Montag, 18. Juli 2022

Meine letzte Sommerreise nach Berlin, 2019

Heute vor drei Jahren ging ich auf meine - bis jetzt - letzte Sommerreise nach Berlin. Es war wohl von alle den Sommerreisen, die ich seit 2012 in die Stadt machte, wohl die schönste. 

Und es war wohl dann auch der Höhepunkt des Sommers 2019, und machte diesen letzten Sommer der sechs Jahre auf der Universität auch einen der schönsten meines Lebens. 

Allerdings, drei Jahre später, muss ich auch an folgendes denken:

Am Abend vor der Abreise kam mir zum ersten Mal eine Vorahnung, dass etwas schlimmes passieren würde, und ich hatte das Gefühl, dass diese Sommerreise nach Berlin die letzte sein würde in nächster Zeit. Und dann kam ja schließlich die Pandemie im kommenden Frühling. 

Es war beim Anblick der Dämmerung über Lolland, wo mir das Gefühl der Vorahnung zum ersten mal vorkam 


...das war ein sehr deprimierendes Gefühl. 

Am nächsten Morgen konnte ich schon ausschlafen, und ich hatte noch Zeit, die neue Folge von The Handmaids Tale sehen (und das war die schlechteste Folge überhaupt), und packen. Und schließlich kam dann meine Mutter von der Arbeit, und wir fuhren nach Nykøbing, wo ich dann mit dem FlixBus nach Berlin sollte. Aber dann realisierten wir, dass wir am falschen Bahnhof waren und mussten dann zu einem anderen Platz fahren, wo der FlixBus dann schon war. Und ich kam dann in den Bus. 

Dann fühlte ich mich frei. 

Das Feld in der nähe von Gedser 

Ich war so glücklich, als ich vom Schiff aus dann Warnemünde sehen konnte. 


Warnemünde 

Nach der Ankunft in Deutschland wurde der Bus dann von der deutschen und polnischen Polizei durchsucht und unsere Pässe wurden gecheckt. 

Und nach einem Stopp in Rostock ging es dann endlich nach Berlin, und ich genoss dann auch die Dämmerung vom Bus aus - und so war es schon ein bisschen dunkel bei der Ankunft in Berlin. 

Irgendwo vor den Toren Berlins 

Im Prenzlauer Berg 

Kurz nach der Ankunft nahm ich dann ein Taxi zu meinem Hotel im Prenzlauer Berg. Ich habe dann in der Nacht sehr gut geschlafen. 

Am nächsten Tag hatte ich dann einen schönen Spaziergang im Prenzlauer Berg, und danach fuhr ich dann zum Jüdischen Museum. Witzigerweise kann ich mich nicht daran erinnern, was für eine Ausstellung am dem Tag dort war. 

Das Grab der Familie Mendelssohn, auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee

Schwedter Straße 

Gedenktafel an der alten zweiten Jüdischen Versorgungsanstalt 

Eines der Wahrzeichen des Prenzlauer Berg


Stadtbad Prenzlauer Berg - jetzt ein Hotel 

Eingang zur Synagoge Rykestraße 

S-Bahn Prenzlauer Allee 

Künstliches Essen im Jüdischen Museum 

Von einem Roboter geschriebene Thorarolle 

Zum Schabbat ging ich dann wieder in die Synagoge Rykestraße







Am nächsten Tag war dann der Fastentag des 17. Tammus, wo ich allerdings wegen der Hitze nur zur Hälfte gefastet habe. An dem Tag hatte ich einen schönen Spaziergang im Jüdischen Friedhof Weißensee und in Mitte. 

Geschändete Thorarollen. 



Hier unter anderem das Grab des Rabbiners Nathan Peter Levinson 

Trauerhalle und Taharahaus 

Der Berliner Dom

Blick zur Neuen Synagoge 



Es war ein unvergesslicher Trip nach Berlin, den ich sehr gerne wiederholen möchte. Es war wirklich der wohl beste Trip dieser Art in den Jahren 2012 bis 2019, und es ist schade, dass die Pandemie diese Tradition gebrochen hat. 

