Dienstag, 18. Februar 2025

Der Sommer 2017 und was er für mich bedeutete

Ja, ich weis, dass ich derzeit (...seit 2021 um genau zu sein) ziemlich oft in Erinnerungen schwebe, aber da zurzeit eh nicht viel zu tun ist - wenn ich nicht im Praktikum bin - gehe ich jetzt mal zurück zum Sommer 2017. 

Bei der Metro in Ørestad, neben dem Einkaufszentrum Field´s, Juni 2017

Es war der erste Sommer der späten 2010´er, aber man spürte dennoch noch immer den letzten Hauch der Mitte der 2010´er - und das nicht nur wegen der ziemlich übertriebenen Hysterie um Donald Trumps Wahlsieg im November 2016. 

Der Sommer fing für mich am Tag meiner vorletzten Prüfung an, wo ich nach der Prüfung ins Kino ging um einen Film zu sehen, wo ich schon vorher wusste, dass er schlecht ist - ich rede hier natürlich vom sehr berühmt-berüchtigten 2017 Reboot von "The Mummy", mit Tom Cruise und Sofia Boutella. Eines der Gründe weswegen ich diesen Film hier nochmal erwähne ist die Tatsache, dass ich selbst acht Jahre später noch so fasziniert darüber bin, wie schlecht dieser Film ist. Der Film ist zudem anscheinend auch der größte Flop des Jahres 2017. 

Ein Spaziergang in Christianshavn nach einer abgeschlossenen Prüfung 

Aber trotz all dessen, ein schlechter Film den ich als sehr guten Start für einen der besten Sommer meines Leben betrachte. 

Am darauffolgenden Sonntag bin ich Nachts zum Flughafen gefahren, da ich am Morgen nach Brüssel fliegen musste, da ich dort vor dem europäischen Beit Din, da ich dort eine Gijur leChumre durchging, damit mein Gijur auch überall anerkannt ist. 


Denkmal als Erinnerung an die Besatzung 1940-1945

Am Leopoldpark 

Nach dem Beit Din hatte ich noch einen schönen Spaziergang durch Brüssel, und die Stadt kam mir vor wie eine Mischung aus Paris, Berlin und Wien, mit viel Jugendstil und Art Nouveau. 

Am späten Nachmittag/frühen Abend war ich aber dann wirklich sehr kaputt, und es war auch ziemlich heiß - ich hatte die feinen Schabbat-Klamotten an, da ich für den Beit Din fein aussehen wollte. Dann nahm ich ein Taxi zurück zum Flughafen, und dann ging es wieder zurück nach Kopenhagen. 

Ein Paar Tage später fuhr ich dann für ein verlängertes Wochenende nach Hamburg, und es war ein wirklich schönes Erlebnis, und der Schabbat dort wurde für mich ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde dort zu meiner Lieblingsgemeinde in Deutschland wurde. 

Ich hatte auch sehr schöne Spaziergänge auf den Jüdischen Friedhöfen Altona und Ohlsdorf. 

Kapelle und Beit Tahara in Ohlsdorf 
Eines der liegenden sephardischen Gräber in Altona 
Das alte jüdische Altona 
Rabbinergräber 



Gräber der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges 

Grab einer wohlhabenden Familie in Ohlsdorf 





Eines der Gründe für diesen Trip nach Hamburg war ein Tagesausflug nach Hamburg während einer Reise nach Flensburg im vorherigen Frühling, wo ich die Stadt zum ersten Mal von einer anderen Seite sah - da sah ich auch zum ersten Mal den Jüdischen Friedhof Altona, wenn auch nur vom Zaun her. 

Die ultimative Reise nach Hamburg hatte ich dann aber erst im November 2018. 

Kurze Zeit danach war ich dann mit meinen Eltern in Göteborg, Schweden, wo ich im vorherigen Jahr meine Beschneidung hatte. Das war auch eine sehr schöne Reise, wo wir unter anderem im Vergnügungspark Liseberg waren, im Museum, auf dem alten Jüdischen Friedhof, und ich besuchte auch die Große Synagoge, wenn auch nicht am Schabbat, wegen Sommerpause in der Gemeinde. 

