Posts mit dem Label 2015 werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label 2015 werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 30. Juni 2022

Kleinigkeiten aus der Zeit vor dem Gijur, und was diese bedeuteten


Chanukka 2018 in der Großen Synagoge Kopenhagens 

Seit letztes Jahr denke ich oft an die letzten Monate auf Lolland vor dem Umzug nach Kopenhagen i Spätsommer 2014, und was diese für mich bedeuteten. Und auch auf die letzten Monate im Gymnasium 2013, da diese Zeit auch sehr mit der anderen verknüpft ist. An das letzte denke ich jetzt vor allem weil ich letztes Jahr zum ersten Mal nach langer Zeit wieder feiernde Abiturienten feiernd mit ihren Mützen sah - und dann sofort an meine Tage damals denken musste.  

In der Zeit ging es mir ja auch so, dass ich endlich damit anfangen wollte, zum Judentum zu konvertieren. Das konnte ich allerdings erst dann machen, wenn ich in einer Stadt lebte, wo es auch eine Gemeinde gibt. Zuerst wollte ich nach Berlin um es dort zu machen, aber nach meinen ersten beiden Besuchen nach dem ersten Mal in Israel - Flensburg im November und Berlin im Dezember 2013 - war es dann etwas, was ich mir dann aus dem Kopf schlug. Ich entschied mich, nach Kopenhagen zu ziehen und es dann dort zu machen. 

Am Abend vor meiner Abreise nach Israel habe ich dann zum aller letzten Mal in meinem Leben Schweinefleisch gegessen. Das war schon ein Bruch, der was an sich hatte. 

Irgendwo auf Lolland im Sommer 2013, kurz vor der Reise nach Israel 

Allerdings war es auch so, dass ich damals keine Ahnung hatte, wo ich hätte anfangen sollen. Und zwar wusste ich auch, dass am Samstag Schabbat (oder besser gesagt: ab Freitagabend) ist, aber dennoch hatte ich noch immer keine Ahnung, wie es sich anfühlt, ihn zu begehen, und die ganzen Rituale. Ja, zwar stand es in Rabbi Laus Buch "Wie Juden leben" (auf englisch Practical Judaism), aber dennoch war es schwer nachzuvollziehen. 

Ich erinnere mich noch sehr gut auf die Feiern im Gymnasium, die da einmal im Monat stattfinden würden. Nachdem das Gymnasium vorbei war, war es auch damit vorbei. Und dennoch war es dann immer so, dass das Wochenende wie jeglicher anderer Tag war, auch weil ich nicht wirklich viel zu tun hatte - denn es war nicht jeder Tag, wo ich meine Eltern auf der Arbeit half. 

Kerzen im Theater "Sprøjtehusteatret" in Nykøbing, auf einem Freitagabend im späten Februar 2014

Allerdings muss ich sagen, dass ich vom Januar 2014 langsam spürte, dass da Freitagabends eine bestimmte Energie in der Luft war, sobald sich die Dämmerung näherte. Das war irgendwie beruhigend. Sehr bestimmt erinnere ich mich, als ich an einem Freitagabend im späten Februar zu einem Theaterstück in Nykøbing Falster ging, wo ich dann nach der Ankunft in der Stadt - die Sonne ging langsam runter, eine gewisse Stimmung spürte. 

Und dennoch. Freitag und Samstag waren Tage wie alle andere, und das änderte sich gewaltig nach dem Umzug nach Kopenhagen. 

Im späten Frühling 2014 begann ich dann allerdings schon langsam meinen Gijur-Prozess, in dem ich einmal im Monat Sonntagmorgen mit dem Zug nach Kopenhagen fuhr, um dort zum Unterricht im Gemeindehaus zu gehen. 

In meiner ersten Wohnung in der Kopenhagener Vorstadt Albertslund 

Ich würde jetzt auch sagen, dass ich in den letzten 7-8 Monate vor dem Umzug sehr unruhig - ich sehnte mich halt sehr nach Veränderung. 

