Sonntag, 20. Februar 2022

7 Jahre nach dem Terroranschlag

Letzten Montag und Dienstag sind es 7 Jahre her, dass die Terroranschläge passierten, wo der Regisseur Finn Nørgaard und der Wachmann Dan Uzan ermordet wurden. 

So wurden am Montag von der Finn Nørgaard Vereinigung Preise vergeben, und am Dienstag fand dann eine Gedenkzeremonie vor der Synagoge statt, wo der ehemalige Kirchenminister Bertel Haarder eine Rede hielt - wo er unter anderen ein falsches Jahr für den Tod von Karl Munk nannte. Sonnst war die Rede an sich gut. 

Gedenkzeremonie vor der Synagoge

Nach der Gedenkzeremonie musste ich allerdings nachdenken, an die Zeit damals, und an die Zeit danach. Und zudem ist seit letzter Woche eine weitere Veränderung gekommen - seit Montag steht das Militär nicht mehr vor den Synagogen, jetzt ist es nur noch die Polizei. Ich habe sehr gemischte Gefühle deswegen. 

Eines der Dinge über die ich denken musste ich daran denken, dass während der Gedenkzeremonie nicht viel über den noch immer wachsenden Antisemitismus gesprochen wurde, das wirkte etwas wie eine Art Missed Opportunity. 

Das andere über das ich denken musste, war an dem Tag nach den Anschlägen. Ich erinnere mich, wie ich mit Freunden an den Abend in die Synagoge ging, und kurz darauf gingen wir allesamt mit der Menschenmenge von Krystalgade hin nach Østerbro zu Krudttønden, wo in der Zwischenzeit Bühnen aufgebaut waren und Reden gehalten wurden und Lieder gesungen wurden. 




Mir ist dann aufgefallen, dass alle diese Gesten damals nichts anderes als performativ waren und eigentlich nichts bedeuteten. 

Es hat sich eigentlich nicht viel geändert in der Gesellschaft an sich, und viele Dänen haben inzwischen vergessen dass diese Terroranschläge, die zwei Menschenleben kosteten, überhaupt passiert sind. 

Ich lernte kurz danach auch, dass viele Nichtjuden Antisemitismus einfach nicht verstehen - soll heißen, die können nicht verstehen, was Antisemitismus so anders macht als andere Formen des Rassismus, und außerdem dass die meisten Antisemiten einfach Antisemiten bleiben. Sie ändern sich halt nicht. 

Nachruf für Lata Mangeshkar

 


Vor drei Wochen starb die legendäre indische Playbacksängerin Lata Mangeshkar im Alter von 92 Jahren, anscheinend an COVID-19, da sie einige Tage vorher damit ins Krankenhaus kam. 

Lata Mangeshkar war eine der erfolgreichsten Playbacksänger überhaupt, und galt als "Nachtigall Indiens", und hat Lieder für über tausend Filme gesungen, und war im Guinness-Buch der Rekorde für die meisten gesungenen Lieder, da sie zwischen 1948 und 1974 über 25.000 Lieder einspielte, in über 20 Sprachen, unter anderen Marathi (ihre Muttersprache), Hindi, Urdu, Punjabi, Tamil, Telugu, Bengali, Assamesisch, Gujarati und Nepali. Seit 2011 ist ihre jüngere Schwester Asha Bhosle im Buch der Rekorde. 

Meine erste Begegnung mit Lata Mangeshkar war bei meinem ersten indischen Film überhaupt, Veer Zaara, als dieser im November 2005 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Dort sang sie alle die weiblichen Parts des Soundtracks. 

Sie wird der Welt sehr fehlen und die indische Filmindustrie hat einen riesen Stern verloren. 

Möge sie in Frieden ruhen. 

Donnerstag, 27. Januar 2022

Mein erster Besuch am Jüdischen Friedhof in Nakskov

Nun denn. 

Ich habe schon 2015 über meinen dortigen Besuch am Jüdischen Friedhof von Nakskov geschrieben, aber aus irgendeinen Grund habe ich bisher noch nie von einem ersten Besuch dort erzählt, da dies ein sehr besonderer Moment war. 

Aber zuerst gehen wir mal zurück zum Herbst 2012:

Es war beim Fest ehemaliger Schüler auf meinem Gymnasium in Maribo, und aus irgendeinen Grund war da Polizei an den Türen. Ich fragte einen der Beamten über Antisemitismus in Dänemark, und er erwähnte, dass es in Nakskov mal eine Jüdische Gemeinde gab. Das klang sehr seltsam - jüdisches Leben auf Lolland? Das klang so seltsam. 

Es dauerte allerdings eine Weile bis ich mich mehr damit beschäftigte, aber es blieb immer in meinem Hinterkopf. 