Allerdings komme ich bald - mit G"ttes Hilfe - wieder zurück nach Berlin, und das für einen Monat, für ein Projekt. Ich hoffe, dieses Vorhaben wird klappen. 

Mittwoch, 13. Juli 2022

DSDS wird eingestellt - oder so ähnlich

 

Die Jury der 11. Staffel, 2014 - die letzte traditionelle Staffel

Ich muss seit letztes Jahr aus irgendeinem Grund sehr oft an die 11. Staffel von Deutschland sucht den Superstar denken, unter anderem deswegen, weil 2014 ein sehr schicksalhaftes Jahr für mich war, wo sich sehr vieles in meinem Leben änderte. DSDS war auch seit Jahren eine Tradition von meinen Eltern und mir, und ich erwartete auch nicht sehr viel von der Staffel, vor allem wegen den Skandalen der Staffeln davor und den Fakes. 

Und schon in der ersten Folge kam es dann schon mit etwas erwähnenswertes worüber dann in den nächsten Tagen viel im Internet diskutiert wurde, in Gestalt der Melisa Omeragic

Ja, toll verpormen, eh! 

Naja, und dann gab es ja dann auch das ganze Gezanke in der Jury, vor allem wenn sich entweder Dieter Bohlen und Marianne Rosenberg gestritten haben oder Kay One mit sehr dummen Kommentaren kam. Witzigerweise ging es danach für Kay One auch nicht mehr so gut im Geschäft - zwar hatte er danach eine Verkupplungsshow a la Der Bachelor, aber sonnst wurde nicht so großes, bis auf dieses Lied dass er dann 2017 mit Pietro Lombardi machte. Naja, allerdings muss ich auch sagen, dass in der Jury, mir Kay One und Mieze Katz am sympathischsten waren, und das sagt dann schon einiges. 

Bei Marianne Rosenberg muss ich dann allerdings folgendes sagen: bevor sie in die Jury kam, hatte sie Castingshows wie DSDS sehr kritisiert - und dann kam sie dennoch in die Jury, wohl wegen des Geldes. Na da hat jemand wohl Würde....

Es war eine sehr unterhaltsame Staffel, mit vielen Momenten und Kandidaten, an die ich mich witzigerweise noch heute erinnere. Das liegt daran, weil 2014 die letzte Staffel war, wo man die Kandidaten an sich noch richtig kennenlernen durfte. Ich erinnere mich neben der Gewinnerin Aneta Sablik (deren Karriere leider sehr schnell in die Brüche ging, wie bei den meisten Gewinnern) noch an ihren mit-Finalisten Meltem Acikgöz und Daniel Ceylan, an Elif Batman, Sophia Akkara, und Yasemin Kocak. Und das sind noch die, an der ich mich noch beim Namen erinnern kann - und ach ja, dann natürlich noch Tanja Tischewitsch, die in der ersten Folge wegen ihres Aussehens weiterkam. Bei der muss ich allerdings sagen, dass sie wenigstens einer von denen war, die nicht so zickig oder herablassend den anderen gegenüber war. Und ich sagte damals, wo sie in der ersten Folge weiterkam, "Die kommt nächstes Jahr ins Dschungelcamp!" - und dann im Januar 2015 konnte ich meinen eigenen Augen kaum trauen, als ich sah, dass meine Prophezeiung Wirklichkeit wurde. Und witzigerweise ist Tanja Tischewitsch auch die Kandidatin der Staffel, die noch in irgendeiner Weise relevant ist - denn sie schauspielert im Fernsehen. 

Ach, und dann war da ja noch das ganze peinliche Debakel um das "DSDS Traumpaar"

Warum erzähle ich euch das ganze?

