Sonntag, 10. Oktober 2021

Der Niedergang Bollywoods im deutschsprachigen Raum.....oder so ähnlich

(Kleine Note: Diesen Post fing ich im Januar an, und hatte dann eine Pause gemacht, und bin erst jetzt zu ihn zurückgekommen) 

Es war so kurz vor Silvester, da erzählte mein Vater mir, dass Zee.One eingestellt wurde, da auf dem Sendeplatz nur noch deutsche Schlager gespielt wird. Ich muss sagen, dass ich nicht wirklich überrascht bin, da ich schon seit Jahren bemerkte, wie die Popularität von Bollywood im deutschsprachigen Raum gesunken ist - und ich sah es schon 2016 voraus, als der Sender startete. Es wäre vielleicht etwas anderes, wäre er 2009 oder früher gestartet. Ich selber habe den Sender nie gesehen, da mir die Qualität der Filme seit 2010 nicht mehr richtig gefallen hat. Ich schaute damals auch im Molo-Forum, um zu sehen, was da über den Sender gesagt wurde - da wurde auch so einige Skepsis geäußert, und es wurde zudem gesagt dass die Filme, die schon sehr gut von Rapideyemovies synchronisiert wurden, eine neue Synchro erhalten würden. Das war schon ein riesiges No Go für mich, also habe ich den Sender nie gecheckt. 

Aber als mein Vater mir über die Einstellung des Senders erzählte, wurde ich neugierig - und als ich kurz nach Neujahr wieder in Kopenhagen war, googelte ich so einiges - und abgesehen vom Wikipedia Artikel, kamen Artikel wie der hier: "Kein Bollywood mehr: Auch bei Vodafone Kabel ist Sender Zee-One raus". Interessant ist da aber diese Passage: 

"Kritik kam zudem immer häufiger an den musikalischen Streifen, weil in den gezeigten indischen Schmonzetten stets die heile Welt zwischen Mann und Frau vermittelt wurde - in einem Land, wo Frauen weiterhin Unterdrückung und oft sexuelle Gewalt ertragen müssen. Viele Filme auf Zee.One waren weit von der Realität entfernt. "

Ich finde das sagt schon irgendwie alles, wie die Mehrheit diesen Sender gesehen hat. Hinzugefügt wird dann auch, dass RTL 2 früher der Sender war, wo früher viele Bollywood Filme gesendet wurden, und somit auch die Einführung vieler Deutsche nach Bollywood. 

Ich wollte dann mal die Reaktion zur Einstellung im Molo-Forum sehen. Obwohl ich seit 2010 sehr selten in dem Forum unterwegs war, hatte ich das Forum noch immer auf meiner Leiste oben, um schnell auch dahin zu kommen. Ich war letzten Juni - witzigerweise kurz nach der eigentlichen Einstellung des Senders - zum ersten Mal nach sehr langer Zeit da eingeloggt, um die Meinungen zu einem Film zu lesen. Ich klickte auf der Leiste, wurde dann zu einem anderen Link geschickt. Und ach da: Das Forum gibt es nun nicht mehr. Stattdessen ein Statement des Administrators Marco, wo er unter anderem schrieb:

"Hier ruht das Bollywood-Forum, das ich in verschiedenen Fassungen zwischen 2003 und 2020 betrieben habe. Mangels eigenem Interesse erfolgte die Schliessung auf Dezember 2020. All jenen, die dem Forum über die Jahre die Treue gehalten habe, all jenen, die es mit Content gefüllt haben, all jenen, die es weiterempfohlen haben und all jenen, die darin einfach nur etwas chatten wollten: euch gebührt mein Dank. Es gab eine Zeit, da war das Forum mit all seinem Positiven und Negativen kaum aus meinem Leben wegzudenken. Und es haben sich langanhaltende Freundschaften ergeben - für mich, aber, wie ich aus Gesprächen weiss, auch unter euch." 

"Ich hoffe, ihr tragt gute Erinnerungen davon und habt andere Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Molo-spezifisch gibt es etwa die Facebook-Gruppe von Molodezhnaja, aber auch per Mail oder natürlich privat."