Ich zog dann im Spätsommer 2014 um, aber einige Tage später kam ich zurück nach Lolland weil meine Eltern und ich zur Hochzeit meines Cousins nach Hamburg sollten. Die Hochzeit - einer Dorfkirche außerhalb von Hamburg - fand an einem Samstag statt. Am Freitagabend ging ich dann indisch essen, und versuchte zu verstehen, was in den letzten Tagen passierte. 

Im indischen Restaurant Maharani in Hamburg, August 2014

Am Tag nach der Hochzeit bin ich dann zurück nach Kopenhagen gefahren, da am nächsten Tag die Intro-Woche für die Uni anfing. Und so begann noch ein neues Kapitel in meinem Leben an. 

Am Ende der Intro-Woche war da ein Abendessen auf der Uni für uns die die Nahost-Fächer studierten. Nach dem Essen (mit dem wohl langweiligsten Hummus aller Zeiten) gingen wir dann alle zum Keller des Gebäudes, wo eine Diskothek aufgestellt war. Ich ging auf die Tanzfläche und....verlies den Raum nach 20 Sekunden. 

Warum?

Weil ich spüren konnte, dass das schon längst nicht mehr meine Welt war. 

In der darauffolgenden Woche war ich dann zum ersten Mal im Chabadhaus, in der kleinen Synagoge Machsike Hadas zum Kabbalat Schabbat, und zum Morgengebet dann in der grossen Synagoge. 

Das war dann meine Rutine am Wochenende von da an. Eine Zeit lang war ich so gut wie jeden Freitagabend im Chabadhaus, bis ich anfing, die häuslichen Rituale des Kiddusch zuhause sprach. 

Ein Jahr später war ich dann an einem Freitagabend auf Lolland, wo ich zum Geburtstag einer Freundin war. Und so gemütlich wie es war, konnte ich nicht wirklich aus dem Kopf bekommen, dass ich wohl etwas anderes machen musste. (Und zudem war es dann so: alle anderen aßen an dem Abend Schweinefleisch, für mich haben die Hühnchenbrust serviert - und heute kann ich nicht mehr das Fleisch vom Supermarkt nebenbei essen....) 

Das war halt die Realisierung, dass diese Zeit für mich vorbei war. 

Nach dem Umzug nach Kopenhagen würde ich dann zwar noch immer treifes Fleisch (aber kein Schweinefleisch oder Garnelen) essen - aber dann ab ungefähr Januar 2016, würde dieses Fleisch anfangen sich für mich säuerlich zu schmecken, und ich kaufte dann kein Fleisch mehr ein. (nach meinem Gijur im Sommer 2016 dauerte es allerdings noch ein Jahr, bis ich koscheres Fleisch kaufte - es ist halt etwas teuer hier in Dänemark)

Letztendlich aber würde ich sagen, dass ich nichts bereue und es das ganze wehrt war. 

Ich bereue nichts. 

Die Mikwe im Keller vom Gemeindehaus in Kopenhagen

Montag, 8. März 2021

Ein kleiner Nostalgietrip in Ryparken

Ich kam ein Paar Tage vor Purim zurück nach Kopenhagen, nur um Purim zu feiern, jedenfalls so gut es in den Zeiten der Pandemie geht. Jedenfalls, dem Tag vor Erev Purim ging ich zum koscheren Laden um da einige Einkäufe zu erledigen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon seit Dezember nicht mehr die S-Bahn - oder jegliche andere öffentliche Verkehrsmittel - genommen, und das war schon ein sehr komisches Gefühl. Und es war so gut wie niemand in der S-Bahn. 

Nach einer Station war ich jedenfalls in Ryparken, und beim Anblick der Landschaft als ich aus der S-Bahn stieg wurde ich ganz nostalgisch - ich musste sofort an mein erstes Purim vor 6 Jahren denken: 


Damals war es schließlich das erste Mal dass ich je nach Ryparken reiste, es war also ein Neuland für mich. 

