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Montag, 2. Juni 2014

FILMKRITIK: Fill the Void (Israel 2012) (8/10)

Alternative Titel: An ihrer Stelle, Lemale et haHalal, למלא את החלל

Regie: Rama Burshtein
Drehbuch: Rama Burshtein
Produktion: Assaf Amir
Musik: Yitzhak Azulay
Darsteller: Hadas Yaron, Yiftach Klein, Irit Sheleg, Razia Israeli, Hila Feldman, Chaim Sharir, Ido Samuel, Yael Tal, Michael David Weigl, Neta Moran, Melech Thal, Renana Raz

Handlung:
Shira Mendelman (Hadas Yaron) ist eine junge ultra-ortodoxe Jüdin, die mit ihren Eltern Aharon (Chaim Sharir) und Rivka (Irit Sheleg) in Tel Aviv lebt. Sie steht vor ihrer arrangierten Hochzeit mit einem jungen Mann, den sie gut findet. Zu Purim bekommen sie Besuch von ihrer schwangeren Schwester Esther (Renana Raz) und dessen Ehemann Yochay (Yiftach Klein), allerdings stirbt Esther kurz nach der Geburt ihres Sohnes Mordechay. Daraufhin wird Shiras Hochzeit abgesagt. Nachdem ihre Mutter vorgeschlagen hat, Yochay solle nun Shira zur Frau nehmen, lehnen beide dieses ab. Allerdings verliebt sich Shira mehr und mehr in ihren Schwager, und überlegt sich die Entscheidung noch.

Review:
"Fill the Void" wurde schon vor dem Filmfestspielen von Venedig 2012 ein Objekt vieler Diskussionen - so warfen einige Kritiker der Regisseurin Rama Burshtein vor, sie glorifiziere hier arrangierte Ehen. Andere kritisierten die Tatsache, dass Hauptdarstellerin Hadas Yaron zu jung für die Rolle sei. Ich muss allerdings sagen, dass ich diese Kritiker nicht verstehe. Erstens, ist es ganz normal, in charedischen Kreisen so jung zu heiraten, zweitens finde ich, dass arrangierte Ehen hier nicht glorifiziert werden - schließlich (ACHTUNG! SPOILER!) heiratet dass Paar am Ende aus Liebe zu einander. Nach dem Release waren die meisten Kritiken jedoch positiv.

Regisseurin Rama Burshtein ist in New York geboren, allerdings zog sie schon mit einem Jahr mit ihren Eltern nach Israel. Mit 25 begann sie dann, religiös zu leben. Mehrere Jahre arbeitete sie in einem Kollektiv religiöser Regisseurinnen, die für einander Manuskripte geschrieben haben und Filme machten. Es dauerte mehrere Jahre für sie, diesen Film zu drehen, weil das Script noch etwas überarbeitet werden musste, und es mehrere Castings gab. 2013 drehte sie zudem auch einen Kurzfilm für das Jubiläum der Filmfestspiele von Venedig.

Im Gegensatz zu Amos Gitaï´s (ebenfalls sehr überzeugenden) Kadosh zeigt dieser Film hier keine so düsteren Einblicke in die Welt der Charedim - Rama Burshtein ist ja schliesslich keine Aussenseiterin wie Amos Gitaï. Die Kameraeinstellungen der Szenen von Asaf Sudry sind wahrhaftig schön, und wirklich gelungen. Asaf Sudry wollte den Szenen einen irgendwie klaustrophobisches Gefühl geben, und das hat er hier auch wirklich erreicht - und zudem erinnert vieles auch sehr dem eines Dokumentarfilms. Die Hochzeitsszene erinnert auch sehr an Werke von David Lynch.

Die Gefühle der Charaktere werden hier auch sehr subtil dargestellt - so wollte Rama Burshtein nicht, dass die Schauspieler den Rollen einen totalen Gefühlsausbruch bekommen, und sie sagte ihnen auch, sie sollen ihre Texte "zwischen den Zeilen" lesen.

Die Darsteller überzeugen wirklich gut - allen voran Hauptdarstellerin Hadas Yaron, die für ihre Rolle den Preis als beste Schauspielerin bei den Filmfestspielen von Venedig gewonnen hat, und dazu noch den Ophir dafür in Israel. Man nimmt ihr die Rolle der anfangs sehr naiven, aber heranwachsenden Shira ab. Neben ihr glänzen auch Yiftach Klein als Yochay, aber auch Irit Sheleg, Mutter von Dana Ivgy, spielt sehr überzeugend als Mutter. Razia Israeli (The Heritage) als Armlose Tante ist auch genial.

Screenshots:

Samstag, 31. Mai 2014

Nachruf zum Tod von Hanna Maron 1923-2014 ז״ל

Hanna Maron als Soldatin der Jüdischen Brigade, Anfang der 40´er Jahre
Gestern verstarb die prominente deutsch-israelische Schauspielerin Hanna Maron, im Alter von 90 Jahren. Sie war eine Pionierin des israelischen Theaters, und war ein Vorbild für Schauspieler wie Gila Almagor und Yehoram Gaon. Sie spielte neben dem Theater auch mehrere Charakterrollen in diversen israelischen Filmen. 

