Diese Woche fing der jüdische Monat Elul an. Es ist der letzte Monat im Jüdischen Kalender, und es ist ein Monat in der man sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren soll, und wo man in sich gehen soll und sich bessern soll. Es ist auch ein sehr spiritueller Monat, denn hier bereitet man sich schon auf den Jahreswechsel und die Hohen Feiertage vor.
Ich muss derzeit sehr oft an Elul 5779 (September 2019 im gregorianischen Kalender - eines der wenigen Male wo ein jüdischer Monat genau parallel zu einen gregorianischen Monat lief). Es war eine seltsame Zeit - es fing mein aller letztes Semester an, und ich schrieb an meiner Masterarbeit über die dänische Reformgemeinde Shir Hatzafon. Ich erinnere mich noch wie der Monat anfing - ich sehe noch den schönen Himmel über Guldborgsund vor mir, wo es dämmerte. Ich war in den Tagen auf Lolland, und meine Eltern und ich waren auf dem Weg zurück von einem Geburtstag. Mir war bewusst, dass an dem Abend der Monat Elul anfing - und deswegen schien mir diese schöne Dämmerung in einem ganz anderen Licht.
Ich freute mich schon da, wie jedes Jahr um diese Zeit, auf Rosch Haschana, und was das neue Jahr dann reinbringen würde. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber irgendwie hatte ich an dem Abend eine Vorahnung, dass etwas ganz großes passieren würde. Ich konnte aber nicht erklären, was genau es war - ich glaube dass es wohl die Pandemie war. Allerdings hätte wohl niemand vorhergesehen, dass es so schlimm werden würde.
Zwei Tage danach fuhr ich dann zurück nach Kopenhagen, wo ich mich dann auf meine Feldarbeit für die Masterarbeit vorbereitete. Soll heißen, ich ging dann zum ersten Mal zum Schabbat bei der Reformgemeinde Shir Hatzafon. Da die Gemeinde keine eigene Synagoge hat, mieten die das Haus der Unitarier in Østerbro neben der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika für ihre G-ttesdienste und Ereignisse.
Aber zuerst fuhr ich mit einer Freundin nach Assens, einer Kleinstadt auf Fyn, um dort den alten Jüdischen Friedhof zu besuchen. Das war ein schöner Tag, und es war spannend, obwohl der Friedhof an sich recht klein ist.
Am nächsten Tag war ich dann nach langer Zeit wieder bei einen Morgeng-ttesdienst in der Großen Synagoge, und holte danach etwas Literatur für meine Masterarbeit in der Bibliothek im Gemeindehaus.
An dem Tag der Feldarbeit war ich am Morgen zuerst auf einem Vortrag meiner Gemeinde bei Ungdommens folkemøde in Valby. Es war ein recht abenteuerlicher Tag, und ich erinnere mich das jemand versucht hatte, auf mein Facebook Profil zuzugreifen. Ich hatte da einen recht langen Spaziergang durch Valby...und als ich wieder zurück in meiner Wohnung in Alberstlund war, sah ich, dass ich nun einen neuen Schrank mit Spiegel hatte. Später am Abend war ich dann in Østerbro, und ich ging dann zuerst einen Spaziergang am Friedhof neben der US-Botschaft. Dort sah ich dann einige sehr schöne Sonnenblumen, und ich ging dann zum Unitarierhaus, wo ich auf die anderen wartete. Ich half dann, die Tische zu decken und anderes mit aufzubauen vor Einbruch des Schabbats.
Die Sonnenblumen am Friedhof |
Das Haus der Unitarier |
In dem Monat Elul habe ich auch mit einem sehr trivialen Problem abgeschlossen, und ich arbeitete schon recht gut an meiner Masterarbeit.
Dann kam der Jahreswechsel an sich - und ich hatte sehr schöne Feiertage. Ich würde auch sagen, dass das hier wohl das beste Rosch Haschana bis jetzt war, und ich war dort zwei Mal eingeladen. Ich ging dann am ersten Tag Rosch Haschana von Frederiksberg nach Valby, und ging da durch den Stadtteil Vesterbro auf dem Sønder Boulevard. Es war sehr schönes Wetter, und der Tag an sich war sehr schon. Auf einmal jedoch wurde ich daran erinnert, dass ich an dem Tag vor 76 um mein Leben rennen müsste, da zu Rosch Haschana 1943 der Befehl kam, die Juden Dänemarks zu verhaften und zu deportieren.
Was ich mit dem ganzen hier sagen will, ist dass der Monat Elul eine sehr besondere Zeit ist, jedes Jahr. Und ich kann nicht damit aufhören, am Elul 5779 zurückzudenken, weil es das letzte Mal war, wo die Welt noch in Ordnung war.
Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass wir uns in ein gutes Jahr 5782 bewegen. Das Gefühl habe ich schon seit Rosch Chodesch Sivan.
Und diesen Schabbat gehe ich Freitagabend - also heute - wieder zur Reformgemeinde, da es das letzte Mal ist, wo deren Rabbinerin Tirzah Ben-David in Dänemark sein wird, weil sie nun in den Ruhestand geht. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und mich dann auch von ihr zu verabschieden, denn ich interviewte sie für meine Arbeit kurz vor Jom Kippur damals, und es war ein sehr gutes und spannendes Interview.
Und mir ist gestern aufgefallen, dass als ich damals vor zwei Jahren zum ersten Schabbat bei der Reformgemeinde war, dass es auch der erste Schabbat im Monat Elul war - genau so wie jetzt.
Zufälle gibt es.....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen