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Mittwoch, 9. September 2020

Der Gijur - meine Reise, 2009-2016


Ich habe hier auf diesen Blog schon mehrfach über meinen Gijur / Übertritt zum Judentum geschrieben, aber ich fand, es ist Zeit, meine gesamte Reise zu beschreiben so gut wie es geht, jetzt, 4 Jahre nachdem ich übergetreten bin. 

Ich schreibe dass nicht nur, weil ich es mag, über die Vergangenheit zu reflektieren und herauszufinden, wie es wohl im nachhinein war, sondern auch, um andere zu helfen, die den selben Weg gehen wie ich ihn gegangen bin. 

Erstmals vorab:

Ich habe immer an G-tt geglaubt. Ich habe nie seine Existenz bezweifelt. Das konnte ich nie. Ich habe immer Trost bei ihn gesucht, wenn es mir schlecht ging, und mache es noch immer. Trotz dessen hatte ich immer irgendwelche Bedenken am Christentum an sich - egal ob es der Protestantismus war, mit dem ich säkular aufgewachsen bin, der Katholizismus oder dem Orthodoxen Christentum. Der Atheismus als Alternative kam bei mir nie in Frage. Schon beim Konfirmandenunterricht machte ich kein Geheimnis daraus, dass ich später eh zum Buddhismus oder Bahaismus konvertieren würde. Aber selbst bei diesen zwei Glaubensrichtungen war da etwas, das irgendwie fehlte - und das, obwohl ich deren Philosophien sehr mochte. 

Und dann war da letztendlich das Judentum - das Judentum hatte für mich als Außenstehender immer etwas sehr mystisches, aber dennoch irgendwie anziehbares an sich. Eine lange Zeit wusste ich nicht, dass man zum Judentum übertreten kann - aber selbst als ich erfuhr, dass das durchaus möglich ist, wusste ich nicht, ob ich dafür geschaffen war. 

Und hierzu muss ich auch sagen:

Das Judentum ist keine missionierende Religion wie das Christentum oder der Islam, und das Judentum ist auch nicht "Christentum ohne Jesus", wie viele aus irgendeinen Grund annehmen. Und für Leute, die an einen Übertritt zum Judentum interessiert sind, sage ich nur folgendes: Es ist ein schwieriger Prozess - nicht nur, dass man seinen Lebensstil komplett ändert und die Traditionen lernt und annimmt, es ist auch ein sehr großer, schwieriger Prozess für die Seele. Dadurch weis man dann auch, ob das Judentum auch für einen selbst bestimmt ist. Und bevor man die Gemeinde kontaktiert, die am dichtesten dran ist, muss ich auch das sagen: bevor ihr das tut, lest erstmals alles, und ich meine wirklich alles, was ihr über das Judentum finden könnt. 

Meine Liebe zum Judentum fing jedoch in einer stürmischen Novembernacht 2009 an, wo ich auf Youtube das Lied "Shabat haMalka" von Ofra Haza hörte. 

In der darauffolgen Zeit fing ich unbewusst an, sehr vieles über Israel oder dem Judentum an sich bei der Bibliothek zu borgen. Damals war ich noch sehr oft auf der Bibliothek, das waren noch Zeiten. Ich fühlte mich dann mehr und mehr dem Judentum hingezogen. Aber wie gesagt, so wusste ich noch nicht, ob ich wirklich dazu geschaffen war. Das änderte sich dann im März 2010, als ich bei meiner Oma in Flensburg hörte, dass es in Deutschland und Übersee viele Menschen mit jüdischen Familiennamen gibt, die allerdings seit Generationen keine Juden mehr sind da einer der Vorfahren zum Christentum übergetreten ist oder eine nichtjüdische Frau geheiratet hat, und die daraus folgenden Kinder der Halacha zu folge keine Juden mehr sind. 

Kurze Zeit darauf fand ich dann heraus, dass ich einen jüdischen Nachnamen habe, und letztendlich realisierte ich dann, dass ich auch Jude werden will. 