Weil ich schon 2016 sagte, dass 2014 wohl die letzte Staffel war, wo es alles noch traditionell ablief - man lernte die Kandidaten kennen, und es gab sehr viele Liveshows. Im darauffolgenden Jahr begann RTL mit DSDS so einige Experimente, die nicht wirklich gut funktionierten. So gab es keine richtigen Liveshows, das ganze wurde vorher gefilmt, und das einzige was noch Live war, war wo herauskam, wer weitergekommen ist und wer fliegen musste. Und dann war da noch das Fiasko mit Severino, der einige Jahre später mit Sharon Trovato liiert war. 

Der Punkt ist irgendwie, dass ich diese Zeit vermisse. 

Letztes Jahr fing die Staffel - trotz des ganzen Wendler-Fails - eigentlich recht gut an, aber dann kam die Verkündung, dass Bohlen nun nicht mehr bei DSDS mit macht. Was folgte waren zwei sehr lächerliche Final-Shows (ja, nur zwei!) wo Thomas Gottschalk Dieters Platz einnahm - und es war grauenhaft. 

Dennoch machte RTL weiter mit DSDS ohne Bohlen, wo Florian Silbereisen - der 2020 bei den Liveshows Juror war, nachdem Xavier Naidoo rausgeworfen wurde - Hauptjuror war mit Ilse de Lange und einen Produzenten dessen Namen ich jetzt vergessen habe. Die Juroren waren gut, aber dennoch fehlte etwas. Die Liveshows waren auch - meistens - gut, dennoch waren es zu wenige, und es fehlte etwas. Dann im Finale gab es einen Gruß von Dieter Bohlen, und wir alle wussten dann irgendwie, dass das heisst, dass er zurückkommt. 

Und gestern wurde es dann so verkündet. 

Und heute wurde dann bekannt gegeben, dass die kommende Staffel dann auch die letzte sein wird. 

Oder etwa doch nicht?

Ich bin zwar froh, dass Bohlen wieder zurückkommt, aber mich würde nicht wundern, wenn das ganze Gehabe über die "letzte Staffel" nichts anderes als eine Art PR-Gag ist, um in der Staffel noch mehr Einschaltquoten als in den letzten zwei Staffeln zu bekommen. 

Ich könnte mich zwar auch irren, aber mich würde wirklich nicht wundern, wenn das der Fall wäre. 

Und nun denn, dann hoffe ich mal, dass die in der kommenden Staffel nicht so viel von den Castings zeigen, und stattdessen - so wie es zuletzt 2014 war - viel mehr Liveshows. 

Wir werden ja sehen, wie es wird...

Montag, 11. Juli 2022

Die Rückkehr der deutschen Gerichtsshows?

 

Die Richterin, mit der alles begann: Richterin Barbara Salesch

Ich habe schon 2014 über das Phänomen der Gerichtsshows a la Richterin Barbara Salesch und Richter Alexander Hold geschrieben, und letztes Jahr habe ich dann über den Niedergang des klassischen Asi TVs geschrieben, vor allem über die Nachfolgershow von Richter Alexander Hold, Im Namen der Gerechtigkeit (witzigerweise war 2021 auch das letzte Jahr wo Im Namen der Gerechtigkeit im Fernsehen gezeigt wurde). 

Vor zwei Monaten war mir irgendwie sehr langweilig, und dann ist mir eine Folge aus Richtern Barbara Salesch eingefallen, in der es um einen Jugendklub ging und eine Frau in einem Keller gesperrt wurde und ein schreckliches Kinderlied non-stopp gespielt wurde. Das war so dermaßen witzig, dass ich versuchte, es zu finden, oder wenigstens den Clip wo das schreckliche Kinderlied gespielt wurde. Kein Erfolg - aber mir fiel dann auf, dass alle Folgen von Richterin Barbara Salesch und Richter Alexander Hold auf YouTube hochgeladen werden. 

Witzig war auch, dass ich mehrere Folgen gefunden habe, an denen ich mich seltsamerweise noch sehr gut erinnern kann - und irgendwie finde ich es beängstigend, dass ich mich an solche Dinge aus einer gescripteten Gerichtsshow erinnern kann. 

