Montag, 26. Dezember 2016

FILMKRITIK: Pulgasari (Nordkorea/Japan 1985) (6/10)

Alternative Titel: Burugasari, 불가사리,  プルガサリ

Regie: Shin Sang-ok, Chong Gon-jo
Produktion: Kim Jong-il
Drehbuch: Kim Se-ryun
Musik: Jong Gon-so
Darsteller: Jang Sun-hee, Ham Gi-sop, Ri Jong-uk, Ri Gwon, Yu Gwong-ae, Pak Yong-hok, Ri Riyonun, Pak Pong-ilk und Satsuma Kenpachiro

Handlung:
Im Korea des Mittelalters regiert ein tyrannischer König (Pak Yong-hok) über das Land, und der die hungernden Bauern das Leben zur Hölle macht. Ami (Jang Sun-hee) lebt mit ihrem Vater, den Schmied Takse (Ri Gwon) in einem Dorf wo sich einige Bewohner - darunter ihr Verlobter Inde (Ham Gi-sop) - sich den Widerstand in den Bergen angeschlossen haben. Als Takse verhaftet und zu Tode hungert, macht er in seinem letzten Atemzug eine Lehmfigur. Als Ami eines Abend näht, sticht sie sich dem Finger und ihr Blut tropft auf die Figur - die daraufhin zum Leben erweckt wird. Sie und ihr Bruder Ana (Ri Jong-uk) nennen es Pulgasari, und es wird grösser und grösser, je mehr Eisen es frisst. Zusammen mit den Rebellen in den Bergen stürzen sie zuerst den Gouverneur (Pak Pong-ilk), und kommen so dem Sturz des Königs näher....

Review:
"Pulgasari" ist wirklich einer der seltsamsten Filme, die ich je gesehen habe. Aber noch bizarrer als der Film selbst ist die Vorgeschichte, die 1978 damit anfängt, dass Kim Jong-il den südkoreanischen Regisseur Shin Sang-ok und dessen Ex-Frau, die Schauspielerin Choi Eun-hee, von Hongkong aus entführen lässt. Im Laufe der 80er Jahre dreht Shin Sang-ok mehrere Filme für Kim, wobei die meisten propagandistischer Natur sind, jedoch von besserer Qualität sind als die Filme vor der Entführung. Der erfolgreichste war wohl "Sarang Sarang nae Sarang", eine Musical-Version des koreanischen Volksmärchen um Chunhyang, das wohl der erste reinste Unterhaltungsfilm in der Geschichte Nordkoreas war - der auch den ersten verhüllten Kuss zeigte.

"Pulgasari" ist jedoch der Film, der wohl am bekanntesten ist aus dieser Zeit. Gedreht wurde neben Nordkorea selbst auch in den Toho Studios in Japan und in der Verbotenen Stadt in Peking. Die Kostüme der Darsteller sind auch sehr gut gelungen, und Pulgasari selbst wirkt etwas befremdlich im ganzen. Gespielt wurde das Monster von Satsuma Kenpachiro, der Godzilla mehrere Jahre spielte. Die Handlung basiert auf ein koreanisches Volksmärchen, wobei hier der Widerstand gegen den Imperialismus oder dem Kapitalismus symbolisieren soll.

Das Schauspiel des Films ist jedenfalls grauenhaft, und ist oft unfreiwillig komisch, und es ist oft nur theatralisches Geheule. Die Hauptdarstellerin hier ist Jang Sun-hee, die in der ersten Hälfte des Filmes meistens nur herumheult und Pulgasaris Namen ruft. Dann ist da noch Pak Yong-hok, der als König meistens nur böse herumlacht. Es muss allerdings gesagt werden, dass Jang Sun-hee tatsächlich schauspielern kann, wie sie im selben Jahr im gleichfalls von Shin Sang-ok gedrehten "Sarang Sarang nae Sarang" bewies. Wobei ihr Schauspiel in den letzten 20 Minuten des Film plötzlich ernst wird. Und nun kommen wir zu dem tiefen Sinn des Films.

Es ist offensichtlich, dass der König im Film eine Allegorie auf Kim Il-sung ist - Pulgasari selbst ist aber auch eine Allegorie auf ihm. So hilft Pulgasari den Rebellen und den einfachen Leuten, den bösen König zu stürzen und zu vernichten - nur um dann kurz darauf das Leben der Menschen zur Hölle zu machen. In den letzten Screenshots habe ich auch die Untertitel mitgenommen, die es zeigen. Bemerkt auch den Ernst im Gesicht von Jang Sun-hee.

Kurz nachdem der Film raus gekommen war, flüchteten Shin Sang-ok und Choi Eun-hee in Wien in die US Botschaft, und kehrten kurz darauf nach Südkorea zurück. Ihre Karrieren konnten sich nie von den Jahren in Nordkorea erholen.

PS - in einer Szene in den Bergen essen die Rebellen Baumrinde. 10 Jahre später, nachdem der Film raus kam, wurde Nordkorea von einer riesigen Hungersnot geplagt, die dafür sorgte, dass die einfachen Leute vom Land Baumrinde und Grass kochten um zu überleben.