Einige Jahre später, schon im Gymnasium, fuhr ich dann für einen Tag nach Kopenhagen, wo ich dann ein Treffen mit unserem damaligen Oberrabbiner Bent Lexner hatte. Lexner sagte, da ich zu dem Zeitpunkt nicht in Kopenhagen lebte, müsste ich in eine religiösen Kibbutz in Israel leben, um dort zu lernen und vielleicht zu konvertieren, wenn die Zeit dazu gekommen währe. Im Sommer 2013 hatte ich dann wieder ein Treffen mit ihn. 

Am Tag vor meiner Abreise zum gescheiterten Kibbutz Ausflug nach Israel hatte ich dann zum allerletzten Mal in meinem Leben Schweinefleisch gegessen. Irgendwann musste ich ja auch damit aufhören. 



Am 1. Mai 2014 war ich dann wieder in Kopenhagen, und da hat ein Freund aus der Gemeinde mir dann zum ersten Mal die Synagoge von innen gezeigt. 



Im Spätfrühling 2014 fing ich dann an, im jüdischen Gemeindehaus Unterricht für Konvertiten zu besuchen - das war alles selbst organisiert. Dafür bin Sonntag morgens immer sehr früh aufgestanden um den frühesten Zug in Richtung Kopenhagen zu nehmen. Das war immer ein Erlebnis. 

Nach einen sehr Augen öffnenden Urlaub in Israel im Juli 2014 bin ich dann nach Kopenhagen gezogen, und der Gijur fing dann richtig an, und hatte dann auch zwei Treffen mit Lexners Nachfolger, Jair Melchior. Ich fing an jeden Schabbat die Synagoge zu besuchen, besuchte Kurse im Chabadhaus, und fing an, über Kaschrut zu lernen, und über die verschiedenen Brachot zu lesen. 

Ein Schlüsselereignis, an das ich mich immer erinnere, ist der Terroranschlag im Februar 2015. Nach dem Anschlag fühlte ich mich näher an die Gemeinde als vorher. 

Letztendlich bin ich sehr froh, dass ich nach Kopenhagen gezogen bin, um zu konvertieren - davor hatte ich eigentlich den Plan, deswegen nach Berlin zu ziehen, da ich zu dem Zeitpunkt sehr in die Stadt verliebt war, und es da auch eine wesentlich grössere Gemeinde gibt als in ganz Dänemark. 


Allerdings fiel mir auf, nachdem ich zum ersten Mal in Israel war, dass ich mich danach nicht mehr so gut in Deutschland fühlte als vorher. Also wurde es Kopenhagen. 

Eines der Dinge, die ich nach meinem Umzug nach Kopenhagen am meisten mit Vorfreude und Spannung begegnete, waren die Feiertage. Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Rosch Haschana, und vor allem mein erstes Jom Kippur - das erste Mal, wo ich 25 Stunden gefastet habe. Seit dem ist Jom Kippur von allen Feiertagen mein Lieblingsfeiertag. Da ist einfach etwas ganz besonderes wenn so gut wie die gesamte Gemeinde nur einmal im Jahr in der Synagoge versammelt ist und man den ganzen Tag in der Synagoge verbringt. 

Als ich im Jahr darauf aus den - recht turbulenten - Sommerferien zurückkehrte, hatte ich ein sehr bizarres Gefühl, vor allem wenn ich an Rosch Haschana dachte. 


Die Hohen Feiertage 2015, die das Jahr 5776 einleiteten, waren sehr schön. Im Nachhinein glaube ich, dass diese unruhigen Gefühle daher kamen, weil ich wohl ahnte, dass das Jahr 5776 ein Jahr voller Veränderungen sein würde, und das auf verschiedenen Ebenen.  

Der darauf kommende Winter war sehr melancholisch, und ich fühlte mich sehr geborgen im Licht der Menorot zu Chanukka. 