Das zu lesen war ein sehr, sehr seltsames Gefühl. In den Jahren 2006 bis zum Sommer 2010 war ich so gut wie immer in dem Forum, habe mich da über Filme, Schauspieler und anderes ausgetauscht, und es war oft ein sehr großer Teil meines Lebens, vor allem in einer Zeit wo es mir nicht sehr gut ging.  

Aber die Paar Male, wo ich nach 2010 in dem Forum war, bemerkte ich, wie es von Jahr zu Jahr viel weniger Aktivität gab, und bemerkte es vor allem diesen Juni. Auch im letzten März war ich kurz da, weil ich bemerkt hatte, dass Rapideyemovies nun auch nichts mehr mit Bollywood zu tun hat. 

Das bringt mich nun zu dem, worüber ich eigentlich schreiben möchte - der Aufstieg und der Niedergang Bollywoods im deutschsprachigen Raum. 

Gehen wir mal zurück zum Herbst 2005 - in meinem Fall, den 11/11 2005. Ich war 11 Jahre alt, und ich schaute an dem Abend mit meinen Eltern Veer Zaara, und somit wurde ich ein Fan. Daraufhin folgte im November Koi Mil Gaya, und im März Ka Ho Naa Ho. Ich bemerkte zwar schon im August 2005, wie auf RTL 2 viele Trailer zu Bollywood-Filmen liefen, aber meine Eltern und ich haben erst im November aufgegriffen. Meine Mutter hatte schon im Herbst 2004 K3G auf RTL 2 gesehen, der Film, der diesen Boom in Deutschland erst erschuf. 

Ich würde sagen, um diese Zeit fing im deutschsprachigen Raum dann auch "das Goldene Zeitalter von Bollywood" an (nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Goldenen Zeitalter des Hindi-Films, 1946-1973), und es waren alles Filme aus dem Zeitraum 1998-2004, die zu dem Zeitpunkt auf RTL liefen, und die Filme waren immer von Rapideyemovies und Universum synchronisiert worden - dass erkennt man vor allem an der Tatsache, dass Shahrukh Khan immer von Pascal Breuer gesprochen wurde. 

Andere Labels bemerkten ebenfalls diesen Bollywood-Boom. Und somit fingen Labels wie KSM, Laserparadise und MIG, diverse Filme aus Indien zu kaufen - mit oft sehr fragwürdigen Ergebnissen. So würde KSM vor allem Filme mit Shahrukh Khan aus den 90´er Jahren (eine recht mittelmäßige Zeit seiner Karriere) kaufen, und selbst wenn er im Film nur einen Gastauftritt hatte, so würde er sehr prominent auf dem Cover zu sehen sein. (Hier muss zudem noch gesagt werden: eines der prominentesten Fälle davon ist der Film Army (Im Auftrag der Liebe, 1996), in dem Sridevi die Hauptrolle einer Frau hatte, die den Tod ihres Ehemannes (Shahrukh Khan) recht. Es wurde von vielen geglaubt, es währe KSM gewesen, die anfingen, Khan auf das Cover des Filmes zu setzen - allerdings wurde der Film schon so 1996 in Indien promotet, was damals viele bestürzte, da viele damals Sridevi und Shahrukh Khan in einem Film sehen wollten - das wird nun leider nie wieder passieren, da Sridevi vor 3 Jahren leider zu früh von uns gegangen ist) Und obwohl KSM zu Anfang oft Pascal Breuer für die Synchro benutzte, konnten sie es sich nicht immer leisten - und so lies die Qualität der Synchros nach. Laserparadise hatte zudem den Mankel, dass die Bildqualität ihrer DVDs oft grottenschlecht war, und bei MIG gibt es das Gerücht, man würde Leute entführen, um diese dann zu zwingen ihre eingekauften indischen Filme zu synchronisieren - die verhunzte Synchro des Films Hey Ram ist bis heute noch sehr gefürchtet. 