Geboren wurde sie 1923 in Berlin als Hanna Meierzak, in einer jüdischen Familie. Sie wurde im Klima der Weimarer Republik zu einem Kinderstar, und spielte auf der Bühne neben Superstars wie Emil Jannings. Der Höhepunkt ihrer Karriere als Kinderstar war 1931, als sie am Anfang von Fritz Langs Meisterwerk M - Eine Stadt sucht einen Mörder eine kleine Rolle als Mädchen in der Mitte eines Rings hatte. 

Nachdem die Nazis 1933 an die Macht gekommen waren, wurde Hanna von einem Radiosender eingeladen, um zum Geburtstag eines prominenten Nazis zu singen, was anscheinend durch ein Misverständnis zu Stande kam. 

Danach flüchtete sie mit ihren Eltern nach Palästina, wo sie in Tel Aviv dann als Schauspielern arbeitete. Nach dem Kriegsausbruch meldete sie sich freiwillig zum Dienst in der Jüdischen Brigade. Nach Kriegsende setzte sie ihre Arbeit als Schauspielerin fort, und spielte neben Bühnenauftritten auch in verschiedenen israelischen Filmen (Dead End Street, Yom Yom) als Charakterdarstellerin mit. 

Bei einer Demonstration beim Mugrabi-Theater, 1950
Neben ihrer Karriere als Schauspielerin war sie auch oft Vorreiterin von sozialer Gerechtigkeit, und eine Friedensaktivistin. 1970 wurde sie Opfer eines Terroranschlags in München, wo sie ein Fuß verlor. 

Sie war zwei Mal verheiratet, einmal mit ihrem Kollegen Yossi Yadin und danach mit Yaakov Rechter. Sie hinterließ 3 Kinder, unter denen die Schauspielerin Dafna Rechter. 

Mit ihrer Kollegin Orna Porat (Irene Klein), 1950´er Jahre



Samstag, 8. Februar 2014

FILMKRITIK: Train de vie (Frankreich/Israel/Belgien/Rumänien/Niederlande 1998) (9/10)

Alternative Titel: Zug des Lebens, Train of Life

Regie: Radu Mihaileanu
Produktion: Marc Baschet, Ludi Boeken, Eric Dussart ua.
Drehbuch: Radu Mihaileanu
Musik: Goran Bregovic
Darsteller: Lionel Abelanski, Agarthe de La Fontaine, Michel Muller, Rufus, Clément Harari, Bruno Abraham-Kremer, Johan Leysen, Marie José-Nat, Razwan Vasilescu, Sanda Toma, Michel Israel, Robert Borremans, Leonie Waldman Eliad, Rosana Gutman

Handlung:
Ein kleines Schtetl in Osteuropa, um 1941:
Nachdem der Dorftrottel Schlomo (Lionel Abelanski) von den Deportationen gehört hatte, warnt er sein Schtetl davor. Der Rat des Schtetls beschließt sich dann auf folgende Idee: sie kaufen sich ein Zug, und ein Teil der Dorfbewohner verkleidet sich dann als Nazis, und sie alle tun dann so, als ob sie ins Konzentrationslager fahren - um so nach Palästina zu kommen! Sie verschaffen sich dann einen Zug, und hauen ab, und erleben auf der Reise so einige Abenteuer...

Review:
Wie ihr sieht, versuchte ich in der Handlungsbeschreibung so wenig wie möglich zu spoilern. Schwierig ist es besonders, wenn man bedenkt wie fantastisch dieser Film ist. Der Film rekonstruiert zudem auch am Anfang das Leben in einem Schtetl, eine Kultur, die die Nazis und Kommunisten zugleich zerstört haben.

Der Film ist voller Hoffnung und Lebensfreude, dass auch zeigen soll, dass das Jüdische Volk trotz allem den Willen hat, zu überleben. Der Film ist auch eine Ode an die Lebensweise der osteuropäischen Juden, dass nach der Shoah nicht mehr das war, wie es mal war.

Die Tatsache, dass der Zug lang ist, soll eine Metapher an das Leben an sich sein. Hier passiert alles, die Geburt, die Liebe - und der Tod. Im Zug werden auch einige Juden Kommunisten - die dann immer von Moskau träumen, von der Klassenlosen Gesellschaft - und nehmen den anderen dann auch das Essen weg. Wahrscheinlich wollte Mihaileanu zeigen, dass der Kommunismus an sich doch eine selbstsüchtige, selbstherrliche Ideologie ist. Schließlich hat Stalin auch viele Juden umgebracht - er hasste die Juden bis aufs Blut.

Gegen Ende des Films treffen die Juden auch eine Herde von Roma - die auch die gleiche Idee hatten, sich auf diese Weise von den Nazis aus dem Staub zu machen. Zuletzt erreichen sie alle ihr Ziel - so scheint es jedoch. Ich kann allen sagen, dass man Lust hat zu weinen, wenn der Film zu Ende ist.

Lionel Abelanski ist sehr überzeugend in seiner Rolle des Dorftrottels, der das Dorf warnen will, ebenso Clément Harari als Rabbi und Agarthe de La Fontaine als Dorfschönheit Esther.

Screenshots:

Der Frühling wird wärmer...

  Am Krankenhaus in Næstved, April 2014 - das war eines der letzten kalten Frühlingstage 2014  So, jetzt ist es schon fast mehr als zwei Woc...