Im Januar 2016 unternahm ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Winterreise nach Israel - und das über Moskau. Ich war sehr aufgeregt, und für mehrere Wochen war es das einzige woran ich dachte, und ich konnte es auch nicht fassen dass ich tatsächlich im mehr oder weniger langweiligen, kalten Monat Januar nach Israel fahren würde. Das war dann meine fünfte Reise nach Israel. Ich erinnere mich noch als ich an dem Abend kurz nach Sonnenuntergang auf die Reise zum Flughafen begab - ich konnte überhaupt nicht fassen dass es nun endlich passierte. Und wie aufgeregt ich war, als ich den Flieger in Richtung Moskau bestieg. Es fühlte sich so seltsam an. Als der Flieger sich dann Moskau näherte, hatte ich das Glück, den Kreml von Oben zu sehen, und das bei Nacht. Als der Flieger endlich gelandet war, sagte die Stewardess, dass wir mit dem Shuttle Bus zum Flughafen sollten, und deswegen sollten wir sofort warme Jacken anziehen. Glücklicherweise war ich mit meiner Winterjacke angereist. Aber ich trug Jeans - und als ich aus dem Flugzeug ausstieg, spürte ich wohl das kälteste was ich je gefühlt habe. 

Ich hatte einen schönen Aufenthalt im Flughafen Scheremetyevo - und das obwohl ich fast meinen Flug nach Tel Aviv verpasste, der aber dann dennoch verspätet wurde weil die Reifen sich an den Boden gefroren hatten. Aber als es dann los ging, genoss ich die schöne Landschaft von Oben. Vor allem als der Kaukasus erreicht wurde, und es dann über Anatolien und Zypern ging. 

Als ich dann endlich in Tel Aviv gelandet bin, konnte ich noch immer nicht fassen, dass ich da war. Und obwohl nicht viel großes in diesen 14 Tagen geschah, ist es als einer meiner besten Reisen in Erinnerung geblieben. 




Warum ich gerade hier von diesen Trip berichte? Weil ich während diesen 14 Tagen Zeit für einige Reflexionen hatte - und mir ist da aufgefallen, dass ich Müde vom "Nichtjude sein" geworden war. Es sagte mir, dass ich nun bereit für den nächsten Schritt war. 

Kurz nach meiner Rückkehr hörte ich, dass im kommenden Sommer wieder ein Beit Din in der Gemeinde sein würde. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Kurz nach Purim hatte ich dann wieder einen Treffen mit unserem Gemeinderabbiner, wo wir dann all das durchgingen, was ich seit dem Anfang meines Prozesses 2014 durchgegangen war, und er sagte, dass ich dann in den kommenden Monaten in Schweden meine Brit Milah haben würde, damit ich dann für den Beit Din im August bereit währe. Ich konnte es nicht fassen. 


Im Juni war ich dann mit meinen Eltern für ein verlängertes Wochenende in Göteborg, wo ich von dem dortigen Mohel die Brit Milah bekam. Das war ein sehr großer Tag, wo ich unters Messer kam - und ich spürte keinen Schmerz. 

Zwei Wochen später ging ich auf eine drei wöchige Reise nach Israel, wo ich dann unter anderen Sussia besuchte. 





Bei der Reise besuchte ich dann zum letzten Mal Jad Vaschem - ich war seitdem nicht mehr dort. 

Bei der Reise wurde mir auch meine Tefilin gemacht, und ich kaufte mir meinen ersten Tallit. Es war ein ganz besonderes Gefühl, als ich die Tefilin zum ersten Mal anprobierte und die Schema las. 

In der Woche vor meiner Abreise legte ich mich hin, nachdem ich in meiner Ferienwohnung in Tel Aviv angekommen war und alles ausgepackt hatte. Während dieses relativ kurzen Nickerchens war mir so, als würden mir die letzten 7 Jahre meines Lebens - also von dem Moment an, wo ich zum ersten Mal Shabbat haMalka gehört hatte - bei mir Revue passieren. Es war ein sehr seltsamer Moment. Aber es zeigte, dass dieser Abschnitt meines Lebens bald vorbei war. 

Nach meiner Rückkehr von der Reise waren die darauffolgenden Wochen sehr seltsam. 

Und dann kam der Tag. 

Ich bin sehr früh aufgestanden, und habe zum ersten Mal in meinem Leben den Tallit Katan angezogen, und habe dann das Morgengebet gebetet - ohne die Tefilin oder den Tallit anzuziehen, da ich damit warten wollte, biss ich aus der Mikweh gekommen war. Meine Eltern und meine Tante holten mich dann ab, und wir fuhren in die Stadt rein. 

