnliche Richtung nahm wie Goyas. So war er zu diesen Zeitpunk offiziell gesehen noch Linientreu, da er Mitglied der SED war, so nahm sein Leben ein Jahrzehnt einen riesigen Wendepunkt. Mitte der achtziger Jahre konvertierte er zum Judentum, verliess die SED, und wanderte nach Israel aus, und wurde Rabbiner, und lebte von den Medien zurückgezogen. Er starb letzes Jahr und wurde im Beisein seiner Familie auf dem Ölberg beerdigt. Jedes Mal, wenn er in einer Szene in diesen Film mit dabei ist, muss ich daran denken.
Nun denn, jedenfalls ist dies einer der besten Filme die ich je gesehen habe.
Ach ja: Annemone Haase, die in der deutschen Fassung Olivera Katarina sprach, hat ein Jahrzent später Alla Demidowa synchronisiert, die Olivera in der russischen Fassung dieses Films sprach. Zudem hat Anja Klings Schwester Gerit einen Auftritt hier als Goyas Tochter.
Screenshots:
Regie: Konrad Wolf
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, Lenfilm
Drehbuch: Angel Wagenstein nach dem Roman von Lion Feuchtwanger
Musik: Kara Karajew, Faradsh Karajew, Paco Ibáñez
Darsteller: Donatas Banionis, Olivera Katarina, Fred Düren, Tatjana Lolowa, Rolf Hoppe, Mieczysław Voit, Ernst Busch, Gustaw Holoubek, Wolfgang Kieling, Ljudmila Tschurssina, Arijadna Schengelaja, Weriko Andschaparidse, Michail Kosakow, Irén Sütő, Carmela, Martin Flörchinger, Arno Wyzniewski, Günther Schubert, Kurt Radeke, Walter Bechstein, Petar Slabakov und Gerit Kling
Handlung:
Spanien, Ende des 18. Jahrhunderts: Der spanische Hofmaler Don Francisco de Goya ist ein angesehener Maler, beliebt bei sowohl Adel als auch Kirche, und genießt seine Privilegien. Neben den Intrigen am Hofe des Königs Karl (Rolf Hoppe) und des Malen von Portraits der Königin Maria Luisa (Tatjana Lolowa) hat er als verheirateter Mann eine Affäre mit der Herzogin von Alba (Olivera Katarina). So sehr er sie liebt, so hasst er die arrogante Aristokratin in ihr. Sein Freund Esteve (Fred Düren) führt Goya daraufhin des öfteren in das Leben der normalen Menschen, und trifft so auf die Sängerin Maria Rosario (Carmela). Als er später miterlebt, wie sie von der Inquisition zu Tode verurteilt wird, beginnt er an der Macht der Kirche und des Adels zu zweifeln. Er erleidet einen Hörsturz, und wird von Dämonen geplagt. Sein sozialer Absturz ist unvermeidbar.
Review:
Mann, ist das lange her dass ich eine Filmkritik geschrieben habe - ein Jahr her schon! "Goya" ist jedenfalls einer der besten Filme die ich je gesehen habe. Die Kulissen, die Atmosphäre, die Schauspieler, die Musik - alles Top! Unglaublich dass es ein DEFA-Film ist. Wobei die DEFA an sich ja schon viele gute Filme gemacht hat mit genau so guten Schauspielern. Aber "Goya" ist wohl der einzige Monumentalfilm der je von der DEFA produziert wurde. Die Co-Produktion mit dem sowjetischen Lenfilm war zu der Zeit der teuerste Film der DEFA, Gedreht auf 70 mm in zwei Teilen, mit über einem Jahr Vorbereitungszeit und ungefähr 3000 Kostüme.