Es hilft nicht, dass die deutschen Titel der Filme oft sehr schlecht waren, und somit den Ruf gaben, bei Bollywood würde es sich alles um Kitsch handeln. 

Ab 2008 wurde es dann langsam stiller und stiller um Bollywood - zwar wurden einige sehr aktuelle Filme noch von Rapideyemovies rausgebracht, aber bei RTL 2, die damals die Bollywood Mania 2005 starteten, wurden entweder Filme wiederholt oder es gab nur alle paar Monate einen indischen Film. 

Und dann gab es noch ein anderes Mankell: die Qualität der aktuellen Filme lies nach. Das, was die Filme so "indisch" machte, rückte mehr und mehr in den Hintergrund, und es störte vielen Fans im deutschsprachigen Raum, dass die Filme mehr und mehr "westlich" wurden. Und die Soundtracks der aktuellen Filme verloren auch mehr und mehr das, was "indisch" war. 

Allerdings muss auch gesagt, dass solche "verwestlichen" schon um das Jahr 2000 existierten, allerdings damals nicht so prominent waren wie ab 2005. 

Um 2010 endete diese Zeit endgültig - und es wurden dann meist nur die wichtigsten Filme von Shahrukh Khan rausgebracht, allerdings ab einen gewissen Punkt nicht mehr von Rapideyemovies. 

Den letzten Bollywoodfilm, den ich auf RTL2 sah, war "Happy New Year" im Sommer 2015 - und das war ein Cringe-Erlebnis. 

Eine Sache, die ich der Bollywood Mania verdanke, ist, dass ich dank dies zum Hobby-Cineasten geworden bin, und da durch bin ich zu Filmen aus dem Rest Asiens gekommen. 

Ich plane jetzt jedenfalls mehrere dieser Filme, die mich damals berührten, hier zu besprechen. 

Davor allerdings gibt es allerdings einige Filme aus der Zeit vor der Teilung 1947, die zuerst Vorrang haben. 

Montag, 13. September 2021

5782....

Letzte Woche war Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest. Ich hatte zwei sehr schöne Tage, und ich bin sehr optimistisch, dass dieses Jahr 5782 ein sehr gutes Jahr wird. Das letzte Mal, wo ich so optimistisch über den jüdischen Jahreswechsel war, war vor 3 Jahren, beim Jahreswechsel zu 5779. 5779 wurde dann auch ein sehr schönes Jahr. 

Ich hatte nun die letzten Tage so einige Zeit zu reflektieren, so wie es sich zu diesen Zeitpunkt gehört - und dennoch fühle ich wie jedes Jahr um diese Zeit eine große Ehrfurcht vor Jom Kippur. Und das, obwohl ich sagen würde, dass Jom Kippur eigentlich mein Lieblingsfeiertag ist. 

Ich freue mich vor allem auch auf die Kol Nidre, am Vorabend. Ich finde diese Zeremonie sehr bewegend, und ich bekomme immer Gänsehaut bei der Art, wie es vorgelesen wird. 

Man muss aber auch bedenken, dass selbst wenn Jom Kippur der Tag ist, wo G-tt uns beurteilt, so soll man sich auch an diesen Tag darüber freuen. Der Tag ist auch eine Erinnerung daran, dass G-tt uns eigentlich liebt. 

Dieses letzte Jahr war ein sehr hartes für mich - aber dennoch bin ich bereit, all diese Dinge aus dem Jahr hinter mir zu lassen, und ich fühle jetzt schon, dass ich neu angefangen habe.  

גמר חתימה טובה

20 Jahre seit 9/11

Letzten Samstag sind es 20 Jahre her, seit dem Terroranschlägen vom 11. September 2001. Das war der Moment, wo der eigentliche Zeitgeist der 2000´er anfing, und der Krieg gegen den Terror begann - ein Krieg, der Angesichts der kürzlichen Übernahme Afghanistans durch die Taliban wohl eher misslungen ist. 