Das Riesenrad von Liseberg in der Dämmerung 

Der Eingang zur Synagoge 

Drinnen in der Synagoge 

Blick zur Orgel - die Orgel wird seit den 70er Jahren nicht mehr benutzt. 


Die Kapelle auf dem alten Jüdischen Friedhof 

Die Synagoge 

Blick über Göteborg 


Liseberg in der Dämmerung 



Nach der Reise nach Göteborg waren da wieder ein Paar Wochen, wo ich so noch zwischen Lolland und Kopenhagen war, und ein Tag auch einen Tagestrip nach Malmö machte. 





Danach war ich dann auf Lolland, wo ich bis zum Monatstrip nach Israel - das der letzte seiner Art bis jetzt sein würde - blieb. 

Ein Tag sticht von den Wochen da aus:

Ich nahm die Mofa nach Aalholm, einen Schlosspark bei Nysted. Dort war ich dann kurz bei der Strasse beim alten Automobilmuseum, wo ich diesen alten Brunnen fotografierte:



Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wieso ich euch von diesen alten Brunnen erzähle. Der Grund ist der, dass es das aller letzte Mal war, wo ich ihn sah - denn kurze Zeit danach wurde er nämlich abgerissen. Seit lange vor meiner Kindheit stand er da, und auf einmal war er dann weg. 

Nun denn, kurz danach war dann Tischa BeAw - und das zum ersten Mal als Jude, und es wurde auf Lolland begangen. Eigentlich war der Plan der, dass ich an dem Tag nach Kopenhagen einreisen würde, nur für den Abendg-ttesdienst, aber mir war an dem Tag etwas übel. Ich habe trotzdem gefastet - so schlimm war es nun auch nicht - aber ich blieb dann auf Lolland, wo ich mich so kühl wie möglich hielt. 

Und kurz danach reiste ich dann nach Israel. Der Tag der Abreise war auch ein Erlebnis - es war nur ich und meine Mutter, denn sie fuhr mich von Lolland zum Flughafen nach Kopenhagen. Auch weil ich kurz vorbei in meine Wohnung in Albertslund musste, um die Schlösser für meinen Koffer zu holen. Danach versagte auf einmal das Navi, und wir orientierten uns dann über Schilder von Albertslund aus, um zum Flughafen zu gelangen. War auch etwas anderes, nicht über die Autobahn zum Flughafen zu kommen - es war gemütlich, durch Kopenhagens Vorstädte und dem Stadtzentrum zum Flughafen zu gelangen. 

Der Flug ging zuerst nach Moskau - dies war das zweite Mal, dass ich nach Israel über Moskau flog, und das war auch eine Route die ich danach noch sehr oft nahm. 

Russischer Tee zum Frühstuck in Moskau 

Die Sonne geht auf 

Ankunft am Flughafen Ben-Gurion 

Ich war jedenfalls ziemlich froh, als ich wieder in Israel war. 

Und dieser würde bis jetzt das letzte Mal sein, dass ich da ein Monat im Sommer war - hoffentlich wird das diesen Sommer zu etwas. 

Ich wohnte in Tel Aviv, Beerscheba, und dann wieder Tel Aviv. Ich habe in dem Monat zum ersten Mal Hebron, Ein Bokek, Ein Gedi und Masada besucht, und in Jerusalem war ich zum ersten Mal im alten Bucharischen Viertel, und im Israel Museum. 

In der Hurva Synagoge in Jerusalem 

Dämmerung über den Strand von Tel Aviv 

Jemenitische Synagoge in Beerscheba 

Beerscheba in Schwarz-Weis 

Die Machpela in Hebron 

Das Tote Meer, mit Jordanien im Hintergrund 

Sonnenuntergang in Tel Aviv 

Die Mussayoff Synagoge(n) im alten Bucharischen Viertel 

Die Haj Adoniyahu Synagoge im alten Bucharischen Viertel - die wurde im Jahr 1900 von persischen Kryptojuden aus Maschhad gegründet. 

In meiner alten Stammsushibar in Tel Aviv - einige Monate später gab es dort ein Feuer, und es war danach nie mehr wie es vorher war, und dann wurde es geschlossen. 

