Mittwoch, 25. August 2021

FILMKRITIK: The Congress (Israel/Deutschland/Frankreich/Belgien/Polen/Luxemburg, 2013) (8/10)

 

Alternative Titel:כנס העתידנים

Regie: Ari Folman
Drehbuch: Ari Folman
Produktion: Ari Folman, Robin Wright, Sébastien Delloye, David Grumbach, Eitan Mansuri, Diana Elbaum
Kamera: Michał Englert 
Musik: Max Richter
Darsteller: Robin Wright, Jon Hamm, Harvey Keitel, Danny Huston, Kodi Smit-McPhee, Sami Gayle, Paul Giamatti

Handlung:
Die Schauspielerin Robin Wright (Robin Wright, in einer fiktiven Version von ihr selbst) hatte eine Anfangs sehr vielversprechende Karriere, die allerdings durch schlechte Entscheidungen ins Wackeln geriet und nun sehr selten Rollenangebote bekommt. Zusammen mit ihren Kindern Sarah (Sami Gayle) und Aaron (Kodi Smit-McPhee) lebt sie in einer Wohnung neben dem Flughafen in einer Wüste, und sie bangt um die Gesundheit von Aaron, der langsam sein Gehör verliert. Ihr Agent Al (Harvey Keitel) bietet ihr ein Angebot des Mirramount Studios an, das all ihre Probleme lösen soll: Sie soll sich scannen lassen, damit man mit ihrem ewig jungen Abbild Filme am Laufband produzieren kann, und sie wird weiterhin für diese Rollen bezahlt - allerdings gibt es einen Haken: sie darf danach nie wieder irgendwo auftreten. Sie willigt ein, und lässt sich scannen. 20 Jahre später wird sie vom Mirramount CEO Jeff Green in das Abrahama Hotel, dass in einer animierten Zone liegt, eingeladen, um dort auf dem Futurologischen Kongress zu reden, um dort ihren Vertrag zu erneuern und bei der Präsentation da zu sein, wenn bekannt wird, dass man Robin danach nicht nur in Filmen sehen kann, sondern sich in ihren Charakter verwandeln kann durch Zunahme einer Droge. Robin spricht sich am Kongress gegen diese Droge aus, und kurz darauf wird das Hotel von einer Rebellengruppe angegriffen, und sie wird vom Animator Dylan Truliner (Jon Hamm) gerettet. Robin wird nach einem Trauma in ein künstliches Koma versetzt, und wacht 20 Jahre wieder auf, und findet sich in einer animierten Welt wieder. Sie fängt eine Beziehung mit Dylan an, und sucht dann nach ihrem verschwundenen Sohn....

Review:
Mann, das war schon etwas, die Handlung so zusammen zu fassen - sonnst währe es schwer, diesen Film in dieser Review richtig zu erklären. Ich habe den Film letzte Nacht nach 7 Jahren wieder gesehen. Ich hörte erstmals 2013 von diesen Film, als er auf dem Filmfestival von Cannes präsentiert wurde, und als er dem Europäischen Filmpreis als Besten Animationsfilm bekam. 2014 kaufte ich den Film dann bei Saturn in Hamburg, als ich kurz vor Semesterbeginn da im Urlaub war - dort las ich zum ersten Mal von der Handlung, und zudem fand ich es seltsam dass der Film unter der Kategorie "Anime" sortiert war. 

Ich selbst mag die Filme von Ari Folman - Saint Clara ist einer meiner Lieblingsfilme, und Waltz with Bashir fand ich beeindruckend, also war ich etwas gespannt. Der Film war, als ich ihn damals nach der Rückkehr aus dem Urlaub zum ersten Mal sah, etwas verwirrend, aber eigentlich gefiel er mir - und ich fand die Art wie die Handlung zwischen Realfilm und Animation wechselte auch recht gut. Die Schauspieler - hier allen voran Robin Wright und Harvey Keitel - gefielen mir auch sehr gut, und die Musik war auch wirklich gut. Der Score von Max Richter ist Atemberaubend, und so sind auch Robin Wrights Coverversionen von Bob Dylans "Forever Young" und Leonard Cohens "If it be your will". 