Dann fiel mir neuerdings ein Kommentar auf - der sagte, dass Barbara Salesch selbst bald wieder ins Fernsehen kommt - dieses mal aber auf RTL, wo bis vor 14 Jahren noch Das Strafgericht lief. 

So wie Richterin Barbara Salesch in der Nacht bei Sat1 Gold läuft, so läuft Das Strafgericht heute auf RTL Up - und das mit anscheinend sehr guten Quoten, und deswegen plant RTL ein TV-Comeback für Barbara Salesch. Und anscheinend soll diese Sendung sehr bald kommen. 

Nicht nur Richter Alexander Hold und Richterin Barbara Salesch werden im Netz noch so gefeiert, auch Im Namen der Gerechtigkeit wird auch auf YouTube hochgeladen - und wie ich den Kommentaren dort entnehmen kann, ist diese Sendung auch sehr beliebt. Die Sendung wurde noch bis 2017 produziert, danach wurden es nur noch Wiederholungen am Vormittag, so wie es vorher noch mit den Gerichtsshows war, die noch bis 2013 produziert wurden. 2013 ist hier das Schlüsseljahr, da Im Namen der Gerechtigkeit der Nachfolger von Richter Alexander Hold ist, und Anwälte im Einsatz der Nachfolger von Richterin Barbara Salesch ist. 

Nun denn. 

Bin mal irgendwie gespannt, wie dieses Comeback wohl sein wird. 

Ich muss aber sagen, dass ich nicht wirklich verstehe, weshalb ausgebildete Juristen bei solchen Sendungen mitmachen können, da diese Sendungen ein recht falsches Bild vom Rechtssystem zeichnen, und das mit oft sehr, sehr übertriebenen Stereotypen und Klischees. 

Mittwoch, 6. Juli 2022

Meine Gedanken zum Amoklauf bei Field’s

Am Sonntag ereignete sich eine Tragödie im beliebten Kopenhagener Einkaufszentrum Field’s. Am frühen Abend ging der Täter mit einem Gewehr in das Gebäude, und fing an um sich zu schießen. Es kamen bei dem Amoklauf 3 Menschen ums Lebens und mehrere wurden verletzt. 

Field’s, im Dezember 2016 

Zwei aus meiner Gemeinde waren da, als es geschah - es geschah ihnen G-tt sei dank nichts. 

Ich war zwar weit weg vom Geschehen, war aber wirklich verstört von der Tatsache, dass so etwas hier passieren konnte. Ungefähr eine Stunde nach dem Amoklauf tauchten Videos von der Tat auf - ein Video zeigte, wie der Täter durch das nun fasst leere Einkaufszentrum lief, und "es ist nicht echt!" rief. 

Es kam dann heraus, dass der Täter ein YouTube-Kanal hatte, wo er in den Tagen vor der Tat Videos hochgeladen hatte, in der er mit seinem Gewehr oder Pistole Selbstmordgesten simulierte. Fast alle diese Videos hatten den Titel "I don´t care" und er beschwerte sich in den Beschreibungen darüber, dass seine Medikamente nicht funktionierten. Er war vor der Tat schon lange in psychiatrischer Behandlung. 

Die Videos wurden dann kurz vor Mitternacht gelöscht. 

Ein Screenshot von einem der Videos. Bemerke den seelenlosen, verstörten Blick. 

Der Täter wurde 13 Minuten nach Meldung von der Polizei verhaftet, und neben dem Gewehr hatte er auch noch ein Messer an sich. 

Er kam daraufhin in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik in U-Haft. 