Ich zitiere mal von dem damaligen Post:

Nach einer halben Stunde war ich dann endlich dran. Mein Beit Din bestand aus Michael Melchior, der Vater unseres jetzigen Oberrabbiners, Bent Lexner, unser alter Oberrabbiner, und Meir Rubinstein, ein schwedischer Rabbiner der wie Michael Melchior in Israel wohnt. 

Wir sprachen über den langen Weg den ich bis dahin gegangen bin, und wie ich koscher halten will - es war alles viel leichter als ich gedacht hatte. 

Dann musste ich kurz raus, und danach wieder rein - mein Gijur wird vollzogen, sagten sie mir. Danach ging es direkt zur Mikweh - als Jair mich in den Fahrstuhl zog war ich ganz steif, und wie Minuten vorher, den Tränen nahe, da die ganzen Emotionen der letzten 7 Jahre aufkamen. 
Ja, so war es. Die letzten 7 Jahre kamen dann an meinem inneren Auge vorbei. Es war ein so seltsames Gefühl, als ich dann in der Mikweh stand. Ich musste dann mit meinen eigenen Worten sagen, dass ich die 613 Mizvot einhalten würde, und dann habe ich die Bracha für die Mikweh und das Schehechiyanu gesagt. Dann tauchte ich unter - und mir war, als wäre ich in einer Welt zwischen dieser Welt und der kommenden Welt. Als ich kurz darauf vor dem Spiegel stand, sagte ich dann zu mir selbst: "Oh mein G-tt, ich bin jetzt Jude!" 



Daraufhin bekam ich von meiner Mutter einen goldenen Davidsstern um den Hals. Vor dem Mikweh-Bad hatte ich dann den vorherigen Davidsstern, denn ich seit 2012 trug, zum ersten Mal abgenommen, und der neue symbolisierte dann den Anfang meines neuen Lebens. 

In den darauffolgenden Tagen fiel mir auf, dass einige Dinge die ich in den Wochen vor dem Beit Din tat, sich schon so fern anfühlten, als sei es schon Monate oder Jahre her. 

Mein Fazit nach all dem:

Ich bereue nichts. 

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Gedanken zum Jahresende

Ich bin da angekommen, wo ich immer sein wollte
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Jahr für mich so fantastisch sein wird. Aber ich glaube nun, dass ich zu Neujahr 2016 realisierte, dass ich Müde vom Goy-sein war. Es wurde mir vor allem beim Israel Urlaub im Januar klar, und die Initiative nahm ich dann, als ich nach dem Urlaub erfuhr, dass im Spätsommer ein Beit Din kommen würde.

So musste ich mich in diesen Jahr von mehreren Dingen verabschieden - nicht nur von mehreren Familienmitgliedern, die gestorben sind, sondern auch von nicht koscheren Fleisch, einigen Süßigkeiten und anderes. 

Ich muss aber sagen, dass ich nichts von meinem alten Leben vermisse. Ich bin da angekommen, wo ich immer sein wollte, umgeben von Leuten, die mich verstehen und die Erwartung von etwas schönen. 

Immer, wenn ich Morgens den Gebetsriemen anlege, fühle ich mich als ob ich aufblühe. Das wollte ich schon immer. 

Und im Januar geht es dann zum ersten Mal als Jude nach Israel, für 14 Tage. Ich freue mich schon zum ersten Mal die Gebetsriemen an der Klagemauer anzulegen. 

Sonntag, 4. Dezember 2016

Das Gefühl der Jiddischkeit

Kurz nach Schacharit in Flensburg
In den Wochen nach meiner Konvertierung konnte ich es lange nicht fassen, dass ich Jude bin. Es änderte sich dann in den hohen Feiertagen - besonders an Jom Kippur hatte ich mehrmals das verlangen, auf einmal aufzuspringen und zu rufen "Ich bin Jude!". 

Als ich dann in der Sukkot-Woche nach Flensburg fuhr, erfuhr ich dass die Gemeinde in Flensburg an dem Wochenende kein Schabbat hielt und in diesem Jahr keine Schemini Atzeret und Simchat Torah Feierlichkeiten seien würden. 