Ich erinnere mich noch ganz genau, wo ich an dem Tag - mit 7 Jahren - war. Das wissen alle, die diesen Tag mit erlebten. Wir waren in Flensburg, bei meiner Oma. Ich ging rein in die Stube, und sah meine Mutter und meine Oma mit schrecklichen Gesichtsausdrücken, und sie schauten auf dem Fernseher. Ich schaute hin, und sah da wie das zweite Flugzeug gegen den zweiten Turm flog. Es schien so surreal. An dem Tag hörte ich auch zum ersten Mal das Wort Terrorist. So etwas vergisst man nicht. 

Das ganze Szenario von dem Tag ist wie aus einem Albtraum - und selbst jetzt, 20 Jahre später, fragt man sich nur: Warum? Warum musste das geschehen?

Ich kenne eine Frau, die an dem Tag ihre Nichte verloren hat - sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. 

Ich erinnere mich auch deutlich an die Zeit danach - der Krieg in Afghanistan war mehr oder weniger allgegenwärtig, und ich erinnere mich wie eine Freundin Angst davor hatte, dass ihr Bruder dorthin geschickt werden könnte - das wurde er letztendlich nicht. 

Ich erinnere mich allerdings dann auch wie im Gymnasium - und das war dann schon zu der Zeit wo Afghanistan mehr und mehr im Hintergrund gerückt wurde, und nachdem Osama Bin Laden schon erschossen wurde - mehrere sagten, die Amerikaner sollten "9/11 einfach vergessen". Wenn ich daran jetzt zurückdenke, gruselt es mich - vor allem nachdem wir dann selber 2015 den Terroranschlag hatten an Krudttønden und an der Synagoge. Und wenn das gesagt ist, finde ich dass Antiamerikanismus ein sehr faszinierendes Phänomen ist.  

Die Bilder, die im Laufe des letzten Monats aus Afghanistan kamen, deprimieren mich. Es scheint, es war alles vergebens. 

Mittwoch, 25. August 2021

FILMKRITIK: The Congress (Israel/Deutschland/Frankreich/Belgien/Polen/Luxemburg, 2013) (8/10)

 

Alternative Titel:כנס העתידנים

Regie: Ari Folman
Drehbuch: Ari Folman
Produktion: Ari Folman, Robin Wright, Sébastien Delloye, David Grumbach, Eitan Mansuri, Diana Elbaum
Kamera: Michał Englert 
Musik: Max Richter
Darsteller: Robin Wright, Jon Hamm, Harvey Keitel, Danny Huston, Kodi Smit-McPhee, Sami Gayle, Paul Giamatti

Handlung:
Die Schauspielerin Robin Wright (Robin Wright, in einer fiktiven Version von ihr selbst) hatte eine Anfangs sehr vielversprechende Karriere, die allerdings durch schlechte Entscheidungen ins Wackeln geriet und nun sehr selten Rollenangebote bekommt. Zusammen mit ihren Kindern Sarah (Sami Gayle) und Aaron (Kodi Smit-McPhee) lebt sie in einer Wohnung neben dem Flughafen in einer Wüste, und sie bangt um die Gesundheit von Aaron, der langsam sein Gehör verliert. Ihr Agent Al (Harvey Keitel) bietet ihr ein Angebot des Mirramount Studios an, das all ihre Probleme lösen soll: Sie soll sich scannen lassen, damit man mit ihrem ewig jungen Abbild Filme am Laufband produzieren kann, und sie wird weiterhin für diese Rollen bezahlt - allerdings gibt es einen Haken: sie darf danach nie wieder irgendwo auftreten. Sie willigt ein, und lässt sich scannen. 20 Jahre später wird sie vom Mirramount CEO Jeff Green in das Abrahama Hotel, dass in einer animierten Zone liegt, eingeladen, um dort auf dem Futurologischen Kongress zu reden, um dort ihren Vertrag zu erneuern und bei der Präsentation da zu sein, wenn bekannt wird, dass man Robin danach nicht nur in Filmen sehen kann, sondern sich in ihren Charakter verwandeln kann durch Zunahme einer Droge. Robin spricht sich am Kongress gegen diese Droge aus, und kurz darauf wird das Hotel von einer Rebellengruppe angegriffen, und sie wird vom Animator Dylan Truliner (Jon Hamm) gerettet. Robin wird nach einem Trauma in ein künstliches Koma versetzt, und wacht 20 Jahre wieder auf, und findet sich in einer animierten Welt wieder. Sie fängt eine Beziehung mit Dylan an, und sucht dann nach ihrem verschwundenen Sohn....