Ich ging jedenfalls dann zum koscheren Laden, und als ich dann wieder unten an der S-Bahnstation war, schaute ich gerade aus zur Straße, und musste dann einfach diesen Spaziergang gehen. Ich ging also dann da hoch - und dann realisierte ich, dass ich schon seit dem März 2017, also zum letzten Purimfest im alten Gebäude der Jüdischen Schule, nicht mehr da gegangen bin! 

Es war G-tt sei dank sehr schönes Wetter, schon richtiges Frühlingswetter. 




Die Wolken sahen so schön aus - und ich bekam sofort sehr nostalgische Gefühle vom Frühling 2015, wo so viel in meinem Leben passierte. Ich musste auch an dieses Gefühl der Melancholie denken, als ich am Abend damals wieder zurück zur S-Bahnstation ging, nachdem alles vorbei war. 

Das Wetter war wie gesagt so schön wie damals - aber gleichzeitig fielen mir die ganzen Veränderungen auf, es war eine riesige Baustelle da. 

Letztendlich ging ich die Straße hinein, wo die Jüdische Schule war. Das Gebäude direkt wenn man rein kommt war nun sehr saniert, und ich ging weiter zur eigentlichen Straße. Was mir sofort auffiel war, dass da weder Polizeiautos noch ein Checkpoint war. Ich ging weiter. 

Und so sieht nun der Ort aus, wo damals die Schule stand:

Es war irgendwie schockierend. 

Ich ging also nun weiter zur Hauptstraße, zurück zur S-Bahnstation. 

Es fühlte sich gut an, Ryparken an sich nach 4 Jahren wieder zu besuchen. Es war zudem sehr lange her, dass ich eine solche Nostalgietour gemacht hatte - und ich brauchte es so sehr, Vor allem in diesen Zeiten. 

Als ich wieder Zuhause war, schickte ich die Bilder zu einer Freundin, die im damals darauffolgenden Winter nach Israel ging - und sie war ebenfalls schockiert, sie sagte "es ist fast als ob wir nie da waren!" 

Ja, so sehe ich es auch. 

Merkt euch, das alte Gebäude der Jüdischen Schule war damals nicht gerade ein ach so schönes Gebäude, es war ein eher durchschnittliches gelbliches Gebäude aus den 70´ern. 

Allerdings muss ich sagen, so gefielen mir die Feiern zu Purim und Jom Haatzmaut im alten Gebäude viel mehr als im neuen. 

Es ist im neuen Gebäude viel kälter, und es fehlt einfach so das gewisse etwas. 

Es war damals halt eben viel Gemütlicher und Intim. 

Nostalgie ist schon etwas seltsames. 

Donnerstag, 14. Januar 2021

Ein Frühlingsabend in Kopenhagen, 2015

 Ich habe gestern schon über mein erstes Purim im Frühling 2015 geschrieben, und wie glücklich ich in den Tagen war, aber nur 1,5 Wochen später wurde das ganze erschüttert wegen dem Tod meiner Großmutter. 

Aber gehen wir erstmal zurück. Es war der Montag des 16. März 2016, und ich hatte mir frei genommen weil mir am Morgen etwas übel war. In der Nacht hatte ich einen sehr seltsamen Traum, wo ich meinem Opa (väterlicherseits) traf, der vier Jahre zuvor gestorben war. Und wir redeten über den Tod. Mehr erinnere ich mich nicht von dem Gespräch, aber mir war übel als ich aufwachte. Als es mir gegen 11 wieder besser ging, ging ich zum Føtex in Albertslund Zentrum, da ich ein Paket abholen sollte. Als ich mit dem Paket zum Bus ging, hatte ich auf einmal ein seltsames Gefühl, als ob etwas schlimmes passieren würde. Ich verdrängte dieses Gefühl, da ich in der Woche mich auf zwei Dinge freuen konnte - am nächsten Tag war da israelischer Wahlabend im Jüdischen Gemeindehaus, und am Freitag würde ich dann auf die Studienfahrt nach Israel gehen. 