Dann kam der März 2014. Meine Eltern waren kurz zuvor aus ihrer jährlichen Frühjahreise aus der Türkei angekommen, und der Alltag fing langsam wieder an. An einem Abend kurz vor meinem 20. Geburtstag habe ich dann im Internet nach Informationen über die Jüdische Gemeinde Nakskovs gesucht - und fand da unter anderem heraus, dass die Straße wo der Friedhof liegt Jødevej ("Judenstraße") heisst, und dass die letzte Synagoge 1880 eingeweiht wurde und dann 40 Jahre später, 1920, geschlossen wurde. 

Zur selben Zeit hilf ich etwas freiwillig aus beim Theater in Maribo. Es war recht Sinnlos, da die meisten Darsteller so gut wie alles selbst machten, und ich finde dass ich da meine Zeit verschwendet habe. 

An einem Tag musste ich erst am Nachmittag dort erscheinen - und da ich sonnst nichts zu tun hatte, bin ich mit der Mofa nach Maribo gefahren. Ich war bisher noch nie nach Nakskov gefahren, und das war eines der längsten Fahrten die ich je mit meiner Mofa unternommen habe (mal abgesehen von der Fahrt Richtung Roskilde im Sommer 2013), und es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis ich endlich in Nakskov ankam. Dann begann ich sofort nach der Suche nach Jødevej, und irgendwann war es da. Ich fuhr sofort rein, und da war er - der Jüdische Friedhof. 

Es war ein sehr besonderer Moment - dies war nun das erste Mal, dass ich einen Jüdischen Friedhof besuchte. Zwar hatte ich im Jahr zuvor den Jüdischen Friedhof auf dem Ölberg gesehen, aber betreten hatte ich ihn nicht. Es war, als würde ich in eine andere Welt treten. Einer alten Welt, weit weg von der heutigen. Und ich fühlte mich so sehr zu ihr hingezogen. 

Ich schaute mir jedes einzelne Grab an, und fotografierte es. Ich kann mir fast jeden einzelnen Namen merken. Mir fiel auf, dass die ältesten Grabsteine nur auf hebräisch standen, während viele der späteren aus dem 19. Jahrhundert auf dänisch standen. Die meisten hatten aber Beschriftung in beiden Sprachen. Und es waren nicht nur Juden, die in Nakskov wohnten - auch Juden aus Nysted, Maribo, Sakskøbing und Nykøbing. Sie wurden dann alle in Nakskov beerdigt. 

Hier sind die Fotos, die ich damals machte:

Das Grab von Philip Jacob Efraim (Urischraga Mosche ben Jakow) und seiner Frau Gitl 

Ich habe die Fotos auch auf Instagram veröffentlicht 

Das Grab der Henriette Cecilie Leudesdorff (Zische Jette bat Elhanan Mosche) 


Das Grab von Moses Cohn, eines der letzten Begräbnisse dort 


Das Grab der Frederikke Philip (Fradche bat Zvi) - das letzte Grab auf dem Friedhof, im selben Jahr wo die Synagoge geschlossen wurde


Das Grab von Ferdinand Philip (Urischraga ben Zvi) 


Das Grab der Sophie Levison

Das Grab der Sille Philip neé Simonsen


Das Grab von Hirsch Philip (Zvi Hirsch ben Josef)


Das Grab von Nathan Samuel

Das Grab der Jette Samuel


Die Gräber von Israel Hertz Lublin und seiner aus Fehmarn stammenden Frau Caroline Lublin (neé Mendel) 


Das Grab der Dorthea Samson (Deiche bat Mendel) 


Das Grab von Salomon Abrahamsen (Schlomo Zalman ben Avraham), aus Galizien stammend 


Das Grab von Joseph Hirsch Heidenheim

Das Grab von Isaac Hertz (Jitzchak ben Jehuda Leib)


Das Grab von Hertz Aron Samson (Hertz ben Aharon)

Das Grab von Jacob Joseph Meyer (Jakow ben Jizke)


Eines der ältesten Grabsteine, des Menachem ben Naftali


Der älteste Grabstein auf dem Friedhof, von Isaac Pollak


Eines der ältesten auf dem Friedhof, eines Paares 


Gräber von Bett Hertz (Frayna bat Jehuda Leib) und Caroline Hertz


Grab von Lea Hertz neé Levin (Lea bat Jehuda Leib)


Grab von Sara bat Mordechai

Diese Bilder hier sind zwar nicht so gut wie die Bilder, die ich dort in den nachfolgenden Jahren machen würde, aber dennoch haben sie einen sehr bestimmten Platz in meinen Erinnerungen als meinem ersten Besuch auf einem Jüdischen Friedhof. 

Und es seltsam zu denken, dass ich jetzt, 8 Jahre später, mehrere der Nachkommen der dort begrabenen kenne. 

Es war jedenfalls eine Offenbarung. Und ich fühlte mich danach irgendwie sehr erfüllt, und irgendwie näher an meinem Ziel, irgendwie - es war jedenfalls ein Meilensteil auf meiner Reise. 

Und dennoch hatte ich zu diesen Zeitpunkt keine Ahnung welch eine große Wendung für mich später im selben Frühling kommen würde. 