Review:
Mann, das war schon etwas, die Handlung so zusammen zu fassen - sonnst währe es schwer, diesen Film in dieser Review richtig zu erklären. Ich habe den Film letzte Nacht nach 7 Jahren wieder gesehen. Ich hörte erstmals 2013 von diesen Film, als er auf dem Filmfestival von Cannes präsentiert wurde, und als er dem Europäischen Filmpreis als Besten Animationsfilm bekam. 2014 kaufte ich den Film dann bei Saturn in Hamburg, als ich kurz vor Semesterbeginn da im Urlaub war - dort las ich zum ersten Mal von der Handlung, und zudem fand ich es seltsam dass der Film unter der Kategorie "Anime" sortiert war. 

Ich selbst mag die Filme von Ari Folman - Saint Clara ist einer meiner Lieblingsfilme, und Waltz with Bashir fand ich beeindruckend, also war ich etwas gespannt. Der Film war, als ich ihn damals nach der Rückkehr aus dem Urlaub zum ersten Mal sah, etwas verwirrend, aber eigentlich gefiel er mir - und ich fand die Art wie die Handlung zwischen Realfilm und Animation wechselte auch recht gut. Die Schauspieler - hier allen voran Robin Wright und Harvey Keitel - gefielen mir auch sehr gut, und die Musik war auch wirklich gut. Der Score von Max Richter ist Atemberaubend, und so sind auch Robin Wrights Coverversionen von Bob Dylans "Forever Young" und Leonard Cohens "If it be your will". 

Da ich nächste Woche wieder zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder nach Hamburg fahre, und so ungefähr zur selben Zeit war wie vor 7 Jahren, dachte ich, wieso diesen Film nicht mal wieder sehen. Und ich muss sagen, dass mir der Film nun viel mehr gefällt. Das Thema ist nun etwas aktueller, und es scheint mir wirklich so, als wollen viele Menschen sich dieser Zeit - und ich hatte dieses Gefühl schon vor der Pandemie - viel lieber in einer Traumwelt leben wollen, als sich mit dem richtigen Leben zu beschäftigen. Und diese Attitude sehe ich vor allem unter jungen Leuten, unter anderen auch meiner Generation. Und leider wird diese Attitude auch von Konzernen wie Disney promoted, G-tt sei dank aber nicht in dem Masse wie es in diesen Film durch Miramount (eine Parodie auf Miramax und Paramount) gemacht wird. 

Der Film basiert teilweise auf dem Roman "Der Futurologische Kongress" des polnisch-jüdischen Schriftstellers Stanisław Lem. Darin hatte die Flucht in Illusionen etwas mit der Flucht aus dem Alltag der kommunistischen Diktatur zu tun, hier ist es die Flucht aus dem Alltag der Diktatur der Konzerne. Angesichts der Tatsache, wie der Kommunismus heute von vielen verharmlost wird, finde ich diese Allegorie sehr faszinierend. Laut Folman war diese Allegorie sehr passend - und ich gebe ihn recht: diese "Diktatur der Unterhaltungsindustrie" ist real, und das ist gruselig. Diese "Diktatur" macht es unmöglich für ehrliche Künstler, sich zu verwirklichen, und macht es unmöglich, reelle Filme zu machen - alles was heute im Kino läuft, ist alles künstliches für den Massenkonsum. Und heute gibt es die Methode vom "Deepfake", also sehr dicht an das Konzept der "digitalen Schauspieler" wie sie im Film hier gezeigt wird. Ich finde das irgendwie gruselig - als ich den Film vor 7 Jahren zum ersten Mal sah, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht - aber heute ist es wirklich aktuell. Man denke nur daran, dass anscheinend wirklich ein Film gemacht wird, in der James Dean virtuell wiederbelebt wird. 