Kurz darauf kamen dann mehrere Gerüchte im Netz auf - so bemerkte ich ersten mehrere, die sehr glücklich darüber schienen, dass der Täter ein ethnischer Däne, und kein Moslem war. Es kamen dann Gerüchte auf, er sei Mitglied der rechtsextremen Partei "Stram kurs", ein Gerücht, dass bis jetzt auch nicht bestätigt wurde - und wohl höchstwahrscheinlich Fake News ist. Denn dann tauchte ein Gerücht auf, dass der Täter nicht alleine auftauchte, nein, mit vier Helfern, und dass diese es gezielt auf Muslime abgesehen hatten. Diese Art von Gerüchten hatten wohl ihren Ursprung in einem Facebook-Post eines Imams, der in einer Kopenhagener Moschee arbeitet, die dem Mullah-Regime nahe steht. 

Ich muss sagen, dass diese Art des Denkens a la "Oh, ich bin ja so glücklich, dass der Täter nicht X war!" sehr ekelerregend und widerlich ist, mit keiner Rücksicht an den Opfern der Tragödie. 

Letztendlich scheint es allerdings "nur", dass der Täter starke psychische Probleme hatte, sich von den Behörden im Stich gelassen fühlte, und dass Field’s als Tatort wohl eher zufällig war. 

Aber mal abgesehen von den psychischen Problemen und den Problemen mit der Psychiatrie als System hier in Dänemark, war diese Tat allerdings einfach nur ein Zeichen des Bösen ist. 

Ich bin entsetzt von dem ganzen. 

Aber wenn das gesagt ist, ist die Respons der Polizei sehr gut gewesen, wie sich zeigt. Es zeigt, dass aus früheren Tragödien dieser Art etwas gelernt wurde

Donnerstag, 30. Juni 2022

Kleinigkeiten aus der Zeit vor dem Gijur, und was diese bedeuteten


Chanukka 2018 in der Großen Synagoge Kopenhagens 

Seit letztes Jahr denke ich oft an die letzten Monate auf Lolland vor dem Umzug nach Kopenhagen i Spätsommer 2014, und was diese für mich bedeuteten. Und auch auf die letzten Monate im Gymnasium 2013, da diese Zeit auch sehr mit der anderen verknüpft ist. An das letzte denke ich jetzt vor allem weil ich letztes Jahr zum ersten Mal nach langer Zeit wieder feiernde Abiturienten feiernd mit ihren Mützen sah - und dann sofort an meine Tage damals denken musste.  

In der Zeit ging es mir ja auch so, dass ich endlich damit anfangen wollte, zum Judentum zu konvertieren. Das konnte ich allerdings erst dann machen, wenn ich in einer Stadt lebte, wo es auch eine Gemeinde gibt. Zuerst wollte ich nach Berlin um es dort zu machen, aber nach meinen ersten beiden Besuchen nach dem ersten Mal in Israel - Flensburg im November und Berlin im Dezember 2013 - war es dann etwas, was ich mir dann aus dem Kopf schlug. Ich entschied mich, nach Kopenhagen zu ziehen und es dann dort zu machen. 

Am Abend vor meiner Abreise nach Israel habe ich dann zum aller letzten Mal in meinem Leben Schweinefleisch gegessen. Das war schon ein Bruch, der was an sich hatte. 

Irgendwo auf Lolland im Sommer 2013, kurz vor der Reise nach Israel 

Allerdings war es auch so, dass ich damals keine Ahnung hatte, wo ich hätte anfangen sollen. Und zwar wusste ich auch, dass am Samstag Schabbat (oder besser gesagt: ab Freitagabend) ist, aber dennoch hatte ich noch immer keine Ahnung, wie es sich anfühlt, ihn zu begehen, und die ganzen Rituale. Ja, zwar stand es in Rabbi Laus Buch "Wie Juden leben" (auf englisch Practical Judaism), aber dennoch war es schwer nachzuvollziehen. 

Ich erinnere mich noch sehr gut auf die Feiern im Gymnasium, die da einmal im Monat stattfinden würden. Nachdem das Gymnasium vorbei war, war es auch damit vorbei. Und dennoch war es dann immer so, dass das Wochenende wie jeglicher anderer Tag war, auch weil ich nicht wirklich viel zu tun hatte - denn es war nicht jeder Tag, wo ich meine Eltern auf der Arbeit half. 