An der Promenade von Tel Aviv 

Die Blumen an der Frishmanstrasse 

Die Hurva Synagoge von draußen 

Masada 

Blick zum Toten Meer und Jordanien von Masada aus 

Das Museum für Islamische Kunst in Beersheba 

Im Park Ein Gedi 

Die Woche in Beerscheba bestätigte für mich wieder, dass ich ein Wüstenmensch bin. Und ich verliebte mich dann auch in Ein Bokek. 


Im Royal Hotel würde ich später oft übernachten 
Ich hatte wirklich viele neue Eindrücke - und ich besuchte auch mit einer Freundin unseren alten Kibbutz, Ein Hashofet. Und die Negev - ja, es war schön, diese Wüste von einer anderen Seite zu sehen. Und der kurze Trip nach Hebron war was ganz besonderes. 

Im Bus auf dem Weg nach Ein Gedi 

Auf dem Weg nach Hebron 

Die Machpela von Hebron, andere Ansicht 

Kunst in Ein Hashofet - es war seltsam nach vier Jahren wieder da zu sein, wenn auch nur für eine Stunde 

Nun denn, der Monat in Israel ging jedenfalls auch sehr schnell - aber mein G"tt, was hatte ich viele Eindrücke! 

Aber war es die letzte Reise des Sommers? 

Nicht so ganz. 

Denn im September - und ja, ich bin auch der Meinung, dass der Herbst schon am 1. September beginnt - flog ich dann nach Wien für eine Woche, und das war eine Woche, die mir selbst heute noch gut in Erinnerung bleibt. 

Der Grund, weshalb ich die Reise nach Wien noch hier reinlege, ist die Tatsache, dass mir so war, dass der Sommer erst da vorbei war, als die Reise vorbei war. 

Im Stadttempel 



Beim antifaschistischen Denkmal im Volksgarten 

Das Volksteater nach der Dämmerung 

Im Volksgarten kurz vor Dämmerung 

Grillparzer Denkmal im Volksgarten 

Ich würde sagen, dass der Volksgarten mich wirklich gefangen hat. Ich war da so oft in der Woche, auch weil ich dort einen schönen Spaziergang hatte, als ich 2013 einen acht Stunden Aufenthalt in Wien hatte auf dem Weg zurück aus Israel. 

Ein Ort, der mich auch in den Bann gezogen hat, war der Jüdische Friedhof, der ein Teil vom Wiener Zentralfriedhof ist. Dort ist unter anderen das Grab von Arthur Schnitzler und Isaak Noah Mannheimer. 





Am Tag vor der Rückreise besuchte ich das Leopoldmuseum. 


Dort waren mehrere Originale von Gustav Klimt 

"Tod und Leben" 
Als ich zurück in Kopenhagen am darauffolgenden Tag war, war ich wirklich erschöpft, und kümmerte mich da dann auf dem Rest meiner Bachelorarbeit. 

Jedenfalls, dieser Sommer war wirklich unvergesslich. Es ist wirklich schwer in Worte zusammenzufassen, weshalb dieser Sommer so ziemlich heraussticht. Wahrscheinlich, weil ich erst wieder 2019 einen so tollen Sommer haben würde, der letzte Sommer vor der Pandemie. 

Ich hoffe wie gesagt, dass ich bald wieder solche tollen Sommerreisen begehen kann - und wie gesagt, vor allem, dass ich diesen kommenden Sommer einen Monat in Israel verbringen kann. 

Sonntag, 16. Februar 2025

10 Jahre seit der Tragödie von Kopenhagen

 

Kerze und Blumen am Tor zur Synagoge, Februar 2016 - ein Jahr danach 

Dieses Wochenende ist es schon 10 Jahre her, dass die Tragödie von Kopenhagen passierte, wo zuerst am Kulturzentrum Krudttønden der Filmemacher Finn Nørgaard getötet wurde, und in der darauffolgenden Nacht der jüdische Wachmann Dan Uzan vor der Synagoge vom Terroristen Omar El-Hussein getötet wurde. 

Omar El-Hussein wurde dann in den darauffolgen Morgenstunden von der Polizei erschossen.  

Ich habe schon mehrfach über die Jahre darüber geschrieben, was ich an dem Wochenende erlebte, und wie mich das ganze berührte. 