Ich gebe den Film acht von zehn Sternen, und kann ihn weiterempfehlen - allerdings ist der Film nicht für jeden, denn sonnst gäbe es nicht den grossen Unterschied zwischen den Kritikern und den Zuschauern auf Rotten Tomatoes. 

Und wenn das gesagt ist, muss ich sagen, dass ich seit ich den Film vor 7 Jahren gesehen habe, Robin Wright nie wieder im selben Licht gesehen habe. Und wenn man bedenkt, dass die fiktive Version ihrer selbst im Film am Ende ihrer Karriere war, ist es witzig wenn man bedenkt dass im selben Jahr "House of Cards" ihre Premiere hatte, und Robin Wrights Karriere wieder richtig Schwung gab. 

Screenshots:











































Sonntag, 22. August 2021

7 Jahre Kopenhagen

Letzten Montag sind es 7 Jahre her, dass ich Lolland verlassen habe und in Kopenhagen ein neues Leben begann. Es fühlt sich so seltsam an - ich musste allerdings in letzter Zeit sehr oft an die letzten Monate auf Lolland denken, da ich erst in den nachfolgenden Jahren bemerkte, was für eine besondere Zeit es für mich war. Eine Zeit, wo ich wirklich spürte, dass sich mein Leben von Grund auf verändern würde. Es gab dann vor allem in den letzten zwei Monaten so einige mentale Abschiede, und es war auch schön, endlich langsam den Gijur zu beginnen. 

Ich erinnere mich noch, als ich meine damalige zukünftige Wohnung in Albertslund zum ersten Mal sah. Sie war zwar etwas klein, aber es war endlich meine erste eigene Wohnung. 

Eine Woche später reiste ich dann zum ersten Mal allein nach Albertslund, um den Schlüssel zu holen. Ich stieg damals zum ersten Mal in der Vorstadt Høje Taastrup aus, um die S-Bahn nach Albertslund zu nehmen. In Albertslund angekommen, habe ich mich zuerst verlaufen - ich wusste damals nicht, dass Albertslund so gross ist! Ich fand dann schließlich Morbærhaven, und habe meinen Schlüssel bekommen, und nahm dann den Bus zurück zum Bahnhof von Albertslund, um dann die S-Bahn in die Stadt zu nehmen. Ich musste später zu einem Intro-Event für die neuen Studierenden auf dem Campus. Ich hatte zuerst einen schönen Spaziergang und Shopping Trip in der Stadt, und dann nahm ich ein Taxi zum Campus. Das war das aller letzte Mal dass ich ein Taxi in Kopenhagen vor dem Umzug nahm. Ich nehme seitdem sehr selten ein Taxi, nur in Notfällen oder wenn ich aus einem Urlaub zurückgekommen bin. Die Intro-Feier war sehr gemütlich, und ich traf auch einige zukünftige Hebräisch Studierende. Mir wurde dann auch die Metro gezeigt, die ich dann zum ersten Mal nahm, und kam dann mit der S-Bahn zurück zum Hauptbahnhof. Auf dem Hauptbahnhof hatte ich dann ein sehr schönes Gespräch mit einer älteren Dame, die nach Ringsted sollte. Nachdem sie dann ausgestiegen war, traf ich dann einen Freund aus dem Gymnasium, und wir redeten dann für den Rest der Fahrt zurück nach Nykøbing. 

Zwei Tage später war es dann soweit - und ich teilte damals meine Gedanken darüber:  

Ich brauche jetzt ein Bisschen den Abstand von Lolland - hier sind noch viel zu viele Schatten von den drei Jahren im Gymnasium und der Zeit der Grundschule 2000-2010. Ich brauche wirklich einen Neuanfang....in der Zwischenzeit ist alles wichtige gepackt worden.
Es wirkte damals so surreal. 