Kerzen im Theater "Sprøjtehusteatret" in Nykøbing, auf einem Freitagabend im späten Februar 2014

Allerdings muss ich sagen, dass ich vom Januar 2014 langsam spürte, dass da Freitagabends eine bestimmte Energie in der Luft war, sobald sich die Dämmerung näherte. Das war irgendwie beruhigend. Sehr bestimmt erinnere ich mich, als ich an einem Freitagabend im späten Februar zu einem Theaterstück in Nykøbing Falster ging, wo ich dann nach der Ankunft in der Stadt - die Sonne ging langsam runter, eine gewisse Stimmung spürte. 

Und dennoch. Freitag und Samstag waren Tage wie alle andere, und das änderte sich gewaltig nach dem Umzug nach Kopenhagen. 

Im späten Frühling 2014 begann ich dann allerdings schon langsam meinen Gijur-Prozess, in dem ich einmal im Monat Sonntagmorgen mit dem Zug nach Kopenhagen fuhr, um dort zum Unterricht im Gemeindehaus zu gehen. 

In meiner ersten Wohnung in der Kopenhagener Vorstadt Albertslund 

Ich würde jetzt auch sagen, dass ich in den letzten 7-8 Monate vor dem Umzug sehr unruhig - ich sehnte mich halt sehr nach Veränderung. 

Ich zog dann im Spätsommer 2014 um, aber einige Tage später kam ich zurück nach Lolland weil meine Eltern und ich zur Hochzeit meines Cousins nach Hamburg sollten. Die Hochzeit - einer Dorfkirche außerhalb von Hamburg - fand an einem Samstag statt. Am Freitagabend ging ich dann indisch essen, und versuchte zu verstehen, was in den letzten Tagen passierte. 

Im indischen Restaurant Maharani in Hamburg, August 2014

Am Tag nach der Hochzeit bin ich dann zurück nach Kopenhagen gefahren, da am nächsten Tag die Intro-Woche für die Uni anfing. Und so begann noch ein neues Kapitel in meinem Leben an. 

Am Ende der Intro-Woche war da ein Abendessen auf der Uni für uns die die Nahost-Fächer studierten. Nach dem Essen (mit dem wohl langweiligsten Hummus aller Zeiten) gingen wir dann alle zum Keller des Gebäudes, wo eine Diskothek aufgestellt war. Ich ging auf die Tanzfläche und....verlies den Raum nach 20 Sekunden. 

Warum?

Weil ich spüren konnte, dass das schon längst nicht mehr meine Welt war. 

In der darauffolgenden Woche war ich dann zum ersten Mal im Chabadhaus, in der kleinen Synagoge Machsike Hadas zum Kabbalat Schabbat, und zum Morgengebet dann in der grossen Synagoge. 

Das war dann meine Rutine am Wochenende von da an. Eine Zeit lang war ich so gut wie jeden Freitagabend im Chabadhaus, bis ich anfing, die häuslichen Rituale des Kiddusch zuhause sprach. 

Ein Jahr später war ich dann an einem Freitagabend auf Lolland, wo ich zum Geburtstag einer Freundin war. Und so gemütlich wie es war, konnte ich nicht wirklich aus dem Kopf bekommen, dass ich wohl etwas anderes machen musste. (Und zudem war es dann so: alle anderen aßen an dem Abend Schweinefleisch, für mich haben die Hühnchenbrust serviert - und heute kann ich nicht mehr das Fleisch vom Supermarkt nebenbei essen....) 

Das war halt die Realisierung, dass diese Zeit für mich vorbei war. 

Nach dem Umzug nach Kopenhagen würde ich dann zwar noch immer treifes Fleisch (aber kein Schweinefleisch oder Garnelen) essen - aber dann ab ungefähr Januar 2016, würde dieses Fleisch anfangen sich für mich säuerlich zu schmecken, und ich kaufte dann kein Fleisch mehr ein. (nach meinem Gijur im Sommer 2016 dauerte es allerdings noch ein Jahr, bis ich koscheres Fleisch kaufte - es ist halt etwas teuer hier in Dänemark)

Letztendlich aber würde ich sagen, dass ich nichts bereue und es das ganze wehrt war. 