Blumen vor der Synagoge 

In der Synagoge am Montagabend danach 

Kurdische Flagge gesehen bei der Demonstration bei Krudttønden

Es gibt nichts neues zu erzählen, nur, dass ich es wichtig finde, dass es nicht vergessen wird. 

Denn schon 2019 hörte ich, dass es inzwischen sehr viele hier gibt, die schon vergessen haben, dass es passierte. Aus dem Grund wurde in dem Jahr auch ein Film über die Geschehnisse von dem Wochenende erzählen, der dann im Frühjahr 2020 in die Kinos kam - allerdings haben nicht viele den Film gesehen, den dann fing ja dann auch die Pandemie an. Ich muss es wissen, den gerade an dem Morgen wollte ich den Film im Kino sehen - nur um dann zu sehen, dass das Kino (sowie sämtliche Kinos im Land) geschlossen war, und somit der Lockdown anfing. Ich und viele andere haben den Film einige Monate später dann erst im Streaming gesehen. 

Das finale Produkt ist ziemlich...meh. Der Film verbrachte viel mehr Zeit mit dem Täter als mit seinen Opfern. Das war auch etwas was ich damals 2019 befürchtete, allerdings hätte es schlimmer kommen können. Denn bereits Ende 2015 sagte ein dänischer Regisseur (mit afghanischen Wurzeln), er hätte Interesse daran, einen Film über den Anschlag zu machen, mit Fokus auf Omar El-Hussein, sein Lebensweg, und was ihn zum Anschlag brachte. So ein Schwachsinn - und es wurde nichts draus, auch weil es noch "zu früh" war. Aber wenn das gesagt ist, so passte die Art, wie dieser Regisseur das ganze formulierte, auch in den Zeitgeist und das Narrativ dieser Zeit, auch wenn es um die westlichen Dschihadisten ging, die nach Syrien gingen um sich den IS anzuschließen. Denn das Narrativ war, dass Dänemark, Schweden, Deutschland und die restlichen westlichen Länder ja ach so rassistisch sind, dass diese Jungen Männer keinen anderen Ausweg sehen konnten, als alles liegen zu lassen, nach Syrien zu reisen und Zivilisationsbruch zu begehen. Und viele, viele junge Frauen und Mädchen haben dasselbe getan. 

Und wie ich damals schon vorhersah, dauerte es nur wenige Jahre, und dann waren die Taten des IS schon vergessen, und man lies die Dschihadistenbräute nach und nach zurück in den Westen. 

Ich bin ehrlich gesagt noch immer ziemlich wütend. 

Ich erinnere mich, wie in den Tagen nach der Anschläge, die Fahnen in der Stadt allesamt auf Halbmast waren. 

Bei meiner Universität auf Amager

An dem Montagabend war ich auch bei einer Gedenkstunde in der Synagoge, wonach es dann einen Gedenkmarsch zu Krudttønden gab, wo ich auch das Foto oben von der kurdischen Flagge nahm. 

Neben einigen Reden, hat da auch eine Sängerin ein Cover von John Lennons "Imagine" gesungen - damals fand ich es noch rührend, aber wenn ich jetzt daran denke, wird mir schlecht davon. Ich glaube, dass war wohl für mich auch irgendwie der Anfang, mich von dem Lied zu distanzieren. 

Letztendlich war alles doch ziemlich Performativ. 

Am nächsten Tag war ich dann bei Dan Uzans Beerdigung - das war für mich das erste Mal, dass ich bei einem jüdischen Begräbnis teilnahm. 




Es waren so viele Leute da - ich werde es nie vergessen. Nachdem alles vorbei war, ging ich mit einer aus der Gemeinde zum S-Bahnhof Kongens Enghave - und wie ich vor 2 Jahren hier schrieb, war es an dem Tag das erste als auch letzte Mal, dass ich diese Station benutzte. Als ich dann nachhause kam, war ich einfach nur Müde. 

Und leider ist es in den Jahren danach schlimmer geworden - jetzt vor allem seit dem 7/10 haben wir wieder die Armee vor unseren zwei Synagogen. 

Das war alles für heute. 