Aber es passierte. Wir standen damals an dem Samstagmorgen früh auf, und sind dann sofort losgefahren. Das aller letzte, was gepackt wurde, war mein Ventilator, der dann vor zwei Jahren den Geist aufgab. 

Als alles dann für den Tag fertig war, gingen wir dann essen in der lokalen Pizzeria - letztes Jahr trank ich da eine Cola am letzten Abend vor meinen Umzug in die Stadt. Nachdem meine Eltern dann zurück nach Lolland fuhren, legte ich mich dann hin zum schlafen, denn am nächsten Morgen sollte ich früh hoch, zum Unterricht im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde. Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte, fing mein neues Leben an. 

Es war ein guter Anfang meines neuen Lebens. 

Nach dem Unterricht ging ich zu einer pro-israelischen Demo am Rathausplatz. Es fühlte sich - trotz regen - fantastisch an. Danach ging ich ins Kino und sah "Lucy" - einer der bizarrsten Filme die ich je gesehen habe. 

Die erste Woche war jedenfalls sehr schön - am Wochenende fuhr ich dann zurück nach Lolland, denn dann fuhren wir nach Hamburg zur Hochzeit meines Cousins. Die Tage in Hamburg waren auch wirklich, wirklich schön - und deswegen freut es mich, wieder nächste Woche nach Hamburg zu fahren, auf den Spuren von damals. 

Dann kam der Tag meiner Abreise, und ich nahm dann den Zug zurück nach Kopenhagen. Es fühlte sich so seltsam an, damals nicht mit dem Zug in Nykøbing auszusteigen - aber das seltsamste Gefühl war dann, wieder in der Wohnung zu sein, am Tag vor dem Beginn der Intro-Woche. 

Am nächsten Tag fing die Intro-Woche an, und mein Leben am Campus fing an. 

Freitag, 13. August 2021

Es ist Elul...

Diese Woche fing der jüdische Monat Elul an. Es ist der letzte Monat im Jüdischen Kalender, und es ist ein Monat in der man sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren soll, und wo man in sich gehen soll und sich bessern soll. Es ist auch ein sehr spiritueller Monat, denn hier bereitet man sich schon auf den Jahreswechsel und die Hohen Feiertage vor. 

Ich muss derzeit sehr oft an Elul 5779 (September 2019 im gregorianischen Kalender - eines der wenigen Male wo ein jüdischer Monat genau parallel zu einen gregorianischen Monat lief). Es war eine seltsame Zeit - es fing mein aller letztes Semester an, und ich schrieb an meiner Masterarbeit über die dänische Reformgemeinde Shir Hatzafon. Ich erinnere mich noch wie der Monat anfing - ich sehe noch den schönen Himmel über Guldborgsund vor mir, wo es dämmerte. Ich war in den Tagen auf Lolland, und meine Eltern und ich waren auf dem Weg zurück von einem Geburtstag. Mir war bewusst, dass an dem Abend der Monat Elul anfing - und deswegen schien mir diese schöne Dämmerung in einem ganz anderen Licht. 

Ich freute mich schon da, wie jedes Jahr um diese Zeit, auf Rosch Haschana, und was das neue Jahr dann reinbringen würde. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber irgendwie hatte ich an dem Abend eine Vorahnung, dass etwas ganz großes passieren würde. Ich konnte aber nicht erklären, was genau es war - ich glaube dass es wohl die Pandemie war. Allerdings hätte wohl niemand vorhergesehen, dass es so schlimm werden würde. 

Zwei Tage danach fuhr ich dann zurück nach Kopenhagen, wo ich mich dann auf meine Feldarbeit für die Masterarbeit vorbereitete. Soll heißen, ich ging dann zum ersten Mal zum Schabbat bei der Reformgemeinde Shir Hatzafon. Da die Gemeinde keine eigene Synagoge hat, mieten die das Haus der Unitarier in Østerbro neben der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika für ihre G-ttesdienste und Ereignisse.

