Bevor ich anfange, will ich nur sagen, dass hier in diesen Beitrag Spoiler für alle vier Staffeln der Serie besprochen werden. Also seit ihr gewarnt.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meiner ersten Begegnung mit 13 Reasons Why, oder wie sie auf deutsch heisst, "Tote Mädchen lügen nicht" - ein recht fragwürdiger Titel, meiner Meinung nach. Jedenfalls war es Anfang April 2017, und ich war in Flensburg kurz vor Pesach. Eine Freundin von mir schreibt auf Facebook, wie sehr sie von der neuen Netflix Serie 13 Reasons Why angetan ist, wie gut gespielt es ist, und welche heftige Themen da besprochen werden. Es war Abend, und da war nichts wirkliches im Fernsehen, also schaute ich rein auf mein iPad. Und ich wurde sehr schnell rein gezogen.
Es war eine sehr gut gespielte Serie, basierend auf einen Roman von Jay Asher - besagten Roman habe ich nicht gelesen, und ich habe auch derzeit auch wirklich keine richtigen Pläne dazu, Gründe, zu denen ich später zurückkommen werde.
Was wirklich sehr ungewöhnlich war, war wie erfolgreich die Serie wurde, ohne bekannte oder nennenswerte Schauspieler zu dem Zeitpunkt (Dylan Minette hatte zwar zwei Jahre vorher in "Goosebumps" mitgespielt, aber das war´s auch), aber nun sind die meisten der jungen Darsteller im Rampenlicht. Alle von denen spielen hier sehr überzeugend, aber allen voran die junge Australierin Katherine Langford, die wohl der Durchbruchsstar der Serie ist.
Sie spielte auf eine sehr natürliche Art, und es ist sehr deutlich, dass die Kamera sie liebt.
Aber nun denn, hier ist die Handlung der Serie - was dann allerdings zur ersten Staffel wurde:
Der Selbstmord der jungen Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford) nimmt ihre ganze Schule mit, aber vor allem Clay Jensen (Dylan Minnette), der in sie verliebt war, es jedoch nie übers Herz brachte, es ihr zu sagen. Plötzlich erhält er ein Paket mit 13 Kassetten, in denen Hannah ihre Gründe beschreibt, ihr Leben zu beenden. Jede Kassette hat einen Namen, und Clay ist auf eine von denen. Je näher Clay an die Wahrheit kommt, je mehr Ärger bekommt er mit den anderen, die auf den Kassetten besprochen werden....
Sehr harte Kost - und die Serie wurde sehr kontrovers diskutiert wegen den Themen, die dort besprochen werden. Von Mobbing, Selbstmord, Sexismus, bis Vergewaltigung. Gleich zwei Szenen einer Vergewaltigung gibt es in der Serie, und die Szene, in der Hannah ihre Pulsadern in der Badewanne aufschlitzt, wurde vor kurzen von Netflix ganz entfernt. Besagte Szene wurde in den Gedanken gedreht, den Selbstmord nicht zu romantisieren, und um zu zeigen, dass Selbstmord überhaupt nichts schönes ist. Kurz darauf wird Hannah von ihrer Mutter gefunden - und in dem Augenblick musste ich weinen. Aber so traurig die Szene ist, so hat sie leider mehrere Suizidgefährdeten Inspiration gegeben, und es gab kurz darauf mehrere Selbstmorde. Es gab sogar Selbstmorde, in denen die Personen tatsächlich Kassetten aufnahmen und an die Leute schickten, die sie dafür verantwortlich machten.
Insgesamt war die Serie sehr gewagter als andere amerikanische Jugenddramen, und hatte auch viel bessere Schauspieler als die meisten anderen aus dem Genre.
Trotz dessen gibt es auch hier einige Minuspunkte - unter anderen kam Clay mir oft sehr unsympathisch und vorlaut vor, und manchmal schien Hannah selbst auch unsympathisch, in einer Weise die die Macher wohl nicht bedachten. Aber dennoch war es eine sehr gute Serie.
War, ist das Wort. Denn einige Wochen danach wurde dann angekündigt, dass eine zweite Staffel geplant ist, und dass die Dreharbeiten sehr bald anfangen würde. Es hilft nicht, dass die letzte Episode auf ein Cliffhanger endete, und dass es schon einen riesigen Fan Kult um die Serie gab. Aber letztendlich gab es nichts dagegen zu sagen, obwohl Jay Asher keine Fortsetzung zum Roman geschrieben hatte.
In den darauffolgenden Monaten wurde die Serie nur wegen den kontroversen Inhalten diskutiert als anderes, und irgendwann war die Serie wieder vergessen.
Bis zum Mai 2018 - denn da kam dann die von vielen langersehnte, zweite Staffel.
Der Ausgangspunkt der Staffel ist der Prozess den Hannahs Eltern gegen die Schule führen, in denen diese der Schule die Mitschuld an Hannahs Selbstmord gibt. Ein zweiter wichtiger Handlungsstrang ist Jessicas (Alisha Boe) Realisierung, dass sie von Bryce Walker (Justin Prentice) vergewaltigt wurde, und wie sie nun dagegen vorgehen möchte und weiter leben möchte. Gleichzeitig wird Clay von Visionen von Hannah Baker geplagt.