Obligatorische Morbærhaven Katze 

Albertslund 

Auch typisch Albertslund, fiel mir an dem Tag jedoch zum ersten Mal auf 

Der Rest des Tages verging da sehr ruhig, ohne große Sachen. Das heisst, bis ungefähr 20 Uhr. Denn dann rief mich meine Mutter an. Ich ahnte schlimmes. Ich nahm ab - und meine Großmutter war nun aus dieser Welt vergangen. Meine Mutter fragte ob ich nach Lolland wollte, um mich zu verabschieden. Ich sagte zuerst nein, da ich einiges zu tun hatte die nächsten Tage - rief aber dann an, um zu sagen dass ich nun dennoch nach Lolland wollte. 

Eine Stunde später oder so waren meine Eltern da, ich hatte in der Zwischenzeit meinen Koffer gepackt und mehrere vom Tod meiner Großmutter benachrichtigt. Bevor wir Albertslund verließen, kauften wir bei einer Tankstelle einen schönen Blumenstrauß. 

Als wir in Nykøbing ankamen und in der Leichenhalle waren, mussten wir zwei Stunden warten. Es musste noch die Polizei kommen. Dann kam der Moment, wo wir sie sehen konnten - ich konnte sie in dem Zustand nicht wieder erkennen. Ich sprach mein Gebet, legte den Blumenstrauß an ihr und wir fuhren nachhause. Chang, unser Border Collie, konnte spüren, dass etwas nicht stimmte. Er hing sehr an ihr. Und er war so glücklich, sie zu Weihnachten 2014 zu sehen, nachdem er sie lange nicht mehr gesehen hatte. 

Die nächsten zwei Tage waren von Besuch geprägt, und Planungen zur Beerdigung - die extra so gelegt wurde, dass sie am Tag nach meiner Rückkehr aus Israel stattfand. 


Am Mittwoch fuhr ich schließlich zurück nach Albertslund, um dort das letzte sauber zu machen und den Koffer zu packen. Ich war am Donnerstagabend bei einem Freund zum Filmabend eingeladen, aber ich musste noch herausfinden, wo ich den Koffer hinlegen konnte in der Zwischenzeit. Ich fand es also heraus - in einem riesigen Spinnt am Flughafen. Ich fuhr also mit der S-Bahn nach Nørreport, wo ich dann die Metro zum Flughafen nahm. Es war ein schön sonniger Tag, und es war ein schönes Abenteuer für sich, denn ich hatte noch nie die Metro zum Flughafen genommen. Als ich ankam, musste ich erst herausfinden, wo diese Spinte waren - und dann fuhr ich wieder zurück nach Nørreport. Es war bereits Abends, aber die Sonne war noch nicht untergegangen - aber es viel langsam an zu dämmern. 


An der alten Bushaltestelle in Richtung Glostrup, bevor diese 2018 abgerissen wurde 

Nørreport in der beginnenden Dämmerung 


In Richtung Nørrebro....







Da es noch etwas dauerte, bis der Filmabend bei dem Freund anfing, bin ich zu Fuss gegangen, den ganzen Weg durch Nørrebro. Es war auch die Gelegenheit zu sehen, wie sich das Viertel in den letzten 5 Jahren da verändert hatte - im Februar 2010 war es nämlich das letzte Mal gewesen, wo ich da indische Filme gekauft hatte. Als ich bei der Straße bei Assistens Kirkegård ankam, sah ich, dass diese Läden nun nicht mehr existierten. Es war recht seltsam zu sehen. Und dennoch genoss ich es, da zu gehen an dem Abend. Ich trug meine Sommerjacke, zum ersten Mal in dem Jahr. 

Irgendwann kam ich zu einem Platz mit mehreren grossen Schaukeln, vor einer Art Kulturzentrum. Die Sonne war im Begriff unter zu gehen, und ich setzte mich auf einer der Schaukeln (die so gestaltet waren wie eine Bank), und ich surfte ein wenig im Internet und relaxte ein wenig. Ich las unter anderen ein damals sehr aktuelles Interview mit der ehemaligen iranischen Kaiserin Farah Pahlavi, in der sie unter anderen von ihrer einzigen Begegnung mit ihrer Vorgängerin Soraya Esfandiary Bakhtiary in Paris erzählte. Seltsam dass ich mich gerade an den Artikel erinnern kann....

