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Montag, 8. März 2021

Ein kleiner Nostalgietrip in Ryparken

Ich kam ein Paar Tage vor Purim zurück nach Kopenhagen, nur um Purim zu feiern, jedenfalls so gut es in den Zeiten der Pandemie geht. Jedenfalls, dem Tag vor Erev Purim ging ich zum koscheren Laden um da einige Einkäufe zu erledigen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon seit Dezember nicht mehr die S-Bahn - oder jegliche andere öffentliche Verkehrsmittel - genommen, und das war schon ein sehr komisches Gefühl. Und es war so gut wie niemand in der S-Bahn. 

Nach einer Station war ich jedenfalls in Ryparken, und beim Anblick der Landschaft als ich aus der S-Bahn stieg wurde ich ganz nostalgisch - ich musste sofort an mein erstes Purim vor 6 Jahren denken: 


Damals war es schließlich das erste Mal dass ich je nach Ryparken reiste, es war also ein Neuland für mich. 

Ich ging jedenfalls dann zum koscheren Laden, und als ich dann wieder unten an der S-Bahnstation war, schaute ich gerade aus zur Straße, und musste dann einfach diesen Spaziergang gehen. Ich ging also dann da hoch - und dann realisierte ich, dass ich schon seit dem März 2017, also zum letzten Purimfest im alten Gebäude der Jüdischen Schule, nicht mehr da gegangen bin! 

Es war G-tt sei dank sehr schönes Wetter, schon richtiges Frühlingswetter. 




Die Wolken sahen so schön aus - und ich bekam sofort sehr nostalgische Gefühle vom Frühling 2015, wo so viel in meinem Leben passierte. Ich musste auch an dieses Gefühl der Melancholie denken, als ich am Abend damals wieder zurück zur S-Bahnstation ging, nachdem alles vorbei war. 

Das Wetter war wie gesagt so schön wie damals - aber gleichzeitig fielen mir die ganzen Veränderungen auf, es war eine riesige Baustelle da. 

Letztendlich ging ich die Straße hinein, wo die Jüdische Schule war. Das Gebäude direkt wenn man rein kommt war nun sehr saniert, und ich ging weiter zur eigentlichen Straße. Was mir sofort auffiel war, dass da weder Polizeiautos noch ein Checkpoint war. Ich ging weiter. 

Und so sieht nun der Ort aus, wo damals die Schule stand:

Es war irgendwie schockierend. 

Ich ging also nun weiter zur Hauptstraße, zurück zur S-Bahnstation. 

Es fühlte sich gut an, Ryparken an sich nach 4 Jahren wieder zu besuchen. Es war zudem sehr lange her, dass ich eine solche Nostalgietour gemacht hatte - und ich brauchte es so sehr, Vor allem in diesen Zeiten. 

Als ich wieder Zuhause war, schickte ich die Bilder zu einer Freundin, die im damals darauffolgenden Winter nach Israel ging - und sie war ebenfalls schockiert, sie sagte "es ist fast als ob wir nie da waren!" 

Ja, so sehe ich es auch. 

Merkt euch, das alte Gebäude der Jüdischen Schule war damals nicht gerade ein ach so schönes Gebäude, es war ein eher durchschnittliches gelbliches Gebäude aus den 70´ern. 

Allerdings muss ich sagen, so gefielen mir die Feiern zu Purim und Jom Haatzmaut im alten Gebäude viel mehr als im neuen. 

Es ist im neuen Gebäude viel kälter, und es fehlt einfach so das gewisse etwas. 

Es war damals halt eben viel Gemütlicher und Intim. 

Nostalgie ist schon etwas seltsames. 

Sonntag, 22. März 2020

Corona-Chaos in Kopenhagen

Es war vor ungefähr zwei Wochen, gerade kurz nach Purim. Ich wollte ins Kino, um "Krudttønden" zu sehen, einen dänischen Film über die Anschläge im Februar 2015. Es war der einzige Tag in gerade der Woche, in der ich wirklich Zeit hatte, ins Kino zu gehen. Ich wusste zwar, dass man nun einige Sicherheitsmaßnahmen wegen dem Coronavirus nehmen würde, ich hatte allerdings keine Ahnung, dass es wirklich zum Lockdown kommen würde.

