Montag, 7. April 2025

FILMKRITIK: Seong Chunhyang (Südkorea 1961) (5/10)

 

Alternative Titel: 성춘향

Regie: Shin Sang-ok, Jang Il-ho 

Produktion: Shin Sang-ok

Drehbuch: Lee Hee-jae

Musik: Jeong Yun-ju

Darsteller: Choi Eun-hee, Kim Jin-kyu, Heo Jang-kang, Do Kum-bong, Lee Ye-chun, Han Eun-jin, Seo Wol-young, Lim Ye-shim, Choi Sam, Park Ahm, Yang Seok-chun, Yang Hoon, Ku Bong-seo, Kim Hee-gab, Choi Geol, Seok Woon-ah 

Handlung:

Am Tag des Dano-Festes verliebt sich der Gouverneurssohn Mongryong (Kim Jin-kyu) sich in die schöne Chunhyang (Choi Eun-hee), die allerdings die Tochter einer ehemaligen Kurtisane, Wolmae (Han Eun-jin), ist. In derselben Nacht begeben sich Mongryong und sein Page Bangja (Heo Jang-kang) sich zum Hause Wolmaes, wo Mongryong dann sofort um Chunhyangs Hand bittet und sie heiratet. Einige Wochen später wird Mongryongs Vater jedoch wieder zurück nach Seoul gerufen, und er ist gezwungen, Chunhyang im Dorf zurückzulassen. Der neue Gouverneur Byeon Hakdo (Lee Ye-chun) ist allerdings ein Tyrann, der nicht nur die Steuern erhöht und Unschuldige ins Gefängnis schickt, sondern auch ein Auge auf Chunhyang geworfen hat. Als sie seine Avancen ablehnt, schmeißt er sie ins Gefängnis. 

Review:

Die Geschichte der Chunhyang ist eines der berühmtesten literarischen Werke Koreas, und es ist unzählige Male verfilmt worden - sowohl im Norden als auch im Süden. Der erste koreanische Film, erstanden zur Zeit der japanischen Besatzungszeit, war ebenfalls eine Adaption der Geschichte. Die Geschichte ist zudem auch eine Parabel der konfuzianischen Philosophie der Filialen Pietät, gesehen in Chunhyangs Hingabe an Mongryong und an ihrer Mutter, sowie Bangjas Hingabe an Mongryong, und natürlich Mongryongs Hingabe and Chunhyang. Als Gegenelement sieht man dann den korrupten Gouverneur der durch seiner Korruption und Wollust die Harmonie und Ordnung im Dorf zerstört. Es ist also nicht nur eine Liebesgeschichte im klassischen Sinne. 

Der Film hier stammt aus dem Goldenen Zeitalter des südkoreanischen Kinos, und auch aus dem Goldenen Zeitalter des Regisseurs Shin Sang-ok (1926-2006) und seiner Frau und Muse Choi Eun-hee (1928-2018). Wie wohl die allermeisten außerhalb der koreanischen Halbinsel war Pulgasari der erste Film von denen die ich gesehen habe, aus der Zeit, in der die beiden unfreiwillig in Nordkorea lebten, nachdem Kim Jong-il sie 1978 in Hongkong entführen lies. Inzwischen kann ich sagen, dass Pulgasari in der Filmografie der beiden irgendwie total fehl am Platz aussieht, und das sowohl von ihren Filmen im Süden wie auch später im Norden. 

Und ja, deren Entführung 1978 ist in gerade diesen Falle sehr relevant, denn sowohl Shin Sang-ok als auch Choi Eun-hee selbst waren nicht wirklich von diesen Film überzeugt, oder zufrieden. Und man merkt auch warum - denn das Storytelling wirkt recht steril, und das Schauspiel - und das insbesondere von den Protagonisten Choi Eun-hee und Kim Jin-kyu - ist oft nicht wirklich überzeugend. Choi Eun-hee wirkt erst in der zweiten Hälfte überzeugender, aber selbst ihr Monolog im Gefängnis in der Nacht vor ihrer anstehenden Hinrichtung wirkt etwas zu theatralisch. Und Kim Jin-kyu wirkt mit fast 40 Jahren wirklich zu Alt für diese Rolle des jungen Mongryong. Und sowohl Choi Eun-hee als auch Kim Jin-kyu können schauspielern, wie man aus anderen Filmen weis. Bei Kim Jin-kyu fiel mir den einen Tag auf, dass ich ihn aus dem Thriller "The Housemaid" kenne, wo er den Familienvater spielte - und das sehr überzeugend. Und gerade weil er im Vorjahr den Familienvater spielte, kann ich ihn als Mongryong nicht ernst nehmen. 