Und ich dachte natürlich weiter an den Verlust meiner Großmutter. Ich hatte mich zwar in den letzten Monaten irgendwie mental darauf vorbereitet, aber dennoch tut es weh. Sie wurde immerhin 86 Jahre alt. Leider war ihre Demenz in den letzten zwei Jahren schlimmer geworden, und sie lebte die letzten vier Monate ihres Lebens in einem recht guten Pflegeheim in Toreby. Ich vermisse sie immer noch, und werde es für den Rest meines Lebens. 

Und ich dachte an den Studientrip nach Israel, der nun bevorstand - und ich wusste, dass dieser mein Leben irgendwie verändern würde. Das tat er dann auch. 

Als es schon dunkel wurde, ging ich weiter. 

Die Gegend in Nørrebro, wo diese Schaukeln sind 

Bei Nørrebro Station 

Die Grenze zwischen Nørrebro und Nordvest 
Ich kam dann bei meinem Freund an, und wir hatten dann mit zwei anderen einen sehr schönen Abend. Später fuhr mein Freund mich zu Bispebjerg Station, wo ich dann den Bus zurück nach Nørreport nahm. Es war zudem mein erstes Mal an der Station - und diesen Bus nehme ich nun fast jeden Tag. 



Ich kam schließlich bei Nørreport an, und ging zuerst runter zur Metro. Da stand, dass die Metro erst wieder in zwei Stunden fahren würde - aber da wurde in einer halben Stunde ein Zug zum Flughafen fahren. Ich war bisher noch nie in dem Teil von Nørreport, wo die richtigen Züge fahren - es war, wie wenn man in eine andere Welt geht. Und der Gleis war auch so schön beleuchtet. Und mein G"tt, war das eine lange Treppe. 



Nach einigen Minuten kam der Zug, und ich setzte mich rein, richtig müde. Ich hatte das Gefühl, dass diese Nacht nie enden würde. Dann fuhr der Zug rein in den Hauptbahnhof, wo er dann auch fast eine Stunde blieb. Ich lass in der Zwischenzeit Isaac Bashevis Singers Buch über seine Kindheit in Warschau. 


Nach fast einer Stunde fuhr der Zug weiter. Ich war - mal abgesehen vom Personal - der einzige im Zug. Irgendwie habe ich die Tatsache genossen. 

Ich war dann froh, als ich fast eine halbe Stunde später das hier sah:


Der Flughafen war auch fast verlassen, und nun musste ich einige Stunden warten, bis um 3 Uhr das Check in begann. Langsam kam unser Lehrer und mehrere der Teilnehmer. Als ich mich im Flugzeug hinsetzte - ein Norwegian Flug der Non Stop nach Tel Aviv flog - schlief ich sofort ein, und ich wachte erst eine Stunde vor der Landung auf. 

Es war schön, das hier zu sehen: 

Ich weis nicht warum, aber ich musste in den letzten zwei Monaten richtig oft an der Nacht denken - vielleicht auch, weil ich jetzt so dicht an dem Ort mit den Schaukeln wohne.....

Mittwoch, 13. Januar 2021

Mein erstes Purim revisited

Ich musste die letzten Monate immer wieder an mein erstes Purim denken, damals im Frühling 2015. Es war ein Monat nach dem Terroranschlag auf unserer Synagoge. 

Es war eine aufregende Zeit für mich. Ich fand es so aufregend, damals noch in der Mitte meines Gijur-Prozesses, über Purim zu lernen, über den Hintergrund des Feiertages und der Hinweise im Buch Esther. 

Schließlich kam Erev Purim, wo auch normal gefastet wird, das Taanit Esther. Es war das zweite Mal für mich, das fasten, das erste Mal war zu Jom Kippur 2014. Ich nahm mir für den Tag von der Universität frei, da ich es sonnst nicht aushalten könnte auf dem Campus. 