In der Stadt angekommen sehe ich, dass das Kino geschlossen ist - und die meisten anderen auch. Ich gehe dann sicherheitshalber zum Kino im Grand Teatret, da dass ein eher freieres Kino ist. Ich ging also rein, und fragte, ob die nun auch geschlossen seien. Die zwei Arbeiterinnen bejahten es, und sagten dass es wohl nun für einige Wochen so wäre. Ich ging dann zurück zum Bahnhof. Es war gruselig zu sehen, wie wenige draußen waren. Aber das, was das ganze noch gruseliger machte war die Tatsache dass da ein riesiger apokalyptisch wirkender Sturm war, der einen fast weg fegte.

Am Hauptbahnhof angekommen wurde dann per Lautsprecher gesagt, dass keine Züge rein oder raus aus Schweden fahren dürften, und die Restaurants und Imbisse am Hauptbahnhof durften nur ausser Haus führen. Ich fuhr dann nachhause.

Und seitdem bin ich meistens nur drinnen - ich gehe nur aus wenn ich einkaufen muss. Und dass dann auch nur wenn es mehr oder weniger nichts im Kühlschrank gibt.

Das Land ist nun mehr oder weniger stillgelegt.

Ich musste letzte Woche eigentlich zu zwei wichtigen Treffen im Jobcenter und meiner A-Kasse, aber beide wurden abgesagt.

Es deprimiert mich, das ganze mit anzusehen.

Was mich aber auch wütend macht ist wenn ich lese wie sich sehr viele Menschen sich nicht an die Regeln halten und sich in grossen Mengen treffen, was den Coronavirus verstärkt.

Ich glaube, wir werden hier noch eine Ausgangssperre bekommen.

Ich fürchte mich sehr vor dem Coronavirus, will aber nicht in Panik geraten. Aber trotzdem gehe ich so wenig es nur geht aus dem Haus, und hallte mich in meiner Wohnung für den Großteil der Zeit auf.

Und leider muss ich sagen, dass es mir deswegen schlecht geht, psychisch gesehen.

In meiner Gemeinde sind nun auch vorläufig alle G-ttesdienste und Ereignisse in der Synagoge und Gemeindehaus abgesagt worden.

Es ist auch gut so, so lange die Gefahr besteht, angesteckt zu werden.

Ich hoffe, dass wir trotz allem ein schönes Pessach erleben werden, und dass dieses ganze Chaos bald endlich vorüber ist. 

Donnerstag, 11. Juli 2019

Impressionen vom alten Jüdischen Friedhof Kopenhagens

In Kopenhagen gibt es drei Jüdische Friedhöfe - da ist der alte Jüdische Friedhof in Nørrebro, dann der neuere in Valby, und ebenso in Valby ist der Friedhof der Reformgemeinde Shir Hatzafon.

Hier zeige ich mal Bilder, die ich auf dem alten Jüdischen Friedhof gemacht habe.

Ich besuchte ihn zu allererst am 1. Mai 2014, auf dem Weg zum Fælledparken. Da fiel mir der Grabstein des Ehepaars Salomonsen auf. Mehr dazu später.

Fangen wir an mit dem ältesten Grab eines Juden in Dänemark, eines Gewissen David Israel:

Das älteste Grab eines Juden in Dänemark - aber auch der schönste Grabstein auf dem Friedhof
David Israel starb recht jung um 1690.




Der Friedhof wurde bis in die 1880´er Jahre benutzt - danach wurden nur noch bei vorher reservierten Stellen bestattet. 








Hier einige Gräber Prominenter:

Grab des Oberrabbiners Abraham Gedalia 
Grab des Oberrabbiners Abraham Alexander Wolff - er hatte einen sehr grossen Einfluss auf die Gemeinde, und gab auch den ersten dänischen Siddur (Gebetbuch) heraus. 

Grab von Moses Marcus (Mosche ben Mordechai) Melchior, ein Kaufmann aus Hamburg, der zudem die Familie Melchior nach Dänemark brachte. 
Gräber der portugiesischen Juden. Nach wenigen Generationen nach ihrer Ankunft hatten die meisten sich mit den aschkenasischen Juden vermischt, und hörten auf mir der Tradition der liegenden Grabsteine. 

Sonntag, 3. Februar 2019

Reflektionen über die Zeit nach dem Anschlag im Februar 2015

Am Freitag war es die Jahrzeit von Dan Uzan z"l, dem Wachmann der Jüdischen Gemeinde, der in der Nacht vom 14. auf dem 15. Februar 2015 ermordet wurde.