Seit letzten Jahr muss ich mehrmals an 2014 denken. Vielleicht, weil ich nun so viel passiert ist, dass nun Zeit ist, über das geschehene nachzudenken. 

Vorfreude auf Purim

Purim 2021 / 5781 in Kopenhagen 
Purim ist wahrhaftig eines meiner Lieblingsfeiertage. Es ist ein fröhliches und sehr gemütliches Fest, dass sich für mich immer wieder überraschend anfühlt. Ich habe letztes Jahr schon über mein erstes Purim überhaupt gesprochen, und über mein bis jetzt aller schönstes

Generell finde ich die Geschichte hinter Purim so faszinierend, wie es im Buch Esther erzählt wird. 

Das Buch Esther
Purim ist zudem auch der fröhlichste jüdische Feiertag überhaupt, und es gilt als eine sehr große Mizwa wenn man sich an dem Tag betrinkt, so sehr dass man zwischen den Namen "Haman" und "Mordechai" nicht unterscheiden kann. 

Und dann ist da ja auch die Gemütlichkeit des ganzen. Wie ich schon sagte, so werde ich immer wieder aufs neue überrascht, wie gemütlich es ist. 

So auch im letzten Jahr. 

Zwar gab es da keine große Feier auf der Jüdischen Schule wie es sie zuletzt 2020 zwei Tage vor dem plötzlichen Lockdown, aber es war dennoch unglaublich gemütlich und ich habe sie deswegen besser in Erinnerung als das Purim von 2020. 

Es fing so an, dass ich am Tag vor Erev Purim nach dem einkaufen im koscheren Laden einen kleinen nostalgischen Spaziergang hatte, in Erinnerung an mein allererstes Purim und die Feiern im alten Gebäude der Jüdischen Schule - dann musste ich allerdings feststellen, dass das Gebäude abgerissen wurde. 

Am Tag danach habe ich dann, wie jedes Jahr gefastet. Und gleichzeitig habe ich den Haushalt erledigt und habe den letzten Einkauf erledigt und habe dann etwas gebacken. Ich erwartete Besuch - eine Freundin kam nach Kopenhagen um etwas zu erledigen, und die erste Nacht würde sie dann bei mir verbringen und Purim feiern. Schließlich kam sie an und wir machten uns auf dem Weg zur Synagoge - wegen den Corona Regeln mussten wir Tage vorher uns einen Platz buchen, damit da nicht zu viele Leute anwesend waren. Auch wegen den Corona Regeln wurde der G-ttesdienst in zwei geteilt - so war der erste Teil des G-ttesdienstes im Gemeindehaus, und der zweite Teil mit der Lesung des Buches Esther dann in der Synagoge selbst. 

Es war trotz allem ein schöner G-ttesdienst, obwohl da nicht genug fastende Männer waren, um aus der Torah zu lesen. 

Meine Freundin und ich gingen dann rüber zum Chabadhaus, um dort von mir bestelltes Essen zu holen, und sobald wir wieder bei mir waren, machten wir es uns gemütlich:


Das Essen war einfach köstlich. Wir wurden auch betrunken, so wie es auch sein soll. Nach dem Essen haben wir uns zwei Filme angesehen, und wir haben uns dann bis ganz tief in die Nacht unterhalten. 

Nächsten Morgen haben wir dann den Rest des Essens gegessen, und sie ging dann zu ihrem weiteren Vorhaben nach Amager, und ich habe mich dann etwas ausgeruht bis ich weiter nach Valby musste um Essen für den Schabbat zu holen. 

Das war zwar ein Purim wo wirklich nicht all zu viel geschah, aber dennoch habe ich es nun sehr gerne in Erinnerung wegen der Gemütlichkeit und der guten Laune. 

Aber generell ist Purim ein so schöner Feiertag. Nicht nur weil er die Selbstbestimmung des Jüdischen Volkes feiert, auch weil er mit mehreren Wundern im Laufe der Geschichte verbunden ist - unter anderem der Tod Stalins, der schlimmeres verhinderte. 

Mir ist leider auch aufgefallen, dass Purim auch eines der Feiertage ist, den viele Juden ignorieren - und das kann ich einfach nicht verstehen. 

Ich finde, dass Purim gerade wegen seiner Vorgeschichte und Bedeutung ein sehr kraftvoller und ermächtigender Feiertag ist. 

Für mich ist es auch ein schöner Feiertag, weil er für mich auch den Anfang des Frühlings  und Ende des Winters bedeutet. 

Gerade jetzt wissen wir noch nicht, wie "normal" (soll heißen: wie vor 2020) dieses kommende Purim sein wird, aber dennoch bin ich mir sicher, dass es sehr schön sein wird. 

Velma - die wohl schlechteste, meist gehasste Serie der neuen Zwanziger

  SHE HAS NO BRAIN  Oy vey, das war schon sehr bizarr, als Ende 2022 bekannt wurde, dass Mindy Kaling eine Animationsserie für Erwachsene pr...