Die anderen Schauspieler in den bedeutenden Nebenrollen sind da etwas besser - so bringt Heo Jang-kang etwas frische hinein als Bangja, und dasselbe gilt für Do Kum-bong als Hyangdan. Han Eun-jin als Chunhyangs Mutter Wolmae ist auch sehr gut, und dasselbe gilt für Lee Ye-chun als Hakdo - wobei ich sagen muss, dass mir einige spätere Interpretationen derselben Rolle besser gefallen. 

Und nun kehren wir zurück zu Shin & Chois Zeit in Nordkorea - denn unter den Filmen, die sie da Mitte der 80er Jahre gedreht haben, war ein Remake des Films, eine Musicaladaption namens "Love, Love, My Love" (사랑사랑내사랑) aus dem Jahre 1984. Und tatsächlich ist das nordkoreanische Remake um weiten besser als diese Version von 1961 - meiner Meinung nach ist "Love, Love, My Love" die wohl beste Verfilmung und Umsetzung der Geschichte der Chunhyang. Kim Jong-il gab ihnen nämlich die gesamte künstlerische Freiheit bei dem Film, und das kann man nicht von der Produktion des Originals sagen. 

Denn der Film wurde in einer Zeit in Südkorea gedreht, in der die Zensur anfing, mehr und mehr durchzugreifen. Zwar war es nicht so schlimm wie später im selben Jahrzehnt, aber man merkt irgendwie schon, dass der Film irgendwie zu konservativ und zu eingeengt wirkt. Das ist der eine Faktor - der zweite Faktor war, dass Shin Sang-ok den Film in Konkurrenz gegen einer gleichzeitigen Verfilmung derselben Geschichte vom Regisseur Hong Seong-ki, und beide Filmen hatten anscheinend sogar am selben Tag Premiere - und da Shin Sang-ok samt seiner Muse und Ehefrau Choi Eun-hee weitaus am beliebtesten waren, wurde der Film der große Hit. Ich wage sogar zu sagen, dass die wohl erwarteten, dass der Film eh ein Hit werden würde, und deswegen wurde beim Schauspiel der Hautdarsteller Choi und Kim nicht viel gemacht. Letztendlich endete es ja dann damit, dass sowohl Shin und Choi nicht mit diesen Film zufrieden waren, und dies war dann auch eines der Gründe, weswegen sie ihn dann Jahre später bei ihrer unfreiwilligen Zeit in Nordkorea neu verfilmten. 

Ich muss hier auch sagen dass die Rolle der Chunhyang hier eher wie ein Symbol der konfuzianischen Tugend als eine echte Frau mit Tatkraft und Leidenschaft - und das ist gerade das Gegenteil, was Chunhyang im nordkoreanischen Remake von 1984 ist. Hier hatten Shin und Choi die ehemalige Koryo Air Stewardess Jang Sun-hee (die später auch die Hauptrolle in Pulgasari spielte) für die Rolle der Chunhyang gecastet, nachdem sie diese im Vorjahr am Flughafen von Pjöngjang entdeckten. Dies war damals ein kleiner Skandal, da Jang Sun-hee nicht den nordkoreanischen Schönheitsideal entsprach - dennoch wurde der Film ein großer Hit, und sie selbst wurde eine Sensation damals. Ich werde das Remake von 1984 in naher Zukunft auch besprechen, obwohl es den Film bis jetzt leider nur ohne Untertitel gibt, und die Version die überall auf Youtube hochgeladen die Version ist, in der nach Shin und Chois Flucht in den Westen 1986 ihre Namen im Vor-und Nachspann entfernt wurden. 

Und ich muss sagen, dass selbst die nordkoreanische Verfilmung von 1980, The Tale of Chunhyang, auch besser ist als diese Version - und das, obwohl die Verfilmung auch grossen Wert auf die konfuzianischen Tugenden legte als auf der Liebesgeschichte. 

Aber naja. 

Es war faszinierend einen Film von Shin Sang-ok und Choi Eun-hee als deren Karriere auf dem Höhepunkt war. 