Ich kannte Dan Uzan nicht sehr gut - ich hatte ihn nur einige Male gesehen, wenn er am Schabbat Wache vor der Synagoge hielt. Was ihn von den anderen Wachen der Gemeinde sehr unterschied, war seine Höhe. Es war sehr seltsam daran zu denken, ihn danach nicht mehr zu sehen - und schlimmer noch, der Gedanke an der Tatsache, dass er ermordet wurde.



Ich berichtete damals hier darüber.

Es sind nun 4 Jahre seitdem vergangen, und ich kann es ehrlich gesagt noch immer nicht ganz fassen, dass es tatsächlich passiert ist. Leider muss ich sagen, dass ich es irgendwie habe kommen sehen, aber dennoch....

In den 4 Jahren seitdem ist sehr viel passiert. Ich denke, jetzt ist die Zeit gekommen, darüber zu reflektieren.

Damals war ich noch inmitten meines Gijur-Prozesses.

Wie ich damals schon erzählte, war ich gerade vom Chabadhaus zurückgekommen, und hatte noch immer die schöne Rede von Hannah Bentow im Kopf, die sie zu ihrer Bat Mizwah hielt. Damals währe noch keiner auf die Idee gekommen, dass ihr Tag mehrere Stunden später ruiniert wird.

Das erste, was ich hörte, als ich zuhause war, war dass da ein Terroranschlag im Stadtteil Østerbro war. Es war im Kulturhaus Krudttønden ("Das Pulverfass"). Es war bei einer Veranstaltung über Meinungsfreiheit, geführt vom schwedischen Künstler Lars Vilks, der in der Vergangenheit Muhammed-Karikaturen gemacht hatte. Die Rednerin gerade wo der Anschlag passierte war die Ukrainische Femen-Aktivistin Inna Shevchenko, und es gab einen Toten - den dänischen Filmemacher Finn Nørgaard.

Ich war entsetzt - und mir überkam die Angst, dass das nächste Ziel wohl die Jüdische Gemeinde war, eine Angst, die mir besonders seit Charlie Hebdo und Hypercacher verfolgte. Ich muss hier auch sagen, dass ich im Nachhinein das Gefühl hatte, dass die Zeit zwischen den Anschlägen in Paris und in Kopenhagen eine Art "Overture" war.

Ich legte mich in der Nacht mehr oder weniger früh ins Bett mit einem sehr ängstlichen Gefühl. Früh, weil ich am Morgen eh früh hoch sollte wegen Konvertierungsunterricht im Gemeindezentrum, und weil mir schlecht war.

Ich wachte dann früh auf, und erfuhr so vom Anschlag. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass der Unterricht definitiv ausgefallen war, aber dennoch bin ich dann in die Stadt gefahren - ich hatte das Bedürfnis, es zu sehen, um zu begreifen.

In der Stadt fiel mir dann diese Rose auf:


Das Bild werde ich wohl für immer mit diesen Tagen in Verbindung setzen.

Ich kam schließlich bei der Synagoge an, und alles war abgesperrt. Den Anblick werde ich nie vergessen. Es hilft auch nicht, dass gerade an dem Morgen ein kalter Nebel über Kopenhagen war. Der Morgeng-ttesdienst fiel in der Grossen Synagoge aus, und wurde stattdessen in der Kleinen Synagoge abgehalten. Einer aus der Gemeinde fuhr mich dahin - nach dem G-ttesdienst wurde uns von der Polizei gesagt, wir müssten in zwei verschiedenen Richtungen gehen. Aus Sicherheitsgründen.

Zu dem Zeitpunkt bemerkte ich auch die vielen Nachrichten auf meinen Handy, die nachfragten, wie es mir ging.

Um auf andere Gedanken zu kommen, ging ich ins Kino, und sah einen schlechten Film - dazu ein später separater Post.

Am nächsten Tag bin ich am Abend mit Freunden zur Gedenkversammlung (von "Feier" kann hier nicht die Rede sein) in der Grossen Synagoge.

Ausser am vergangenen Jom Kippur hatte ich die Synagoge nie so voll gesehen - und es wurden mehr und mehr. 
Nach der Versammlung gingen wir alle raus und gingen in Richtung Østerbro, um dort vor dem Krudttønden Reden und Lieder zu hören. Es war alles schon seltsam - man fühlte sich als Teil von etwas grossen.

Ich weis nicht warum - aber der Anblick der Kurdischen Flagge machte mich sehr glücklich. 



