Purim steht wieder vor der Tür, und ich freue mich schon wieder darauf. Gestern schrieb ich ja über meine Gedanken und Eindrücke zum 8. Jahrestag der Terroranschläge in Kopenhagen, und beim schreiben wurde ich dann auch darüber erinnert, wie ich am Tag nach Dan Uzans Beerdigung dann im Chabadhaus zum ersten Mal einen Kochkurs besuchte - und dort ging es um Hamantaschen, da Purim vor der Tür stand.
Es war eine schöne Abwechslung nach all den Eindrücken der Tage zuvor. Und ich erlebte dann auch zum ersten Mal, wie die Polizei nun 24/7 am Chabadhaus war, und in der Zeit waren sie dann meist im Keller, wo die Garderobe vorher war (und nun wieder ist, da die Polizei nun andere Quartiere bekommen haben).
Ich hatte vorher noch nie einen koscheren Kochkurs besucht, und freute mich - hier muss ich auch sagen, dass obwohl ich das kochen an sich liebe, hatte ich nicht mehr wirklich gekocht, seit ich im vorherigen Spätsommer nach Kopenhagen gezogen war, da meine Küche sehr klein war und es nicht viele Möglichkeiten zum kreativen Kochen gab. Also freute ich mich schon sehr darauf.
Es war auch ein recht schöner Spätwinterabend:
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Østerport in der Dämmerung |
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Damals lag die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in dem Gebäude - jetzt liegt sie in einem hässlichen Hochhaus in Nordhavn
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Østerbro ist generell ein sehr schöner Stadtteil am Abend |
Im Chabadhaus angekommen ging es sofort los mit dem Kochkurs. Es fing an mit der Erklärung darüber, was Kaschrut eigentlich ist, und dann einen Hintergrund über den Ursprung der Hamantaschen. Und dann ging es mit dem backen los.
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Bevor es in den Ofen kam... |
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Fertiggebacken.... |
Es war ein wirklich gemütlicher Abend - dennoch hatte ich an dem Abend keinen al zu grossen Hunger, und deswegen gab ich die Hamantaschen die ich gebacken habe dem Polizisten im Keller.
In der darauffolgenden Woche hatte ich dann mein erstes Purim, und es war so wunderbar.
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Im Nationalmuseum beim fasten - dieses Gesicht vergisst man nicht |
Und nun, springen wir sieben Jahre in die Zukunft, ins Jahr 2022.
Denn da gab es in Kopenhagen zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie ein richtiges Purimfest, so wie es sich gehört.
Ich bin dann wieder, so wie 2015 und 2019, ins Nationalmuseum gegangen, um die Zeit während des Fastens totzuschlagen.
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Die Säulen an der Seite des Nationalmuseums in den Farben der ukrainischen Farbe |
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Am Eingang zum Nationalmuseum |
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Ein Kronleuchter aus dem 18. Jahrhundert |
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Indische Wasserpfeife |
Nachdem ich im Nationalmuseum war, ging ich dann langsam in Richtung Synagoge, und vertrieb die Zeit da um beim Antiqvariat bei Strøget vorbeizuschauen, bis ich dann kurz vor Beginn des G-ttesdienstes bei der Synagoge war.
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Für Spenden |
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Ah, die Große Synagoge Kopenhagens... |
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Aus dem Buch Esther |
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Es wurde zum ersten Mal seit 2019 zu Purim aus der Torah gelesen - in den Jahren 2020 und 2021 waren da nicht genug Männer anwesend, die gefastet haben |
In der Synagoge dauerte es dann eine kleine Weile, bis alle Leute auf ihren Plätze waren, und dann konnte der G-ttesdienst an sich anfangen. Daraufhin wirkte folgendes wie ein Wunder - zum ersten Mal seit 2019 waren da genug Männer anwesend, die gefastet haben, damit die Torah aus dem Schrank genommen und daraus vorgelesen wurde. Ich habe den Torahschrank aufgemacht. Es fühlte sich großartig an.
Und natürlich wurde viel Krach gemacht, sobald beim Lesen des Buch Esther der Name Haman erwähnt wurde.
Nach dem G-ttesdienst wurden im Gemeindehaus zum Fastenbrechen wieder Hotdogs serviert, und es fühlte sich so gut an - danach ging ich mit einer Freundin ins Chabadhaus, wo eine Purimfeier war.
Am nächsten Tag ging ich wieder - zum ersten Mal seit 2020 - zur Jüdischen Schule, um dort mit den Vorbereitungen zur Purimfeier dort zu helfen. Es ging alles sehr gut, und es fühlte sich einfach nur wieder gut an, zum ersten Mal seit 2020 wieder so etwas mitzuerleben.
Es gab dann auch vor dem Essen ein recht witziges Erlebnis - es fehlten noch mehrere Flaschen Wasser, also wurde mir und einem jungen Chabadnik einen kleinen Ziehwagen und etwas Geld gegeben, damit wir beim Supermarkt die Straße hinunter Wasserflaschen zu kaufen. Und kaum waren wir an der Straße, fing es an zu regnen. Es fühlte sich schon etwas seltsam an, Lederhosen zu tragen und offen Kippa zu tragen - aber naja, es war ein Erlebnis. Als wir dann bei der Kasse standen, wurden wir gefragt, ob wir so wegen St. Patricks Day gekleidet waren - wie gesagt, das war ein Erlebnis!
Nachdem die Feier auf der Jüdischen Schule vorbei war, ging ich wieder zum Chabadhaus, da dort dann auch eine kleinere Feier war.
Es war einfach wieder so schön, wie ein richtiges Purim zu erleben, ohne jeglichen Corona-Einschränkungen wie in den Jahren zuvor.
Ich hoffe, das kommende Purim wird wieder so schön.
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