Screenshots:









































Donnerstag, 27. März 2025

Schick mich in die Wüste...

 

Auf dem Weg nach Eilat im Frühling 2022


Ich habe ja schon mehrfach erwähnt, dass ich im kommenden Sommer einen ganzen Monat nach Israel reisen MUSS, und eines der Orte wo ich wieder unbedingt hin muss ist Eilat. Schon alleine die Reise mit dem Bus durch die Negev ist schon ein Erlebnis an sich, und mein erstes Mal im legendären Sommer 2014 werde ich auch nie vergessen, auch wenn das nur eine Tagesreise war. 

Eines von zwei erhaltenen Bildern von der Tagesreise im Juli 2014

Das, was ich an dem Tag fühlte, war irgendwie das ultimative Reiseerlebnis. Auch wegen den verschiedenen Menschen im Bus, und wie die Reise zeigte, wie vielfältig die Wüste Negev tatsächlich ist. 

Erst 2022 kam ich wieder nach Eilat, diesmal für drei Nächte. 

Am Kanal in Eilat am frühen Abend, Frühling 2022

Aber es war wirklich so der Sommer 2014 an sich, wo ich zu einer Wüstenperson wurde. Und die Busfahrt hat dieses Gefühl nur gestärkt. 

So muss ich auch sagen, dass man in Eilat irgendwie das Gefühl hat, am Ende der Welt zu sein. 

Sonnenaufgang vom Hotelbalkon aus gesehen 

Sonnenuntergang am Strand am selben Tag 

Auch mein erster Besuch in Ein Bokek am Toten Meer hat dies bestätigt. 

Aussichten aus dem Fenster meines Stammhotels in Ein Bokek



Was jetzt aber sowohl Ein Bokek als Eilat angeht, so hat man in beiden Orten dieses Gefühl des "Escapism", Flucht aus dem Alltag. Es gibt in Ein Bokek an sich nicht vieles zu sehen, aber dennoch ist es ein so entspannender Ort den man einfach gesehen und erlebt haben muss. Zudem, als einer mit Psoriasis am linken Fuß, ist es gut für mich im Toten Meer zu schwimmen. 

Zudem, als ich vor zwei Jahren endlich wieder durch den Ein Gedi Nationalpark wanderte, fühlte ich mich zum ersten Mal seit 2019 wirklich wieder am Leben. 

Am kleinen Wasserfall in Ein Gedi 
Sowas will ich wieder erleben. 

Ich will mich wiederfinden, in der Wüste, fernab der Zivilisation. 

Die Wüste Negev im Januar 2019, auf dem Weg nach Ein Bokek

Ein Jahr älter, und im umgekehrten Bar Mizwa Alter

Ich hatte am Dienstag Geburtstag, und bin nun 31 Jahre alt - also im umgekehrten Bar Mizwa Alter. 

Das feierte ich damit, dass ich mit einer Freundin im koscheren Restaurant im Chabadhaus Essen gegangen bin, und ich gönnte mir endlich mal etwas mit Fleisch. 

Der Burger ist dort eh das Beste im Menu

Letzten Schabbat lies ich mich auch in der kleinen Synagoge feiern, und ich spendierte den Kiddusch. Das war gemütlich. 

Sonnst gehen die Dinge ziemlich ruhig, und so will ich es auch am liebsten. 


Sonntag, 23. März 2025

Ein Besuch bei der Blutbank in Glostrup

 

Ankunft am Krankenhaus in Glostrup 

Wir ihr wisst, bin ich Dezember 2011 Blutspender. Es gab zwar eine teilweise unfreiwillige mehrjährige Pause nach meiner ersten Reise nach Israel 2013, aber seit 2017 bin ich wieder regelmäßig in der Blutbank, wenn es die Zeit erlaubt. Ehrlich gesagt würde ich sagen, dass ich seit der Pandemie jetzt öfters in der Blutbank bin als vorher. 

Aber naja, letzten Monat war es wieder soweit, und ich war in der Blutbank. Ich reiste wieder zur Vorstadt Glostrup, und ich hatte an den Tag Glück - denn es war ein schöner, sonniger Tag. 

Ein schönes Wiedersehen mit dem kleinen Park 
Die Vorboten des Frühlings

Eine schöne Skulptur, dessen Sinn ich dennoch nie verstanden habe 

Ich nahm die S-Bahn nach Glostrup, und habe mich wirklich schon auf die Spaziergänge vor der Blutentnahme gefreut. 