Da das spanische Franco-Regime keine guten Verhältnisse zur DDR hatte, durfte Konrad Wolf den Film dort nicht drehen. Spanien wurde dann woanders gemacht - in Jugoslawien, Bulgarien, der Krim Halbinsel und im Kaukasus. Ein westdeutsches Filmteam wurde jedoch nach Spanien geschickt, um dort aufnahmen von Stierkämpfen zu machen, die während einer kurzen Sequenz in der Mitte des Films gezeigt werden. Die Schauspieler kamen aus acht Ländern - so kam Hauptdarsteller Donatas Banionis aus Litauen, Olivera Katarina aus Jugoslawien, Tatjana Lolowa aus Bulgarien, Fred Düren und Rolf Hoppe aus der DDR, Wolfgang Kieling aus der Bundesrepublik, Mieczysław Voit und Gustaw Holoubek aus Polen, Irén Sütő aus Ungarn, Weriko Andschaparidse und Arijadna Schengelaja aus Georgien. Die Schauspieler sprachen den Text in ihren Muttersprachen, da Wolf das beste aus ihnen herausholen wollte - der Film wurde später eh ins deutsche und russische synchronisiert.
Der Hintergrund des Films ist auch sehr faszinierend. Der in Los Angeles lebende deutsch-jüdische Autor Lion Feuchtwanger (der zu Lebzeiten auf Stalins Propaganda reingefallen ist) hatte "Goya" ursprünglich als Reaktion auf dem McCarthyismus der 50´er Jahre geschrieben, und die allgemein anti-kommunistische Haltung der amerikanischen Gesellschaft damals. So wurde die Inquisition zur Metapher für den McCarthyismus, genau wie Arthur Miller es zur selben Zeit mit dem Theaterstück "Hexenjagd" (The Crucible) schaffte. Konrad Wolf allerdings, benutzte die Inquisition als Metapher für den Kommunismus, und die Schauprozesse an sich an den Stalinismus. Obwohl Konrad Wolf sehr linientreu war, so fand er viele Seiten der SED-Führung abstoßend. Angel Wagenstein half ihn dabei - Wagenstein sagte später dass die Kritik an das kommunistische System in dem Film sehr offensichtlich war. Die sowjetische Führung wollte die letzte Sequenz für ihre Fassung rauslassen, da die Führung ähnliches über Solshenitzyn gesagt hatte. Konrad Wolf konnte dies jedoch verhindern.
So erinnert der Vorspann, wo eine katholische Prozession in Madrid gezeigt wird, sowohl an den stalinistischen Personenkult als auch an Militärparaden, die im Ostblock so beliebt waren und es noch immer in Nordkorea sind. Zur gleichen Zeit erinnert mich diese Sequenz an das Verbot der Götzenanbetung, wie es im Judentum verboten ist. So fokussiert die Kamera besonders sehr auf die toten Augen der Jungfrau Maria: sie haben Augen, können aber nicht sehen, sie haben Münde, können aber nicht reden....
Donatas Banionis hatte hier einer seiner besten Rollen. Man nimmt ihn jede Mimik ab, und meiner Meinung nach ist dies die beste Darstellung Goyas die ich kenne. Die Serbin Olivera Katarina (oder Olivera Vuco) ist grandios als die verführerische und intrigante Herzogin von Alba. Tatjana Lolowa strahlt total als Königin Maria Luisa, besonders ihre erste Szene ist echter Spaß. Fred Düren hatte ihr auch einer der besten Rollen seines Lebens. Er war wirklich einer der besten Schauspieler der DDR - und es ist seltsam daran zu denken, dass sein Leben auch eine ähnliche Richtung nahm wie Goyas. So war er zu diesen Zeitpunk offiziell gesehen noch Linientreu, da er Mitglied der SED war, so nahm sein Leben ein Jahrzehnt einen riesigen Wendepunkt. Mitte der achtziger Jahre konvertierte er zum Judentum, verliess die SED, und wanderte nach Israel aus, und wurde Rabbiner, und lebte von den Medien zurückgezogen. Er starb letzes Jahr und wurde im Beisein seiner Familie auf dem Ölberg beerdigt. Jedes Mal, wenn er in einer Szene in diesen Film mit dabei ist, muss ich daran denken.
Nun denn, jedenfalls ist dies einer der besten Filme die ich je gesehen habe.
Ach ja: Annemone Haase, die in der deutschen Fassung Olivera Katarina sprach, hat ein Jahrzent später Alla Demidowa synchronisiert, die Olivera in der russischen Fassung dieses Films sprach. Zudem hat Anja Klings Schwester Gerit einen Auftritt hier als Goyas Tochter.
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