Da ich nächste Woche wieder zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder nach Hamburg fahre, und so ungefähr zur selben Zeit war wie vor 7 Jahren, dachte ich, wieso diesen Film nicht mal wieder sehen. Und ich muss sagen, dass mir der Film nun viel mehr gefällt. Das Thema ist nun etwas aktueller, und es scheint mir wirklich so, als wollen viele Menschen sich dieser Zeit - und ich hatte dieses Gefühl schon vor der Pandemie - viel lieber in einer Traumwelt leben wollen, als sich mit dem richtigen Leben zu beschäftigen. Und diese Attitude sehe ich vor allem unter jungen Leuten, unter anderen auch meiner Generation. Und leider wird diese Attitude auch von Konzernen wie Disney promoted, G-tt sei dank aber nicht in dem Masse wie es in diesen Film durch Miramount (eine Parodie auf Miramax und Paramount) gemacht wird. 

Der Film basiert teilweise auf dem Roman "Der Futurologische Kongress" des polnisch-jüdischen Schriftstellers Stanisław Lem. Darin hatte die Flucht in Illusionen etwas mit der Flucht aus dem Alltag der kommunistischen Diktatur zu tun, hier ist es die Flucht aus dem Alltag der Diktatur der Konzerne. Angesichts der Tatsache, wie der Kommunismus heute von vielen verharmlost wird, finde ich diese Allegorie sehr faszinierend. Laut Folman war diese Allegorie sehr passend - und ich gebe ihn recht: diese "Diktatur der Unterhaltungsindustrie" ist real, und das ist gruselig. Diese "Diktatur" macht es unmöglich für ehrliche Künstler, sich zu verwirklichen, und macht es unmöglich, reelle Filme zu machen - alles was heute im Kino läuft, ist alles künstliches für den Massenkonsum. Und heute gibt es die Methode vom "Deepfake", also sehr dicht an das Konzept der "digitalen Schauspieler" wie sie im Film hier gezeigt wird. Ich finde das irgendwie gruselig - als ich den Film vor 7 Jahren zum ersten Mal sah, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht - aber heute ist es wirklich aktuell. Man denke nur daran, dass anscheinend wirklich ein Film gemacht wird, in der James Dean virtuell wiederbelebt wird. 

Ich gebe den Film acht von zehn Sternen, und kann ihn weiterempfehlen - allerdings ist der Film nicht für jeden, denn sonnst gäbe es nicht den grossen Unterschied zwischen den Kritikern und den Zuschauern auf Rotten Tomatoes. 

Und wenn das gesagt ist, muss ich sagen, dass ich seit ich den Film vor 7 Jahren gesehen habe, Robin Wright nie wieder im selben Licht gesehen habe. Und wenn man bedenkt, dass die fiktive Version ihrer selbst im Film am Ende ihrer Karriere war, ist es witzig wenn man bedenkt dass im selben Jahr "House of Cards" ihre Premiere hatte, und Robin Wrights Karriere wieder richtig Schwung gab. 

Screenshots:











































Sonntag, 22. August 2021

7 Jahre Kopenhagen

Letzten Montag sind es 7 Jahre her, dass ich Lolland verlassen habe und in Kopenhagen ein neues Leben begann. Es fühlt sich so seltsam an - ich musste allerdings in letzter Zeit sehr oft an die letzten Monate auf Lolland denken, da ich erst in den nachfolgenden Jahren bemerkte, was für eine besondere Zeit es für mich war. Eine Zeit, wo ich wirklich spürte, dass sich mein Leben von Grund auf verändern würde. Es gab dann vor allem in den letzten zwei Monaten so einige mentale Abschiede, und es war auch schön, endlich langsam den Gijur zu beginnen. 

Ich erinnere mich noch, als ich meine damalige zukünftige Wohnung in Albertslund zum ersten Mal sah. Sie war zwar etwas klein, aber es war endlich meine erste eigene Wohnung. 

Eine Woche später reiste ich dann zum ersten Mal allein nach Albertslund, um den Schlüssel zu holen. Ich stieg damals zum ersten Mal in der Vorstadt Høje Taastrup aus, um die S-Bahn nach Albertslund zu nehmen. In Albertslund angekommen, habe ich mich zuerst verlaufen - ich wusste damals nicht, dass Albertslund so gross ist! Ich fand dann schließlich Morbærhaven, und habe meinen Schlüssel bekommen, und nahm dann den Bus zurück zum Bahnhof von Albertslund, um dann die S-Bahn in die Stadt zu nehmen. Ich musste später zu einem Intro-Event für die neuen Studierenden auf dem Campus. Ich hatte zuerst einen schönen Spaziergang und Shopping Trip in der Stadt, und dann nahm ich ein Taxi zum Campus. Das war das aller letzte Mal dass ich ein Taxi in Kopenhagen vor dem Umzug nahm. Ich nehme seitdem sehr selten ein Taxi, nur in Notfällen oder wenn ich aus einem Urlaub zurückgekommen bin. Die Intro-Feier war sehr gemütlich, und ich traf auch einige zukünftige Hebräisch Studierende. Mir wurde dann auch die Metro gezeigt, die ich dann zum ersten Mal nahm, und kam dann mit der S-Bahn zurück zum Hauptbahnhof. Auf dem Hauptbahnhof hatte ich dann ein sehr schönes Gespräch mit einer älteren Dame, die nach Ringsted sollte. Nachdem sie dann ausgestiegen war, traf ich dann einen Freund aus dem Gymnasium, und wir redeten dann für den Rest der Fahrt zurück nach Nykøbing. 

