Freitag, 5. April 2024

FILMKRITIK: Ida (Polen/Dänemark/Frankreich/UK) (9/10)

 

Regie: Paweł Pawlikowski

Produktion: Eric Abraham, Piotr Dzięcioł, Ewa Puszczyńska 

Drehbuch: Paweł Pawlikowski, Rebecca Lenkiewicz 

Musik: Kristian Eidnes Andersen

Darsteller: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Dawid Ogrodnik, Jerzy Trela, Adam Szyszkowski, Halina Skoczyńska, Joanna Kulig, Dorota Kuduk, Natalia Lagiewczyk, Afrodyta Weselak, Artur Janusiak, Anna Grzeszczak, Jan Wojciech Paradowski, Konstanty Szwemberg, Artur Majewski 

Handlung:

Polen, 1961: Die Junge Novizin Anna (Agata Trzebuchowska) steht kurz vor dem Ablegen ihrer Gelübde. Ihre Mutter Oberin (Halina Skoczyńska) will aber, dass Anna kurz vor dem Ordensgelübde einige Tage bei ihrer Tante Wanda Gruz (Agata Kulesza) verbringt. Ihre Tante Wanda war nach dem Zweiten Weltkrieg eine berüchtigte kommunistische Richterin, die als "Blutige Wanda" in stalinistischen Schauprozessen Regimegegner verurteilt. Als Anna auf ihre Tante trifft, offenbart sie ihr, dass sie eigentlich Jüdin ist und ihr eigentlicher Name Ida ist. Sie erfährt auch, dass ihre Eltern und ihr Bruder während des Krieges ermordet wurden, und kurz darauf gehen sie auf eine Reise durchs ländliche Polen, um die Überreste ihrer Familie zu finden. 

Review:

"Ida" ist schon ein etwas anderer Roadmovie. Nicht nur wegen der heftigen Kost, sondern auch wegen den Kontroversen, die der Film in Polen auslöste. So galt der Film als "antipolnisch", "revisionistisch", und anderes, da der Film halt einen Teil der Geschichte anspricht, die viele in Polen nicht wirklich wahrhaben wollen. Es geht darum, dass während des Krieges viele Juden von ihren katholischen Nachbarn oft verraten oder gar ermordet wurden, damit diese ihren Besitz an sich nehmen konnten. Und auch nach dem Ende des Krieges und der deutschen Besatzung endete der Antisemitismus nicht - so gab es in der Stadt Kielce ein Jahr nach Kriegsende ein Pogrom, bei der Überlebende der Schoa und Heimkehrer aus der Sowjetunion unter Augen der Polizei vom Mob angegriffen wurden, und 42 ermordet wurden. 

Ich erinnere mich noch wie ich 2014 sowohl in Hamburg als auch später in Kopenhagen Poster für den Film sah, und ein Jahr später schaute ich ihn mir dann an. Ich war sehr begeistert, und auch sehr erschüttert - erst letzten Januar habe ich den Film wieder gesehen, 9 Jahre später - und ich muss sagen, dass mir der Film jetzt sogar mehr gefällt als damals. 

Der Roadmovie-Aspekt des Films ist sehr gut gelungen, und die Chemie zwischen Agata Kulesza und Agata Trzebuchowska ist eines der besten Aspekte des Films. Die Szenen des ländlichen Polens unter dem Höhepunkt des Kommunismus in Polens geben den Eindruck eines gebrochenen, traumatisierten und pessimistischen Landes, in der die Menschen hauptsächlich ans Überleben denken - so gesteht der von Dawid Ogrodnik gespielte Musiker Lis, dass er sich vor anderen Gelübden drücken will - wie den Wehrdienst, den viele damals fürchteten. Es wird auch mehrfach im Film deutlich gemacht, wie Wanda schon lange nicht mehr an die Sache des Kommunismus glaubt, und sich in Alkohol und wechselnde Liebschaften ablenkt, und gleichzeitig mehr und mehr die Lust am Leben verliert. 

Einige der besten Szenen spielen im ländlichen Hotel in der Mitte von Nirgendwo, wo Wanda und Anna/Ida die Tage verbringen. Abends sind unten Tanzabende, wo Anna zum ersten Mal mit der eigentlichen Welt konfrontiert wird, die sie durch das Annehmen der Gelübde nie erleben wird. In diesen Szenen hat die Sängerin Joanna Kulig einen Gastauftritt als Sängerin auf der Bühne. 