Am Nachmittag fuhr ich dann in die Stadt, und ging dann ins Nationalmuseum um die Zeit bis zum G-ttesdienst tot zu schlagen. Damals war es noch Gratis, das Museum zu besuchen - man musste lediglich für die Garderobe bezahlen. 

Das war das letzte Mal bis ich das Nationalmuseum wieder im Sommer 2017 besuchte. 

Hier sind die Bilder, die ich damals machte:


Dieses Gesicht vergisst man nicht 




Malereien von brasilianischen Eingeborenen des niederländischen Malers Albert Eckhout 

Federschmuck aus dem Amazonas 








Indische Fächer

Kunst aus Japan


Schmuck aus Afghanistan

Kopfschmuck aus Afghanistan 

Und hier Fotos aus der ethnografischen Abteilung:

Grönländische Frauentracht mit Perlen 






Perlenschmuck aus Grönland 



Navajo Teppich 


Räuchergefäß aus Japan 





Kunst aus Mali 


Kandelabra aus Mali 

Kreuz und Ikone des St. George aus Äthiopien 

Und hier noch einiges aus der Zeitreise Ausstellung - es zeigt Dänemarks Wandel vom 17. Jahrhundert bis in das Jahr 2000:

Frauentracht aus Skåne 

Silhouetten Kunst 






Ein Koran, geschenkt von einer palästinensischen Familie aus Helsingør 

Ich ging danach in die Innenstadt, und besuchte da auch einen Antiquariat-Basar:


"Die Kinder denken ich bin ein Schuh!" - Stan Smith. Naja, nicht alle Tage dass man ein American Dad Zitat auf der Strasse sieht

Und auf einmal, ein deutscher Koran 






Und schließlich kam ich dann in die Synagoge, und dann fing der G-ttesdienst an. Es wurde aus der Torah gelesen, und dann wurde aus dem Buch Esther gelesen. Und jedes Mal, wenn Hamans Name genannt wurde, wurde Lärm gemacht - und da ich damals keine Ratsche hatte, habe ich auf den Holzstand geklopft, und Mann, was tat meine Hand danach weh! 


Am nächsten Tag war da dann die große Purimfeier auf der Jüdischen Schule, die damals noch bei Ryparken lag. Es war zudem mein erstes Mal, dass ich nach Ryparken gereist bin. Das war schon ein Erlebnis für sich. Es war ein schön sonniger Tag, und um etwas Zeit totzuschlagen, ging ich in einem waldigen Stück nahe der Schule, und fand da eine leerstehende Ruine. 

An dem Morgen in Morbærhaven (noch in der ersten Wohnung), bevor ich nach Ryparken los zog 

Und hier ein Paar Fotos von der Feier:




Eine Miniatur Version vom Buch Esther 


Das leckere Buffet 

"Bring dich selber um bevor die es tun", gesehen auf dem Klo in der Sporthalle der Jüdischen Schule

Es war eine sehr gemütliche Feier, und das Essen war sehr lecker, und es gab viele gute und unterhaltende Gespräche. Es war schön, wieder etwas so positives zu erleben in dem ersten Monat nach dem Terroranschlag, der alles veränderte. 

Und dann kam das, was ich jedes Purim erlebe: diese Art von Melancholie, wenn die Feier vorbei ist und man auf dem Weg nachhause ist, und das Leben weiter geht. Es kommt immer und immer wieder. 

Es war generell eine sehr schöne Woche, vor allem auch wegen der Vorfreude auf der kommenden Studienfahrt nach Israel. Aber dann in der darauffolgenden Woche starb meine Oma im Alter von 86 Jahren, und es fiel in sich zusammen. 

Ich denke gerne an diese Zeit zurück, trotz der traurigen Umstände. 

Der Frühling wird wärmer...

  Am Krankenhaus in Næstved, April 2014 - das war eines der letzten kalten Frühlingstage 2014  So, jetzt ist es schon fast mehr als zwei Woc...