Zwei Tage später war es dann soweit - und ich teilte damals meine Gedanken darüber:  

Ich brauche jetzt ein Bisschen den Abstand von Lolland - hier sind noch viel zu viele Schatten von den drei Jahren im Gymnasium und der Zeit der Grundschule 2000-2010. Ich brauche wirklich einen Neuanfang....in der Zwischenzeit ist alles wichtige gepackt worden.
Es wirkte damals so surreal. 

Aber es passierte. Wir standen damals an dem Samstagmorgen früh auf, und sind dann sofort losgefahren. Das aller letzte, was gepackt wurde, war mein Ventilator, der dann vor zwei Jahren den Geist aufgab. 

Als alles dann für den Tag fertig war, gingen wir dann essen in der lokalen Pizzeria - letztes Jahr trank ich da eine Cola am letzten Abend vor meinen Umzug in die Stadt. Nachdem meine Eltern dann zurück nach Lolland fuhren, legte ich mich dann hin zum schlafen, denn am nächsten Morgen sollte ich früh hoch, zum Unterricht im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde. Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte, fing mein neues Leben an. 

Es war ein guter Anfang meines neuen Lebens. 

Nach dem Unterricht ging ich zu einer pro-israelischen Demo am Rathausplatz. Es fühlte sich - trotz regen - fantastisch an. Danach ging ich ins Kino und sah "Lucy" - einer der bizarrsten Filme die ich je gesehen habe. 

Die erste Woche war jedenfalls sehr schön - am Wochenende fuhr ich dann zurück nach Lolland, denn dann fuhren wir nach Hamburg zur Hochzeit meines Cousins. Die Tage in Hamburg waren auch wirklich, wirklich schön - und deswegen freut es mich, wieder nächste Woche nach Hamburg zu fahren, auf den Spuren von damals. 

Dann kam der Tag meiner Abreise, und ich nahm dann den Zug zurück nach Kopenhagen. Es fühlte sich so seltsam an, damals nicht mit dem Zug in Nykøbing auszusteigen - aber das seltsamste Gefühl war dann, wieder in der Wohnung zu sein, am Tag vor dem Beginn der Intro-Woche. 

Am nächsten Tag fing die Intro-Woche an, und mein Leben am Campus fing an. 

Freitag, 13. August 2021

Es ist Elul...

Diese Woche fing der jüdische Monat Elul an. Es ist der letzte Monat im Jüdischen Kalender, und es ist ein Monat in der man sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren soll, und wo man in sich gehen soll und sich bessern soll. Es ist auch ein sehr spiritueller Monat, denn hier bereitet man sich schon auf den Jahreswechsel und die Hohen Feiertage vor. 

Ich muss derzeit sehr oft an Elul 5779 (September 2019 im gregorianischen Kalender - eines der wenigen Male wo ein jüdischer Monat genau parallel zu einen gregorianischen Monat lief). Es war eine seltsame Zeit - es fing mein aller letztes Semester an, und ich schrieb an meiner Masterarbeit über die dänische Reformgemeinde Shir Hatzafon. Ich erinnere mich noch wie der Monat anfing - ich sehe noch den schönen Himmel über Guldborgsund vor mir, wo es dämmerte. Ich war in den Tagen auf Lolland, und meine Eltern und ich waren auf dem Weg zurück von einem Geburtstag. Mir war bewusst, dass an dem Abend der Monat Elul anfing - und deswegen schien mir diese schöne Dämmerung in einem ganz anderen Licht. 

Ich freute mich schon da, wie jedes Jahr um diese Zeit, auf Rosch Haschana, und was das neue Jahr dann reinbringen würde. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber irgendwie hatte ich an dem Abend eine Vorahnung, dass etwas ganz großes passieren würde. Ich konnte aber nicht erklären, was genau es war - ich glaube dass es wohl die Pandemie war. Allerdings hätte wohl niemand vorhergesehen, dass es so schlimm werden würde. 