Ich fuhr zu Schemini Atzeret dann nach Kiel und habe es dann dort in der konservativen Synagoge gehalten. Es war ein fantastischer Abend. Nach der Amidah wurde ich dann zur Bimah aufgerufen, denn ich musste eines der Torah-Rollen rausnehmen - das war dann das erste Mal, dass ich als Jude eine Torah-Rolle hielt. Dann fingen die Hakafot an, und mir war als ob ich schwebte. Es war ein fantastisches Gefühl, das einfach nur unbeschreiblich ist. 

Als ich später am selben Abend dann auf dem Weg zurück nach Flensburg war, hatte ich sehr schönes Glücksgefühl, und dann realisierte ich, wie normal es für mich geworden ist, Jude zu sein. 

Ich kann nicht glücklicher sein, b"h.

Mittwoch, 31. August 2016

Gedanken über den vergangenen Sommer

Der letzte Tag des Sommers....
Heute ist es der letzte Tag des Sommers...und dieser Sommer war einfach unglaublich. So viel ist passiert, vieles war unvorhersehbar, und ich habe ein neues Leben angefangen. 

Jedenfalls hat die Vorbereitung auf diesen Sommer im April angefangen, als ich erfuhr, dass ich im August mit meiner Konvertierung fertig werde. 

Den Ton für den Sommer kam allerdings schon im Mai - als meine Oma gestorben ist. Das kam sehr unerwartet, und als ich sie im März im Krankenhaus besuchte hatte ich wirklich nicht geglaubt, dass dies das letzte Mal sein würde. Ich hätte mir gewünscht, dass sie da gewesen währe als ich vor zwei Wochen aus der Mikwe kam. Und ich fasse noch immer nicht dass sie gegangen ist. 

Das war direkt am Anfang der Leseferien - und kurze Zeit später ist meine biologische polnische Oma gestorben. 

Zur selben Zeit begann auch die Sommerstimmung hier im Morbærhaven. Mehrere Grillparties wurden geschmissen, und die mehrere Leute waren draussen in den Gärten. 

Nach meiner letzten Prüfung bin ich Ende Juni für ein Paar Tage nach Flensburg gefahren um etwas zu entspannen, bevor ich nach Göteborg gefahren bin um beschnitten zu werden. 

Die Tage in Flensburg waren schön entspannend. Göteborg war auch schön, mal eine Abwechslung. 

Kurz darauf bin ich für 4 Wochen nach Israel gefahren. Das war fantastisch, und habe viele Orte besucht, wo ich vorher noch nie war. Wirklich fantastisch, ich hoffe ich komme schon wieder im Januar dorthin für 14 wie im letzten Januar. 

Mitsommer in Flensburg 
Die vier Wochen in Israel haben mir wieder bestätigt, dass ich mich am meisten lebendig fühle, wenn ich auf Reisen bin. Selbst für nur eine Woche - was mich auch immer wieder nach Flensburg zieht. 

Zurück in Dänemark bemerkte ich schon dass es kälter geworden ist, und es auch hier im Morbærhaven stiller geworden ist. Und dann ist einer meiner Onkel im zarten Alter von 48 Jahren verstorben - ich bin noch immer in Schock. 

Dann bin ich endlich Jude geworden. Das war ein wirklich schöner Moment, den ich nie vergessen werde, Und ich muss schon sagen, obwohl es nur zwei Wochen her ist, fühlt sich alles was davor geschehen ist wie eine weit entfernte Vergangenheit an. 

Und danach dann noch eine Woche in Berlin, um den Sommer so richtig perfekt zu machen.

Alles in allen war es - trotz der Tragödien - ein fantastischer Sommer, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. 

Wer weis, was die Zukunft bringt? Und ist der Sommer nicht immer das, was ein Jahr an sich so aus macht? 

Mein erstes Mal in Deutschland als Jude

 Letzte Woche fuhr ich zum ersten Mal als Jude nach Deutschland. Ich fuhr mit dem Bus nach Berlin, der mit der Fähre nach Rostock fuhr. Als wir aber in Rostock ankamen zum Zwischenstop dort, sah ich zum ersten Mal in meinem Leben NPD-Wahlplakate. Das war sehr gruselig - dabei war ich schon tausend Mal in Rostock, und habe bisher noch nie NPD-Plakate gesehen.

Das ist nicht gerade das erste was man sehen will wenn man als Jude nach Deutschland einreist...