Ich bereue nichts. 

Die Mikwe im Keller vom Gemeindehaus in Kopenhagen

Montag, 27. Juni 2022

Hamburg 2021 - ein fantastischer Urlaub kurz vor dem (jüdischen) Jahresende)

Letzten August freute ich mich sehr auf den ersten richtigen Urlaub nach sehr langer Zeit - und diese Vorfreude war nicht enttäuschend. 

Am Bahnhof von Padborg - wo ich schon seit dem Sommer 2010 nicht mehr war

Am Tag der Abreise hatte ich so einiges zu tun, da ich noch Saubermachen musste und das letzte packen. Und dennoch vergas ich dann das Fenster in der Küche zu schließen und eine Lampe in der Stube auszumachen. 

Ich kam dann endlich zum Zug, und leider war mein reservierter Sitz nicht auf der Seite, wo ich es wollte. Allerdings konnte ich mich nicht auf die andere Seite versetzen da der ganze Zug voll war mit Leuten, die nach Hamburg sollten, da der traditionelle Zug nach Hamburg derzeit wegen Arbeiten auf Lolland nicht fährt. 

Ich bin dann in Padborg ausgestiegen, wo ich dann von meinen Eltern abgeholt wurde. Ich würde dann zwei Nächte mit denen an der Grenze verbringen, und am nächsten Tag fuhren wir dann nach Husum und Friedrichstadt - mehr dazu hier

Zwei Tage später fuhren wir dann nach Hamburg, wo ich dann eine Woche verbringen würde, während meine Eltern da eine Nacht sein würden. 

Auf einer Raststätte zwischen Flensburg und Hamburg 


Wir fuhren zuerst zum Jüdischen Friedhof Ohlsdorf, wo ich meine Eltern etwas rumführte. 

Die Kapelle 


Mein Vater fand den Ort irgendwie unheimlich, meine Mutter hingegen etwas faszinierend. 

Schoa Denkmal, mit einer Urne gefüllt mit Asche aus Auschwitz 

Eingang zur sephardischen Abteilung 

Die sephardische Abteilung 


Denkmal an den Gräbern der Gefallenen des 1. Weltkriegs 

Gefallene des 1. Weltkriegs 

Danach fuhren wir in die Innenstadt wo wir uns etwas je für sich amüsierten und spazieren gingen, bis wir dann einige Stunden später dann in unser Hotel einchecken konnten. In der Zwischenzeit haben meine Mutter und ich dann ein Rückfahrticket mit dem FlixBus gekauft, da an dem Tag ein Streik der Deutschen Bahn begann. 

Das Rauthaus

Am Jungfernstieg 





Irgendeine Kunstinstallation

Im Innern der Kunstinstallation 


Es fühlte sich einfach wieder toll an, auf einer Reise zu sein. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte ich mich wieder lebendig - wie ich schon damals in Wien feststellte, fühle ich mich nur am Leben, wenn ich reise. 

Am nächsten Tag, nachdem meine Eltern abgereist waren, ging ich ins Kunstmuseum, wo ich auch schon seit 2019 nicht mehr war. 

Museum für Kunst und Gewerbe 

Neue Markierung für Objekte, die wohl Raubkunst sind 

Der persische Teppich 

Danach besuchte ich so einige meiner Lieblingsspots der Stadt:

Dieser Blick zum Hauptbahnhof erinnerte mich an den Besuch in Hamburg im Spätsommer 2014 

Hamburger Hauptbahnhof 

Vasco Da Gama Platz 

Die Elbphilharmonie 

Aussicht von der Elbphilharmonie 

Der Michel 

Aussicht vom Michel 
Es war besonders schön wieder die Aussicht vom Michel und der Elbphilharmonie zu geniessen, da ich da seit 2018 nicht mehr war - als ich 2019 in Hamburg war, war es sehr bewölkt, und dann hätte sich der Aufwand nicht gelohnt. 