Ich erinnere mich auch, wie an dem Abend eine Sängerin "Imagine" sang. Es war sehr schön - aber im ganz ehrlich zu sein, wenn ich jetzt daran zurückdenke, wirkt es irgendwie falsch mit gerade dem Lied zu der Veranstaltung zu kommen.

Zwei Tage später kam ich dann zur Beerdigung von Dan Uzan. Es war nicht nur das erste Mal, dass ich auf dem Hauptfriedhof der Jüdischen Gemeinde kam, es war auch das erste Mal für mich auf einer jüdischen Bestattung. Den Friedhof betrat ich erst wieder drei Jahre später.






Es wurden sehr schöne Reden gehalten in der Trauerhalle - und ich musste einige Male weinen, obwohl ich mir selbst vorher sagte, nicht zu weinen. Später habe ich auch Erde in sein Grab geworfen.

Auf dem Weg zurück von der Beerdigung ist mir zudem folgendes aufgefallen - ich fühlte mich nun noch mehr als Teil der Gemeinde als zuvor.

Ich hatte allerdings noch eine andere Vorahnung, die sich nun bald bestätigen würde.

Kurz nach dem Anschlag gab es mehrere Solidaritätsbekundungen von der Regierung, mehreren Outlets der Medien, und von Bürgern. Die Flaggen waren alle auf Halbmast.

Ich wusste dass es nur eine Frage der Zeit war, bis diese Trauerzeit vorübergehen würde.

Und es fing so kurz nach der Beerdigung von Dan Uzan an.

Ich glaube es war eine Woche danach - da kam da ein Leserbrief in - wenn ich mich recht erinnere - Politiken, vom Antisemiten und Terrorsympatisant Niels Stockmarr, in der er sagte, dass "der Anschlag auf die Synagoge zeigt ja nun wirklich dass es Zeit für die Jüdische Gemeinde ist, sich endgültig von Israel zu distanzieren".

Das war mehr als nur widerlich und geschmacklos - und es zeigt auch, dass es den meisten hier egal ist, ob Leute antisemitisch sind oder nicht. Besonders nicht, wenn sie die richtige politische Einstellung haben, wie die Stockmarrs.

Diese Zeit hat mich für immer geprägt - und es hat mich auch für einige Dinge vorbereitet, die in den darauffolgenden Monaten passierten.

So waren wir im März auf dem Studientrip nach Israel - wo ich lernen musste, dass einige Leute einfach nur die Juden hassen, egal ob die in Israel waren oder nicht. Sie hassen uns einfach.

Ich war danach auch recht kritisch mit wem ich mich in der Freizeit traf - eine Skepsis, die ich noch heute habe.

Und ich muss leider sagen, dass sich die Situation hier in Dänemark einfach nicht gebessert hat - so wurde im darauffolgenden Jahr eine 16-Jährige Konvertitin zum Islam verhaftet, die einen Bombenanschlag auf die Jüdische Schule geplant hatte.

Nach dem Terroranschlag gibt es nun auch Rund um die Uhr Polizeischutz bei allen jüdischen Einrichtungen, und seit Jom Kippur 2017 gibt es zusätzlichen Schutz vom Militär.

Zudem werden einige antisemitische Vorfälle, die sich hier in Dänemark ereignen, von Jahr zu Jahr hässlicher, wie der Antisemitismusbericht der Gemeinde zeigt.

Die Situation hier wird nie wieder so werden wie vor dem Anschlag - und ich hoffe, dass es nicht zu schlimmeren Anschlägen auf die Gemeinde kommt. 

Sonntag, 14. Mai 2017

Jom Haatzmaut in Kopenhagen


Nachdem ich mit den 1. Mai Festivitäten fertig war, ging ich zur Synagoge, wo da ein spezieller G"ttesdienst abgehalten wurde, der das Ende von Jom Hazikaron markierte und den Anfang von Jom Haatzmaut. Am Tag danach gab es im Gemeindehaus eine Feier dazu:
Rede des israelischen Botschafters, Barukh Binah
Vorbereitung im Gemeindehaus
Vorgang des Abends 
Die Bimah ist schön geschmückt
Wahrhaftig der schönste Ort Kopenhagens 
Am nächsten Abend
Rede des dänisch-iranischen Schauspielers Farshad Kholghi. 

Der Frühling wird wärmer...

  Am Krankenhaus in Næstved, April 2014 - das war eines der letzten kalten Frühlingstage 2014  So, jetzt ist es schon fast mehr als zwei Woc...