Dienstag, 11. Februar 2025

Kleines Update

 

Das Krankenhaus in Glostrup, wo ich letzte Woche wieder zur Blutspende war

So, es ist wieder Zeit für ein kleines Update. 

Derzeit bin ich bis Ende April in einem wichtigen Praktikum, und darüber bin ich froh, da dies mich wohl bald endlich aus dieser Bürokratischen Vorhölle befreien wird. Es ist zwar ein etwas unkonventionelles Praktikum meinerseits, aber das ist dennoch besser als nicht - und viel besser um noch mehrere Monate auf ein Praktikum zu warten, dass dann den ganzen bürokratischen Prozess dann noch länger zieht. Darauf habe ich kein Bock, also bin ich im Praktikum. 

Leider gibt es deswegen keine Frühlingsreise für mich wie die letzten zwei Jahre in Stockholm oder Oslo, aber dennoch - dieser Prozess muss abgeschlossen werden. 

Die alte Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof von Solna, Stockholm kurz vor Pesach 2023

Zudem habe ich mich entschlossen, Anfang Mai - das ist dann kurz nach dem Ende des Praktikums, und es wird entweder in Berlin oder Stockholm sein. 

Ich bin da sehr hin und her gerissen - zum einen möchte ich sehr gerne Mal Stockholm auf eigene Faust erkunden, zum anderen war ich schon seit dem legendären Sommer 2019 nicht mehr außerhalb eines verlängerten Wochenendes im Winter in Berlin, und ich vermisse diese längeren Aufenthalte in Berlin. 

Irgendwo in Berlin Mitte, Juli 2019 

Ich bin zudem noch immer sehr entschlossen, im Sommer an Sich - soll heißen, entweder im Juli, August oder gar bis September - einen Monat in Israel zu verbringen. 

Denn ich bin so fest entschlossen wie nie zuvor, dass dieses Jahr mein neues 2014 sein wird. 

Dienstag, 7. Januar 2025

10 Jahre Charlie Hebdo und Hypercacher

 

"Je suis Charlie" ging um die Welt. 

Heute ist es schon zehn Jahre her, dass der Terroranschlag bei der Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo passierte, und die Geiselnahme am koscheren Supermarkt Hypercacher zwei Tage später. 

Die Satirezeitschrift Charlie Hebdo war eine der Publikationen, die im Februar 2006 die Muhammed-Karikaturen von Kurt Westergaard veröffentlichten. 

Im Redaktionsgebäude der Charlie Hebdo waren die Opfer Stéphane Charbonnier, Jean Cabut, Bernard Velhac, Philippe Honoré und Georges Wolinski. 

Im Hypercacher waren die Opfer Yohan Cohen, Yoav Hattab, Philippe Braham und Francois-Michel Saada. 

Ich fasse noch immer nicht, dass das ganze schon zehn Jahre her ist. 

Die Zeit vergeht wirklich schnell, selbst wenn man es nicht merkt. 

Ich erinnere mich noch ganz genau, als das ganze passierte - ich war zuhause und schrieb an einer Arbeit über die Vertreibung der Juden aus dem Irak. Ich konnte es nicht fassen. Und dennoch, überraschte es mich nicht so ganz. 

Im Sommer des Jahres zuvor, 2014, als der Krieg zwischen Israel und der Hamas tobte, spürte man es auch sehr deutlich in Europa. Es kam zu Übergriffen auf Juden und jüdischen Einrichtungen wie Synagogen, Schulen und Museen, und die Übergriffe wurden auch immer schlimmer. Das schlimmste was zu der Zeit in Dänemark passierte, war die Auflösung einer pro-israelischen Demonstration weil die Polizei die Gegendemonstranten als viel zu gefährlich einstufte, und Graffiti auf dem Grundstück der Carolineskolen, der jüdischen Schule. 

Leider muss ich sagen - und das habe ich hier schon recht oft erwähnt - hatte ich dann eine Angst oder Vorahnung, dass etwas schlimmes hier in Kopenhagen passieren würde. Und leider hat sich diese Angst bestätigt - und die Zeit zwischen dem 7. Januar und dem 14. Februar fühlte sich für mich wie eine Ouvertüre an, bis etwas schlimmes in Kopenhagen passieren würde. Ich hatte in diesen Wochen oft Alpträume von solchen Szenarien - oder das plötzlich vermummte Dschihadisten durch Morbærhaven gehen würden. 