Allerdings war es dieses Mal so, dass man am Michel mit dem Aufzug nur nach oben kam, nach unten musste man die Treppen nehmen. Das war ein Aufwand. 

Am Abend ging ich etwas spazieren bei den Landungsbrücken und der Reeperbahn:




Dämmerung bei St Pauli 

Eine Tür an der Reeperbahn 




Ich bin so glücklich, im November 2019 noch das Tina Turner Musical sehen konnte. 


Noch eine Tür an der Reeperbahn 





Am nächsten Tag besuchte ich das Stadtmuseum - war zwar interessant, fand es aber trotzdem etwas enttäuschend, dass die Juden Hamburgs dort nur eine Fußnote sind: 

Ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit 

Das alte Hamburg und Altona 

Reste vom Hamburger Brand 1842

Nachstellung eines Kaufmannshandels 

Man bekam auf dem Museum auch irgendwie den Geschmack davon, wie es war, mit dem eher primitiven Schiffen von Hamburg nach Amerika vor den 1870´ern zu fahren. 

Am Abend hatte ich dann einen sehr schönen Spaziergang in Altona. Da konnte ich wirklich geniessen, dass es wieder früher dunkel wurde. 



....und ich weis nicht, weshalb da die dänische Flagge hing



Am nächsten Tag habe ich dann zum ersten Mal eine kleine Rundfahrt an der Elbe gemacht, und ich habe etwas in der Innenstadt geshoppt bevor ich mich für den Schabbat fertig machte. 





Am Abend war ich nach dem Abendgebet zum Schabbat beim Landesrabbiner Shlomo Bistritzky eingeladen. Das war sehr gemütlich. 

Es war auch das, worauf ich mich am meisten freute - endlich wieder die Gemeinde dort zu besuchen. Es war so schön, wieder in der Synagoge Hohe Weide zu sitzen, wenn auch mit Maske, die man auch nicht beim sitzen abnehmen durfte. Ich habe den G-ttesdienst genossen, und auch den Kiddusch danach. 

Am Sonntag ging es dann wieder mit dem FlixBus zurück nach Kopenhagen. Der Bus war sehr verspätet, aber sobald ich mich hingesessen habe, habe ich die Fahrt genossen. 

Das warten auf dem sehr verspäteten FlixBus...

Lesestoff. Ach ja, Der Spiegel und das Ende der Ära Merkel...

Zwischenstop in Lübeck

Auf der Fähre nach Dänemark



Als der Bus in Dänemark ankam, geschah etwas seltsames:

Es wurde uns gesagt, dass die Polizei einen Tipp erhalten hatte, und deswegen mussten wir alle raus, unsere Koffer nehmen, und unsere Pässe bereit halten und kurz von der Polizei vernommen werden. Ein Koffer wurde nicht genommen - der wurde sofort von der Polizei konfisziert. 

Es war eine sehr schöne Busfahrt. Im Bus habe ich dann auch über das kommende jüdische Jahr denken, und wie sehr ich mich freute, dass dieses Jahr endete - obwohl die letzten Monate des Jahres sehr schön waren. 

Zurück in Kopenhagen

In Kopenhagen angekommen, ging ich die letzte Strecke zum Hauptbahnhof und nahm ein Taxi. Zuhause angekommen habe ich mich dann nur noch zurückgelehnt und mich entspannt - aber nicht bevor ich den Schock bekam, als ich entdeckte, dass ich bei der Abreise vergessen hatte, das Fenster in der Küche zu schließen und hatte eine Lampe in der Stube angelassen:


Am nächsten Tag bereitete ich mich langsam auf dem Ende des Jahres an. 

Der 1. Mai letzte Woche....

Letzte Woche fing der Mai an, und der Tradition treu, ging ich natürlich wieder zum Fælledparken. Und wie vor 10 Jahren besuchte ich auf de...