Donnerstag, 19. Juni 2014

FILMKRITIK: Jerusalem (Schweden/Dänemark/Finnland/Island/Norwegen 1996) (9/10)

Alternative Titel: -

Regie: Bille August
Produktion: Mads Egmont Christensen, Ingrid Dahlberg, Marko Röhr
Drehbuch: Bille August nach dem Roman von Selma Lagerlöf
Musik: Stefan Nilsson
Darsteller: Maria Bonnevie, Ulf Friberg, Pernilla August, Lena Endre, Sven-Bertil Taube, Max von Sydov, Olympia Dukakis, Mona Malm, Johan Rabaeus, Reine Brynolfsson, Jan Mybrand, Viveka Seldahl, Annika Borg, Anders Nyström, Jan Sjödin, Amanda Steen, John Gunnarson, Sydnee Blake, Michael Nyqvist, Galina Soboleva, Viktor Friberg, Stina von Sydov

Handlung:
Schweden, um 1900: Gertud (Maria Bonnevie) und Ingmar (Ulf Friberg) sind in einander verliebt. Ingmar, der Erbe eines grossen Guts im Dorf ist, wo seine Schwester Karin (Pernilla August) und sein Schwager Tim (Reine Brynolfsson) leben, kehrt für eine Zeit dem Dorf dem Rücken um im Wald zu arbeiten. Währenddessen kehrt der Prediger Hellgum (Sven-Bertil Taube) zurück aus den USA, wo er sich einer evangelistischen Bewegung angeschlossen hat. Im Dorf werden seine Predigten schnell populär, und nachdem er die Lähmung der Karin heilt, schließen sie und Tim sich ihn an, und der Gutshof wird zum Zentrum der Bewegung. Gleichzeitig wird die Bewegung auch unpopulärer, weil sie sich vom Rest des Dorfes isoliert. Schliesslich beschliesst Hellgum, dass der Ort nicht mehr sicher ist, und bereitet die Gruppe dann auf die Emigration nach Palästina, wo sie sich amerikanischen Mitgliedern der Bewegung anschließen werden. Ingmar heiratet dann Barbro (Lena Endre), die Tochter des Mannes, der das Gut von Karin kaufte. Gertrud bekommt währenddessen im Wald eine Vision, in der sich Jesus sie offenbart. Daraufhin schliesst sie sich der Gruppe an, und zieht mit ihnen nach Palästina. Wenig später folgt Ingmar sie...

Review:
Wow. Was für ein Film. Bille August, Dänemarks bester Regisseur, hat hier wahrhaftig ein Meisterwerk geschaffen. Eine Co-Produktion aller Länder Skandinaviens, und basiert auf dem Magnum Opus von Selma Lagerlöf, den zwei bändigen Roman "Jerusalem". Der Roman wurde in einer Zeit geschrieben, wo sich diverse christliche Bewegungen im Heiligen Land niederließen, weil diese glaubten, das Ende der Welt würde nahen, und somit würde Jesus erscheinen. Die meisten waren aus den USA, andere kamen aus Australien, Skandinavien oder sogar Deutschland. Das ganze war Zeitgleich mit der ersten Alija, die Migration jüdischer Pioniere, die das Land wieder fruchtbar machten. Den Roman habe ich noch nicht gelesen, werde ich aber bald nachholen.

Der Film dauert fast 3 Stunden, und ich brauchte 2 Nächte, den Film zu Ende zu sehen. Und mann, was war das ein Erlebnis! Definitiv einer der besten Filme Augusts. Zu den Darstellern, die viele Stars Schwedens sind, kann ich sagen, dass ihre Arbeit perfekt war. Maria Bonnevie, die auch in Filmen wie "Der Eisbärkönig" oder "Jeg er Dina" mitspielte, hat hier wohl eine der besten Rollen ihrer Karriere. Es ist selten, dass eine Schauspielerin in einem skandinavischen Film eine so kraftvolle Performance abliefert wie die hier. Es liegt wohl irgendwie auch an die Natürlichkeit, die viele ihrer Rollen so ausmachen. Ulf Friberg gibt hier ebenfalls eine fantastische Leistung ab. Sven-Bertil Taube gibt auch eine wirklich kraftvolle Leistung als den radikalen Prediger ab. Pernilla August, die damalige Ehefrau des Regisseurs, spielt auch gut, und Lena Endres Rolle der "Voice of Reason" ebenfalls. Ein weiteres Highlight ist Olympia Dukakis als Mother Mrs Gordon, die Leiterin der Amerikanischen Kolonie.

Die Szenen in Jaffa und Jerusalem wurden allerdings in Marokko gedreht - ich glaube entweder weil beide Städte inzwischen sehr Modern sind, oder weil es billiger war - die Intifada war ja schon seit 1993 vorbei. Die Szenen allerdings dort sind sehr berauschend, und es wirkt wirklich so wie es auf Gemälden aus der Zeit aussah. Berauschend ist auch die Szene im Wald, wo Gertrud ihre Offenbarung von Jesus erlebt. Man bekommt echt Gänsehaut dort - oder die Szene im Jerusalemer Shuk, wo Gertrud den Tod einer russischen Pilgerin erlebt.

Alles in allen, ein echtes Meisterwerk.

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