Mittwoch, 29. Dezember 2021

Der Tag in Ringsted

Letzten Sommer musste ich mehrmals an einem Tag im Frühling 2012 denken, wo ich mit meinen Eltern in Ringsted war. Mein Vater sollte da zum Arzt, und das wurde einige Stunden dauern. Also machten meine Mutter und ich uns einen schönen Abend. Wir gingen ein wenig an der Domkirche spazieren, und dann hatten wir ein schönes mexikanisches Abendessen im Einkaufszentrum am Rande der Stadt. 

Es war ein wirklich gemütlicher Abend, und aus irgendeinen Grund musste ich letzten Sommer so oft an den Tag denken. Meine Freundin und ich waren da noch beim Praktikum bei der Jüdischen Gemeinde, und da wir Freitags eh meistens Zuhause arbeiteten, hielt ich mir den einen Freitag Mitte Juli frei, und ich fuhr nach Ringsted. Das witzige ist, dass die Wettervorhersage einen regnerischen Tag vorhersagte - und deswegen kaufte ich mir am Tag davor einen neuen Regenschirm. War überflüssig, da es an dem Tag dann sehr heiß war und ich ihn dann zuhause lies. Ich nahm allerdings meinen nordkoreanischen Fächer mit, den ich einige Jahre zuvor am nordkoreanischen Stand am 1. Mai gekauft hatte. War eine sehr gute Entscheidung. 

Der Zug war sehr gefüllt - und es fühlte sich dann so befreiend an, in Ringsted auszusteigen. Ich war an dem Bahnhof schon mehrere Jahre nicht gewesen - ich musste da immer umsteigen auf dem Weg nach Flensburg. Da kamen mehrere Erinnerungen hoch. Und dann waren meine Eltern und ich kurz durch Ringsted gefahren, als wir auf dem Weg nach Kalundborg waren, letzten Januar

Neben der Hitze, begrüßte mich auch ein ganz anderes Bild: 

Das Bild von "Udkantsdanmark", dem Dänemark der Provinz. Zwar liegt Kopenhagen mit dem Zug wohl nur eine Stunde oder gar weniger entfernt, aber dennoch konnte ich sehen, wie gross die Kluft war. Sowas ähnliches kannte ich ja eh schon von Städten wie Næstved, Vordingborg, Nykøbing Falster oder gar Maribo, aber dennoch wurde ich von dem Bild überwältigt - es erinnerte mich wieder an 2014, an dem letzten halben Jahr vor meinem Umzug. 


Ich weis nicht, warum, aber das hier musste ich fotografieren 




Nach einigen Minuten kam ich an ein Geschäft vom Roten Kreuz an, wo ich mich dann etwas umschaute. Und Mann, was konnte ich da spüren, wie ich in der Provinz war! Ich kaufte da ein Buch mit alten Gedichten. 

Ich ging dann weiter, und daneben war ein Denkmal für die im Widerstand gegen die Deutschen gefallenen:



Ich ging weiter, und kam ins Stadtzentrum an, wo ich dann auch die Domkirche und das alte Kloster sehen konnte, und den Park daneben. Vor der Domkirche waren arbeiten, anscheinen ein Zelt für irgendeine Veranstaltung. 

Ich ging dann mal darunter in den Park, und habe unter einen Baum dann das Minchagebet gebetet. 

Dann habe ich mich auf eine Bank vor den alten Klostergarten gesetzt, und habe etwas gelesen. Es war schön kühl im Schatten, und ich fühlte mich dann zum ersten Mal nach einer sehr langen Zeit wieder frei. Ein Gefühl des inneren Friedens, wenn man es so nennen kann. 

Die Domkirche von Ringsted - sie kann auch in der Ferne vom Zug aus gesehen werden 



Der alte Klostergarten 

Andere Ansicht vom Klostergarten 

Nach der recht langen Pause an der Bank ging ich dann weiter zur Innenstand, und ging weiter bis hin zum Rande, wo man das Einkaufzentrum sehen kann. Es ist in den letzten Jahren grösser geworden, und es sind hinter dem Einkaufszentrum und herum viele Neubauten gekommen. 

Irgendwann fand ich an der Straße des Stadtzentrums ein Gebäude, dass wohl eine Art kleines Einkaufszentrum sein soll - es war allerdings vollkommen leer, bis auf einem Flohmarkt am anderen Ende des Gebäudes. 

Verlassen, oder so schien es 

Das krasseste an dem Besuch in dem kleinen Einkaufszentrum war jedoch wie sehr es mich irgendwie an Israel erinnerte. 

Danach machte ich mich dann auf dem Heimweg, und schnappte den nächsten Zug der in Valby hielt. 

Zurück in Kopenhagen 
Das wichtigste, was mir aber gerade dieser Tag lehrte, war folgendes: 

Ich sollte noch ein Jahr mit dem Studium warten. 

Und dafür bin ich gerade diesen Tag sehr dankbar. 

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