Aber zuerst fuhr ich mit einer Freundin nach Assens, einer Kleinstadt auf Fyn, um dort den alten Jüdischen Friedhof zu besuchen. Das war ein schöner Tag, und es war spannend, obwohl der Friedhof an sich recht klein ist. 



Am nächsten Tag war ich dann nach langer Zeit wieder bei einen Morgeng-ttesdienst in der Großen Synagoge, und holte danach etwas Literatur für meine Masterarbeit in der Bibliothek im Gemeindehaus. 


An dem Tag der Feldarbeit war ich am Morgen zuerst auf einem Vortrag meiner Gemeinde bei Ungdommens folkemøde in Valby. Es war ein recht abenteuerlicher Tag, und ich erinnere mich das jemand versucht hatte, auf mein Facebook Profil zuzugreifen. Ich hatte da einen recht langen Spaziergang durch Valby...und als ich wieder zurück in meiner Wohnung in Alberstlund war, sah ich, dass ich nun einen neuen Schrank mit Spiegel hatte. Später am Abend war ich dann in Østerbro, und ich ging dann zuerst einen Spaziergang am Friedhof neben der US-Botschaft. Dort sah ich dann einige sehr schöne Sonnenblumen, und ich ging dann zum Unitarierhaus, wo ich auf die anderen wartete. Ich half dann, die Tische zu decken und anderes mit aufzubauen vor Einbruch des Schabbats. 

Die Sonnenblumen am Friedhof 

Das Haus der Unitarier 
Es war eigentlich ein recht schöner Schabbat. Ich kann mich zwar nicht mit dem Reformjudentum identifizieren, aber dennoch war es ein schöner Schabbat, das Essen war gut, und es war sehr gemütlich. An dem Schabbat war auch eine Bar Mizwa. 

In dem Monat Elul habe ich auch mit einem sehr trivialen Problem abgeschlossen, und ich arbeitete schon recht gut an meiner Masterarbeit. 

Dann kam der Jahreswechsel an sich - und ich hatte sehr schöne Feiertage. Ich würde auch sagen, dass das hier wohl das beste Rosch Haschana bis jetzt war, und ich war dort zwei Mal eingeladen. Ich ging dann am ersten Tag Rosch Haschana von Frederiksberg nach Valby, und ging da durch den Stadtteil Vesterbro auf dem Sønder Boulevard. Es war sehr schönes Wetter, und der Tag an sich war sehr schon. Auf einmal jedoch wurde ich daran erinnert, dass ich an dem Tag vor 76 um mein Leben rennen müsste, da zu Rosch Haschana 1943 der Befehl kam, die Juden Dänemarks zu verhaften und zu deportieren. 

Was ich mit dem ganzen hier sagen will, ist dass der Monat Elul eine sehr besondere Zeit ist, jedes Jahr. Und ich kann nicht damit aufhören, am Elul 5779 zurückzudenken, weil es das letzte Mal war, wo die Welt noch in Ordnung war. 

Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass wir uns in ein gutes Jahr 5782 bewegen. Das Gefühl habe ich schon seit Rosch Chodesch Sivan. 

Und diesen Schabbat gehe ich Freitagabend - also heute - wieder zur Reformgemeinde, da es das letzte Mal ist, wo deren Rabbinerin Tirzah Ben-David in Dänemark sein wird, weil sie nun in den Ruhestand geht. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und mich dann auch von ihr zu verabschieden, denn ich interviewte sie für meine Arbeit kurz vor Jom Kippur damals, und es war ein sehr gutes und spannendes Interview. 

Und mir ist gestern aufgefallen, dass als ich damals vor zwei Jahren zum ersten Schabbat bei der Reformgemeinde war, dass es auch der erste Schabbat im Monat Elul war - genau so wie jetzt. 

Zufälle gibt es.....

Velma - die wohl schlechteste, meist gehasste Serie der neuen Zwanziger

  SHE HAS NO BRAIN  Oy vey, das war schon sehr bizarr, als Ende 2022 bekannt wurde, dass Mindy Kaling eine Animationsserie für Erwachsene pr...