Die neue Fähre "Berlin" - echt eng und hässlich! 
Gratis Espresso
Ankunft in Warnemünde...
Später - nach einem langen Stau auf der Autobahn - konnte ich endlich Berlin geniessen. 

Kurz vor der Dämmerung im Prenzlauer Berg...
Mitten im Prenzlauer Berg...
S-Bahnhof Prenzlauer Allee
Zwei Wahrzeichen des Prenzlauer Bergs....
Tor zur Synagoge Rykestrasse 
No Comment. 
Der Fernsehturm....
Berliner Dom
Blick zur Neuen Synagoge
Selfie mit der Neuen Synagoge im Hintergrund
Ich freue mich immer bei dem Anblick....
<3
Es war schon ein seltsames Gefühl, zum ersten Mal als Jude vor der Neuen Synagoge zu stehen, nachdem ich das Museum der Synagoge die letzten Jahre immer wieder mit dem Wunsch betreten habe, da eines Tages als Jude einzutreten - was ich am Tag danach auch gemacht habe. Ich habe oft das Gefühl, dass wenn ich da vorbei gehe, dass ich die Orgelmusik hören kann, die damals vor der Kristallnacht da gespielt wurde, als Zeichen der von ihnen als solche betrachtete deutsch-jüdische Symbiose. 




Ich werde nie Müde davon, diese Synagoge zu photographieren. 





Die Dämmerung um der Neuen Synagoge
Die Topographie des Terrors 
Babelsberg 
Sony Center
Torah im Museum der Neuen Synagoge
"Die alte neue Welt" - Propagandafilm der DEFA von 1977 der den Sozialismus als endgültiges Kapitel der Menschheit zeigt
Hört sich gruselig an! 


Unter den Linden 

U-Bahn Märkisches Museum 
Hier und da fühlte ich mich sicher genug, dass ich meine Tzitzit (Schaufäden) rausnehmen konnte. Aber immer wenn ich in eine neue S-Bahn bestieg, habe ich sie aus Sicherheitsgründen wieder reingesteckt. Meine Jarmulke habe ich immer unter dem Hut versteckt - die Jarmulke an sich kann ich nicht einfach in die Tasche stecken, denn da ich mit Tzitzit gehe, würde ich mich inkomplett fühlen wenn ich sie abnehmen würde.

Café der orthodoxen Adass Jisroel Gemeinde
Am Ende der Woche bin ich zum Alten Jüdischen Friedhof gegangen - dies ist der älteste jüdische Friedhof Berlins, und wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts benutzt. 

Denkmal 


Es war ein seltsames Gefühl, da zu gehen - ich hatte schon immer einmal vorgehabt, da mal zu gehen, aber hatte nie so richtig die Zeit dazu...




Grab von Moses Mendelssohn 
"Ehrengrab Land Berlin"
Hinterseite des Grabes 
Überlebt haben nur 16 Grabsteine die NS-Zeit. 

Einige der überlebenden Grabsteine 
Am selben Tag bin ich dann zum Kabbalat Schabbat in der Synagoge Rykestrasse gegangen. Bevor der Schabbat anfing, hatte ich noch die Gelegenheit, einige Photos zu machen vom Frauenbalkon aus:

Rosettenfenster 





Am Schabbatmorgen war mir beim G"ttesdienst fast zum heulen zu Mute, da ich schon immer mal einen G"ttesdienst in Berlin besuchen wollte. Ich war zwar in der selben Synagoge zum Kabbalat Schabbat im Dezember, aber dieses Mal war ich da als Jude! Das war unfassbar. 

Ich bin immer noch in einer so guten Laune dass ich einfach aufspringen möchte und der ganzen Welt verkünden möchte "ICH BIN JUDE!". 

Am Tag danach ging es dann zurück nach Dänemark. 

Tisch auf der Fähre. 
Mein nächstes Mal als Jude in Deutschland wird im Oktober sein, zu Simchat Torah in Flensburg. Ich bin jetzt schon aufgeregt! 

Der Frühling wird wärmer...

  Am Krankenhaus in Næstved, April 2014 - das war eines der letzten kalten Frühlingstage 2014  So, jetzt ist es schon fast mehr als zwei Woc...