Tja, was kann ich sagen. Es war so gut gespielt wie die vorherige - aber viel, viel schwächer. Die Staffel wusste nicht, was sie sein wollte - Gerichtsdrama, Psychodrama, ein Run of the Mill Jugenddrama? Unter anderen gab es mehrere Handlungsstränge die ins nichts führen - zum einen ist da der von der Kabine, in denen das Football Team wilde Partys feierte und Fotos von betrunkenen oder unter Drogen gelegten Mädchen gemacht wurden, die dann vergewaltigt wurden. In der letzten Folge sieht man wie eines der Mädchen diese Fotos verbrennt, damit diese nicht vor Gericht benutzt werden können - und dieses Mädchen taucht in der folgenden Staffel nicht auf, und es wird nie wieder erwähnt. Dann ist da noch der Handlungsstrang über die Beziehung die Hannah zu Zach Dempsey (Ross Butler) hatte, die allerdings keinen Sinn ergibt, da diese Beziehung nur für die Staffel geschrieben wurde und es in der ersten überhaupt keine Andeutungen darauf gab, dass die beiden eine Sommerromanze hatten.
Dann ist da noch das Problem, dass manche Folgen sehr lang ausgestreckt waren, und es irgendwie viel aufgebaut wurde für das Staffel-finale, allerdings nirgendwo hin ging. Allerdings wurde dann die Basis für die dritte Staffel gelegt...Oh, und es gab eine sehr schlimme Szene in der der Aussenseiter Tyler Down (Devin Druid) auf der Toilette mit einem Mopp von Bryces Freund Monty (Timothy Granaderos) vergewaltigt wird, und kurz darauf versucht Tyler auf einer Schulfeier eine Schießerei zu begehen, wird aber in der letzten Sekunde von Clay davon abgehalten.
Viele die ich kenne, gaben bei der Mitte der zweiten Staffel auf, und die meisten Kritiken zu der Staffel fielen auch sehr vernichtend aus.
Und letztendlich wollte Katherine Langford sich von der Rolle der Hannah trennen, und verlies dann die Serie. Was auch sehr verständlich ist.
Dann, letzten Sommer, kam der Trailer zur dritten Staffel:
Es schien sehr, sehr bizarr - einige der Kommentare fanden, dass die Serie sich dem Trailer nach nun in der Richtung von Riverdale bewegte, einer weiteren Jugendserie die ebenfalls auf Netflix ist - die allerdings dafür bekannt ist, sehr übertriebene Handlungen zu haben, Sexualisierung von Teenagern die von Leuten in ihren 20´ern gespielt werden, und sehr schlechtes Schauspiel und Dialoge.
Es schien mir seltsam, wie eine Serie, die sich so ernst nimmt, dass die Serie mit einer Einführung durch die Schauspieler anfängt, nun zu einer Art Mystery Krimi wurde.
Aber nun erst zur Handlung.
Nach der Fast-Schießerei versuchen Clay und seine Freunde alles, damit es Tyler wieder gut geht, und bekommt dadurch Unterstützung von der neuen britischen Mitschülerin Ani Achola (Grace Saif), die sich innerhalb kürzester Zeit sich so sehr eingelebt hat das sie weis, wie alle um sie herum ticken. Doch dann verschwindet Bryce, der nach dem Gerichtsprozess auf eine andere Schule wechselte, spurlos - und wird dann nach einigen Tagen tot im Wasser gefunden. Wer war der Mörder? Es stellt sich heraus, das fast jeder ein Motiv hätte, ihn umzubringen.
Naja, kommen wir erst zum Elefanten im Raum:
Ani Achola.
Wir sehen sie in der allerersten Szene der Staffel. Ganz in Schwarz-Weiß, sitzt sie da, und erzählt von den Ereignissen die wir dann für die nächsten 13 Folgen in Rückblende sehen. Es ist ganz offensichtlich, dass sie als eine Art Ersatz für Hannah gedacht war, aber es funktioniert nicht wirklich. Mal abgesehen von ihrer sehr dramatischen Ausdrucksweise ihrer Dialoge, auch die Art wie sie innerhalb von kurzer Zeit die Beste Freundin von Jessica wurde, und auf einmal so gut wie jedes Geheimnis von Clays Freundeskreis kennt, das funktionierte einfach nicht. Ani fühlte sich für mich an wie eine Art Self Insert Mary Sue, die sich einfach so in die Geschichte reinsetzt und alles auf den Kopf stellt.
Mit dem gesagt, so war die Performance von Grace Saif trotzdem gut, und sie verdiente es wirklich nicht wegen der Rolle von den sozialen Medien weg gemobbt zu werden.