An der Hauptstrasse von Glostrup - Roskildevej, die Straße, die tatsächlich von der Stadt Roskilde durch die Vorstädte Kopenhagens direkt in die Kopenhagener Innenstadt führt. 

Am alten Friedhof 

Ich ging zuerst durch den kleinen Park bei Roskildevej, und genoss einige Minuten einfach nur, da zu sein. Danach ging ich zum alten Friedhof, da der eine gute und auch etwas idyllische Abkürzung zum Krankenhaus ist. 

Ja, das ist tatsächlich das Krankenhaus von seiner Schokoladenseite

Ich ging dann einen kleinen Spaziergang, um auch daran erinnert zu werden, wo genau noch der Ort ist, wo die Blutbank an dem Tag ist. Danach ging ich zum neuen Friedhof, wo ich mich in der mondänen Schönheit des sehr minimalistischen Friedhof wiederfand. 





Der Spaziergang dort machte mich auch ziemlich nachdenklich über die Vergänglichkeit des Lebens. Mir fiel auch an dem Tag erst auf, wie hübsch die Friedhofskapelle war, wohl auch dank des guten Wetters. 

Es ist sehr schwer zu erklären, aber da ist wirklich irgendetwas, dass mich zu Friedhöfe hinzieht. Ich finde mich oft zu diversen Gräbern hingezogen, und ich weis oft nicht genau, was es ist. 

Ich würde mich selbst als "Tod Positiv" bezeichnen, da mich sehr interessiert, wie wir Menschen uns mit dem Tod auseinandersetzen, und auch Trost darin zu finden, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. 

Es war inzwischen etwas spät geworden, und ich machte mich auf dem Weg zur Blutbank. 

Nach der Blutspende

Es ging ziemlich schnell. Kaum war ich angekommen und hatte das obligatorische digitale Formular ausgefüllt, fand ich mich schon auf der Liege und eine Krankenschwester suchte nach dem Puls. Es war wieder ein ziemlich großes Erlebnis, auch weil ich die Nadelstiche etc nicht mag - aber ich mache es trotzdem. 

Nachdem ich wieder zu Kräften gekommen war, machte ich mich auf dem Weg zurück zur S-Bahn. Die Nachmittagssonne schien noch gut, und ich konnte den Spaziergang zurück geniessen. 





Eine Goldene Stunde beim Park bei Roskildevej



Ich muss sagen, dass ich diese Trips zur Blutbank wirklich gerne mag. Bei den Spaziergängen in Glostrup gehen mir da immer so viele Dinge durch den Kopf, und manchmal ist es gut dass ich irgendwo anders bin um über genau die Dinge nachzudenken - worüber, möchte ich jetzt noch nicht sagen. 

Kleines Update

 

Dämmerung über Bispebjerg 

Hier nur ein kleines Update, um ein Lebenszeichen zu geben - mir geht es gut, und es geht auch in meinem Praktikum, und ich sehe so langsam das Licht am Ende des Tunnels. 

Es ist in den letzten Wochen auch so vieles passiert - nichts dramatisches, aber dennoch viel um zu sagen, dass ich viel zu tun hatte. 

Der nordische Frühling ist so unberechenbar wie immer - aber in den letzten Tagen war es meistens sonnig. Aber dennoch ziemlich kalt. 

Bis jetzt hat es aber noch nicht geschneit, aber das kann ja noch kommen - März und April hier oben sind wirklich sehr unberechenbar wenn es um das Wetter geht. Immerhin hatte ich ja ein ziemlich Weißes Pesach in Stockholm vor zwei Jahren - das beste Pesach ever. 

Ich hatte auch ein ziemlich gutes Purim, und wurde auch ziemlich betrunken - aber so soll es halt sein! 

In der Großen Synagoge als Purim begann 

Das Buch Esther 

Purim im Chabadhaus 

Aber jetzt wo Purim vorbei ist, kann man sich so langsam auf Pesach vorbereiten. Ich werde schon diese Woche so langsam mit dem Putzen dafür anfangen. 

40 Jahre seit dem ersten Terroranschlag auf Kopenhagens Große Synagoge

  Das zerstörte Tor der Synagoge, Juli 1985 Am Morgen des 22. Juli 1985 explodierten zwei Bomben in Kopenhagen. Um 10:20 explodierte eine Bo...