Dann kam die Tragödie von Kopenhagen, und nichts mehr war mal so, wie es war. 

Das Cover der Charlie Hebdo am 14. Januar 2015, die Woche nach dem Anschlag 

Die Anschläge wurden im Namen des Islamischen Staats (IS) begangen, der seit dem Sommer 2014 in seiner Hochphase war. 

Damals wurde viel vom IS geredet, auch weil selbst zu dem Zeitpunkt noch viele muslimische Jugendliche aus dem Westen dorthin zogen, entweder um dort zu kämpfen, oder eine Braut eines Dschihadisten zu werden. In der Zeit kannte ich auch mehrere an der Uni, die - obwohl sie es selbst verleugneten - mehr Mitleid mit den Jugendlichen hatten, die vom Westen aus in den Dschihad zogen, als mit den eigentlichen  Opfern des IS. Eines der Begründungen war "sie haben soviel Rassismus hier in Dänemark erfahren, dass sie keinen anderen Ausweg fanden, als in den Dschihad zu ziehen!" 

So ein Schwachsinn! 

Erstens, zu dem Zeitpunkt, wo ein großer Teil von ihnen nach Syrien ging um für den IS zu kämpfen, wusste die Welt schon, was für schreckliche Verbrechen gegen die Menschheit der IS begangen hat. Zweitens, ich bezweifle dass die vielen Konvertiten - viele, die sogar ihre Konversion vor ihrem Umfeld geheim hielten! - ebenfalls ach so viel Rassismus erfahren haben, dass die dann in den Dschihad ziehen. 

Ausserdem, was ist das für eine Logik? "Ich wurde schon so oft rassistisch beleidigt, deswegen gehe ich jetzt nach Syrien, um Ungläubige zu erschießen und eine Jesidin als Sklavin zu kaufen!" 

Seht ihr wie bescheuert diese Argumentation ist?

Und deswegen kann ich das nicht Ernst nehmen. Ich habe damals schon vorhergesehen, dass die Schrecken des IS und die eigentlichen Opfer des IS in Vergessenheit geraten werden, und das in nur wenigen Jahren. Und ich hatte leider recht. 

Die Wenigsten wollen heute noch über diese Zeit reden. Damals fühlte ich mich ziemlich unwohl in Kopenhagen, und dasselbe Gefühl hatte ich dann wieder direkt nach dem 7. Oktober. 

Was soll man dazu sagen?

Ich weis es ehrlich gesagt nicht. 

Nur, das mich jetzt, nach zehn Jahren, nichts wirklich verwundert. 

Freitag, 3. Januar 2025

Dizengoff Square, oder wie man einen Ort vermissen kann

Das Dizengoff Square in Tel Aviv, mit seinem ikonischen Springbrunnen, hat sich seit seiner Entstehung in den 1930er Jahren immer und immer wieder verändert. Das ist mir allerdings aus irgendeinen Grund ist mir das aber erst vor einigen Jahren klargeworden, aus irgendwelchen Grund auch immer. 

Der Springbrunnen im Sommer 2016 - in der Form, in der ich ihn drei Jahre zuvor kennenlernte

Als ich ihn 2013 zum ersten Mal besuchte, war der Springbrunnen recht Farbenfroh, und war auf einer Plattform die über eine Straße ging. 

Und jeden Freitag war da bis kurz vor dem Schabbat ein Flohmarkt, wo man oft kleine Schätze finden konnte, wenn man die Augen aufhielt. 

Das Dizengoff Square wurde 1938 nach vierjähriger Bauzeit eröffnet, und nach Zina Dizengoff, der Frau des ersten Bürgermeister der Stadt, Meir Dizengoff. 

Erst in den 70ern wurde der Platz so umgebaut, dass da eine Straße unter dem Springbrunnen war, und der Springbrunnen an sich kam dann so weit ich weis dann erst wieder 2012, wo er dann auch bunt gemalt wurde. 

So lernte ich ihn dann im Jahre darauf kennen. 