Zwei Tage danach fuhr ich dann zurück nach Kopenhagen, wo ich mich dann auf meine Feldarbeit für die Masterarbeit vorbereitete. Soll heißen, ich ging dann zum ersten Mal zum Schabbat bei der Reformgemeinde Shir Hatzafon. Da die Gemeinde keine eigene Synagoge hat, mieten die das Haus der Unitarier in Østerbro neben der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika für ihre G-ttesdienste und Ereignisse.

Aber zuerst fuhr ich mit einer Freundin nach Assens, einer Kleinstadt auf Fyn, um dort den alten Jüdischen Friedhof zu besuchen. Das war ein schöner Tag, und es war spannend, obwohl der Friedhof an sich recht klein ist. 



Am nächsten Tag war ich dann nach langer Zeit wieder bei einen Morgeng-ttesdienst in der Großen Synagoge, und holte danach etwas Literatur für meine Masterarbeit in der Bibliothek im Gemeindehaus. 


An dem Tag der Feldarbeit war ich am Morgen zuerst auf einem Vortrag meiner Gemeinde bei Ungdommens folkemøde in Valby. Es war ein recht abenteuerlicher Tag, und ich erinnere mich das jemand versucht hatte, auf mein Facebook Profil zuzugreifen. Ich hatte da einen recht langen Spaziergang durch Valby...und als ich wieder zurück in meiner Wohnung in Alberstlund war, sah ich, dass ich nun einen neuen Schrank mit Spiegel hatte. Später am Abend war ich dann in Østerbro, und ich ging dann zuerst einen Spaziergang am Friedhof neben der US-Botschaft. Dort sah ich dann einige sehr schöne Sonnenblumen, und ich ging dann zum Unitarierhaus, wo ich auf die anderen wartete. Ich half dann, die Tische zu decken und anderes mit aufzubauen vor Einbruch des Schabbats. 

Die Sonnenblumen am Friedhof 

Das Haus der Unitarier 
Es war eigentlich ein recht schöner Schabbat. Ich kann mich zwar nicht mit dem Reformjudentum identifizieren, aber dennoch war es ein schöner Schabbat, das Essen war gut, und es war sehr gemütlich. An dem Schabbat war auch eine Bar Mizwa. 

In dem Monat Elul habe ich auch mit einem sehr trivialen Problem abgeschlossen, und ich arbeitete schon recht gut an meiner Masterarbeit. 

Dann kam der Jahreswechsel an sich - und ich hatte sehr schöne Feiertage. Ich würde auch sagen, dass das hier wohl das beste Rosch Haschana bis jetzt war, und ich war dort zwei Mal eingeladen. Ich ging dann am ersten Tag Rosch Haschana von Frederiksberg nach Valby, und ging da durch den Stadtteil Vesterbro auf dem Sønder Boulevard. Es war sehr schönes Wetter, und der Tag an sich war sehr schon. Auf einmal jedoch wurde ich daran erinnert, dass ich an dem Tag vor 76 um mein Leben rennen müsste, da zu Rosch Haschana 1943 der Befehl kam, die Juden Dänemarks zu verhaften und zu deportieren. 

Was ich mit dem ganzen hier sagen will, ist dass der Monat Elul eine sehr besondere Zeit ist, jedes Jahr. Und ich kann nicht damit aufhören, am Elul 5779 zurückzudenken, weil es das letzte Mal war, wo die Welt noch in Ordnung war. 

Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass wir uns in ein gutes Jahr 5782 bewegen. Das Gefühl habe ich schon seit Rosch Chodesch Sivan. 

Und diesen Schabbat gehe ich Freitagabend - also heute - wieder zur Reformgemeinde, da es das letzte Mal ist, wo deren Rabbinerin Tirzah Ben-David in Dänemark sein wird, weil sie nun in den Ruhestand geht. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und mich dann auch von ihr zu verabschieden, denn ich interviewte sie für meine Arbeit kurz vor Jom Kippur damals, und es war ein sehr gutes und spannendes Interview. 

Und mir ist gestern aufgefallen, dass als ich damals vor zwei Jahren zum ersten Schabbat bei der Reformgemeinde war, dass es auch der erste Schabbat im Monat Elul war - genau so wie jetzt. 

Zufälle gibt es.....

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