Screenshots:

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Gedanken zum Terror in Berlin

Am Montag kam ich nach Lolland, und lag mich für eine halbe Stunde hin, um ein bisschen runter zu kommen.

Als ich dann wieder aufwache, erfahre ich, dass der russische Botschafter in der Türkei von einem Polizisten vor laufender Kamera erschossen wurde, und dieser danach "Allahu Akbar" rief und in die Kamera sprach. Das Video ist ziemlich verstörend, und nicht wieder aus dem Kopf zu bekommen. Das ist sehr gruselig.

Einige Stunden später sitze ich dann in der Stube auf dem Sofa und schaue Fernsehen. Auf einmal kommt die Eilmeldung, dass es in Berlin einen (vermeintlichen) Terroranschlag gegeben hat, im Stile des Terroranschlages von Nizza im Sommer. Das gruseligste für mich war die Tatsache, dass ich letzte Woche genau an der Stelle war - am Weihnachtsmarkt am Kurfürstendamm. Das war frustrierend. Meine Eltern, die schon im Bett lagen, erfuhren erst eine Stunde später davon und waren erschrocken.

"Der Terror darf nicht siegen!" 
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich überrascht bin. Leider nicht. Ich habe schon damit gerechnet, dass es früher oder später in Berlin passieren würde, nachdem es schon in Paris, Brüssel und Nizza passiert ist. Kopenhagen erlebte letztes Jahr im Februar schon einen sehr verstörenden und gruseligen Anschlag, aber ich rechne damit, dass es vielleicht noch einmal passieren würde, im selben Masse wie es in Paris oder Brüssel geschah.

Der 11. September war schon sehr verstörend, und wegweisend dafür, wohin das neue Jahrtausend gehen würde. Wir alle wissen, wo wir an dem Tag waren, und was wir in genau dem Augenblick gemacht haben. Ich weis nicht, wie dieses Jahrtausend sonst verlaufen währe. Gäbe es dennoch eine riesige Welle des Terrors, in dem Masse, wie wir in heute erleben? 

Ich kenne mehrere, die sich weigern, nach Israel zu reisen, aus Angst, Opfer eines Terroranschlages zu werden. Heute aber muss ich sagen, dass wir wohl nirgends sicher mehr sind. Dennoch muss ich sagen, dass ich mich in Israel viel sicherer fühle, als derzeit in Europa, egal ob es nun Deutschland, Dänemark oder Schweden ist. Und nach Frankreich traue ich mich nun auch nicht mehr so recht, nach allem, was in den letzten zwei Jahren da passiert ist, 

Was nun? Was können wir dagegen machen? 

Ich weis es nicht - ich weis nur, dass ich meinen Glauben an das Gute im Menschen weiterführen werde, trotz allen was passiert ist. Vielleicht hört sich das jetzt für manche sehr Naiv an, aber ich kann eben nicht anders. Gewalt ist keine Lösung, und die Leute, die diesen Terror verursachen sind nichts anderes als Hirnlose Faschisten, die ihre Seele, ihre Persönlichkeit und Individualität an eine Menschen verachtende, tödliche Ideologie verkauft haben, um ihren Glauben und Weltanschauung um jeden Preis aufzwingen wollen. Und das nicht nur gegen Juden, Christen, Buddhisten, Jesiden,  Atheisten, Bahais etc, sondern auch den Muslimen (egal ob nun Sunniten oder Schiiten), die sich weigern, ihre Auslegung des Islams auszuleben. 

Ich glaube, dass es noch schlimmer wird im nächsten Jahr. 

Ich wünschte, dem währe nicht so. 

Montag, 12. Dezember 2016

Letztens in Berlin...

Kleine Insta-Kreationen vom verlängerten Wochenende in Berlin:

Kurz vor der Abreise...
Grab eines Cohen am Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee, Prenzlauer Berg 
Familiengrab der Beer Familie 
Köstlicher Hummus im Masel Topf an der Rykestrasse 
Die Schönheit des Prenzlauer Bergs
Blume an der Prenzlauer Allee, Prenzlauer Berg
Die Neue Synagoge bei Nacht 
Wasserturm an der Rykestrasse, Prenzlauer Berg 
Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche 
Synagoge Rykestrasse 
Konsumterror bei Alexa 
Bahnhod Prenzlauer Allee
Prenzlauer Berg by night 
Grab von Max Liebermann (Mosche ben Eliezer)
Am Alexanderplatz 
Die mystische Schönheit der Synagoge Rykestrasse 
Pop Art in Berlin Moabit - egal ob nun mit Kim Jong-un....
...einer Burkaträgerin....
...oder Angela Merkel und Erdogan
Berlin Moabit
Grab des Komponisten Giacomo Meyerbeer, neben dem Grab seiner Mutter Amalia Beer
Auf der Rückreise bei Puttgarden
Am Heckeschen Markt...

Der Frühling wird wärmer...

  Am Krankenhaus in Næstved, April 2014 - das war eines der letzten kalten Frühlingstage 2014  So, jetzt ist es schon fast mehr als zwei Woc...