Ein weiteres Thema des Films ist wie Antisemitismus, Katholizismus und der Kommunismus in der im Film gezeigten Gesellschaft aufeinandertreffen.  Auf der einen Seite wird die gläubige Katholikin Anna mit ihrer jüdischen Identität Ida konfrontiert, aber gleichzeitig kann sie außerhalb des Klosters im kommunistischen und oft antisemitischen Polen nicht leben, obwohl sie auch nach den Offenbarungen um das Schicksal ihrer Familie das Interesse am Klosterleben verloren hat. 

Die Darsteller leisten allesamt sehr gute Leistungen, allen voran die bereits erwähnten Agata Kulesza und Agata Trzebuchowska. Ein Jahr später sah ich Agata Kulesza im 2011 erschienenen Film Roza, in der es um die Vertreibung aus Masuren geht. 

"Ida" ist jedenfalls ein sehr berauschender und melancholischer Roadmovie, den ich jeden weiterempfehlen kann. 

Und ja, es werden jetzt definitiv mehr Filmkritiken kommen. 

Screenshots:




















































Sonntag, 24. März 2024

Ach, der letzte Tag meiner Zwanziger!

Heute ist Purim, und es ist eines meiner Lieblingsfeiertage. Und heute fällt er zufällig auch auf dem letzten Tag meiner Zwanziger - denn morgen werde ich 30. 

Ich nehme es nicht all zu ernst, denn es ist nur eine Zahl, und in den letzten Jahren ist das Motto "30 ist das neue 20" in Mode gekommen. 

Aber wie ich schon letztens geschrieben habe, so fühlt es sich seltsam an, weil die Zeit tatsächlich so schnell geht. 

Es fühlt sich für mich wie gestern an, dass ich genau an meinem 20. Geburtstag mit meinem Vater auf einen der damals vielen Tagesreisen nach Rostock fuhr, wo ich mehrere Bücher und eine Evanescence Platte gekauft habe, und einige Tage später feierten wir meinen Geburtstag im Sommerhaus in Marielyst. Einen Tag bevor wir ins Sommerhaus gingen besuchte ich zum ersten Mal den Jüdischen Friedhof in Nakskov. 

Bei einem Grill im Sommerhaus

Chang wie er den Garten im Sommerhaus genießt 


Es war ein sehr kalter Frühling 


Rostock an meinem 20. Geburtstag 



Das Buch, Die russische Mauer, von Alissa Ganijewa, dass ich damals las 

Es war ziemlich Voll an dem Tag 

Der Kuchen 

Mittagessen in Rostock - natürlich Sushi bei Nordsee. 

Das war eigentlich ein sehr entspanntes und gemütliches Wochenende. 

Und dennoch war alles, woran ich damals denken konnte, dass ich weg wollte. Und ich bin so froh dass die langersehnten Veränderungen dann doch kamen. Und wie ich schon Donnerstag zum Fastentag sagte, finde ich es einfach sehr seltsam, wie sich dieses Zeitgefühl doch anfühlte. Im Dezember 2013 sitze ich noch halbschmollend in meinem Zimmer und wollte schon fast schreien, und im darauffolgenden Frühsommer fing ich schon an, zum Unterricht im Gemeindehaus zu gehen, in dem ich an den Sonntagen den frühesten Zug aus Nykøbing nahm. Und kurz darauf im Juli in Israel konnte ich dann endlich die Zeit nehmen, mich selbst zu finden. 

Und morgen beginnt dieser neue Lebensabschnitt damit, in dem ich Frühmorgens aufstehen werde und mit meinen Eltern für eine Woche nach Oslo fahren werde. Weder meine Eltern noch ich waren je in Norwegen, und ich bin sehr gespannt darauf, wie die Woche vergehen wird. 

Und genau so damals wie heute hoffe ich auf große Veränderungen, die auch hoffentlich bald eintreffen werden. Und werde hoffentlich auch im Sommer einen ganzen Monat in Israel verbringen. 

FILMKRITIK: The Devil & the Song (Südafrika 1989) (2/10)

Regie: Bromley Cawood  Produktion: P.G. du Plessis, Albie Venter, Frederik Botha Drehbuch: P.G. du Plessis Musik: Bles Bridges Darsteller: V...