Aber nun denn. Das Hauptproblem mit dieser Staffel ist die Tatsache, dass es sich so anfühlt, als versuchten die Macher der Serie dass wir Mitleid mit Bryce, den Serienvergewaltiger haben sollten. Das kann ich um Himmels Willen nicht verstehen, und es macht einfach keinen Sinn. Zwar wäre die Frage, wie Bryce zu dem geworden ist, was er ist, interessant, aber die Art wie das ganze dargestellt wird fühlt es sich einfach nur unglaublich faul an - und das obwohl Justin Prentice´s Darbietung in der Rolle wirklich gut ist. Eine weitere Perle in der Staffel ist Brenda Strong als Bryces Mutter, und ich konnte Mitleid mit der Rolle der trauernden Mutter sehr mitfühlen.
Aber trotzdem finde ich es abartig, wie hier mehr oder weniger versucht wurde, Mitleid für einen Vergewaltiger zu entfachen.
Und nun zu einem weiteren, riesigen Problem in gerade der Staffel:
Monty. Es gibt eine sehr bestimmte Szene, in der Monty auf die prestige Schule von Bryce auf eine Feier geht, und dann mit dem zurückhaltenden Winston (Deaken Bluman) auf ein Zimmer geht und dann mit ihn Sex hat - das wird also dann so porträtiert, dass Monty Tyler nur mit dem Mopp vergewaltigte weil er selbst Schwul ist und es durch Homophobie kompensierte. Das ist auf sehr verschiedenen Ebenen problematisch - es wirkt so, als sei die Botschaft dadurch "Weist du, du wirst wohl nur von der Person gemobbt oder verprügelt weil die Person wohl selbst Homosexuell ist". Das klingt wie eine Art Trivialisierung von homophoben Gewalttaten.
Jedenfalls wird Monty wegen der Vergewaltigung an Tyler eingesperrt, und wird dann in der Zwischenzeit dort zu Tode geprügelt, und Ani, die die ganze Zeit bei der Polizei verhört wurde, gibt dort Monty die Schuld an den Tod von Bryce, um den wahren Täter - Alex Standall (Miles Heizer) zu schützen. Zufällig ist der Polizist der sie verhört sein Vater. Und in der letzten Szene wird Ani mit ihrer Lüge über Monty von Winston konfrontiert, der sie erzählt, Monty wäre zur Tatzeit die ganze Zeit bei ihn gewesen.
Ich fragte mich wirklich was der Sinn dieser Staffel war, mal abgesehen von dem Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel. Ich meine, wieso heisst die Serie denn noch 13 Reasons Why, wenn es nun nicht mehr um den Selbstmord von Hannah Baker geht?
Und jetzt mal zu der vierten und finalen Staffel der Serie, die ich gestern endlich fertig sah. Mein G"tt, und ich dachte dass Staffel drei die schlimmste war! Staffel vier war ein absolutes Chaos, es wusste überhaupt nicht, was es sein wollte, und um was es eigentlich gehen sollte.
Ich versuche es mal so zusammenzufassen:
Clay leidet mehr und mehr unter psychologischen Problemen seit den Umständen um Bryces Tot, und hat auch viele Blackouts, und Jessica leidet noch immer unter den Trauma ihrer Vergewaltigung, die sich da durch zeigt, dass sie immer wieder mit Visionen von Bryce verfolgt wird. Oh, und die Schule wird unter Polizeischutz gestellt und die Eltern und Lehrer spionieren den Kindern nach. Oder so ähnlich.
Ich wurde sehr schnell Müde von den Hauptstrang über Clays psychische Probleme, und konnte schon von fern sehen dass es Clay ist, der die Graffiti in der Schule gesprüht hat und die anderen bei dem Campingausflug terrorisierte.
Dann gab es eine sehr, sehr unnötige Folge über eine vermeintliche Schulschießerei, die sich letztendlich nur als Drill herausstellt. In dieser sehr langen Folge sehen wir wie mehrere Schüler mit ihrer Angst umgehen oder gar Nervenzusammenbrüche bekommen, und am Ende fühlt sich das ganze einfach nur lächerlich an, dramaturgisch gesehen. Und da die Schülerschaft über den Drill alles andere als erfreut sind, gibt es in Folge 8 dann einen regelrechten Aufstand gegen die Schule, mit Polizei und alles was damit folgt, und Clay jagt dann das Auto des Rektors in die Luft.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Und dann erinnert er sich nicht mehr daran, und dann sehen wir Rückblenden von all den anderen Taten an denen er sich nicht mehr erinnern kann. Wie ich schon sagte, ich sah es kommen.
Und dann ist da die letzte Folge.
Die letzte Folge ist fast zwei Stunden lang, und neben der Tatsache dass es ja sehr episch sein soll als Serienfinale, so habe ich auch das Gefühl, dass die Autoren und Produzenten merkten dass die meisten der letzten Folgen vollkommen sinnlos waren und nun die restlichen Handlungsstränge nun aufgelöst werden sollen.
Und dann ist da die Haupthandlung von gerade der Folge...
Die erste Folge der Staffel fängt mit einer Beerdigung an, und die restlichen Episoden fangen auch hier und da an mit Ausschnitten von gerade der Beerdigung, und es wird - natürlich - nie gesagt, wer hier beerdigt wird. Das soll ja die Spannung anhalten.
Nun denn, es ist Clays Mitbewohner Justin Foley (Brandon Flynn), der sich in der Zeit wo er auf der Strasse wohnte und sich prostituierte sich eine HIV-Infektion einfing und nun, da es nicht behandelt wurde, zu AIDS wurde - und nun daran stirbt.
Ich muss zugeben, dass ich diese Szenen bewegend fand, und es auch wirklich gut gespielt wurde.
Allerdings gibt es hier zwei Probleme:
Wäre es denn nicht dramaturgisch besser gewesen, wenn Justins AIDS-Erkrankung und die Reaktion seines Umfeldes darauf das zentrale Thema der Staffel gewesen wäre? Das hätte viel mehr Sinn ergeben als das, was uns letztendlich serviert wurde.
Zweitens....laut einer Kritik zur Staffel die ich heute gesehen habe, ist die Art wie seine Erkrankung hier dargestellt wurde, ziemlich unrealistisch, und dass es außerdem viele Jahre dauert, bis eine HIV-Infektion zu einer AIDS-Infektion wird.
Hier ist gesagte Kritik:
Und nach Justins Beerdigung kommen wir dann zum Schulabschluss der letzten Protagonisten, voll mit bewegenden Reden von Jessica und Clay, und es tauchen Charaktere auf, die zuletzt in der zweiten Staffel gesehen wurden. Es hätte eigentlich gut sein können, wäre es nicht wegen einem Problem....CGI!Hannah. Ja, plötzlich träumt Clay wieder von ihr, und sieht sie auf der anderen Seite der Halle, beide stehen auf, und plötzlich wird er aus dem Traum gerissen von einer potentiellen Liebhaberin. Kurz darauf gehen sie dann alle auf einen Hügel, von dem man die ganze Stadt sehen kann, und dort begraben die dann alle die Kassetten, die Hannah ihnen vor vier Staffeln gegeben hatte. Das macht eigentlich irgendwie Sinn - es war auch auf dem Hügel wo Clay damals die erste Kassette hörte, und ich muss sagen, dass es eine dramaturgisch sehr gelungene Szene ist (inklusive Jessica die ihrer Vision von Bryce die Meinung sagt), aber dennoch wirkt es alles irgendwie befremdlich, wenn man bedenkt dass die Serie zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel mit dem zu tun hat mit der sie begann.
Kurz darauf verlässt Clay mit einem Freund die Stadt, mit bewegender Musik im Hintergrund, und der Abspann rollt.
Ende.
Diese Staffel war wie gesagt das totale Chaos - und hier ist wieder dasselbe Problem wie bei der zweiten Staffel, in der so viele Nebenstränge eingeführt werden, die allerdings nie aufgelöst werden. So treffen wir zu Anfang der Staffel Estela, Montys jüngere Schwester - die dann später mit Tyler ausgeht, und Winston geht auf einmal auf der selben Schule wie die anderen und fängt an zu schnüffeln. Und es geht nirgendwo hin.
Es gibt da so ein seltsames Phänomen auf Netflix, also bei deren eigens produzierten Serien. Oft fangen die sehr gut an, aber dann ab der zweiten Staffel geht es dann den Bach runter. 13 Reasons Why ist wohl ein sehr gutes Beispiel dafür, und dabei versuchte die Serie alles andere zu sein als die durchschnittliche Netflix oder Jugendserie.
Letztendlich ist ein weiteres Problem die, dass die Serie sich wegen den kontroversen Themen sich ab Staffel zwei viel zu ernst nimmt, so sehr dass die zweite und dritte Staffel mit Einführungen mit den Schauspielern anfängt, wo immer wieder betont wird dass sie "eine Konversation starten" wollen, und oft folgt der letzten Folge oft eine Art Podiumsdiskussion mit den Schauspielern, wo die über die Themen der Staffel etc reden.
Und dabei ist das Problem jetzt dass, dass die Serie ab der dritten Staffel zu das wurde, was sie so sehr versuchte nicht zu sein: eine weitere durchschnittliche Jugendserie a la Riverdale - nur mit deutlich besseren Schauspielern.
Das, was die Serie damals 2017 so reizend machte, war die Art, wie sie mit den Themen Mobbing, Selbstmord und Vergewaltigung umging. Das war zu der Zeit so ungewöhnlich, und das in einer Zeit wo Mobbing über das Internet die Regel geworden war. Ich glaube dass sich sehr viele Leute, sowohl Jugendliche als auch Ältere, sich damals von der Serie angesprochen fühlten. So ging es nämlich mir und anderen die ich kenne.
Dann kam die zweite Staffel, und es verlor den ganzen Reiz von dem, was die Serie so gut machte.
13 Reasons Why wird wohl nun mehr an ihre Kontroversen und schlechten nachfolgenden Staffeln erinnert werden, statt an dem, was die Serie wirklich gut machte.
Jetzt kann man wohl auch sagen, dass es wohl auch die letzte grosse Serie der 2010er war, die im Zeitalter der sozialen Netzwerke berühmt wurde.
Und jetzt ist die Zeit vorbei, das Ende einer Ära.
Ich frage mich nun, welche Serien uns nun in den neuen Zwanzigern erwarten werden.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meiner ersten Begegnung mit 13 Reasons Why, oder wie sie auf deutsch heisst, "Tote Mädchen lügen nicht" - ein recht fragwürdiger Titel, meiner Meinung nach. Jedenfalls war es Anfang April 2017, und ich war in Flensburg kurz vor Pesach. Eine Freundin von mir schreibt auf Facebook, wie sehr sie von der neuen Netflix Serie 13 Reasons Why angetan ist, wie gut gespielt es ist, und welche heftige Themen da besprochen werden. Es war Abend, und da war nichts wirkliches im Fernsehen, also schaute ich rein auf mein iPad. Und ich wurde sehr schnell rein gezogen.
Es war eine sehr gut gespielte Serie, basierend auf einen Roman von Jay Asher - besagten Roman habe ich nicht gelesen, und ich habe auch derzeit auch wirklich keine richtigen Pläne dazu, Gründe, zu denen ich später zurückkommen werde.
Was wirklich sehr ungewöhnlich war, war wie erfolgreich die Serie wurde, ohne bekannte oder nennenswerte Schauspieler zu dem Zeitpunkt (Dylan Minette hatte zwar zwei Jahre vorher in "Goosebumps" mitgespielt, aber das war´s auch), aber nun sind die meisten der jungen Darsteller im Rampenlicht. Alle von denen spielen hier sehr überzeugend, aber allen voran die junge Australierin Katherine Langford, die wohl der Durchbruchsstar der Serie ist.
Sie spielte auf eine sehr natürliche Art, und es ist sehr deutlich, dass die Kamera sie liebt.
Aber nun denn, hier ist die Handlung der Serie - was dann allerdings zur ersten Staffel wurde:
Der Selbstmord der jungen Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford) nimmt ihre ganze Schule mit, aber vor allem Clay Jensen (Dylan Minnette), der in sie verliebt war, es jedoch nie übers Herz brachte, es ihr zu sagen. Plötzlich erhält er ein Paket mit 13 Kassetten, in denen Hannah ihre Gründe beschreibt, ihr Leben zu beenden. Jede Kassette hat einen Namen, und Clay ist auf eine von denen. Je näher Clay an die Wahrheit kommt, je mehr Ärger bekommt er mit den anderen, die auf den Kassetten besprochen werden....
Sehr harte Kost - und die Serie wurde sehr kontrovers diskutiert wegen den Themen, die dort besprochen werden. Von Mobbing, Selbstmord, Sexismus, bis Vergewaltigung. Gleich zwei Szenen einer Vergewaltigung gibt es in der Serie, und die Szene, in der Hannah ihre Pulsadern in der Badewanne aufschlitzt, wurde vor kurzen von Netflix ganz entfernt. Besagte Szene wurde in den Gedanken gedreht, den Selbstmord nicht zu romantisieren, und um zu zeigen, dass Selbstmord überhaupt nichts schönes ist. Kurz darauf wird Hannah von ihrer Mutter gefunden - und in dem Augenblick musste ich weinen. Aber so traurig die Szene ist, so hat sie leider mehrere Suizidgefährdeten Inspiration gegeben, und es gab kurz darauf mehrere Selbstmorde. Es gab sogar Selbstmorde, in denen die Personen tatsächlich Kassetten aufnahmen und an die Leute schickten, die sie dafür verantwortlich machten.
Insgesamt war die Serie sehr gewagter als andere amerikanische Jugenddramen, und hatte auch viel bessere Schauspieler als die meisten anderen aus dem Genre.
Trotz dessen gibt es auch hier einige Minuspunkte - unter anderen kam Clay mir oft sehr unsympathisch und vorlaut vor, und manchmal schien Hannah selbst auch unsympathisch, in einer Weise die die Macher wohl nicht bedachten. Aber dennoch war es eine sehr gute Serie.
War, ist das Wort. Denn einige Wochen danach wurde dann angekündigt, dass eine zweite Staffel geplant ist, und dass die Dreharbeiten sehr bald anfangen würde. Es hilft nicht, dass die letzte Episode auf ein Cliffhanger endete, und dass es schon einen riesigen Fan Kult um die Serie gab. Aber letztendlich gab es nichts dagegen zu sagen, obwohl Jay Asher keine Fortsetzung zum Roman geschrieben hatte.
In den darauffolgenden Monaten wurde die Serie nur wegen den kontroversen Inhalten diskutiert als anderes, und irgendwann war die Serie wieder vergessen.
Bis zum Mai 2018 - denn da kam dann die von vielen langersehnte, zweite Staffel.
Der Ausgangspunkt der Staffel ist der Prozess den Hannahs Eltern gegen die Schule führen, in denen diese der Schule die Mitschuld an Hannahs Selbstmord gibt. Ein zweiter wichtiger Handlungsstrang ist Jessicas (Alisha Boe) Realisierung, dass sie von Bryce Walker (Justin Prentice) vergewaltigt wurde, und wie sie nun dagegen vorgehen möchte und weiter leben möchte. Gleichzeitig wird Clay von Visionen von Hannah Baker geplagt.
Tja, was kann ich sagen. Es war so gut gespielt wie die vorherige - aber viel, viel schwächer. Die Staffel wusste nicht, was sie sein wollte - Gerichtsdrama, Psychodrama, ein Run of the Mill Jugenddrama? Unter anderen gab es mehrere Handlungsstränge die ins nichts führen - zum einen ist da der von der Kabine, in denen das Football Team wilde Partys feierte und Fotos von betrunkenen oder unter Drogen gelegten Mädchen gemacht wurden, die dann vergewaltigt wurden. In der letzten Folge sieht man wie eines der Mädchen diese Fotos verbrennt, damit diese nicht vor Gericht benutzt werden können - und dieses Mädchen taucht in der folgenden Staffel nicht auf, und es wird nie wieder erwähnt. Dann ist da noch der Handlungsstrang über die Beziehung die Hannah zu Zach Dempsey (Ross Butler) hatte, die allerdings keinen Sinn ergibt, da diese Beziehung nur für die Staffel geschrieben wurde und es in der ersten überhaupt keine Andeutungen darauf gab, dass die beiden eine Sommerromanze hatten.
Dann ist da noch das Problem, dass manche Folgen sehr lang ausgestreckt waren, und es irgendwie viel aufgebaut wurde für das Staffel-finale, allerdings nirgendwo hin ging. Allerdings wurde dann die Basis für die dritte Staffel gelegt...Oh, und es gab eine sehr schlimme Szene in der der Aussenseiter Tyler Down (Devin Druid) auf der Toilette mit einem Mopp von Bryces Freund Monty (Timothy Granaderos) vergewaltigt wird, und kurz darauf versucht Tyler auf einer Schulfeier eine Schießerei zu begehen, wird aber in der letzten Sekunde von Clay davon abgehalten.
Viele die ich kenne, gaben bei der Mitte der zweiten Staffel auf, und die meisten Kritiken zu der Staffel fielen auch sehr vernichtend aus.
Und letztendlich wollte Katherine Langford sich von der Rolle der Hannah trennen, und verlies dann die Serie. Was auch sehr verständlich ist.
Dann, letzten Sommer, kam der Trailer zur dritten Staffel:
Es schien mir seltsam, wie eine Serie, die sich so ernst nimmt, dass die Serie mit einer Einführung durch die Schauspieler anfängt, nun zu einer Art Mystery Krimi wurde.
Aber nun erst zur Handlung.
Nach der Fast-Schießerei versuchen Clay und seine Freunde alles, damit es Tyler wieder gut geht, und bekommt dadurch Unterstützung von der neuen britischen Mitschülerin Ani Achola (Grace Saif), die sich innerhalb kürzester Zeit sich so sehr eingelebt hat das sie weis, wie alle um sie herum ticken. Doch dann verschwindet Bryce, der nach dem Gerichtsprozess auf eine andere Schule wechselte, spurlos - und wird dann nach einigen Tagen tot im Wasser gefunden. Wer war der Mörder? Es stellt sich heraus, das fast jeder ein Motiv hätte, ihn umzubringen.
Naja, kommen wir erst zum Elefanten im Raum:
Ani Achola.
Wir sehen sie in der allerersten Szene der Staffel. Ganz in Schwarz-Weiß, sitzt sie da, und erzählt von den Ereignissen die wir dann für die nächsten 13 Folgen in Rückblende sehen. Es ist ganz offensichtlich, dass sie als eine Art Ersatz für Hannah gedacht war, aber es funktioniert nicht wirklich. Mal abgesehen von ihrer sehr dramatischen Ausdrucksweise ihrer Dialoge, auch die Art wie sie innerhalb von kurzer Zeit die Beste Freundin von Jessica wurde, und auf einmal so gut wie jedes Geheimnis von Clays Freundeskreis kennt, das funktionierte einfach nicht. Ani fühlte sich für mich an wie eine Art Self Insert Mary Sue, die sich einfach so in die Geschichte reinsetzt und alles auf den Kopf stellt.
Mit dem gesagt, so war die Performance von Grace Saif trotzdem gut, und sie verdiente es wirklich nicht wegen der Rolle von den sozialen Medien weg gemobbt zu werden.
Aber nun denn. Das Hauptproblem mit dieser Staffel ist die Tatsache, dass es sich so anfühlt, als versuchten die Macher der Serie dass wir Mitleid mit Bryce, den Serienvergewaltiger haben sollten. Das kann ich um Himmels Willen nicht verstehen, und es macht einfach keinen Sinn. Zwar wäre die Frage, wie Bryce zu dem geworden ist, was er ist, interessant, aber die Art wie das ganze dargestellt wird fühlt es sich einfach nur unglaublich faul an - und das obwohl Justin Prentice´s Darbietung in der Rolle wirklich gut ist. Eine weitere Perle in der Staffel ist Brenda Strong als Bryces Mutter, und ich konnte Mitleid mit der Rolle der trauernden Mutter sehr mitfühlen.
Aber trotzdem finde ich es abartig, wie hier mehr oder weniger versucht wurde, Mitleid für einen Vergewaltiger zu entfachen.
Und nun zu einem weiteren, riesigen Problem in gerade der Staffel:
Monty. Es gibt eine sehr bestimmte Szene, in der Monty auf die prestige Schule von Bryce auf eine Feier geht, und dann mit dem zurückhaltenden Winston (Deaken Bluman) auf ein Zimmer geht und dann mit ihn Sex hat - das wird also dann so porträtiert, dass Monty Tyler nur mit dem Mopp vergewaltigte weil er selbst Schwul ist und es durch Homophobie kompensierte. Das ist auf sehr verschiedenen Ebenen problematisch - es wirkt so, als sei die Botschaft dadurch "Weist du, du wirst wohl nur von der Person gemobbt oder verprügelt weil die Person wohl selbst Homosexuell ist". Das klingt wie eine Art Trivialisierung von homophoben Gewalttaten.
Jedenfalls wird Monty wegen der Vergewaltigung an Tyler eingesperrt, und wird dann in der Zwischenzeit dort zu Tode geprügelt, und Ani, die die ganze Zeit bei der Polizei verhört wurde, gibt dort Monty die Schuld an den Tod von Bryce, um den wahren Täter - Alex Standall (Miles Heizer) zu schützen. Zufällig ist der Polizist der sie verhört sein Vater. Und in der letzten Szene wird Ani mit ihrer Lüge über Monty von Winston konfrontiert, der sie erzählt, Monty wäre zur Tatzeit die ganze Zeit bei ihn gewesen.
Ich fragte mich wirklich was der Sinn dieser Staffel war, mal abgesehen von dem Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel. Ich meine, wieso heisst die Serie denn noch 13 Reasons Why, wenn es nun nicht mehr um den Selbstmord von Hannah Baker geht?
Und jetzt mal zu der vierten und finalen Staffel der Serie, die ich gestern endlich fertig sah. Mein G"tt, und ich dachte dass Staffel drei die schlimmste war! Staffel vier war ein absolutes Chaos, es wusste überhaupt nicht, was es sein wollte, und um was es eigentlich gehen sollte.
Ich versuche es mal so zusammenzufassen:
Clay leidet mehr und mehr unter psychologischen Problemen seit den Umständen um Bryces Tot, und hat auch viele Blackouts, und Jessica leidet noch immer unter den Trauma ihrer Vergewaltigung, die sich da durch zeigt, dass sie immer wieder mit Visionen von Bryce verfolgt wird. Oh, und die Schule wird unter Polizeischutz gestellt und die Eltern und Lehrer spionieren den Kindern nach. Oder so ähnlich.
Ich wurde sehr schnell Müde von den Hauptstrang über Clays psychische Probleme, und konnte schon von fern sehen dass es Clay ist, der die Graffiti in der Schule gesprüht hat und die anderen bei dem Campingausflug terrorisierte.
Dann gab es eine sehr, sehr unnötige Folge über eine vermeintliche Schulschießerei, die sich letztendlich nur als Drill herausstellt. In dieser sehr langen Folge sehen wir wie mehrere Schüler mit ihrer Angst umgehen oder gar Nervenzusammenbrüche bekommen, und am Ende fühlt sich das ganze einfach nur lächerlich an, dramaturgisch gesehen. Und da die Schülerschaft über den Drill alles andere als erfreut sind, gibt es in Folge 8 dann einen regelrechten Aufstand gegen die Schule, mit Polizei und alles was damit folgt, und Clay jagt dann das Auto des Rektors in die Luft.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Und dann erinnert er sich nicht mehr daran, und dann sehen wir Rückblenden von all den anderen Taten an denen er sich nicht mehr erinnern kann. Wie ich schon sagte, ich sah es kommen.
Und dann ist da die letzte Folge.
Die letzte Folge ist fast zwei Stunden lang, und neben der Tatsache dass es ja sehr episch sein soll als Serienfinale, so habe ich auch das Gefühl, dass die Autoren und Produzenten merkten dass die meisten der letzten Folgen vollkommen sinnlos waren und nun die restlichen Handlungsstränge nun aufgelöst werden sollen.
Und dann ist da die Haupthandlung von gerade der Folge...
Die erste Folge der Staffel fängt mit einer Beerdigung an, und die restlichen Episoden fangen auch hier und da an mit Ausschnitten von gerade der Beerdigung, und es wird - natürlich - nie gesagt, wer hier beerdigt wird. Das soll ja die Spannung anhalten.
Nun denn, es ist Clays Mitbewohner Justin Foley (Brandon Flynn), der sich in der Zeit wo er auf der Strasse wohnte und sich prostituierte sich eine HIV-Infektion einfing und nun, da es nicht behandelt wurde, zu AIDS wurde - und nun daran stirbt.
Ich muss zugeben, dass ich diese Szenen bewegend fand, und es auch wirklich gut gespielt wurde.
Allerdings gibt es hier zwei Probleme:
Wäre es denn nicht dramaturgisch besser gewesen, wenn Justins AIDS-Erkrankung und die Reaktion seines Umfeldes darauf das zentrale Thema der Staffel gewesen wäre? Das hätte viel mehr Sinn ergeben als das, was uns letztendlich serviert wurde.
Zweitens....laut einer Kritik zur Staffel die ich heute gesehen habe, ist die Art wie seine Erkrankung hier dargestellt wurde, ziemlich unrealistisch, und dass es außerdem viele Jahre dauert, bis eine HIV-Infektion zu einer AIDS-Infektion wird.
Hier ist gesagte Kritik:
Und nach Justins Beerdigung kommen wir dann zum Schulabschluss der letzten Protagonisten, voll mit bewegenden Reden von Jessica und Clay, und es tauchen Charaktere auf, die zuletzt in der zweiten Staffel gesehen wurden. Es hätte eigentlich gut sein können, wäre es nicht wegen einem Problem....CGI!Hannah. Ja, plötzlich träumt Clay wieder von ihr, und sieht sie auf der anderen Seite der Halle, beide stehen auf, und plötzlich wird er aus dem Traum gerissen von einer potentiellen Liebhaberin. Kurz darauf gehen sie dann alle auf einen Hügel, von dem man die ganze Stadt sehen kann, und dort begraben die dann alle die Kassetten, die Hannah ihnen vor vier Staffeln gegeben hatte. Das macht eigentlich irgendwie Sinn - es war auch auf dem Hügel wo Clay damals die erste Kassette hörte, und ich muss sagen, dass es eine dramaturgisch sehr gelungene Szene ist (inklusive Jessica die ihrer Vision von Bryce die Meinung sagt), aber dennoch wirkt es alles irgendwie befremdlich, wenn man bedenkt dass die Serie zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel mit dem zu tun hat mit der sie begann.
Kurz darauf verlässt Clay mit einem Freund die Stadt, mit bewegender Musik im Hintergrund, und der Abspann rollt.
Ende.
Diese Staffel war wie gesagt das totale Chaos - und hier ist wieder dasselbe Problem wie bei der zweiten Staffel, in der so viele Nebenstränge eingeführt werden, die allerdings nie aufgelöst werden. So treffen wir zu Anfang der Staffel Estela, Montys jüngere Schwester - die dann später mit Tyler ausgeht, und Winston geht auf einmal auf der selben Schule wie die anderen und fängt an zu schnüffeln. Und es geht nirgendwo hin.
Es gibt da so ein seltsames Phänomen auf Netflix, also bei deren eigens produzierten Serien. Oft fangen die sehr gut an, aber dann ab der zweiten Staffel geht es dann den Bach runter. 13 Reasons Why ist wohl ein sehr gutes Beispiel dafür, und dabei versuchte die Serie alles andere zu sein als die durchschnittliche Netflix oder Jugendserie.
Letztendlich ist ein weiteres Problem die, dass die Serie sich wegen den kontroversen Themen sich ab Staffel zwei viel zu ernst nimmt, so sehr dass die zweite und dritte Staffel mit Einführungen mit den Schauspielern anfängt, wo immer wieder betont wird dass sie "eine Konversation starten" wollen, und oft folgt der letzten Folge oft eine Art Podiumsdiskussion mit den Schauspielern, wo die über die Themen der Staffel etc reden.
Und dabei ist das Problem jetzt dass, dass die Serie ab der dritten Staffel zu das wurde, was sie so sehr versuchte nicht zu sein: eine weitere durchschnittliche Jugendserie a la Riverdale - nur mit deutlich besseren Schauspielern.
Das, was die Serie damals 2017 so reizend machte, war die Art, wie sie mit den Themen Mobbing, Selbstmord und Vergewaltigung umging. Das war zu der Zeit so ungewöhnlich, und das in einer Zeit wo Mobbing über das Internet die Regel geworden war. Ich glaube dass sich sehr viele Leute, sowohl Jugendliche als auch Ältere, sich damals von der Serie angesprochen fühlten. So ging es nämlich mir und anderen die ich kenne.
Dann kam die zweite Staffel, und es verlor den ganzen Reiz von dem, was die Serie so gut machte.
13 Reasons Why wird wohl nun mehr an ihre Kontroversen und schlechten nachfolgenden Staffeln erinnert werden, statt an dem, was die Serie wirklich gut machte.
Jetzt kann man wohl auch sagen, dass es wohl auch die letzte grosse Serie der 2010er war, die im Zeitalter der sozialen Netzwerke berühmt wurde.
Und jetzt ist die Zeit vorbei, das Ende einer Ära.
Ich frage mich nun, welche Serien uns nun in den neuen Zwanzigern erwarten werden.
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