2014 bemerkte ich, bei meinem zweiten Israel-Aufenthalt, den Flohmarkt an der Seite, wo man runter zur Straße gucken konnte. 

Der Flohmarkt im Januar 2016. 



War schon etwas überrascht, Kunst aus Grönland da zu sehen 


Hier sieht man die Plattform am besten 


Persische Kunst, gesehen im Sommer 2015

Im Sommer 2015

Ich fand es immer berauschend, Freitags da zu gehen und die verschiedenen Sachen dort anzuschauen. Ich habe aber nie was gekauft - auch als ich im Januar dort mein Lieblingsalbum der israelischen Rocksängerin Yehudit Ravitz, Derech haMeshi aus dem Jahre 1984 fand, tat ich es nicht, auch weil ich nicht wusste ob es dem Flug zurück nach Kopenhagen überleben würde. 

Es war eines meiner Lieblingsorte in Tel Aviv, und eines der Höhepunkte während eines Spaziergangs an der Dizengoff Straße. 

Aber dann im Januar 2017 war alles vorbei. 

Der geräumte Platz nach dem Abriss, Januar 2017

Es wurden Partikel vom Abriss verkauft - wie bei der Berliner Mauer. 

Die Leute standen Schlange, um einen Teil vom Abriss zu kaufen. 

Naja. Ich war halt auf dem Weg dahin am Freitag, nachdem ich am Abend zuvor angekommen war. Ich hatte wirklich dringend das Bedürfnis, zum Flohmarkt zu gehen, aber wurde dann mit einer riesigen Schlange konfrontiert. Ich bemerkte dann, dass das Ende der Straße gesperrt war - und erst da fiel mir auf, dass da weder Busse noch anderer Verkehr auf der Straße war. 

So musste ich feststellen, dass das Dizengoff Square abgerissen worden war, um es in seinem ursprünglichen Zustand wieder aufzubauen. 

Das war ziemlich enttäuschend. 

Im November 2018 waren die Arbeiten fertig, allerdings wurde der neue Springbrunnen ohne Farben wiederaufgebaut. Und ohne Farben ist er noch heute. 

Dizengoff Square im Frühsommer 2023 - das letzte Mal, wo ich in Israel war 

Und ich muss so dann sagen, dass ich das Design vor dem Abriss 2017 besser mochte - da war einfach etwas berauschendes an dem Platz, auch mit dem Flohmarkt am Freitag. 

Der Flohmarkt kehrte nämlich nicht wieder zurück, nachdem die Bauarbeiten Ende 2018 fertig waren. 

Aber naja, man kann halt nichts dagegen machen. 

Mittwoch, 1. Januar 2025

Oh, hallo 2025!

 

Tja, nun sind wir hier
Was soll ich nun schreiben?

Es ist ein weiteres Jahr vergangen, und ein neues hat angefangen. Es war ein schöner Abend gestern, und wir haben die erste Neujahrsrede unseres Königs gesehen. Bei der Neujahrsrede 2023 hat Königin Margrethe ihre Abdankung angekündigt, und später im Januar letzten Jahres hat Frederik dann den Tron bestiegen - zwar nicht so pompös wie in der UK, aber dennoch war es ein besonderer Tag. Ich hatte das Glück vor dem Parlament zu stehen, und zu sehen, wie unsere Premierministerin ihn als König ausrief. 

Das erlebt man nicht alle Tage. 

Aber er hat die Rede sehr gut gehalten, und das obwohl man wusste, wie nervös er dabei war. 

Wie ich schon vor zwei Tagen sagte, ich stehe 2024 ziemlich ambivalent gegenüber, und bin jetzt ehrlich gesagt froh, dass es vorbei ist. 

Und morgen ist der letzte Tag Chanukka - und ich hoffe, dass 2025, und der Rest von 5785, gut gehen wird. 

Frohes neues Jahr! 

Wie eine deutsche Harry Potter-Parodie einen Sommer für mich prägte, und gleichzeitig Harry Potter für mich ruinierte

So, zum 700. Post auf diesen Blog will ich über was besonderes schreiben, um den Meilensteil zu markieren.  Reden wir also über Harry Potter...